Das ist doch mal ein höchst interessanter Artikel:
http://www.welt.de/wirtschaft/article2405213/Hartz-IV-Empfaenger-sind-gar-nicht-so-arm-dran.html
Kleiner Auszug:
http://www.welt.de/wirtschaft/article2405213/Hartz-IV-Empfaenger-sind-gar-nicht-so-arm-dran.html
Kleiner Auszug:
Was waren das glückliche Zeiten, als wir noch in unserer kleinen Neidgesellschaft lebten. Man verachtete den Nachbarn ein wenig für sein großes Auto, dass er sich eigentlich gar nicht leisten konnte, auf jeden Fall aber nicht verdient hatte. Der gute alte Neid, der in Hunderttausenden deutscher Reihenhaussiedlungen täglichen Gesprächsstoff lieferte, ist nahezu verschwunden.
Statt des vertrauten Neids grassiert verschärfte Sozialwut. Menschen werfen sich Wohlstand vor oder eben knappe Lebensverhältnisse. Und alle verdächtigen sich des lauen Lenzes. Deutschland führt die Arm-Reich-Debatte wie einen Glaubenskrieg. Wer Geld hat, fühlt sich von Sozialschmarotzern umstellt, wer kein Geld hat, sieht sich von Ausbeutern bedrängt.
Tückisch wird umgehend auch die Charakterfrage angedockt: Ist einer nicht selbst schuld, wenn er arm ist? War wohl nicht fleißig genug. Und muss einer, der wohlhabend ist, nicht mindestens Steuern hinterzogen haben? Wohlstand geht nie mit rechten Dingen zu. Egal, ob einer reich ist oder arm in Deutschland sauber ist er nie.
(...)
Fakten hin oder her - wieder einmal schien erwiesen, dass Armut und Reichtum auf geheimnisvolle Weise verknüpft sind: Alle haben zuviel. Der eine macht sich auf Kosten des anderen ein schönes Leben. So vergiftet sich ein Land. Ändern wird sich allerdings nichts. Denn die schmerzhaft schlichte Wutdebatte verstellt den Blick auf zwei grundlegende gesellschaftliche Probleme, die mit Schuldzuweisungen nicht zu lösen sind. In Deutschland herrscht soziale Undurchlässigkeit, begleitet von einer Ungleichzeitigkeit zwischen politisch Notwendigem und tatsächlichem politischen Handeln. Beide Phänomene verstärken sich gegenseitig.