Der Sinn von Bösartigkeit

Das untersteht häufig einem Wechselspiel, was wir als gut oder als böse bezeichnen. Wenn wir unseren Alltag genauer beobachten, kann das überall beobachtet werden.

Es gibt da eine Geschichte, die ich nie ganz hinbekomme. Es geht dabei um eine Familie, deren Sohn sich das Bein fürchterlich bricht. "Schlimm, schlimm", sagen die Leute, "böse Sache!" Dann bricht Krieg aus, der Sohn kann nicht eingezogen werden. - Was vorher als "böse Sache" bewertet wurde, kann später durch eine Veränderung der Umstände ganz anders angesehen werden.

Ähnlich unterschiedlich wird die Aktion von Pussy Riot bewertet. In Russland gibt es dafür mehrere Jahre Lagerhaft und bei uns wäre es vielleicht nur ein Bußgeld gewesen.
Auch bewerten wir die Aktion ganz anders, wir haben Verständnis für die Aktion, finden es gut, weil die Aktion eine Veränderung des politischen Bewusstseins in Russland für mehr Freiheit in unserem Sinne vollbringen kann, während Putin droht, seine Macht und sein Ansehen verlieren zu können.
- Was wir gut finden, findet Putin böse.

Solches finden wir eben überall, auch bei uns. Wenn über einen Arbeitskollegen mächtig hergezogen und gemobbt wird, finden die einen es gut und meinen rachsüchtig: "Der braucht das!" Die anderen aber haben die Rachegefühle nicht und schätzen das Verhalten ihrer Kollegen als böse ein, auch wenn das Wort "böse" in solchen Fällen nicht gleich benutzt würde.

Ganz extrem war es bei den Nazis. Was sie als gut empfunden hatten, sehen wir heute als fürchterlichste Gräueltaten an.
In Kriegsituationen überhaupt werden die moralischen Maßstäbe verkehrt. Ein sonst braver Spießbürger wird zum brutalen Henker und Vergewaltiger.
Ähnlich verdrehen sich die Maßstäbe bei unseren alltäglichen Kleinkriegen, nur sind da die Auswirkungen gemäßigter.

Nur mit deinen letzteren beiden Beispielen gehe ich d´accord.
Bei den ersten beiden Beispielen ist in meinen Augen garnicht das Adjektiv "böse" gemeint, sondern "schlimm", oder "negativ", oder "unangenehm".
Der Begriff Böse, bzw das Böse ist meiner Meinung nach ne ganz andere Spielecke, und zwar sowas wie deine letzteren beiden Beispiele. Also das mächtige Herziehen und Mobben. Genauso wie die Greueltaten der Nazis.
Man muss da halt sprachlich differenzieren, oder aber es ist ne subjektive Ansichtssache, wenn sich einer also zum Beispiel das Bein bricht, und dann meint "Böse Sache", dann steht Böse in Wirklichkeit für "Schlimm", oder "Mist" oder sowas. Also meiner Meinung nach. Ist für mich auch ehrlich gesagt neu (also ich kenne das nicht), dass es Leute gibt die das Wort "Böse" so leichtfertig gebrauchen bzw einfach mal als Synonym für harmlose Adjektive.
 
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Und was den Sinn von Bösartigkeit angeht: Warscheinlich ist es so ne Dualitätssache wie mit dem Weiblichen/Männlichen, ohne Weiblich/Männlich gäbe es die Menschheit nicht, nur ist die Dualität von Gut/Böse wohl ne rein geistige Sache, und deswegen nicht so offensichtlich bzw selten erkannt.
 
Nur mit deinen letzteren beiden Beispielen gehe ich d´accord.
Bei den ersten beiden Beispielen ist in meinen Augen garnicht das Adjektiv "böse" gemeint, sondern "schlimm", oder "negativ", oder "unangenehm".
Der Begriff Böse, bzw das Böse ist meiner Meinung nach ne ganz andere Spielecke, und zwar sowas wie deine letzteren beiden Beispiele. Also das mächtige Herziehen und Mobben. Genauso wie die Greueltaten der Nazis.
Man muss da halt sprachlich differenzieren, oder aber es ist ne subjektive Ansichtssache, wenn sich einer also zum Beispiel das Bein bricht, und dann meint "Böse Sache", dann steht Böse in Wirklichkeit für "Schlimm", oder "Mist" oder sowas. Also meiner Meinung nach. Ist für mich auch ehrlich gesagt neu (also ich kenne das nicht), dass es Leute gibt die das Wort "Böse" so leichtfertig gebrauchen bzw einfach mal als Synonym für harmlose Adjektive.

Hat sich jemand das Bein "fürchterlich" gebrochen hat, wie ich es nannte, liegt also ein schwerwiegender, komplizierter Bruch vor und nehmen andere Anteil an dem Schicksal, kann durchaus von einer "bösen Sache" gesprochen werden. Der Begiff "Böse" beinhaltet umgangssprachlich Steigerungen, bei denen "schlimm" auch schon als "böse" bezeichnet werden kann.
Wenn etwas Schlimmes mit "böse" bezeichnet wird, wie beim gebrochenen Bein, meint das umgangssprachliche Bewusstsein oftmals und eher unbewusst das Schicksal, welches einen böse getroffen hätte.
Wie man sich ausdrückt gegenüber einer Sache, richtet sich vor allem danach, wie sehr Anteil genommen wird. Wird kein Anteil genommen, wird die Sache nicht als böse angesehen.
Das ist ähnlich wie bei "Verstehen Sie Spass". Manchmal werden Menschen in eine Situation gebracht, die einerseits sehr lustig sein kann, aber man ist dann blind für die andere Seite, bei der ein Mensch in einer für ihn schlimme, ja böse Sache hineingeraten ist. In einer Sendung parkte ein Autofahrer auf einem Rastplatz neben einem Kiosk. Er stieg aus, ging zur Toilette. In der Zwischenzeit wurde der Kiosk per Kran angehoben und über das parkende Auto gestellt. Der Mann kam zurück, fand sein Auto nicht mehr und war ganz aufgelöst. Er ging in den Kiosk,konnte darin aber das Auto nicht sehen, und fragte nach, wo sein Auto wäre, er hätte alles darin, was für ihn wichtig wäre. - Für ihn brach eine Welt zusammen und für ihn war das eine ganz böse Sache. Für die Fernsehzuschauer war es eine lustige Sache, denn am Schicksal des Mannes nahmen sie keinen Anteil. Das liegt mitunter daran, da die Zuschauer wissen, dass das Auto nicht wirklich weg ist. Für den Mann aber war es wirklich weg.

Wenn im Krieg Gräueltaten geschehen, kann dies genauso unbefangen betrachtet werden wie bei "Verstehen Sie Spass". Der Unterschied ist, ob Anteil genommen wird oder ob nicht. Wird Anteil genommen, so ist die Frage, auf welcher Seite man Anteil nimmt.
 
Hat sich jemand das Bein "fürchterlich" gebrochen hat, wie ich es nannte, liegt also ein schwerwiegender, komplizierter Bruch vor und nehmen andere Anteil an dem Schicksal, kann durchaus von einer "bösen Sache" gesprochen werden. Der Begiff "Böse" beinhaltet umgangssprachlich Steigerungen, bei denen "schlimm" auch schon als "böse" bezeichnet werden kann.
Wenn etwas Schlimmes mit "böse" bezeichnet wird, wie beim gebrochenen Bein, meint das umgangssprachliche Bewusstsein oftmals und eher unbewusst das Schicksal, welches einen böse getroffen hätte.
Wie man sich ausdrückt gegenüber einer Sache, richtet sich vor allem danach, wie sehr Anteil genommen wird. Wird kein Anteil genommen, wird die Sache nicht als böse angesehen.
Das ist ähnlich wie bei "Verstehen Sie Spass". Manchmal werden Menschen in eine Situation gebracht, die einerseits sehr lustig sein kann, aber man ist dann blind für die andere Seite, bei der ein Mensch in einer für ihn schlimme, ja böse Sache hineingeraten ist. In einer Sendung parkte ein Autofahrer auf einem Rastplatz neben einem Kiosk. Er stieg aus, ging zur Toilette. In der Zwischenzeit wurde der Kiosk per Kran angehoben und über das parkende Auto gestellt. Der Mann kam zurück, fand sein Auto nicht mehr und war ganz aufgelöst. Er ging in den Kiosk,konnte darin aber das Auto nicht sehen, und fragte nach, wo sein Auto wäre, er hätte alles darin, was für ihn wichtig wäre. - Für ihn brach eine Welt zusammen und für ihn war das eine ganz böse Sache. Für die Fernsehzuschauer war es eine lustige Sache, denn am Schicksal des Mannes nahmen sie keinen Anteil. Das liegt mitunter daran, da die Zuschauer wissen, dass das Auto nicht wirklich weg ist. Für den Mann aber war es wirklich weg.

Wenn im Krieg Gräueltaten geschehen, kann dies genauso unbefangen betrachtet werden wie bei "Verstehen Sie Spass". Der Unterschied ist, ob Anteil genommen wird oder ob nicht. Wird Anteil genommen, so ist die Frage, auf welcher Seite man Anteil nimmt.

Hm ich bin mir nicht sicher ob ich das mit dem Anteil nehmen auch so sehe.
Was das Beispiel mit "Verstehen Sie Spaß" angeht: Es stand ja schon von vornerein fest dass der Halter sein Auto wiedersehen würde, und es nur ein "Spaß" ist. Wenn es allerdings so gestaltet wäre dass der Halter sein Auto garnicht mehr wiedersehen würde (dann wäre das aber kaum im TV gezeigt), dann wäre das für mich "böse". Naja jetzt kommt es wieder meiner Meinung nach drauf an ob Angst im Spiel war, also wäre die Situation so dass jemand das Auto geklaut hätte, und zwar aus finanzieller Angst, dann denke ich kann dieser Mensch trotzdem noch "gut" sein, nur die Angst hat ihn im Griff.
Weißt du auch zufällig ob der Halter vorher beschattet wurde, sodass es nicht zu einem Fall kommen würde wie "Der Mann hat vor dem "Spaß", oder währenddessen, den Anruf bekommen dass seine Frau (oder beliebige nahestehende Person) gerade tödlich verunglückt ist." Oder dergleichen.
Wenn das trotzdem wohlwissend ignoriert würde (und nicht aus Unglauben heraus dass er die Wahrheit sagt), dann wäre das für mich auch "böse".
 
Hm ich bin mir nicht sicher ob ich das mit dem Anteil nehmen auch so sehe.
Was das Beispiel mit "Verstehen Sie Spaß" angeht: Es stand ja schon von vornerein fest dass der Halter sein Auto wiedersehen würde, und es nur ein "Spaß" ist. Wenn es allerdings so gestaltet wäre dass der Halter sein Auto garnicht mehr wiedersehen würde (dann wäre das aber kaum im TV gezeigt), dann wäre das für mich "böse".

Ich habe den Eindruck, dass du die Sache noch nicht ganz
nachvollziehen kannst. Bei "Verstehen Sie Spass" wird eine ernste Situation seitens des Fernsehteams vorgetäuscht, darüber eingeweiht sind die Fernsehzuschauer. Nur das Opfer weiß von alledem nichts, deshalb ist die Situation für das Opfer völlig ernst. Deshalb war der Mann auf dem Rastplatz fest davon überzeugt, dass sein Auto mitsamt seinen wichtigen Unterlagen und anderen Gegenständen gestohlen wurde. - Azurkind, du siehst die Sache noch zu sehr aus Sicht des Zuschauers, aber versetze dich in die Lage dieses Mannes, ohne Hinzunahme der Kenntnis der Zuschauer..
 
Ich habe den Eindruck, dass du die Sache noch nicht ganz
nachvollziehen kannst. Bei "Verstehen Sie Spass" wird eine ernste Situation seitens des Fernsehteams vorgetäuscht, darüber eingeweiht sind die Fernsehzuschauer. Nur das Opfer weiß von alledem nichts, deshalb ist die Situation für das Opfer völlig ernst. Deshalb war der Mann auf dem Rastplatz fest davon überzeugt, dass sein Auto mitsamt seinen wichtigen Unterlagen und anderen Gegenständen gestohlen wurde. - Azurkind, du siehst die Sache noch zu sehr aus Sicht des Zuschauers, aber versetze dich in die Lage dieses Mannes, ohne Hinzunahme der Kenntnis der Zuschauer..

Doch ich kann mich sehr wohl in die Sicht des Mannes versetzen.
Wobei das Beispiel n bisschen blöd ist, da der Mann warscheinlich irgendwas im Tee haben musste oder so, wenn er nicht gemerkt hat dass der Kiosk plötzlich auf wundersame Weise den Standort gewechselt hat.
Ich hab die Sendung aber auch früher ein paar mal geschaut und fand sie ganz witzig, aber soweit ich mich erinnern kann waren die Situationen die da aufgestellt waren auch immer einfach nur "Oh Shit" Situationen. Und da die "Opfer" auch nicht wussten dass sie einfach nur in diese Sendung geraten waren, konnten sie die Verantwortlichen ja auch nicht als "böse" erachten.
Wenn sie allerdings dachten dass sie Opfer von irgendwelchen Kriminellen wurden, dann konnten sie diese ja auch nicht als "böse" bezeichnen, da es sie ja garnicht gab.
 
Das Auto wurde unmittelbar neben dem Kiosk abgestellt, sodass ein paar wenige Meter Verstellung des Gebäudes auf einem unbekannten Parkplatz nicht auffällt.
 
Zum Thema Bösartigkeit hätte ich einen Buchtipp "Die Masken der Niedertracht" von Marie-France Hirigoyen. In diesem Buch wird einiges erklärt.
 
Warum ist Bösartigkeit soviel ansteckender als Gutartigkeit ?

Das ist echt 'ne gute Frage. Ich glaube aber nicht, dass Bösartigkeit 'ansteckend' ist.

... weil es hier so viele verletzte Seelen gibt?
... weil es so viele verdeckte, nicht-sichtbare Wunden gibt.

Wenn da einer drin rumditscht, wird aus Reflex erst mal um sich geschlagen, um sich zu schützen oder schützen zu wollen. Weil's logischerweise auch wehtut, wenn jemand in die eigene Wunde ditscht und dann vllt. auch nicht mal locker lässt.

Ich frage mich gerade, wie so dann etwas "heilen" können soll. Hm. -
 
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Da man nun von Schwächeren nicht so viel lernen kann wie von Stärkeren sitzt man sehr schnell in der destruktiven Mausefalle ,wo man sich selbst (oder seinem inneren Kind) in den Schwanz beisst.

Problem ist, glaub ich, dass sich das oft nicht mal wirklich erkennen lässt, wer 'schwach' und wer 'stark' ist. Aus'm normalen Blickwinkel. - Die, die auf andere 'schwach' wirken, könnten die Stärkeren sein. Die, die auf andere 'stark' wirken, die Schwächeren.

So wird dann manch einer evtl. mal eben über- oder auch unterschätzt. Oder auch komplett falsch eingeschätzt.
 
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