ich würde in diesem buch nicht den nationalsozialismus zerpflücken.
ich finde, darum geht es gar nicht.
zumindest nicht für mich.
wer von uns hat ihn miterlebt?
es geht um sprachlosigkeit und erdrückende erlebnisse.
und um menschen, in diesem fall typischerweise um eine frau,
die mal mitrannte, nicht mitkonnte und hinterher übrig blieb.
zum nationalsozialismus:
so wie mir geht es wahrscheinlich vielen:
in der schule ausgespart, hinterher nachgelesen, was ging.
mein vater war in stalingrad, wurde todkrank ausgeflogen und hat hinterher eine familie gegründet, mit vier kindern.
er ist früh gestorben.
meine erinnerungen an ihn sind gespalten.
meine liebe zu ihm, sein gestörtsein, sein uns frühes verlassen.
aber schon seit meinem frühesten nachlesen unserer zeitgeschichte bin ich überzeugt: vergiss die steinewerfer.
ich finde das buch "der vorleser" wichtig.
jeder hat abgründe in sich und seiner familie.
wenn sich beim lesen die haare aufstellen, denkt man vielleicht auch mal nach und in sich hinein.
das ist wichtig.
am nationalsozialismus herumgrundeln bringt nichts.
ihn schön- oder schiarchzureden auch nichts.
jeder bilde sich seine meinung und sei in seinem leben in erster linie mensch
der sich selber in die augen schauen kann
kassi