Der Sturm und die Stille

Die Gruppe kam aus Singapore und der Lama stellte sich als Lama Dorje vor. Er deutete auf den freien Platz neben sich. Die Unterhaltung war ungezwungen und in vollem Gang. Irgendwann wendete Stella sich an den Lama.
„Ehrwürdiger Lama“, begann sie, „ich habe eine Frage. Seit Tagen beobachte ich das bunte Treiben in Bodh Gaya und habe große Achtung vor der Frömmigkeit der Tibeter. Aber da ist einiges, was mir wie Maskerade vorkommt. Darum frage ich Sie, ob es nicht ähnlich wie beim Rad ist? Je weiter außen, desto schneller dreht es sich, während in seiner Mitte Stille ist.“
Der Lama saß da, unbewegt und mit ausdrucksloser Miene. Dann, nach einer Weile, kam ein Lächeln auf sein Gesicht, aber er schwieg.
Stella fühlte die gewaltige Intensität der Stille. Sie sah ihn an und gewahrte in seinen Augen ein beängstigendes Nichts! Nur wenige Sekunden, oder war es länger gewesen? Die Leere kam ihr wie ein Vakuum vor und alle Fehler wurden nichtig. Sie begann zu lächeln, genau wie er, sie hatte ihn verstanden.



aus "Kismet"
von Karuna
:liebe1: :liebe1: :liebe1:
 
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Der Sturm und die Stille

genau so erfuhr ich es
ein Sturmtief von den Azoren
rüttelt draussen an der Glastür zur Terrasse
während ich langsam und sanft in eine Stille gleite
die anhält in ihrer Bewegung und in ihrer Zeit
eine ganze Stunde Stille in mir

dann fühlte ich Dankbarkeit
für diese Erfahrung
doch alles was ich überhaupt zu denken vermochte
war blass und wie nicht-real
war das real?


Karuna:liebe1: :liebe1: :liebe1:

 
Heute Morgen
nachdem einige Zeit vergangen...
bin ich überhaupt erst in der Lage
zu verstehen was da vor sich ging...
denn heute Nacht war ich noch voll in
jener Schwingung der Leere...

darf man darüber sprechen?
ich glaube schon soweit man
versteht was da geschieht...
ich glaube dass man heute
sprechen muss...
um das Licht in die Dunkelheit zu bringen
denn das ist meine Aufgabe
das habe ich klar erkannt!

ganz am Ende jener Leerheitserfahrung
es müssen vierzig Minuten vertrichen worden sein
ich schaute erst als es vorbei war auf die Uhr...
empfand ich meinen Kopf wie eine grosse leere Schale
auch meinen Körper empfand ich als leer
dann fühlte ich Energie die einen starken Druck
zuerst in meiner linken Kopfhälfte ausübte
dann in der linken Seite des gesammten Körpers

obwohl ich weiss dass das linke Gehirn für die
rechte Körperseite zuständig ist... war es so:
linker Kopf und linke Körperseite
dann wanderte die Energie auf die
rechte Seite des Kopfes...
und zur rechten Körperseite
um schliesslich genau in meine Mitte zu kommen
es fühlte sich stark nach einem auskallibrieren an...

ich ging an den Computer und schrieb kurz auf
und als ich die Lampe über dem Bett anmachen wollte
Punktstrahler über einem Bild... meditierende buddhistische Mönche...
explodierte eine Birne...
muss wohl ziemlich viel Energie im Raum gewesen sein...
das war dann wohl wieder Sturm?


würde mich echt freuen Kommentare darüber zu hören
ob ihr ähnliches erfahren habt etc.
danke,


Karuna:liebe1: :liebe1: :liebe1:

 
Diese Welt entstand durch nicht manifestierte Energie.
Das Eine atmete, ohne Bewegung, durch seine eigene
Macht, Nichts war sonst.
Lied der Schöpfung – Rig Veda




Karuna:liebe1: :liebe1: :liebe1:
 
Ein Wolkenbruch ging auf São Paulo nieder. Vier Uhr nachmittags und der Himmel war schwarz wie die Nacht. Vom Stadtteil Morumbi sah man hinunter auf die Stadt. Ein gespenstischer Anblick. Eine nicht enden wollende Steinwüste von Wolkenkratzern, die sich unwirklich hell vom Himmel abhob. Darüber zuckten unablässig grell leuchtende Blitze. Das Grollen des Donners kam näher und näher. Die ersten Tropfen klatschten bereits auf die Windschutzscheibe.
Hier, in Morumbi, war der Straßenverkehr noch erträglich. Leonardo hoffte, rechtzeitig über den Rio Pinheiros zu kommen, bevor der Fluss anstieg und es mit den Überschwemmungen losging. Aber dann waren Leonardo und Miguel Angelo plötzlich mitten im Unwetter. Wind war aufgekommen und es schüttete wie aus Kübeln.
„Heilige Madonna!“, entfuhr es Miguel Angelo, als sie die Pinheiros Brücke überquerten. „Wir schaffen es gerade noch. Schau dir das an! Der Fluss hat fast schon die Höhe der Brücke erreicht.“
„So muss die Sintflut gewesen sein“, spottete Leonardo.
„Nimm bloß nicht die Marginal.“ Miguel Angelo war besorgt.
„Keine Angst, so etwas haben wir hier oft im Sommer.“
Der Scheibenwischer schafften den vielen Regen kaum noch. Leonardo musste im Schritt-Tempo fahren und schaute angestrengt nach vorne.
„Ich biege auf die Avenida Nove de Julho ab und nehme die Avenida dos Estados Unidos.”
Auf der Nove de Julho kam der Verkehr hoffnungslos zum Erliegen. Es brauste ein Sturm, der auf seinem Weg Bäume entwurzelte und Lichtmasten umlegte. Totales Chaos. Da hilft nur Geduld und ein Stoßgebet, um hier heil heraus zu kommen, dachte Miguel Angelo.


Das Gewitter wütete direkt über São Paulo.
Vorhin waren die Wolken vom Atlantischen Ozean herangezogen und langsam die Serra do Mar hinaufgestiegen. Wind war aufgekommen und hatte den unerträglichen Gestank vom Pinheiros Fluss und dem Rio Tieté mit sich gebracht. Dann entlud sich das Unwetter und tobte jetzt mit solcher Gewalt, dass man glauben konnte, Gott der Herr wolle die Menschen strafen. Aber heute wusste jeder mit ein wenig Schulbildung, dass es sich bei einem Gewitter um Entladungen von Elektrizität handelte, die durch das Aufeinandertreffen zweier Luftströmungen unterschiedlicher Temperaturen entstanden.
Für die Bewohner von São Paulo war ein Gewitter nichts Ungewohntes. In den letzten Jahren nahmen die Unwetter jedoch zu, hervorgerufen durch Treibhauseffekt und El-Ninho. Sie bekamen eine neue, unbekannte Intensität. Vielleicht doch die Strafe Gottes?
Man baute große unterirdische Auffangbecken in São Paulo. Eines dieser Becken verursachte vor Jahren besonderes Aufsehen, es stürzte ein und viele Menschen wurden von den Fluten mitgerissen und ertranken.

„Du bist lange nicht mehr hier gewesen“, sagte Leonardo belustigt zu seinem Bruder. „Ich glaube, du hast inzwischen vergessen, wie Gewitter bei uns sind.“
„Stimmt! Onkel Adolpho erklärte mir einmal, warum es hier zu solchen Überschwemmungen kommt. Er beklagte sich darüber, man habe die ganze Stadt zu zementiert, so könne das Wasser, das in solchen Mengen vom Himmel herunterstürzt, nicht abfließen.
„Ja, Onkel Adolpho!“ Leonardo seufzte, „wenn sie ihn brauchten, haben sie ihn sogar noch mit siebzig geholt.“
„Erinnerst du dich noch, wie sie ihn einmal mit dem Hubschrauber von daheim aus zum Staudamm flogen? Er war ihre einzige Rettung und als Ingenieur einfach genial“, fand Miguel Angelo.
„Mit siebzehn ist er nach den U.S.A und hat beim M.I.T studiert. Unglaublich! Von einer einsamen Fazenda aus Pernambuco direkt nach Nordamerika.“


Karuna:liebe1: :liebe1: :liebe1:
 
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Die Zeit

Ich beobachte die Zeit
Wie sie flieβt von der
Vergangenheit zur Zukunft
sich vermischt in mir
Im Spiegel des Seins

Wellen in tosender Brandung
Im Rhythmus der Stille

Fragen vor langer Zeit
Wer war es?


***​




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