Devot sein - ist man dann krank?

Mal wieder etwas Ernst zur Abwechslung:

Devot wurde ja schon einmal definiert:
Es werden hier unterschiedliche Ausprägungen der Hingabe genannt.

Eine Frau kann sich dem Mann hingeben.
(sexuell und dadurch Erfüllung erlangen, weil Sie all ihre Schranken aufbricht)
Soetwas funktioniert nur mit einem Partner, der aufrichtig lieben kann.
Ansonsten artet es zur Perversion aus, die nur noch auf Kickbasis funktioniert und Abhängigkeiten erzeugt.

Hingabe an das Leben ist die höchste Form,
denn es bedeutet sich fallen zu lassen und sich voll in das Erleben zu ergießen.Es ist eine Form der absoluten Liebe zum Menschsein und dieser Welt. Hingabe auch in Form göttlicher Offenbarung.

So verstehe ich das.
 
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Eine Frau kann sich dem Mann hingeben.
(sexuell und dadurch Erfüllung erlangen, weil Sie all ihre Schranken aufbricht)
Soetwas funktioniert nur mit einem Partner, der aufrichtig lieben kann.
Es ist eine Form der absoluten Liebe zum Menschsein und dieser Welt. Hingabe auch in Form göttlicher Offenbarung.

Sehr wahr geschrieben, jedoch mit dem Anhang, dass auch ein Mann das kann.

Wenn zwei sich lieben, sind beide devot,
was jetzt nicht unbedingt mit Sex zutun hat, aber ein wichtiger Punkt ist.
Ein dominanter Sexpartner kann mich devot behandeln, indem er mich tragt und mich leitet, das ist eine Form von Fürsorge.
Wenn ich devot bin, übe ich eine gewisse Macht über meinen Partner aus, denn nur durch mein Begehren wird er stark.

..und in einer Woge der Liebe kann es schon vorkommen, dass ein DOM sich plötzlich niederkniet vor seiner SUB, ihr seine Macht übergibt, weil er überweltigt ist und grenzenlos begehrt...
 
Ich betone garnichts, weil das mit Devot nichts zu tun hat.
Ein Mann ist aktiv devot und eine Frau passiv devot.
Rollen können vertauscht werden, dann hast du es eben mit mehr Frauenanteilen im Mann zu tun und mehr Mannanteilen bei der Frau.
Normalerweise überwiegt beim Mann der Mannanteil. ;-)

Mit Macht hat das nichts zu tun.
Es ist gerade die Form der Macht, die ich als primitiv empfinde.
 
soll es gar eine rhetorische Frage sein, Jake? :)
Nein, überhaupt nicht. Wenn da konstatiert wird "Menschheit, du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu!", dann stellt sich für mich die durchaus ernst gemeinte Frage "welches Zeug wozu?" (und einige andere) - wobei ich schon weiß, dass diese Antworten a) nicht in wenigen Sätzen gegeben werden können und b) ja ohnedies von Milliarden Menschen tagtäglich gelebt werden. Im Kontext von Charles Bukowski wär's für mich auch interessant, inwieweit er sein eigenes, literarisch eindrucksvoll begleitetes Scheitern auf "die Menschheit" projiziert. Fände ich jedenfalls spannender als allumfassende Ansichten über "die Menschheit", die vielleicht nicht mehr waren als ein auf einen Bierdeckel gekotzter Kater-Kopfschmerz (um mal in Bukowski-Regionen zu verweilen :)

Alles Liebe,
Jake
 
Nein, überhaupt nicht. Wenn da konstatiert wird "Menschheit, du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu!", dann stellt sich für mich die durchaus ernst gemeinte Frage "welches Zeug wozu?" (und einige andere) - wobei ich schon weiß, dass diese Antworten a) nicht in wenigen Sätzen gegeben werden können und b) ja ohnedies von Milliarden Menschen tagtäglich gelebt werden. Im Kontext von Charles Bukowski wär's für mich auch interessant, inwieweit er sein eigenes, literarisch eindrucksvoll begleitetes Scheitern auf "die Menschheit" projiziert. Fände ich jedenfalls spannender als allumfassende Ansichten über "die Menschheit", die vielleicht nicht mehr waren als ein auf einen Bierdeckel gekotzter Kater-Kopfschmerz (um mal in Bukowski-Regionen zu verweilen :)

Alles Liebe,
Jake

Bukowskis polnische (die waren entscheidend) Wurzeln, seine Vorliebe für harte Getränke dazu, in literarischer Hinsicht harter naturalistisch-realistischer Hintergrund (Zola, Tschechow waren unter anderem seine Vorbilder) und meine Kenntnis seiner Bio (also auch seines Wesens und Charakters) zeigen mir diese Worte

"... und auf dem ganzen schlamassel steht ein grabstein mit den worten: ' menschheit, du hattest von anfang an nicht das zeug dazu!' "

eigentlich als schlichte, knapp gehaltene Botschaft: Mensch, Du warst von allem Anfang an nicht dazu geschaffen, vollkommen (gut, gütig, gerecht) zu sein.
Somit ist die Tatsache sowohl der geschichtlichen, als auch menschlich individuellen, Schlamassel erklärbar.
Und weil wir in Devot...Thread sind: Bukowski war Vieles, Eines ganz und gar nicht, nämlich devot :)
 
P.S. Vielleicht denkst Du zu kompliziert, Jake. Er war kein Transzendentalist, er dachte gerade aus, die auf ihn einwirkenden Erlebnisse, Ereignisse wurden bisweilen oder sogar meist sarkastisch, humoristisch auf den Nenner, auf den Punkt gebracht, ohne ein System rundherum zu konstruieren. Naturalistischer Realist, so sehe ich ihn. Ich glaube nicht daß er sein Leben als gescheitert angesehen hat, er hat es leidenschaftlich drauflos ausgelebt.
 
Mensch, Du warst von allem Anfang an nicht dazu geschaffen, vollkommen (gut, gütig, gerecht) zu sein.
Somit ist die Tatsache sowohl der geschichtlichen, als auch menschlich individuellen, Schlamassel erklärbar.
Und weil wir in Devot...Thread sind: Bukowski war Vieles, Eines ganz und gar nicht, nämlich devot :)
Nein, an Devotem ist da nichts erkennbar... wobei sein "Schlamassel" (so sehe ich's) das Scheitern eines Moralisten ist. Wobei mich solche Befunde dann immer wieder erstaunen - auch wegen des sehr harten, oft gnadenlosen Maßstabes, der an die "Sollwerte der Menschheit" angelegt wird - das wäre dann das, wozu "der Mensch" das Zeug hätte haben sollen/können. Und ich bleib dabei: viel Projektion...

Die mir sympathischere Gegenposition wäre die liebevolle Anerkenntnis des Unvollkommenen, das unscheinbar Heroische von Alltagsbewältigung, das mir gegenüber dramatischem Scheitern so oft unterbewertet erscheint ... um das auch an einem amerikanischen Literaten festzumachen - John Steinbeck etwa.

Mit dem astrologisch angehauchten Ansatz aus der Sicht des Neptunischen, das bei Buko (ohne dass ich sein HK kenne) wohl eine Rolle spielt: Kampf gegen das Chaos mit einer idealistischen Ordnungs-Perspektive am Horizont bzw. im Unbewussten ("wie die Menschheit hätte sein sollen/können, wenn man ihr das Zeug gegeben hätte") ... oder Leben mit dem Chaos (wie's etwa in "Cannery Row", der "Straße der Ölsardinen" zauberhaft beschrieben ist, und auch da durchaus nicht ohne sozialkritische Perspektive und jedenfalls ohne Fatalismus). Ich meine ja nicht, dass eine Haltung legitimer wäre als die andere. Mir selbst (Sonne Fisch) liegt die Freundschaft mit dem Chaos näher...

Und das alles ist wohl weniger Offtopic als es den Anschein hat ... auch eine devote Rolle in der Erotik mag von manchen als "Krankheit" erlitten werden, wenn ein idealistisches Bild vorhanden ist, wie Beziehungen "in Ordnung" auszusehen hätten ... dann wird die eigene (Zu)neigung zur devoten Rolle, wenn sie quasi unwiderstehlich Verhalten und Beziehung dominiert, wohl als Kampf und Krampf, als Leiden erlebt werden. Und wenn's unter Verzicht auf ein ideales Soll als das, was es ist, gelebt und geliebt wird, in einer abwechslungsreichen Mischung aus Leid und Freud (und vielleicht sogar auch mit Freud & Co selbst-reflektierend... :), dann mag das für jemand, die/der's so nehmen kann, ganz okay sein...

Alles Liebe,
Jake
 
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Naturalistischer Realist, so sehe ich ihn. Ich glaube nicht daß er sein Leben als gescheitert angesehen hat, er hat es leidenschaftlich drauflos ausgelebt.
Dann wird mir aber "du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu" noch unverständlicher. Das ist doch eindeutig das Messen an einem moralischen, nicht eingelösten Anspruch (an einem "wozu").
 
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