Der Sinn von Bösartigkeit

Die Frage ist für mich wie man mit kaputten Menschen umgeht ohne selbst kaputt zu werden oder zu machen.

Wie gehst du damit um ?
Immer souverän ?
Wo fängt bei dir der Punkt an,wo du jemandem verbal oder rechtlich eine reinziehst ?

Wenn ich einen Sinn suche wie Karma oder spirituelle Entwicklung kann ich mit Situationen besser umgehen und triggere erst viel später.
Also was ich im Laufe meines Lebens mit Sicherheit gelernt habe ist, andere und vor allem mich selbst nicht so ernst zu nehmen. Ich bin nicht der Mittelpunkt der Welt und erkenne auch die anderen Menschen nicht als diesen an.
Viele Leute kommen aus kaputten Familien, was aber nicht automatisch bedeutet, dass sie nicht heilen können, oder daraus lernen, sich ändern oder auch einfach nur sich akzeptieren mit ihrer Vergangenheit und den daraus resultierenden Macken.

Du schreibst da einen ganz entscheidenen Satz: "Wenn ich einen Sinn suche wie Karma oder spirituelle Entwicklung kann ich mit Situationen besser umgehen ....", womit du sagst, dass dir bereits klar ist, dass diese Art der Esoterik, die hier betrieben wird, nichts anderes als eine Flucht aus der Realität ist. Menschen haben sich schon immer in den Glauben geflüchtet wenn das Leben zu hart und zu schmerzhaft war, woran auch immer sie dann geglaubt haben.

Ich "ziehe so schnell niemandem eine verbal oder rechtlich rein". Bewege mich schon seit Jahren in diesem Forum, und kann mich an 2x erinnern, wo ich bewusst verbal ausgetickt bin. Es gibt jemanden der immer NUR jammert/meckert/schimpft (den ich gerne mal fragen würde warum er sich nicht einfach erschießt) was mich auch im RL ziemlich nervt, und eine Userin, die grundsätzlich nichts zum Thema schreibt, sondern einfach nur ihre persönlichen Spitzen abschießt (muss eine extrem frustrierte Kuh sein).
Aber beide sind mit im Prinzip vollkommen gleichgültig. Sie liegen bei mir im Ordner "A" und gut ist's.

Ich denke der größte Fehler den du machen kannst ist ein Forum und seine User allzu ernst zu nehmen. Klar sind immer ein paar dazwischen, die wirklich tolle Denkanstöße bringen, aber die muss man finden.

Also nur den Mut nicht verlieren. Die wenigsten Menschen sind "bösartig", sie erscheinen u. U. so, weil sie sehr verletzt sind.

Lg., R.
 
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Hi Lagerfeuer,

bösartig können nur die Menschen wirken, denen Du die Macht über dich gibst. :umarmen:

LG
Any
 
Also was ich im Laufe meines Lebens mit Sicherheit gelernt habe ist, andere und vor allem mich selbst nicht so ernst zu nehmen. Ich bin nicht der Mittelpunkt der Welt und erkenne auch die anderen Menschen nicht als diesen an.
Viele Leute kommen aus kaputten Familien, was aber nicht automatisch bedeutet, dass sie nicht heilen können, oder daraus lernen, sich ändern oder auch einfach nur sich akzeptieren mit ihrer Vergangenheit und den daraus resultierenden Macken.

Du schreibst da einen ganz entscheidenen Satz: "Wenn ich einen Sinn suche wie Karma oder spirituelle Entwicklung kann ich mit Situationen besser umgehen ....", womit du sagst, dass dir bereits klar ist, dass diese Art der Esoterik, die hier betrieben wird, nichts anderes als eine Flucht aus der Realität ist. Menschen haben sich schon immer in den Glauben geflüchtet wenn das Leben zu hart und zu schmerzhaft war, woran auch immer sie dann geglaubt haben.

Ich "ziehe so schnell niemandem eine verbal oder rechtlich rein". Bewege mich schon seit Jahren in diesem Forum, und kann mich an 2x erinnern, wo ich bewusst verbal ausgetickt bin. Es gibt jemanden der immer NUR jammert/meckert/schimpft (den ich gerne mal fragen würde warum er sich nicht einfach erschießt) was mich auch im RL ziemlich nervt, und eine Userin, die grundsätzlich nichts zum Thema schreibt, sondern einfach nur ihre persönlichen Spitzen abschießt (muss eine extrem frustrierte Kuh sein).
Aber beide sind mit im Prinzip vollkommen gleichgültig. Sie liegen bei mir im Ordner "A" und gut ist's.

Ich denke der größte Fehler den du machen kannst ist ein Forum und seine User allzu ernst zu nehmen. Klar sind immer ein paar dazwischen, die wirklich tolle Denkanstöße bringen, aber die muss man finden.

Also nur den Mut nicht verlieren. Die wenigsten Menschen sind "bösartig", sie erscheinen u. U. so, weil sie sehr verletzt sind.

Lg., R.

Das mit dem Mittelpunkt der Welt ist ja auch wieder sowas,was man im Prinzip schon als Spitze verstehen könnte ,wenn man grad fragil ist ,Leute die immer nur jammern,die sich erschiessen sollten .

Jeder ist erst mal für sich der Mittelpunkt der Welt und damit basta .
Und alle anderen sind Mittelpunkt ihrer Welt .
Warum soll man den Leuten dafür Schuldgefühle machen ?

Jeder Stern da oben am Himmel ist ein Mini-Universum für sich und gleichzeitig Teil des grossen Kosmos und niemand sieht was falsches darin .

Wenn man nicht jammern darf heisst das,dass man nicht öffentlich zu seinen Gefühlen stehen darf ,keine Bedürfnisse haben darf ,alles unterdrücken muss um nicht andere zu stören .
Und dadurch entstehen auf der einen Seite die Volkskrankheiten und auf der anderen Seite auch Kriminalität,weil man sich (symbolisch)mit Zwang Dinge nimmt die man auf ehrliche Art nicht bekommen kann.
Es entsteht Abhängigkeit von legalen oder illegalen Drogen ,nur weil man die anderen nicht stören darf mit seinem Gejammere.


Wenn man mal drüber nachdenkt ist Jammern sogar gesund,weil es einen Reinigungsprozess darstellt .Es stört nur diejenigen,die ihre eigene Traurigkeit und Bedürftigkeit unterdrücken .

Jemand,der nun aber verbal,körperliche,rechtliche Gewalt ausdrückt schadet viel mehr.

Was mich wirklich furchtbar nervt ist wenn jemand sagt ich wolle doch nur Aufmerksamkeit haben ,während ich mich gequält durch innere Prozesse suhle,die ich mir nicht ausgesucht habe.

Für mein Ego ist dieses ganze öffentliche Ausziehen einfach nur furchtbar demütigend ,weil es ja ein Zeichen von Schwäche ist ,dass man seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat.
Ich schäme mich zu Tode und frage mich ständig was die Leute wohl von mir halten .
Dann reagiere ich mit kochender Wut,wenn ich auch noch von aussen gedmütigt werde,wenn ich schon mit meinen eigenen Dämonen nicht zurecht komme.
Und es ist jedesmal Angst da,wenn ich ein Thema aufmache.

Doch die Angst vor der Bösartigkeit der anderen ist grösser als die Angst vor meinem eigenen Schmerz.
Diese Hilflosigkeit ,die ich empfinde führt dazu ,dass meine eigene innere Grausamkeit geweckt wird im Sinne von einem Raubtierimpuls,der sich nur beschützen will.
Wollen wir wirklich auf dieser Raubtierebene miteinander umgehen ?


Flucht aus der Realität durch esoterischen Schönschwätz,bei einigen ja,bei anderen ist es wirklich die echte Suche nach der Verbindung mit der universellen Quelle.
Und seit wann findet man sich selbst ohne Schmerz und Schwierigkeiten ?

Also wiederum ja,ich gestehe den Menschen das Recht zum Jammern zu,solange sie bei ihrem eigenen Schmerz bleiben .
Und die Menschen,die durch diese extremen Wachstums-oder Verarbeitungsschmerzen gehen brauchen eine Art von Oase,wo ihnen nicht noch mehr Schmerzen zugefügt werden .
Es gibt keinerlei logischen Grund,warum es diese Oasen nicht auch im Netz geben sollte.

Liebe Grüsse
 
Der Sinn der Bösartigkeit

Das Licht der Erleuchtung suchen wir stets bei uns
Uns allein steht zu der Götter Gunst.
Die Bösen,das sind immer die da drüben
mit ihren Dämonengesichtern und kahlgeschorenen Rüben.

Die Bösen,das sind auch einfach nur die Schwachen,
die sind so doof,die zwingen uns sie zu verachten.
Die sollen sich doch einfach mal erschiessen,
dann können wir gewissensfrei unsere Grausamkeiten geniessen.

Die Bösen,das sind immer die Minderheiten,
mit ihren exzentrischen Eitelkeiten.
Niemand wär böse,wären wir alle gleich.
Alle Birnen genauso weich.

Die Bösen,das sind die Aktivisten,
die mit ihren Idealen den Saustall mit Rosenduft verpesten.
Die Bösen sind die,die niemals was tun
um sich auf meinen Steuergeldern auszuruhn.

Die Bösen sind intelligenter als sich,
deren Arroganz steht ihnen geschrieben ins Gesicht.
Die Bösen sind viel dümmer als ich.
Warum wird Doofheit nicht bestraft vor Gericht ?

Die Bösen haben manchmal eine schöne Fassade.
Man kann die Abgründe dahinter nur erahnen.
Blickt man ihnen direkt ins Gesicht,
brechen sie einem flugs das Genick.

Die Bösen,das sind die Reichen,
weil sie sich ihr Geld durch Ausbeutung erschleichen.
Die Bösen,das sind die Armen,
ständig betteln sie um Erbarmen.

Die Bösen,das sind die Schönen,
weil sie die Hässlichkeit verhöhnen.
Die Bösen,das sind die Gesunden,
sie machen uns Kranke nähmlich krank
sag ich euch unumwunden.


Was ist böse ?
Was ist gut ?
Wer von euch hat den Mut
unbefangen in den Spiegel zu schauen
und den Spiegel dabei nicht zu zerhauen ?

Lieber schlagen wir doch auf andere ein,
auf jedes kleine arme Schwein,
das sich nicht wehren kann
und zerbricht an seinem Gram.

Für jeden kommt mal der Tag der Wahrheit
die schonungslose unverblendete Klarheit.
Wer bin ich ?
Wo ist geblieben dieses wunderschöne Licht ?

Wir bewerfen uns mit Schmutz,
sind dabei ganz verdutzt,
dass wir nicht erleuchtet werden,
während wir täglich neue Schattenseiten gebähren.


 
Interview -- Warum sind wir bösartig?
Willy Pasini, Psychiater.

Von Franziska Wanner-Müller




Professor Pasini, was zeichnet die Bösartigkeit aus?

Sie wird bewusst, aus Eigennutz und mit Freude ausgeführt. Das Spektrum der Bösartigkeiten ist breit, es reicht von der beiläufigen Kränkung über die Verhöhnung bis zu provoziertem Mord und Totschlag. Die authentische Bösartigkeit bleibt nicht selten unbestraft, weil sie sich zwischen den definierten Werten abspielt.

Zum Beispiel?

Da gab es den Fall eines Mannes, der bei minus 10 Grad vor einem Haus eingeschlafen war. Mitten in der Nacht wachte er auf, weil die Hausmeisterin einen Eimer Wasser über ihn ausschüttete. Sie hielt den Mann für einen Clochard, musste also annehmen, dass er keine Kleidung zum Wechseln hatte und um diese Zeit auch keinen Unterschlupf finden würde. Somit war der klatschnasse Mann vom Erfrierungstod bedroht. Das war ein Mordversuch - aber er blieb natürlich unbestraft. Es gibt auch die institutionalisierte Bösartigkeit: Krieg, die Todesstrafe, Gefangenschaft.

Welche Synonyme gibt es für die Bösartigkeit?

Gemeinheit, Intriganz, Perfidie, Sadismus. Als Gefühlssynonyme wären da Wut, Hass, Eifersucht, Machtgier und Neid, aber eben auch positive Gefühle - etwa die Erleichterung, die sich einstellen kann, nachdem man eine Bösartigkeit begangen hat.

Beschreiben Sie die gängigsten Formen von Bösartigkeit.

Ich unterscheide zwischen der authentischen, der okkasionellen und der konjunkturellen Bösartigkeit. Die erste geschieht stets aus sadistischen Beweggründen. Sie ist strukturell aufgebaut und nimmt ihren gut geplanten Lauf, ohne dass sich der Malfaiteur zu erkennen geben muss. Bei der zweiten, nur gelegentlich angewandten und auch weniger aggressiven Form sind Rachegedanken und verletzter Stolz die Ursachen. Es wird offensichtlicher agiert, also spontaner und weniger perfid als im ersten Fall. Existentielle Ängste, Frustration und Eifersucht bestimmen die dritte und häufigste Kategorie: hier wird nicht selten aufgebaut, um später besser zerstören zu können.

Auf welchem Nährboden gedeiht das Böse am besten?

Auf der sozialen Ebene lösen empfundene Ungerechtigkeit, Auswegslosigkeit und Wertvorstellungskonflikte boshafte Reaktionen aus. Der italienische Philosoph Umberto Galimberti hat die Behauptung aufgestellt, dass die heute weitverbreitete Bösartigkeit ihre Gründe darin hat, dass der Mensch fast nur noch über seine Leistung definiert wird,was schlechte Gefühle erzeuge und entsprechendes Verhalten provoziere.

Und auf der psychologischen Ebene?

Hatte jemand einen bösen Vater, so kann die Bösartigkeit ihren Grund in der frühkindlichen Identifikation mit dem Vater haben. Man übt auf andere aus, wovor man selbst Angst gehabt hat oder vielleicht noch hat. Unterdrückte Rachegefühle können die Lust erzeugen, andere zu demütigen, zu unterdrücken, zu zerstören, zu dominieren. Aggressivität kann sich in übersteigerter Form gegen Drittpersonen richten, wenn die Auseinandersetzung mit der eigentlichen Schlüsselfigur nicht stattgefunden hat. Sogenannt böse Menschen haben aber auch oft Minderwertigkeitsgefühle. In diesem Kontext sind auch jene Menschen zu sehen, die sich nur noch über cholerische Ausbrüche und Bösartigkeiten auszudrücken vermögen.

In welchen Domänen regiert das Böse besonders oft?

Heute, da die Menschen nicht mehr aufs Schlachtfeld müssen und es auch den Wilden Westen nicht mehr gibt, sind Orte wie das Büro, Spitäler, das Auto und die eigenen vier Wände zu Kampfplätzen avanciert. Was dem Ritter früher die Rüstung war, ist dem Autofahrer heute seine Blechkarrosserie. Der bösartige Lenker fährt mit Vollgas auf den Fussgängerstreifen zu, der boshafte in die grössten Wasserlöcher, um Passanten vollzuspritzen. Er verständigt sich mit den übrigen Verkehrsteilnehmern in obszöner Zeichensprache. Im Büro sind sexuelle Belästigungen und «Mobbing» häufig. Beide zielen daraufhin, Personen zu schwächen. Das eine geschieht mehr oder weniger versteckt, das andere im gruppendynamischen Prozess. In den Spitälern kann die Überlegenheit eines Arztes unbeabsichtigte Bösartigkeit gegenüber hilflosen Patienten sein. Die Unterlegenheit des Patienten, denen es an Boshaftigkeit oft auch nicht fehlt, führt vor allem in psychiatrischen Kliniken zu Machtmissbräuchen - zu Bestrafung und unnötigen Zwängen. In den eigenen vier Wänden regiert die Bösartigkeit meist in Form von Unterdrückung und Desinteresse, manchmal auch von Gewalt.

Sind wir boshaft geboren, oder macht uns erst das Leben schlecht?

Wir sind alle Schwestern und Brüder Kains. Ich vertrete den psychoanalytischen Ansatz, dass wir mit sämtlichen schlechten Veranlagungen - also auch mit einem Aggressivitätspotential - geboren werden und gegen diese Gegebenheiten ein Leben lang ankämpfen müssen.

Gibt es nicht auch legitime Bösartigkeit?

Für das Zielobjekt ist sie es sicherlich nie. Für Verursacher und Aussenstehende kann Bösartigkeit hingegen relativ sein. Wenn man sich mit Gewalt gegen eine Form der Tyrannei zur Wehr setzt, kann das als legitim empfunden werden. Künstlerische Boshaftigkeit ist ebenso notwendig wie jugendliche Bösartigkeit, die der Identifizierung mit dem eigenen Ich dient und - mit Mass - wünschenswerter ist als Anpassung und Friedfertigkeit. Auf der anderen Seite gibt es die «falschen Pazifisten», wie ich sie nenne: besonders liebe, friedfertige Menschen oder Leute mit besonders würdigem Auftreten, die nicht selten voller versteckter Aggressionen sind. Und abgesehen davon, dass das Schlechte eine eigene Faszination auf die unbeteiligten «Zuschauer» ausübt und oft als Stärke ausgelegt wird, gibt es Bösewichte, die Böses in der Meinung vollbringen, Gutes zu tun.

Man ist unbeabsichtigt boshaft?

Ja, wenn man ins sprichwörtliche Fettnäpfchen tritt, hatte man ja nicht die Absicht, zu verletzen. Oder die indifferenten Egozentriker, die anderen mit grosser Selbstverständlichkeit, aber eigentlich ohne böse Absicht, auf der Seele herumtrampeln. Ohne perfide Planung funktioniert auch die impulsive Bösartigkeit. Ausgeübt wird sie meist von Menschen ohne Macht, die keine andere Art beherrschen, sich gegen Attacken zu wehren.

Soziale Unterschiede also auch bei den Bösen?

Durchaus. Je höher der Stand, desto raffinierter und undurchsichtiger die Bösartigkeit. Oft wird in «feineren Fällen» einer Drittperson der aktive Part des Bösewichts zugeteilt. Bei Denunziationen ist das beispielsweise der Fall. So bleibt der eigentliche Bösewicht im Hintergrund und zieht von dort aus die Fäden.

Machiavellisten überall?

In der christlichen Ära hat Machiavelli als erster die Absenz von Skrupeln im politischen Verhandeln propagiert. In seiner Moral ist jedes Mittel gerechtfertigt, ans Ziel zu gelangen. Von der Lüge bis zur Intrige ist alles erlaubt. Diese kalte, kalkulierte Bösartigkeit wird heute gewiss nicht nur im politischen Leben gepflegt.

Welches ist die höchstenwickelte, feinste Form der Boshaftigkeit?

Die Ironie, der Sarkasmus.

Täusche ich mich, oder gelten die Bösen oft als die eigentlich Starken?

Es stimmt, die Netten, Anständigen geniessen heute wenig Ansehen. Sie gelten - etwas überzeichnet - als manipulierbare Schwächlinge und haben bedeutend weniger Chancen auf eine Karriere als ihre aggressive Konkurrenz. Bösartigkeit hat aber in Wirklichkeit nichts mit Stärke zu tun. Durch ihre Ränkeschmiedereien offenbaren die Bösen innere Unsicherheit, der meist seelische Defekte zugrunde liegen.

Machen soziale Missstände und starker Konkurrenzkampf boshaftes Agieren heute fast unumgänglich?

Existentielle Ängste können vermehrt Bösartigkeiten provozieren. Als Mittel im Wettbewerb sollte aber die Kampflust ausreichen; das Überleben hat ja schon immer Dynamik, Energie und Durchsetzungsvermögen erfordert. Bösartigkeiten wären grundsätzlich nicht nötig; sie wurden in den vergangenen Jahren aber tatsächlich gesellschaftlich legitimiert. Amerikanische Forscher haben mit der Behauptung, das Aggressionspotential sei genetisch bedingt, eine heisse Diskussion entfacht.

Dass chromosomale Voraussetzungen verantwortlich für die kriminellen Energien in verschiedenen sozialen Schichten sein sollen, ist eine Hypothese, die ich nicht teile. Warum ist man vom Bösen fasziniert?

Kain verkörpert eben nicht nur das Böse, sondern, oberflächlich gesehen, auch die Macht. Das hat die Menschheit von jeher fasziniert. Das Interesse der Menschen für den uralten Kampf zwischen Gut und Böse, Liebe und Hass, Glück und Unglück, Leben und Tod machen sich Filmproduzenten, Buchautoren und Medien heute zunutze wie noch nie. Die Verhältnisse haben sich in den vergangenen Jahren etwas verschoben: anstatt mit dem guten Helden soll sich das Publikum heute mit dem Bösewicht identifizieren.

Der schlechte Held animiert zur Überschreitung der eigenen Limiten, auch wenn dies nur in der Phantasie geschieht. Hat sich der Archetyp des Bösen ebenfalls verändert?

Universelle Symbole prägten ihn lange Zeit. Plattgedrückte Warzennase, finsterer Blick, Arm- und Beinprothesen gehörten dazu. Ein Mix zwischen Pirat und Schneewittchens böser Stiefmutter. Heute sieht das Böse aus wie Sharon Stone in «Basic Instinct», und zu den klassischen Gewaltfarben Rot/Schwarz hat sich ein leuchtendes Stahlblau gesellt.

Wie bekämpfe ich das Böse in mir?

Indem ich es anerkenne. Indem ich Leute eruiere, denen erste Aggressionen gegolten haben, und mit ihnen und den Umständen ins Reine komme.

Und wie schütze ich mich vor bösartigen Übergriffen?

Indem ich die Gefahren einzuschätzen lerne und dem Angreifer gleichzeitig zu verstehen gebe, was er riskiert. Wenn man Zeit hat, sollte man versuchen, den Bösartigen in seinen guten Seiten zu bestätigen. Denn die Bestätigung fehlt ihm ja. Nachher beruhigt er sich und wird ganz zahm.
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Quelle:http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b...cle/5391a660-9479-427f-b501-ce70d71f9c63.aspx
 
Sinn von Bösartigkeit
fällt mir nur Lustgewinn zu ein.
Was soll das sonst bringen?
Wobei das trifft nur auf die erste unten genannte zu

würde auch noch zwischen zwei Arten Bösartigem unterscheiden:
einmal der "harmlose" Gangbang von Marqui de Sade und Co
zweite und die richtig Böse ist:
die reine Ethik,wie losgelassen worden
in der franzöischen Revolution von Robbespierre und die Kulturrevolution von Mao,
oder der Massenmord an der jüdischen Bevölkerung Europas.
 
Hast du n Beispiel parat?

Das untersteht häufig einem Wechselspiel, was wir als gut oder als böse bezeichnen. Wenn wir unseren Alltag genauer beobachten, kann das überall beobachtet werden.

Es gibt da eine Geschichte, die ich nie ganz hinbekomme. Es geht dabei um eine Familie, deren Sohn sich das Bein fürchterlich bricht. "Schlimm, schlimm", sagen die Leute, "böse Sache!" Dann bricht Krieg aus, der Sohn kann nicht eingezogen werden. - Was vorher als "böse Sache" bewertet wurde, kann später durch eine Veränderung der Umstände ganz anders angesehen werden.

Ähnlich unterschiedlich wird die Aktion von Pussy Riot bewertet. In Russland gibt es dafür mehrere Jahre Lagerhaft und bei uns wäre es vielleicht nur ein Bußgeld gewesen.
Auch bewerten wir die Aktion ganz anders, wir haben Verständnis für die Aktion, finden es gut, weil die Aktion eine Veränderung des politischen Bewusstseins in Russland für mehr Freiheit in unserem Sinne vollbringen kann, während Putin droht, seine Macht und sein Ansehen verlieren zu können.
- Was wir gut finden, findet Putin böse.

Solches finden wir eben überall, auch bei uns. Wenn über einen Arbeitskollegen mächtig hergezogen und gemobbt wird, finden die einen es gut und meinen rachsüchtig: "Der braucht das!" Die anderen aber haben die Rachegefühle nicht und schätzen das Verhalten ihrer Kollegen als böse ein, auch wenn das Wort "böse" in solchen Fällen nicht gleich benutzt würde.

Ganz extrem war es bei den Nazis. Was sie als gut empfunden hatten, sehen wir heute als fürchterlichste Gräueltaten an.
In Kriegsituationen überhaupt werden die moralischen Maßstäbe verkehrt. Ein sonst braver Spießbürger wird zum brutalen Henker und Vergewaltiger.
Ähnlich verdrehen sich die Maßstäbe bei unseren alltäglichen Kleinkriegen, nur sind da die Auswirkungen gemäßigter.
 
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Wenn man erkennt, wie sehr Gut und Böse austauschbar sein können, wie sehr die Ansichten vom einen zum anderen verändert werden können, dann muss eigentlich auch gefragt werden, warum es das Gute gibt.
 
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