Der unsichtbare Feind

Es ist so einfach ,immer zuerst nur das kranke ,negative in einem Menschen zu sehen .

Wir vergessen dabei oft ,dass es um reale Menschen mit Herz und Seele ,mit einer Lebensgeschichte ,einem unverwechselbaren Charakter und besonderen Talenten geht .

Viele Menschen ,die seelische Probleme haben sind intelligent ,kreativ ,moralisch ,warmherzig usw.

Dann ist man ja auch nicht die ganze Zeit in diesen schwierigen Phasen .

In den guten Phasen kann man vollkommen über sich hinaus wachsen ,der beste Freund der Welt sein .

Es ist ja keine Schuldfrage krank zu werden ,und man muss sich auch nicht einfach nur zusammenreissen ,um wieder gesund zu werden .

Man muss hart an sich arbeiten ,doch das sollte eigentlich jeder .

Das beste geben ,was man zu geben hat und dafür auch Anerkennung bekommen .

Jeder Mensch hat eine besondere Lebensaufgabe zu erfüllen .

Für manche Menschen bedeutet das im Licht der Öffentlichkeit eine grosse Aufgabe zu erfüllen ,für andere Menschen ist es eher eine innere Aufgabe und die Bedeutung ,die er nur für wenige Menschen hat .

Und doch sind alle Menschen gleichwertig .

Menschen mit Krankheiten müssen lernen ,sich so zu akzeptieren wie sie sind und auch öffentlich für sich einzustehen .

Schwierig machbar - ich weiss ,denn wo nimmt ein fragiler Mensch die Kraft dazu her ?


Ermutigende Grüsse
 
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tja das ist ein ding das ich auch meinem eigenen leib und lebn erlebe
ich habs für mich so gelöst dass ich mich mit dem alleinsein angefreundet hab und mittlerweile es auch für die beste lösung halte - um weiter unter den leben zu bleiben

meiner ansicht nach ist das ein massiver punkt wo es menschen mit einer psych. diagnose - die unter umständen von aussen betrachtet ein ganz normales leben führen könnten - verhindert wird das sie dass auch tun würden - anstatt sie integrieren und ihnen aufgaben, verantwortung, erfolgserlebnisse usw. zu geben(was einen genesungsprozess auch sehr dienlich sein kann) nimmt man sie ihnen und grenzt sie aus (was sie dann erst recht kränkt)
viele betroffen können mit der zeit mit solchen störungen (ist ja keine krankheit die durch widerholte diagnostische verfahren hunterprozentig bewiesen werden kann wie mit einem röntgenbild) allein womöglich sehr gut umgehen - man lernt auch eben selbst wie man ist und entwickelt strategien um mit sich selbst klar zu kommen ...

doch die ausgrenzung is dann die megakeule obendrauf
obwohl sich selbst unser eu-diktat darüber gedanken mach findet ausgrenzung auch auf behördlichen wegen statt
darum fühl sich die gesellschaft welche die diskriminierungs ausübt auch gerechtfertigt

doch persönlich für mich hab ich aufgegeben den rassistischen leuten die ja im grunde braune ideologien praktizieren wenn sie jemanden aufgrund von diagnosen ausgrenzen und nicht auf tatsächliche erlebte sachverhalte beziehen irgendwas erklären zu wollen - dreh mich lieber um und bin allein
eigentlich erwarte ich gar nicht mehr wirklich im realen leben freunde zu haben oder zu finden

irgendwie für mich verständlich dass er den freitod gewählt hat
man muss schon stark sein um zu ertragen dass man nicht willkommen ist
leute vor einem angst haben, einem vertreiben oder sonst wie bearbeiten usw.
man fühlt sich wie ein gesellschaftliches ausschussprodukt das so behandelt wird dass es freiwillig auf den müll wandert bzw. suizid begeht ... viele menschen die einem diskriminieren raten es einem sogar damit sie einem los sind - wünschen einem auch den tod und lauter so sachen

so bekommt man zu der urprungsdiagnose dann noch die diagnose sozialphobie weil die gesellschaft nicht an heilung/besserung interessiert ist sondenr alles nur noch dramatischer, schwieriger und schwerer macht

das leute auch dazudichten kenn ich auch nur zu gut
dass machen sie meiner ansicht nach um ihr glaubensbild von psychischkranken/gestörten aufrecht zu erhalten

wobei ich grundsätzlich er auffassung bin dass bei psychischen störungen beinahe immer das umfeld eine maßgebende rolle dabei spielt
doch wenn es raus nimmt das umfeld abstand anstatt sich der tatsache zu stellen das die vorherrschende soziale struktur der menschen erkrankt ist und erste opfer fordert (psychisch kranke quasi als indikator)

grüße liebe
daway (psychisch diagnostizierter depri)


Lieber daway,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Dem kann ich nur zustimmen. Es ist wirklich unglaublich, beinahe faszinierend, wie schnell die Menschen "umschalten" können. Das, was einen noch kurz vorher mit diesem Menschen verbunden hat, scheint bedeutungslos zu werden. Beinahe ausgelöscht, so als hätte es den "Menschen davor" nicht gegeben. Ich bin auch der Meinung, das die Diskriminierung eine ungehauer bedeutende Rolle spielt. Die beste Behandlung und der qualifizierteste Psychologe können nichts, oder nur wenig, ausrichten, wenn der Betroffene gemieden wird, als hätte er die Pest.

Man benötigt wirklich ein großes Maß an Selbstbewusstsein und innerer Stärke um sich dauerhaft gegen diese Ausgrenzung zu stemmen. Die Diagnose kommt aber leider oft zu einem Zeitpunkt, an dem ein Mensch gerade erst dabei ist, diese Stärke zu entwickeln. Mein Sohn ging seinen Weg mit ganz viel Stolz. Doch nach einem fast 10-järigen Kampf, war seine Kraft aufgebraucht. Und die Sehnsucht nach Ruhe und Frieden wurde übermächtig. Ich muss mir im Vergleich zu anderen Suizid-Hinterbliebenen die Frage nach dem großen WARUM nicht stellen. Die Gründe für seine Entscheidung waren/sind mir seit langem bekannt.

Vielen Dank für den Link. Das trifft genau das Thema, um das es mir geht. Und obwohl dieses Thema ja nun wirklich nicht neu ist, scheint die Umsetzung beinahe unmöglich.

Liebe Grüße, Krimhild



Menschen, die kranke Menschen diskriminieren, haben selbst große seelische Probleme, die sie leibhaftig im Kranken zu sehen glauben und davor flüchten.
Latente Ängste machen sich im Diskriminierenden bemerkbar. Im Grunde flüchten sie nicht vor dem Kranken, sondern vor ihren eigenen Ängsten.
Das ist der einzige Grund, warum kranke Menschen diskriminiert werden. Die Diskriminierung an sich ist ebenfalls ein Krankheitssymptom.

LG
Justi
@ JustInForAll und Nuss

Danke, genauso ist es. Diejenigen, die diskriminieren würden es nur nie zugeben. Sie suchen unermüdlich nach "glaubhaften" Erklärungen für ihr Handeln. Wenn es nicht so ein ernstes Thema wäre, könnte man fast darüber schmunzeln wie sehr sie sich dabei winden.

LG Krimhild
 
Es ist so einfach ,immer zuerst nur das kranke ,negative in einem Menschen zu sehen .

Wir vergessen dabei oft ,dass es um reale Menschen mit Herz und Seele ,mit einer Lebensgeschichte ,einem unverwechselbaren Charakter und besonderen Talenten geht .

Viele Menschen ,die seelische Probleme haben sind intelligent ,kreativ ,moralisch ,warmherzig usw.

Dann ist man ja auch nicht die ganze Zeit in diesen schwierigen Phasen .

In den guten Phasen kann man vollkommen über sich hinaus wachsen ,der beste Freund der Welt sein .

Es ist ja keine Schuldfrage krank zu werden ,und man muss sich auch nicht einfach nur zusammenreissen ,um wieder gesund zu werden .

Man muss hart an sich arbeiten ,doch das sollte eigentlich jeder .

Das beste geben ,was man zu geben hat und dafür auch Anerkennung bekommen .

Jeder Mensch hat eine besondere Lebensaufgabe zu erfüllen .

Für manche Menschen bedeutet das im Licht der Öffentlichkeit eine grosse Aufgabe zu erfüllen ,für andere Menschen ist es eher eine innere Aufgabe und die Bedeutung ,die er nur für wenige Menschen hat .

Und doch sind alle Menschen gleichwertig .

Menschen mit Krankheiten müssen lernen ,sich so zu akzeptieren wie sie sind und auch öffentlich für sich einzustehen .

Schwierig machbar - ich weiss ,denn wo nimmt ein fragiler Mensch die Kraft dazu her ?


Ermutigende Grüsse


Liebe Delphine,

Du beschreibst es wirklich sehr treffend. Menschen mit einer psychischen Erkrankung haben oft unglaubliche Talente. Doch diese Menschen werden nicht selten nur noch auf ihre Erkrankung reduziert. Alles was sie sonst noch ausmacht, wird übergangen und geflissentlich übersehen. Mein Sohn hasste dieses "Schubladendenken". Doch ganz egal was er auch tat, er lief vor diese Wand. Kaum hatte er eine Tür geöffnet, wurde ihm an anderer Stelle eine Tür vor der Nase zugeschlagen. Ein kräftezehrender Kampf gegen Windmühlen.

Ganz liebe Grüße, Krimhild
 
(Fortsetzung)

Am Anfang dachten wir beide noch das es nur um Angst und Unsicherheit ging. Das die Menschen einfach nur Zeit brauchten, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Doch ganz langsam gesellte sich bei meinem Sohn zu der Hoffnung auch die Angst. Er begann zu begreifen, das diese Diagnose sein ganzes Leben verändern würde. Und das es nie mehr so sein würde wie vorher.

Das was da mit ihm und in ihm passierte, verstand er ja selbst nicht. Einfache Alltagssituationen waren ihm plötzlich unheimlich. Auf der anderen Seite war er feinfühliger als jemals zuvor. Die Sicherheit seines bisherigen Lebens, die Unbeschwertheit und auch seine Pläne für die Zukunft lösten sich in Luft auf. Bislang vertraute Dinge fühlten sich plötzlich fremdartig an.

Freunde waren keine Freunde mehr und aus Zuneigung wurde Misstrauen. Ehrlichkeit und Vertrauen hörten beinahe völlig auf zu existieren. Die Liebe die er in sich trug, fand kein Ziel mehr. Und alles was ihn bis dahin als Person ausmachte, wurde zu einem undurchdringlichen Nebel. In dieser Zeit starb er einen von vielen Toden.

LG Krimhild
 
Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

H.Hesse
 
Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

H.Hesse


Lieber reinsch,

wirklich ein sehr schönes Gedicht.
Vielen Dank, das Du es hier mit uns teilst.

LG Krimhild
 
(Fortsetzung)

Ein kleiner Lichtblick in dieser Zeit war eine Therapie. Doch es war auch der Eintritt in eine für ihn völlig unbekannte Welt. Nie werde ich den Tag vergessen, als ich meinen Sohn damals auf diese Station brachte. Außer einer kleinen Sache als Baby war er nie zuvor im Krankenhaus gewesen. Wir gingen durch die große Glastür und sahen die sterilen Flure und Türen. Alles wirkte kalt und nüchtern. Ich hörte mein Herz schlagen, laut und schnell. Am liebsten hätte ich meinen Sohn an die Hand genommen und wäre so schnell es geht wieder gegangen. Doch gab es eine Alternative? Und wie konnte diese aussehen? Urplötzlich bekam ich Magenschmerzen und mir wurde übel. Da ich aufgrund einer Angststörung selber schon eine Zeitlang auf einer solchen Station war, wusste ich ungefähr, wie es dort abläuft. Doch dieses Wissen half mir in diesem Moment nichts. Und während wir von den anderen Patienten neugierig beobachtet wurden, schien mein Sohn neben mir immer kleiner zu werden.

Wir wurden von einem Arzt begrüßt und in ein Büro geführt. Mein Sohn musste unzählige Fragen beantworten. Doch der Arzt war sehr freundlich und er versuchte ihm ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Ich verstand nicht viel von dem, was er uns erklärte. Doch waren wir hier wirklich „richtig“? War dies ein Ort, an dem meinem Kind geholfen werden konnte? Bekam er hier die Hilfe, die er so dringend brauchte?

Nach einer gefühlten Ewigkeit waren zunächst einmal alle Fragen beantwortet. Nun sollte er noch medizinisch untersucht und ihm ein Zimmer zugewiesen werden. Das war der Moment, wo ich mich von ihm verabschieden musste. Ich musste ihn hier zurücklassen und ich hatte das schreckliche Gefühl in im Stich zu lassen. In quasi diesen fremden Menschen auszuliefern. Und ich schwor ihm und mir: Egal wie lang oder wie schwer sein Weg sein würde, und ganz egal wo er auch hinführte – ich würde mein Kind auf diesem Weg begleiten!

Obwohl er nach außen den Eindruck von Stärke und Coolness vermitteln wollte, sagten seine Augen etwas ganz anderes. Es tat unglaublich weh ihn so zu sehen. Für mich war er in diesem Moment mein kleines hilfloses Kind. Er sah so zerbrechlich aus. Sein Körper bebte innerlich und seine Augen riefen lautlos nur ein einziges Wort: HILFE! Sein Blick als ich gehen musste, hat sich ganz tief in mein Herz gebrannt. Dieser Blick sagte mir: Bitte lass mich nicht allein, verlasse du mich nicht auch noch! Wir umarmten uns und er hielt mich so fest, als wollte er mich nie mehr loslassen. Bevor er sich umdrehte um der Schwester zu folgen, nahm er noch einmal meine Hände und hielt sie ganz fest. Und wieder sah er mich an. Das war der Moment, als ich zum ersten Mal die ungeweinten Tränen und die unglaubliche Traurigkeit in seinen Augen sah. Sie sollten ihn nie mehr verlassen.

An die Rückfahrt erinnere ich mich nur dunkel und zum Glück musste ich nicht selber fahren. Als im Rückspiegel das Klinikgebäude ganz langsam verschwand, hatte ich das Gefühl als hätte ich meinen Sohn im Gefängnis abgeliefert. Ich musste dem Impuls widerstehen, aus dem fahrenden Wagen zu springen und ihn dort wieder rauszuholen. Was war schief gelaufen? Warum befand sich mein Kind in dieser Klinik anstatt sich über seinen bösen Chef zu ärgern oder Party mit seinen Freunden zu machen? Ich war doch seine Mama, ich hätte doch auf ihn aufpassen müssen. Innerlich brach ich völlig zusammen. Und für einen Moment war ich sogar ein wenig erleichtert. Jetzt konnte ich vielleicht ein wenig durchatmen denn ich half meinem Kind nicht, wenn ich jetzt den Kopf verlor. Doch das war leichter gesagt als getan...

Erst einige Zeit später erkannte ich, das der Gedanke mir dem Gefängnis gar nicht so abwegig war. Er war tatsächlich im Gefängnis! In seinem ganz persönlichen Gefängnis, seinen Ängsten ausgeliefert und umringt von Dämonen.

LG Krimhild
 
(Fortsetzung)


Nach außen trug mein Sohn die Situation mit Fassung. Innen sah es ganz anders aus. Innen kämpfte er gegen unzählige Gegner. Borderline = Grenzgänger – ein Wort wie ein Donnerschlag. Viele Theorien, noch mehr Vermutungen und so schwer zu verstehen. Es ist ein sehr schweres und umfassendes Thema. Und damals vor 12 Jahren, als die Krankheit bei meinem Sohn ausbrach, gab es kaum gesicherte Erkenntnisse. Die Persönlichkeit eines Menschen entwickelt sich durch genetische Faktoren und durch Erfahrungen, die wir machen. Zudem ist es wohl wichtig, wie die gemachten Erfahrungen verarbeitet werden. Die Persönlichkeit entsteht also aus einem Zusammenspiel von Erfahrungen, der Veranlagung und der psychischen Verarbeitung des Erfahrenen.

Und wenn es ungünstig verläuft, kann sich die Borderline-Störung entwickeln. In diesem Fall leidet der Betroffene dann an/unter sich selbst und eben auch an/unter seiner Umwelt. Zudem gibt es unterschiedlich starke Ausprägungen der Krankheit. Und bis heute ist nicht zu 100% geklärt, was genau nun die Ursachen sind und welche Erfahren und ihre Verarbeitung tatsächlich zu der Krankheit führen. Es gibt sie wohl nicht, diese eindeutigen und typischen Symptome, die Borderline auslösen. Jeder verarbeitet ja seine Erfahrungen und seine Lebensgeschichte ganz unterschiedlich. Doch das wussten wir damals alles nicht. Und es spielt hier auch keine Rolle. Denn hier möchte ich davon erzählen, wie mein Sohn mit seiner Erkrankung umging und wie er seinen Weg ging.

Als ich ihn in die Klinik brachte dachten wir: Jetzt wird er behandelt und alles wird wieder gut. Wir hatten nicht die geringste Ahnung was auf uns zukommen würde. Während mein Sohn versuchte sich auf der Station zurechtzufinden, las ich alle Bücher die ich zu diesem Thema auftreiben konnte. Ich verschlang sie regelrecht. Doch statt der Aufklärung die ich mich wünschte, verwirrte es mich nur immer mehr. Das was ich las, machte mir Angst. Es war als würde sich vor meinen Augen die Hölle öffnen. Da standen Dinge wie Psychosen, allerschwerste Ängste, Realitätsverschiebung u.s.w. - Heilung in vielen Fällen ausgeschlossen und eine unglaublich hohe Suizidrate. Ich verstand kaum etwas von dem vielen "Fachchinesisch". Und ich spürte das ich mir selbst keinen Gefallen damit tat in Windeseile diese vielen Bücher zu lesen. Meine Verzweiflung wurde immer größer und meine Angst wuchs ins Unermessliche.

Auf der einen Seite stand für mich fest, das ich ALLES tun würde um meinem Kind zu helfen. Alles, was nur irgendwie in meiner Macht lag. Auf der anderen Seite gab es ganz tief in mir eine Ahnung, das ich ihn an diese grausame Krankheit verlieren könnte. Doch das musste ich wegschieben, so weit weg wie irgend möglich. Denn zu dem Zeitpunkt war ich seine einzige Vertraute, der einzige Mensch auf den er sich verlassen konnte. Und jetzt ging es einzig darum, ihm Kraft zu geben und ihm Mut zu machen. Ihm zu zeigen das ganz egal, was immer auch passiert: Ich bin an Deiner Seite.

Für mich begann ein jahrelanger Drahtseilakt. In mir die Todesangst um mein Kind, Hilflosigkeit und ein unglaubliches Gefühlschaos. Nach außen wollte ich auf keinen Fall Schwäche zeigen. Natürlich war das zum scheitern verurteilt. Andere Menschen nahmen mir das ab, aber mein Sohn wusste genau was ich fühlte und was in mir vorging. Ihm konnte ich nichts vormachen denn er konnte direkt in meine Seele sehen.

… und dann sah ich zum ersten Mal die äußerlich sichtbaren Zeichen! Seine mit Wunden übersäten Arme! Was ich in dem Moment fühlte, kann ich unmöglich beschreiben. Ich wusste ja, das mein Sohn diese Diagnose hatte. Und es verfolgte mich in dieser Zeit Tag und Nacht. Doch zu sehen das mein Kind sich selbst verletzte, war kaum noch zu ertragen. Sein schöner Körper, und nun... Inzwischen wusste ich ja, das viele Betroffene sich selbst verletzen (ritzen). Doch es zu sehen, war etwas ganz anderes. Jeder einzelne Schnitt war auch ein Schnitt in mein Herz. An diesen Anblick habe ich mich nie gewöhnt.

So hilflos wie in diesem Moment, habe ich mich selten in meinem Leben gefühlt. Ich wusste ja nicht, das es erst der Anfang eines langen Martyriums war.

LG Krimhild
 
Ich denke, dass ihr auch nachsichtig sein müsst, mit euren Mitmenschen, denn sie wissen nicht wie sie sich verhalten sollen. Mach nicht den gleichen Fehler und akzeptiert die Unwissenheit. Sie verstehen das alles nicht, können nicht helfen und sind selbst hilflos überfordert mit der Situation. Nehmt es so hin wie es ist und beginnt neu zu leben. Es nützt kein Hass kein Festhalten. Das was war ist vergangen und Menschen kann man nur helfen, wenn sie sich helfen lassen durch Medikamente oder Psychotehrapie. Theoretisch ganz einfach, "den richtigen Schalter im Gehirn umlegen". Aber es ist eine Menge Arbeit dahinter.
 
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Ich denke, dass ihr auch nachsichtig sein müsst, mit euren Mitmenschen, denn sie wissen nicht wie sie sich verhalten sollen. Mach nicht den gleichen Fehler und akzeptiert die Unwissenheit. Sie verstehen das alles nicht, können nicht helfen und sind selbst hilflos überfordert mit der Situation. Nehmt es so hin wie es ist und beginnt neu zu leben. Es nützt kein Hass kein Festhalten. Das was war ist vergangen und Menschen kann man nur helfen, wenn sie sich helfen lassen durch Medikamente oder Psychotehrapie. Theoretisch ganz einfach, "den richtigen Schalter im Gehirn umlegen". Aber es ist eine Menge Arbeit dahinter.


Lieber Mario,

vielen Dank für Deine Antwort. Wenn es hier danach aussieht, als möchte ich hier Menschen verurteilen oder anklagen, tut es mir leid. Denn das liegt mir wirklich fern. Und um Hass geht es hier ganz sicher nicht, dieses Gefühl ist mir persönlich fremd. Ich sehe es wie Du, Ausgrenzung geschieht (zumeist) aus Unwissenheit. Und natürlich sind auch viele Menschen ganz einfach überfordert und hilflos mit der Situation. Doch es gibt leider auch andere Gründe einen Menschen auszugrenzen und zu verurteilen.

Mein Sohn kann nicht damit beginnen neu zu leben, denn er hat den Weg in die Ewigkeit gewählt. Er hat Hilfe angenommen und Therapien gemacht, doch nach fast 10 Jahren Kampf hatte er keine Kraft mehr und er beschloss in die andere Welt zu gehen. Ich habe hier begonnen von seinem Weg zu erzählen, weil es auch mir dabei hilft den Verlust zu verarbeiten.

Liebe Grüße, Krimhild
 
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