Erstmal Danke für die intimen Einsichten. Man liest sehr selten so eingehend über dieses Thema.
Ich bin selbst mehr oder weniger von meiner eigenen Psyche blockiert und stehe mir in meinem Denken bzw. dem darauffolgendem Verhalten selbst im Weg. Auch wenn es in meinem Fall wohl anders ausgeprägt ist.
Suizid erachte ich als Ausweg wenn es einfach nicht mehr geht. Das ist etwas ganz persönliches, diese Freiheit sollte man jedem/jeder zugestehen! Natürlich will ich damit nicht sagen, dass man sich nicht kümmern soll, Hilfe anbieten.
Aber in des anderen Kopf kann man einfach nicht reinschauen. Ich finde es sehr traurig und auch ärgerlich, dass Suizid als etwas richtiggehend Ketzerisches gilt.
Dieses Leben, so bin ich überzeugt, ist eines von vielen. Natürlich lebt man dieses Leben genau jetzt und dementsprechend sollte man seine Anlagen nützen (oder auch nicht?) - und daraus Erfahrung ziehen und lernen. Andererseits ist dieses eine Leben nicht das Ende aller Dinge! Die Verstrickung in seine eigene jetzige Realität macht recht blind.
Dein Sohn verübte Suizid in der Realität wo er sich befand und du dich noch immer befindest, das ist traurig! Sein tatsächliches Ende war es dennoch nicht, und das stimmt wiederrum fröhlich.
Lieber Leomic,
auch an Dich ein Danke für Deine lieben Worte. Den Weg meines Sohnes betrachte ich als den
(für ihn) einzig gehbaren Weg. Aus seiner Sicht konnte er nur noch durch diese Entscheidung
seinen Frieden finden. Ein Borderliner hat ein nicht unerhebliches Problem mit Nähe, besonders
wenn es sich sich um Menschen handelt, die er liebt oder sie ihn. Nähe ist oftmals mit großem
seelischen (oder auch physischen) Schmerz verbunden.
Ich hatte das große Glück, das mein Sohn mir diese Nähe auch in seinen schlimmsten und dunkelsten
Momenten gestattet hat. Er hat seinen Schmerz vor mir nicht verborgen und so konnte ich seine
Entscheidung, bei allem eigenen Schmerz, auch von Anfang an nachvollziehen. Leider ist Suizid
noch immer ein Tabuthema. Sowohl der Suizid selbst, als auch die Trauer bei Suizid.
Für mich bedeutet die Entscheidung meines Sohnes auch nicht sein tatsächliches Ende. Es tut mir
gut zu wissen, das es ihm jetzt besser geht.
Ein lieber Gruß, Krimhild