Deregulierung (die Lösung für alles ..?)

Von Griechenland glauben viele Mittele
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uropäer, das Land habe über seine Verhältnisse gelebt und sei nach teuren Hilfen reformunwillig, ein Fass ohne Boden. „Wer Rettet Wen?“ deckt auf, dass die kostspieligen Rettungspakete seit 2010 ausschließlich die Kreditgeber, die Banken, Hedgefonds und Versicherungen gerettet haben. Als der griechische Regierungschef A. Papandreou Ende 2011 dazu ein nationales Referendum forderte, wurde er vom Europarat putschartig ersetzt - ersetzt von einen sog. Technokraten, Lukas Papademos Genau durch den Mann, der zusammen mit der Investmentbank Goldman Sachs Griechenland in den Euro gemogelt hatte. Seine Aufgabe war jetzt, die Auflagen der Kredite durchzusetzen: Zerstörung der öffentlichen Sozialversicherung für Gesundheit und Renten– Deregulierung der Arbeit – Privatisierung öffentlicher Güter usw.

Die EU-weite Rettungspolitik erweist sich im Film nicht nur in Griechenland als Meilenstein einer neoliberalen Entwicklung, die Reiche immer reicher und Arme immer ärmer macht. Privat- und Staatshaushalte werden zugunsten der Finanzwelt geschröpft. Soziale Rechte werden durch das Recht auf Schulden ersetzt. Schulden sind das Mittel, um die Menschen vom freien Denken und Handeln abzuhalten. In den USA zeigt der Film, wie dieses System schon lange funktioniert. Studenten verlassen die Universität mit einem Berg Privatschulden. Schulden, die häufig nie mehr zurückgezahlt werden können. Man leistet ein Leben lang Schuldendienst. So lieben es die Banken.

http://www.whos-saving-whom.org/index.php/de/
 
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Der hundertste Thread wo einfach nur gedankenlos und unreflektiert ein Youtube-Video nach dem anderen reinkopiert wird.

Da kann man auch gleich direkt vor der RTL-Nachmittagsmattscheibe sitzen bleiben.
Sinnvolle Diskussion gleich null.
Langweilig.
 
Der hundertste Thread wo einfach nur gedankenlos und unreflektiert ein Youtube-Video nach dem anderen reinkopiert wird.

Da kann man auch gleich direkt vor der RTL-Nachmittagsmattscheibe sitzen bleiben.
Sinnvolle Diskussion gleich null.
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wo Worte fehlen, da äfft man nach
ausgetrampelte Pfade, mehr nicht
 
Ja, in etwa so stelle ich mir das vor. Für die Extremfälle lassen sich Lösungen finden, aber im Grundsatz gilt: Selbst schuld, wer diesen Weg wählt. Jeder Aussteiger sollte natürlich ein längeres Beratungsgespräch hinter sich bringen müssen, denkbar wäre auch, bei besonders gefährdeten Menschen einen Ausstieg nicht zu bewilligen, damit es zu dieser Situation nicht kommt.
Aber da wird es dann kompliziert und ansatzweise willkürlich/unfair. Denn wie sollte man Regeln festlegen wie gefährdet jemand ist. Das hängt sehr mit individuellen Persönlichkeiten zusammen.

Wenn man das als Gedankenspiel hochrechnet: Deutschland hat um die 85 Millionen Einwohner, nehmen wir an das 15 Millionen das wollen würden. Und nehmen wir an, dass das für den größten Teil auch funktionieren würde, aber für 1 Million Menschen würde es nach hinten losgehen. Das wäre dann ein gesellschaftliches Problem. Denn natürlich kann man theoretisch sagen "selbst Schuld", aber wenn diese Menschen dann erst komplett pleite und obdachlos und in extrem schwierigen und zum Teil lebensbedrohlichen Situationen sind - abgesehen von moralischen Überlegungen würde das auch viele objektive Probleme schaffen. Ich vermute, dass die Gesellschaft dann schon auch trotzdem zahlen würde/müsste.

Und bei der Krankenversicherung ist es ja bereits so. Wer einmal in die private gewechselt ist, kann nur noch in besonderen Ausnahmefällen in die gesetzliche zurück.
Ja, aber es ist keine Option gar nicht krankenversichert zu sein.


Aber das ist doch auch nur fair. Heute hat jeder schon hunderttausendmal von Kryptowährungen gelesen. Vor 10 Jahren war das ein Randthema, mit dem sich nur ein paar irre Nerds auseinandergesetzt haben. Die sind da teilweise existenzbedrohende Risiken eingegangen, und wurden von der ganzen Welt für verrückt gehalten - ein paar Jahre später waren viele von ihnen Milliardäre. Wer gegen den Strom schwimmt, dem muss man auch eine höhere Rendite zusprechen, ansonsten lohnt das Risiko ja nicht.
Ja, mir geht es dabei gar nicht so sehr um Fairness. Ich habe selbst ja von dieser Dynamik profitiert und auch mitbekommen das ich von einigen früher eher belächelt oder sogar für ansatzweise verrückt gehalten wurde. Und natürlich kann man dann sagen "ich bin das Risiko eingegangen und es hat funktioniert, andere wollten das nicht als das Potential noch hoch war - also ist es fair". Das ist aber nicht der wesentliche Aspekt.

Das Problem dabei ist: Da es wie ein Naturgesetz ist das Geld tendenziell noch mehr Geld anzieht und Geld wiederum oft auch zu mehr Einfluss führt, zumindest wenn es um sehr reiche Menschen geht, und das wieder mehr Möglichkeiten schafft um noch mehr Vermögen anzuhäufen, wird es in sich selbst destruktiv. Nehmen wir noch mal das Beispiel Bill Gates - nicht Microsoft als Dominator, sondern nur den Reichtum einer Person. Oder Bezos... Diese paar Superreichen haben derart viel das sie ganze Länder entschulden könnten. Und auch statistisch ist es ja so das sehr wenig wesentlich mehr haben als die ärmsten 50% - auch in eigentlich reichen Ländern. So etwas kann ja nicht gut für eine Gesellschaft sein. M.A.n. ist es auch nicht gut für die Superreichen.

Wenn man Geld auf seine positivsten Eigenschaften reduziert, dann schafft Geld ein mehr an Sicherheit und ein mehr an Freiheit. Bei Milliardären ist das nicht mehr der Fall. Sie können sich nicht so frei und sicher bewegen wie Du oder ich. Natürlich können sie für alles bezahlen und sie leben in super Häusern und haben Bodyguards und natürlich fühlen auch sie sich frei weil sie mit ihren Jets durch die Gegend fliegen wie wir mit nem Bus durch eine Stadt fahren. Die haben das alles sehr gut organisiert. Aber während es noch einen großen Unterschied macht ob jemand 10.000 oder 100.000 hat und sicherlich auch noch ob jemand 1 Million oder 10 Millionen hat, ist das im Bereich von hunderten Millionen oder sogar Milliarden eher nicht mehr der Fall. Niemand der nicht psychisch krank ist kann so viel Geld gebrauchen.


Außerdem ist es so, dass es das gegenteilige Problem auch gibt; jemand, der einen zweistelligen Milliardenbetrag anlegen muss, kann in einen Großteil aller Anlagevehikel gar nicht investieren, weil es sich schlicht nicht rentiert. Warren Buffett hat etwa das Problem, dass er inzwischen nur noch in riesige Unternehmen investieren kann, weil bei kleinen schlichtweg seine Due Diligence zu aufwendig wäre. Deswegen kauft der heutzutage quasi nur noch Blue Chips Coca Cola, Apple und Heinz.
Ein Milliardär muss ja nicht zwingend hohe Summen in irgendwelche kleinen Investments anlegen. Aber er kann das natürlich möglichst gut streuen und dann eben auch Geld, das ihm nicht fehlen würde, für normale Menschen aber schon extrem viel wäre (Millionen) in riskante Investments stecken die im Bestfall wieder extrem hohes Potential haben können.


Aber es stimmt natürlich, dass diejenigen, die viel Geld haben auch mehr Möglichkeiten haben, allein wegen der Skalierung (siehe oben mein Steuerberater-Beispiel). Aber dabei ist meist auch ein ganzer Stab von Leuten involviert, die da mitarbeiten und bezahlt werden - also man kann die Millionen nicht einfach irgendwo parken und sie vermehren lassen. Weil theoretisch könnte ja auch jeder Kleinstanleger in 10 verschiedene Pennystocks investieren und hoffen, dass eins davon explodiert. Natürlich werden dann nur aus, sagen wir, 1000€ dann 10.000€ oder 100.000€, aber das Prinzip ist ja das Gleiche.
Es gibt noch einen wichtigen Unterschied:

Stell Dir jemanden vor der sehr reich ist und er streut auch einige Investments in Anlagen die ziemlich riskant sind. Er wird nicht pleite gehen wenn die kaputt gehen und er hat v.a. auch Zeit. Er kann sich vollkommen darauf konzentrieren wie diese Investments funktionieren.

Denk Dir dasselbe Szenario bei einem Familienvater der wesentlich weniger Geld hat. Prinzipiell kann er das gleiche tun, aber üblicherweise kommt so jemand auch mal in die Situation das Geld fehlt. Auto geht kaputt oder Kind braucht wegen irgendwas Geld usw. Menschen die ganz normale Leben führen, ohne viel Geld zu haben, sind viel öfter in Situationen das sie solche Investments dann zum falschen Zeitpunkt verkaufen müssen um liquide zu sein.

Es gibt viele Aspekte die Kleinanleger letztlich doch benachteiligen, selbst wenn sie prinzipiell das gleiche tun könnten und manchmal auch tun. Es ist für sie schwerer.
 
20 x mehr Derivate (Wetten, Spekulationen)! als das Weltinlandsprodukt sind im Umlauf, reine Fiktion. Würden wirklich Marktgesetze herrschen - und das ist ja das Frappierende - dann würden die Reichen in und nach der Krise weit weniger reich sein als vorher.

Es ist aber genau umgekehrt: Die Reichen sind nach einer Krise weit reicher als je zuvor. Und die anderen teilweise ärmer.

Macht das stutzig? Die Krise als Geschäftsmodell. Vielerorts zu beoobachten. Erst die Krise (initiiert), dann folgt der Wiederaufbau, und dieser durch wen? ..

58:10

Herdolor Lorenz, einer der Filmemacher von "Wer rettet wen?" im Interview.
 
Ja, aber Deregulierung betreffend ist es m.A.n. nicht so dass es da eine Art "bösen Plan" gab. Die Vordenker sind keine Ideologen. Es ist nur unmöglich alle Konsequenzen komplett bis ins letzte zu durchdenken bevor solche Ideen tatsächlich in die Praxis umgesetzt werden.

Das Problem sind m.A.n. eher die Machtverhältnisse die durch Deregulierung natürlich nicht besser wurden.

Morjen @Condemn and all,

vorab, ich tue mich schwer auf deine umfassenden Beiträge zu antworten, da ich für jeden eine Stunde bräuchte, diese Zeit ist fürs Forum nicht vorhanden.

In Teilbereichen stimme ich dir zu, in anderen nicht.

Zur Ideologie: Neoliberalismus IST eine Ideologie, das würde dir klar werden, wenn du dich mit den Ansichten und Aussagen v. Hayek's und Friedman's sowie der Mont Pelerin Society befasst.

Und ja, ich schrieb zu Beginn, dass die 37 Intellektuellen lose zusammen gekommen sind, um zu diskutieren und neue Wirtschaftsordnungen zu durchdenken. Und ich schrieb auch, dass die Durchsetzung vermutlich in diesem Ausmaß selbst überraschend ist für die MPC.

Allerdings ist mit zunehmendem Erfolg der Plan gewachsen und wie man an der Vernetzung und den ThinkTanks sieht, mittlerweile festgezurrt wie kaum etwas anderes.

Ihr solltet euch einfach einmal mit den beiden Personen beschäftigen und wie sie bis zu ihrem Tode (1998 und 2006) noch argumentierten. Denn das ein Marktfundamentalismus zum Wohle aller funktionieren würde, war längst widerlegt worden.

Und spätestens dann wird es eine Ideologie.
 
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Und noch einmal zur Wiederholung: Der Freiheitsbegriff bezieht sich in der Hauptsache auf Wirtschaftsgüter und den freien Fluss des Kapitals, ohne Grenzen.

Für Menschen setzt die MPC (siehe Interview des Präsidenten der Society, Wirtschaftsredakteur der NZZ) einen ganz anderen Maßstab an, dort soll diese Freiheit nur für Personen gelten, die bereits entsprechend kapitalträchtig sind und eine Art Eintrittspreis verlangt werden können.

Bis hin zu Aussagen, dass diejenigen, die sich im freien Markt nicht behaupten, durchaus geopfert werden können.

Wobei Friedman da noch in den Anfängen einlenkte und ein geringfügiges Salär für die Schwächeren einer Gesellschaft vom Staat einräumte. v. Hayek sah das ganz anders.

Also wer da nicht drüber stolpert und der neoliberalen Ideologie das Wort redet, dem kann man ganz ungeniert eine verbohrte, unwissende und rein provozierende Haltung unterstellen.

Oder sogar eine tiefe, innere Überzeugung, was erschreckend wäre.
 
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Damit können wir den Faden auch ruhen lassen, es vieles vorhanden und bleibt sicher bestehen, somit kann - wann immer es einen Anlass geben sollte und man(cher) sich vielleicht erinnern möge - jederzeit aufs Neue hier nachgesehen und gelesen oder auch ergänzt werden.

Für Eure Beiträge besten Dank, zum Abschluss ein paar Worte von v. Hayek selbst:

3. Mont Pelerin Society


Gestern Abend lief Die Anstalt auf ZDF. Uthoff und Wagner haben auf die Verflechtung der Think Tanks und ihrer Ableger und Schwestern der Mont Pelerin Society aufmerksam gemacht und wie diese Denkfabriken es geschafft haben, das neoliberale Weltbild in den westlichen Gesellschaften so zu implementieren und zu verallgemeinern, dass es als selbstverständlich und natürlich angesehen wird. Es ist sicherlich ein leichtes herauszufinden, wie die Mitglieder der sogenannten Wirtschaftsweisen in dieses Netzwerk verflochten sind und warum diese Wirtschaftsweisen nicht weise sind, sondern Interessegeleitet. Ein Vordenker dieser liberalen Denkschule ist Hayek, der schrieb einmal: „Wahr ist nur, dass eine soziale Marktwirtschaft keine Marktwirtschaft, ein sozialer Rechtsstaat kein Rechtsstaat, ein soziales Gewissen kein Gewissen, soziale Gerechtigkeit keine Gerechtigkeit - und ich fürchte auch, soziale Demokratie keine Demokratie ist.“ (Hayek 1979). Das sollte man sich stets vor Augen halten, wenn man die Weisen sprechen lässt.

 
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