Es geht, ist aber nicht immer so einfach. Schließlich ist man selbst derjenige, der einem auch am meisten über sich selbst vormacht. Man lügt sich somit im Grunde genommen eigentlich andauernd selbst an. Aus Angst vor der Wahrheit über sich selbst. Die dann zu (v)ertragen, ohne Beschönigungen, ist eine weitere Hürde.
Alleine dürfte sowas schwierig sein, weil die Kontrollschleife fehlt, man also die eigenen Muster und Programme kaum durchschauen dürfte und wieder auf sie reinfällt. Mitunter genau dann wenn man glaubt, sie bereits überwunden zu haben.
Also wäre wohl eine Begleitung vorteilhaft, die in dem Fall tatsächlich weiter als man selbst ist, und die in der Lage ist, die eigenen Mechanismen zu durchschauen. Noch dazu führen, und das ist jetzt wirklich ganz subjektiv, viele "Heilmethoden" meiner Ansicht nach auch mitunter in bester Absicht wieder in die Irre, verlagern letzlich die Probleme, anstatt sie zu klären, auch wenn es oft zunächst so wirken mag.
Viel mehr kann ich dir dazu wohl auch nicht sagen. Ich bin kein "Heiler" und weiß warum ich davon auch die Finger lasse. Manche sind vielleicht dazu berufen, viele nicht. Womit das "andere heilen" eigentlich eine eigene Problematik und Symptomatik, das "Rettersyndrom" zumeist, ins Außen, auf andere verlagert.
Menschen habe ich da nie vertraut. Die sind selbst gefangen. Aber Gott habe ich schon immer vertraut. Und mir war schon lange klar, dass Gott sich Menschen und Ereignisse bedient, um mich auf meine Fehler aufmerksam zu machen und zwar mithilfe der Gefühle.
- Also, wann immer durch eine Situation oder einen Menschen negative Gefühle ausgelöst wurden, so wusste ich, dass das in mir ist- da sitzt der Hase im Pfeffer.
Ich habe die Gefühle ernst genommen.
Wenn es Wut war oder Traurigkeit oder irgendetwas, das mich nicht mehr losgelassen hat, so wusste ich, dass es sich um etwas handelt, an dem ich etwas falsch sehe, einfach eine falsche Ansicht habe.
Vor allem: etwas selbst nicht tue oder nicht tun kann, was ich aber von anderen verlange. Eine eigene Lieblosigkeit übersehen und sie wem anders in die Schuhe geschoben habe.
Denn wenn ich glaube, es ist der andere, der die Macht hat, meine Gefühle zu beeinflussen, so glaube ich auch, dass ich nicht die Macht habe, das nicht zuzulassen.
Die Gefühle sind also der Gradmesser überhaupt.
Und das über Jahre, sogar Jahrzehnte bewusst angenommen als Führung von Gott, als was ich die Gefühle immer gesehen habe, hat zu dem oben beschriebenen Tod geführt.
Irgendwann dann nämlich stand ich mit meinem ganzen Hass vor mir selbst und da gab es niemand anderen mehr, dem ich den hätte in die Schuhe schieben können.
Gott noch eine Weile lang, bis das auch nicht mehr ging, aber dann ist die Bombe geplatzt. Und hinter dem Hass lag Schmerz, ein wahrer See aus Schmerz.
Der war dann einfach nicht mehr geschützt durch Mauern und Verdrängungen und Projektionen. Und wenn dieser Schmerz wie eine Eiterblase aufgehen darf, dann ändert sich tatsächlich was.
Das Sehnen hört auf und das Zweifeln, die Angst verschwindet und Beruhigung tritt an ihre Stelle. Ein schöner, wenn auch schwerer Prozess.