Vielen, die mittendrin stecken in dieser Mühle, fällt es schwer, die Dinge objektiv zu sehen.
Ich habe so meine eigene Ansicht über das Ganze. Als gesagt wurde, es muß systmische Dummheit sein, traf das so ziemlich das, was ich auch denke. Es kann nur gewollt sein, daß alles schief läuft, denn wo ein Wille, da auch ein Weg. Und wenn die Politiker wirklich ein lebhaftes Interesse daran hätten, daß alles wieder besser läuft, dann würden sie das auch auf die Reihe bekommen. Da bin ich sicher. Jeder von uns hier ist sicherlich schon in Krisen gesteckt und irgendwie gab es immer einen Weg, da wieder raus zu kommen. Manchmal ist es sehr schwer, aber bei entsprechender Entschlossenheit klappt es auch.
Nur, von einer Seite her finde ich "die da oben" in Berlin wirklich dumm, denn im Grunde sägen sie an dem Ast, auf dem sie sitzen. Der Ast ist in dem Fall das Volk. Viele Leute in Deutschland nehmen das ganze Kasperltheater nicht mehr ernst und Maud hat das auch sehr schön gesagt: Sie reden und sagen nichts. Sie reden stundenlang und das Tag für Tag und es ist doch nur heiße Luft. Wenn Menschen in unserem näheren Umfeld sich so verhalten, wenden wir uns wohl in der Regel von ihnen ab. Denn wer kann schon Sprüchemacher wirklich ernst nehmen. Aber vielleicht sollten wir sie in einer gewissen Weise doch ernst nehmen. Ich meine damit, daß nicht unbedingt ihren Worten Glauben geschenkt werden muß, aber wir sollten versuchen, die Hintergründe zu sehen. Sie verbreiten Angst und Verunsicherung.
Die Menschen damals in der DDR lebten hinter dem sogenannten eisernen Vorhang. Das Sagen hatte der Staat und der Bürger hatte die Klappe zu halten. Ein Käfig also. Aber ging es uns im Westen viel besser? Auch wir saßen im Käfig - im goldenen Käfig. Uns wurden wunderschöne Sachen untergeschoben, wie: Soziales System, die Möglichkeit der Kredite, Wirtschaftswachstum und Wohlstand. Das hat aber nichts mit wirklicher Freiheit zu tun. Wer je einen Kredit aufgenommen hat, um ein Haus zu bauen oder ein Auto damit zu finanzieren, weiß das. Zuerst werden günstige Zinsen angeboten, die aber dann unter fadenscheinigen Vorwänden hochgeschraubt werden. Und dann kann man sehen, wie man die monatliche Belastung hinbekommt.
Das soziale System ist im Grunde eine gute Idee. Es sollte dazu dienen, Menschen, die in eine Notsituation geraten, vorrübergehend zu helfen. Der Haken an der Geschichte aber ist, daß die Menschen anfingen, sich darauf zu verlassen.
Die Krankenkassenbeiträge sind sicherlich hilfreich für Menschen, die unter chronischen oder schwerwiegenden Krankheiten leiden und sich viel im Krankenhaus oder Therapien aufhalten müssen. Ich für mich selbst habe oft überlegt, wie das gewesen wäre, wenn ich von Anfang an jeden Monat einen bestimmten Betrag in einen Topf getan hätte. Ich fing mit 16 meine Lehre an, also auch damit Krankenkassenbeiträge zu zahlen. Heute bin ich 41 und da wäre schon was zusammen gekommen, zumal meine Kinder und ich nur selten krank sind. So hätte man ein Polster, über das man selbst bestimmt.
Nun zahlt man Beiträge an die Krankenkasse, dann wurden die Zuzahlungen für Medikamente eingeführt, die stetig erhöht werden und inzwischen hat man auch noch die Praxisgebühr. Man zahlt also in alle Richtungen, obwohl der Krankenkassenbeitrag ja schon alles beinhalten sollte. Und die Krankenkassen haben ihre Finanzen durch diese "Neuerungen" bisher auch nicht wirklich saniert. Also wieder eine Augenwischerei.
Das Leben hat mich gelehrt, daß es wichtig ist, von niemandem abhängig zu sein. Ein Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis sollte zum Austausch dienen. Man gibt Arbeitskraft gegen ein Arbeitsentgelt. Das ist im Grunde ein fairer Tausch - wenn es so gehandhabt wird.
Vom Staat abhängig zu sein, wenn es nicht sein muß, kann tatsächlich zu Bequemlichkeit führen. Doch diese Bequemlichkeit hat ihren Preis, denn man gibt sich preis. Wer schon mal in diesen Mühlen gesteckt hat, weiß was alles verlangt wird an Papieren, wenn man einen Antrag stellt. Man hat kein eigenes Leben mehr. Aber irgendwie gefällt das auch dem Staat. Sie wollen scheinbar die Leute an der Kandare haben. Mir gefällt das nicht und ich schöpfe meine Möglichkeiten aus, um eigenbestimmend sein zu können. Ganz dem System entziehen kann man sich nicht. Aber bis zu einem gewissen Grad geht das.
Es wurde gesagt, es wäre Zeit für eine Rebellion. Ich glaube nicht, daß das funktioniert. Ich denke eher, das Volk müßte wirklich konkret zusammenhalten und dem Staat unter die Nase reiben, daß es so nicht geht. Was passierte mit einem König, der nicht ordentlich regierte? Er wurde gestürzt. Muß man eine Regierung akzeptieren, die nur dank den Wahlen des Volkes existiert, trotzdem aber gegen das Volk arbeitet? Ich denke, eine gute Rebellion wäre, wenn die Wahlbeteiligung mindestens 95 % wäre. Bei Wahlen wird aber immer wieder gesagt, daß soundsoviele Wählerstimmen fehlen, weil die Leute nicht hingegangen sind zu wählen. Jeder, der nicht zum wählen geht, gibt automatisch dem, den er gar nicht haben will, eine Stimme. Geht man aber zum wählen und gibt sein Kreuz meinetwegen auch den kleinen Parteien, dann entsteht mehr Gegengewicht, mehr Druck. Es könnte dazu führen, daß sich die Politiker vielleicht doch mehr anstrengen.
Ich selbst bin von keiner der Parteien im Bundestag überzeugt, denn ich denke, sie arbeiten hinter den Kulissen Hand in Hand. Nur in der Öffentlichkeit tun sie so, als wären sie gegeneinander.
Ich bin auch sicher, daß viele Deutsche im Grunde die Nase voll haben und sich vieles nicht mehr gefallen lassen wollen. Man muß nicht zu den Waffen greifen. Im Gesetz sind immer noch genug Möglichkeiten verankert, sich zu wehren. Sie müssen nur sinnvoll und intelligent genutzt werden. Keiner hat den Mut anzufangen, aber wenn es mal einer tut, wird man sehen, wie viele da nachziehen. Denn die überwiegende Mehrheit hat zu leiden unter den Finanzsanierungs-Maßnahmen.
Wir als Volk, sollen Einblick haben dürfen in die Buchhaltung der Bundesregierung, um zu wissen, was mit den Steuergeldern passiert. Wir sollten auch mitreden dürfen, ob uns ein Gesetzt gefällt oder nicht. Und Politiker sollten nicht theoretisierende Akademiker sein, die noch nie wirklich hart arbeiten mußten, sondern es sollten Leute aus dem Volk sein, die wissen, was Sache ist. Ein guter Firmenchef ist einer, der auch in der Firma seines Vaters als kleiner Lehrling angefangen hat und das Metier von der Pieke auf kennen gelernt hat. So ein Mensch weiß dann auch, wie man sich als Arbeitnehmer fühlt und sieht die Dinge nicht nur von der Arbeitgeber-Seite aus.
Wir schimpfen in der Tat viel auf die Regierung, aber es sollte tatsächlich etwas unternommen werden um den Obrigen mehr Feuer unterm Hintern zu machen. Wir haben bestimmt viele Möglichkeiten, nur wir nutzen sie (noch) nicht wirklich. Waffen und Gewalt sind nicht nötig, es geht auch anders. Wir dürfen nicht resignieren und denken, daß es ja doch nichts bringt. Alles bringt etwas. Auch die Dinge einfach laufen zu lassen bringt etwas: Eine Regierung, die mit uns macht, was sie will, die aber ohne das wählende Volk ein Nichts wäre.
Ales Liebe
Moonrivercat