Zum Hintergrund:
Vor etwa vier Jahren hat mir jemand eine "Bewerbung" geschickt. Ein Text, wie ich noch niemals zuvor etwas annähernd ähnliches gelesen hatte. Als persönliche E-Mail und persönliche Ansprache an mich - weswegen ich den Text auch nicht hier veröffentlichen oder verlinken möchte.
Davor war ich über zwanzig Jahre lang unterwegs, in esoterischen, spirituellen und magischen Zusammenhängen, mit der Frage, ob an dem ganzen Hokuspokus wohl etwas dran sein mag. Besser gesagt, ich für meinen Teil weiss, dass was dran ist; ich war also genau genommen danach auf der Suche, ob sich denn irgendwo jemand ernsthaft damit auseinandersetzt. Gefunden hab ich in den zwanzig Jahren nichts dergleichen - nichts, was in einer konkreten Weise spirituell ernzunehmen gewesen wäre und mithin über blosse Lebens- und Weltanschauungen, Liturgien, Maßregeln und dgl. hinausgehen und tatsächlich etwas bewirken täte - stattdessen reichlich Schwätzer, Heilssuchende, Bedürftige, Dogmatiker und Präpotente.
Bis dann eben die Bewerbung eintraf. Die war anders. Völlig anders. Die hat gefetzt und gerockt.
Freilich war der Urheber letztlich nicht auszumachen - lediglich offenkundige eine Spur - die wiederum zeigte in erster Linie zum Schwamanismus.
Gut, dachte ich mir, dann findet man da vielleicht Leute, die ein bischen Ahnung haben...
Dem ist natürlich nicht so. Man findet die gleichen substanzlose Schwafeleien, die gleichen Bedürftigkeiten, die gleichen Rechthabereien und Streitereien über gänzlich irrelevantes, wie in den anderen Bereichen der Spiritualität. Ja, schlimmer noch - denn es ist da mehr Geld zu machen.
So weit, so schlecht. Stellt sich also zusätzlich die Frage: worum gehts bei dem ganzen schamanischen Zauber eigentlich, wenn schon nicht um richtige Magie?
Und dazu bin ich nun in meinem Wohnungschaos an ein Büchlein geraten, das mir wohl vor zwanzig oder dreissig Jahren mal jemand in die Hand gedrückt hat, und wo ich dann davon abgesehen hab, es zu lesen.
Und zwar erzählt da ein gewisser "Sun Bear" sozusagen sein Lebensgeschichte.
Es ist sehr schön zu lesen, und dieser Mensch erweckt Sympathien. (Es sei mal dahingestellt, ob er das gezielt manipulativ macht, oder ob er tatsächlich so cool drauf ist bzw. war.) Ein erfrischend normaler, auf gesunde weise pragmatischer Mensch mit wohltuenden Ansichten, ein offensichtlicher Lebenskünstler, der in praktisch lebbarer Weise das realisiert, was das Ideal der Hippies war.
Dazwischen ist dann viel die Rede von Indianern, und oft auch von Schamanen oder Heilern oder Medizinleuten - aber eigentlich kann man das ignorieren, denn das was tatsächlich als Inhalt rüberkommt, ist einfach nur genau das was die Hippies wollten: ein sinnvolles, bewusstes, gesundes, naturbezogenes, mitmenschliches, gemeinschaftliches und liebevolles Leben.
Das würde nun freilich zweierlei erklären: es könnte erstens erklären, woher der ungeheure Hype des Schamanismus kommt, und zweites, warum dann, wenn man genau hinguckt, überhaupt nix dahinter ist. Wenn es tatsächlich nur um das geht, was die Hippies wollten, dann entspricht das nunmal der tiefsten Sehnsucht der allermeisten Menschen - und gleichzeitig ist es überhaupt nix besonderes, sondern etwas was wir jederzeit realieren könnten, wenn wir nur wollten.
Das trifft nun frelich auf ein anderes Rätsel, das mich lange zeit beschäftigt hat: aus meiner sicht ist die Weltanschauung der Hippies das Schönste und Sinnvollste, auf das man je gekommen ist. Und die meisten Leute scheinen dem zumindest insoweit zuzustimmen, dass sie ein liebevolles, naturbezogenes Leben erstrebenswerter finden als ein steril funktionales. Warum also sind diese Ideen, nachdem sie um etwa 1965 plötzlich aufgekommen sind und populär wurden, kurz nach 1970 wieder von der Bildfläche verschwunden und hatten keinen Bestand?
Ich für meinen Teil hab die Hippies immer beneidet und mich geärgert, dass ich zu spät geboren bin - ein paar Jahre früher hatte noch jeder die Möglichkeit zu einem Leben wie es guttut und gesund ist.
Eine ganze neue Erklärung wäre nun, dass die Leute es offenbar nicht geregelt gekriegt haben, und dass das der wirkliche Grund ist, warum die ganzen Ideen wieder untergingen - dass zwar prinzipiell die Möglichkeit bestand, sich ein taugliches Leben zu gestalten, dass aber die meisten zur Unsetzung zu blöd sind, und sie daher lieber einen anderen Menschen dafür bezahlen, dass er das lebt was sie sich eigentlich wünschen, und diesen Menschen zu einem Guru, Schamanen oder Heiler [v]erklären.
Das würde sich dann decken mit einigen anderen Beobachtungen, wo zB eine Gruppe netter Leute, die sowas wie eine spirituelle Gemeinschaft leben, einen bedeutenden spirituellen Lehrer anmieten, damit er ihnen ein Wochenende lang seine Weisheiten verklickert - und alle sind total beeindruckt davon, während ich mich frage wozu das ganze gut sein soll - weil sie das alles viel einfacher und naheliegneder in ihrem eigenen Herzen finden könnten. :/
Vor etwa vier Jahren hat mir jemand eine "Bewerbung" geschickt. Ein Text, wie ich noch niemals zuvor etwas annähernd ähnliches gelesen hatte. Als persönliche E-Mail und persönliche Ansprache an mich - weswegen ich den Text auch nicht hier veröffentlichen oder verlinken möchte.
Davor war ich über zwanzig Jahre lang unterwegs, in esoterischen, spirituellen und magischen Zusammenhängen, mit der Frage, ob an dem ganzen Hokuspokus wohl etwas dran sein mag. Besser gesagt, ich für meinen Teil weiss, dass was dran ist; ich war also genau genommen danach auf der Suche, ob sich denn irgendwo jemand ernsthaft damit auseinandersetzt. Gefunden hab ich in den zwanzig Jahren nichts dergleichen - nichts, was in einer konkreten Weise spirituell ernzunehmen gewesen wäre und mithin über blosse Lebens- und Weltanschauungen, Liturgien, Maßregeln und dgl. hinausgehen und tatsächlich etwas bewirken täte - stattdessen reichlich Schwätzer, Heilssuchende, Bedürftige, Dogmatiker und Präpotente.
Bis dann eben die Bewerbung eintraf. Die war anders. Völlig anders. Die hat gefetzt und gerockt.
Freilich war der Urheber letztlich nicht auszumachen - lediglich offenkundige eine Spur - die wiederum zeigte in erster Linie zum Schwamanismus.
Gut, dachte ich mir, dann findet man da vielleicht Leute, die ein bischen Ahnung haben...
Dem ist natürlich nicht so. Man findet die gleichen substanzlose Schwafeleien, die gleichen Bedürftigkeiten, die gleichen Rechthabereien und Streitereien über gänzlich irrelevantes, wie in den anderen Bereichen der Spiritualität. Ja, schlimmer noch - denn es ist da mehr Geld zu machen.
So weit, so schlecht. Stellt sich also zusätzlich die Frage: worum gehts bei dem ganzen schamanischen Zauber eigentlich, wenn schon nicht um richtige Magie?
Und dazu bin ich nun in meinem Wohnungschaos an ein Büchlein geraten, das mir wohl vor zwanzig oder dreissig Jahren mal jemand in die Hand gedrückt hat, und wo ich dann davon abgesehen hab, es zu lesen.
Und zwar erzählt da ein gewisser "Sun Bear" sozusagen sein Lebensgeschichte.
Es ist sehr schön zu lesen, und dieser Mensch erweckt Sympathien. (Es sei mal dahingestellt, ob er das gezielt manipulativ macht, oder ob er tatsächlich so cool drauf ist bzw. war.) Ein erfrischend normaler, auf gesunde weise pragmatischer Mensch mit wohltuenden Ansichten, ein offensichtlicher Lebenskünstler, der in praktisch lebbarer Weise das realisiert, was das Ideal der Hippies war.
Dazwischen ist dann viel die Rede von Indianern, und oft auch von Schamanen oder Heilern oder Medizinleuten - aber eigentlich kann man das ignorieren, denn das was tatsächlich als Inhalt rüberkommt, ist einfach nur genau das was die Hippies wollten: ein sinnvolles, bewusstes, gesundes, naturbezogenes, mitmenschliches, gemeinschaftliches und liebevolles Leben.
Das würde nun freilich zweierlei erklären: es könnte erstens erklären, woher der ungeheure Hype des Schamanismus kommt, und zweites, warum dann, wenn man genau hinguckt, überhaupt nix dahinter ist. Wenn es tatsächlich nur um das geht, was die Hippies wollten, dann entspricht das nunmal der tiefsten Sehnsucht der allermeisten Menschen - und gleichzeitig ist es überhaupt nix besonderes, sondern etwas was wir jederzeit realieren könnten, wenn wir nur wollten.
Das trifft nun frelich auf ein anderes Rätsel, das mich lange zeit beschäftigt hat: aus meiner sicht ist die Weltanschauung der Hippies das Schönste und Sinnvollste, auf das man je gekommen ist. Und die meisten Leute scheinen dem zumindest insoweit zuzustimmen, dass sie ein liebevolles, naturbezogenes Leben erstrebenswerter finden als ein steril funktionales. Warum also sind diese Ideen, nachdem sie um etwa 1965 plötzlich aufgekommen sind und populär wurden, kurz nach 1970 wieder von der Bildfläche verschwunden und hatten keinen Bestand?
Ich für meinen Teil hab die Hippies immer beneidet und mich geärgert, dass ich zu spät geboren bin - ein paar Jahre früher hatte noch jeder die Möglichkeit zu einem Leben wie es guttut und gesund ist.
Eine ganze neue Erklärung wäre nun, dass die Leute es offenbar nicht geregelt gekriegt haben, und dass das der wirkliche Grund ist, warum die ganzen Ideen wieder untergingen - dass zwar prinzipiell die Möglichkeit bestand, sich ein taugliches Leben zu gestalten, dass aber die meisten zur Unsetzung zu blöd sind, und sie daher lieber einen anderen Menschen dafür bezahlen, dass er das lebt was sie sich eigentlich wünschen, und diesen Menschen zu einem Guru, Schamanen oder Heiler [v]erklären.
Das würde sich dann decken mit einigen anderen Beobachtungen, wo zB eine Gruppe netter Leute, die sowas wie eine spirituelle Gemeinschaft leben, einen bedeutenden spirituellen Lehrer anmieten, damit er ihnen ein Wochenende lang seine Weisheiten verklickert - und alle sind total beeindruckt davon, während ich mich frage wozu das ganze gut sein soll - weil sie das alles viel einfacher und naheliegneder in ihrem eigenen Herzen finden könnten. :/