Der Prozess Jesus soll neu aufgerollt werden.

DruideMerlin

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Erst die Tage habe ich davon gelesen, dass ein Anwalt aus Kenia den Prozess gegen Jesus neu aufrollen möchte. Er begründete dies mit der Rechtswidrigkeit des Prozesses. Die Klage richtet sich gegen Kaiser Tiberius, Herrscher Herodes sowie den Staaten Italien und Israel.

Leider konnte man in diesem Artikel nichts Konkreteres zu der Begründung lesen, auf das die Anklage aufgebaut werden soll. Fakt ist jedenfalls, dass Jesus wegen Gotteslästerung und aufrührerischem Verstoß gegen die Tempelordnung verurteilt wurde. Gotteslästerung wurde bei dem damals gültigen Recht der Juden mit Steinigung bestraft. Ein Punkt, der auch noch in unseren Tagen in verschiedenen Ländern mit der Todesstrafe verbunden ist und auch vollzogen wird (z.B. Pakistan und weiter Länder des Islams).

Zum Verstoß gegen die Tempelordnung findet man in gleicher Weise in der aktuellen deutschen Rechtssprechung ein Pendant:

Versammlungsgesetzt und Störung der Religionsausübung
§ 166
Verurteilung, wenn der öffentliche Friede gestört wird.
Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen
(1) Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Ebenso wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder Gebräuche in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.

§ 167
Störung der Religionsausübung
(1) Wer
1. den Gottesdienst oder eine gottesdienstliche Handlung einer im Inland bestehenden Kirche oder anderen Religionsgesellschaft absichtlich und in grober Weise stört oder
2. an einem Ort, der dem Gottesdienst einer solchen Religionsgesellschaft gewidmet ist, beschimpfenden Unfug verübt,
wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
(2) Dem Gottesdienst stehen entsprechende Feiern einer im Inland bestehenden Weltanschauungsvereinigung gleich.


Herodes der Große verfügte, dass nach seinem Tod das Reiche unter seinen drei Söhnen als eine Tetrarchie (Antipas, Archelaos, Philliphos) aufgeteilt werden sollte. Das jüdische Königreich wurde deshalb 4 v.Chr. in drei Einflussbereiche eingeteilt, wobei Archelaos 6 n.Chr. wegen seines tyrannischen Verhaltens seines Amtes enthoben wurde. Das Gebiet wurde damit unter direkter römischer Verwaltung gestellt und deshalb vertrat dann dort auch später Pontius Pilatus das römische Recht.
PalästinaX.jpg

(Skizze wurde von mir selbst angefertigt, es werden damit also keine Urheberrechte verletzt.)

Nach römischem Recht wurde dann auch Jesus wegen Aufruhr zum Tode verurteilt. Da Jesus kein römischer Bürger war, wurde er mit der üblichen Kreuzigung hingerichtet. Der Tetrarch Herodes Antipas befand sich zu dieser Zeit wegen des Passahfestes in Jerusalem. Ihm wurde Jesus nur deshalb vorgeführt, weil er ein Bürger von Galiläa war und dies zum Machtbereich Antipas gehörte. Er hatte aber in Jerusalem auf Grund der Gegebenheiten keinen direkten Einfluss auf die Gerichtsbarkeit. Worin nun der kenianische Anwalt die Mitschuld Tiberius vermutet, ist mir jedoch nicht so recht klar.

Wäre interessant, wenn man zu diesem Prozess des Kenianers mehr erfahren könnte.



Merlin
 
Zuletzt bearbeitet:
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Einerseits interessant, andererseits bekommt man den Eindruck, dass dieser Anwalt momentan ohne Klient zu sein scheint und sich langweilt??
 
von Merlin

Da Jesus kein römischer Bürger war, wurde er mit der üblichen Kreuzigung hingerichtet.


Das kann ich nicht so stehen lassen.

Der Nazaräner und Paulus haben jeder für sich die römische Bürgerschaft erlangt durch ihren Soldatendienst im römischen Heer.
Falsch ist die Aussage in der Bibel, Paulus wäre desertiert und konnte danach tun und lassen was er wollte, um dann ganz am Ende gar noch mit einem Schiff nach Rom zu segeln, zum Cäsar.
Man musste schön bei der Truppe bleiben wenn man eine solche Ehre wahrnehmen wollte.

Auf der anderen Seite, darauf habe ich bereits hingewiesen, wurde ein römischer Soldat, der sich aus dem Staub machte sofort bestraft, mit dem Tode versteht sich. Und war er selbst nicht greifbar, dann bediente man sich an seinen Kameraden.

In das Bild vom desertierenden Soldaten passt der Nazaräner viel besser hinein,
während Paulus dem Idol eines treuen Söldners entspricht aus römischer Sicht.
Der Nazaräner war immer auf der Flucht, nicht nur vor den Fragen der neugierigen Pharisäer.

Dazu kommt die Geschichte vom Lösen der Riemen am Schuhwerk dessen der da kommt …
Wie es bei Johannes dem Täufer berichtet wurde.
Der hat bestimmt darüber gelästert, wie er es immer getan hat.
Der Nazaräner, er ist ein davongelaufener Soldat, so einer ist bestimmt der Richtige!
Er habe noch nicht einmal seine Soldatenstiefel ausgezogen, usw.

Denn wäre es ansonsten besonders wichtig gewesen die Riemen nur an den Sandalen zu lösen, fehlt uns der tiefere Sinn davon, etwa es müsse die gesamte Fußsohle den Boden berühren, oder zum Beispiel die genaue Anzahl der Riemen. Vielleicht mit dem Hinweis es sind rechts nur 5 Riemen und auf der linken Seite wären es immer noch alle 6 Schnürsenkel.
Oder der Hinweis von einem langen Marsch erstrecke sich die Verknotung nicht nur auf die Füße sondern sogar über den unteren Bereich der Beine, usw.

Wir müssen auch gar nicht lange warten bis wir zum Kontra kommen.

Den Johannes sei der geringste im Himmelreich, so heißt es doch?
Er habe gar nichts mit dem Lehrer, dem Lehrer der Gerechtigkeit, gemeinsam,
seinem Vorgänger als Vorbild in der Organisation der Essener,
was dieses Nahverhältnis zum Übergang von Leben und Tod betrifft,
wie es eben bei diesem Lehrer der Fall gewesen ist. Damals.

Aber Pilatus tut mir leid.

Er soll einen unliebsamen römischen Bürger (den Nazaräner) zum Tode verurteilt haben,
wegen Aufwiegelung gegen Rom?
Diese Gelegenheit hätte er doch beim Schopf gepackt und mit nach Rom gebracht.
Schon alleine um seine eigene Haut zu retten.
Einen solchen Glücksfall hätte er doch mitgenommen, lebend oder tot.

Nicht wahr?

Dumm war nur, er wurde dazu auserkoren, vorangegangene Streitigkeiten unter den Juden mit tödlichem Ausgang, zu schlichen. Dazu musste er als vollziehende Person die römische Gewalt vertreten, erneut seinen Kopf hinhalten, und nicht schon wieder ein anderer Statthalter.

Und so kam es wie es kommen musste.

Freilich sollte ein damaliges Urteil lauten:

IM ZWEIFELSFALL FÜR DEN ANGEKLAGTEN

Das ist doch gar nicht sooo schwer?!

Wenn man damit nicht irgendjemanden irgendetwas justament beleghaft beweisen möchte.





und ein :weihna1
 
Das kann ich nicht so stehen lassen ...
Lieber Teigabid,

wie immer sind deine Visionen sehr erfrischend und sorgen für mehr Klarheit. Es gibt aber zu deiner Theorie von den tapferen Legionären ein paar Unstimmigkeiten, die mich doch etwas beschäftigen.

Zur Zeit Jesus musste man bei einer Musterung zum Dienst in einer Legion noch sein Bürgerrecht schriftlich versichern, ausgenommen waren die Bundesgenossen in Italien. Daneben gab es noch die Auxiliare, die sich aus Freiwilligen der Klientelstaaten rekrutierten. Diese Soldaten erhielten aber das Bürgerrecht erst am Ende ihrer Dienstzeit nach ca. 20 - 25 Jahre oder wenn sie den Dinestgrad eines Centurios, Decurio erreicht hatten, bzw. in den Adel erhoben wurden.

Tja und dein Argument von den Soldatenstiefeln und den Schürsenkeln hat leider auch einen kleinen Haken, denn die Caliga eines Soldaten hatte jeweils nur einen Schnürsenkel.

Nun ja, zu Paulus wird in der Apostelgeschichte etwas etwas zu seinem römischen Bürgerrecht geschrieben:
Apg. 22[25] Als man ihn aber Riemen anband, sprach Paulus zu dem Hauptmann, der dabeistand: Ist´s auch recht bei euch, einen römischen Menschen ohne Urteil und Recht zu geißeln ... [27] Da kam zu ihm der Oberhauptmann und sprach: Sag mir, bist du römisch? Er aber sprach: Ja [28] Und der Oberhauptmann antwortete: Ich habe dies Bürgerrecht mit großer Summe zuwege gebracht. Paulus aber sprach: Ich aber bin auch römisch geboren.

Die Eltern Paulus waren strenggläubige Pharisäer, die ihren Sohn nach Jerusalem schickten, um ihn zu einem Thoralehrer ausbilden zu lassen und das schließt schon einmal einen Militärdienst grundsätzlich aus.

Nach dem Tod des Königs Herodes des Großen hatten die Römer den Juden das Führen eines Königstitels mit Androhung der Todesstrafe verboten. Jesus wurde ja vorgeworfen, er würde sich als neuer König der Juden bezeichnen. Dieser Anspruch gab dann zusammen mit seinem aufrührerischen Verhalten in Jerusalem, die rechtliche Handhabe ihn zum Tode zu verurteilen.
Markus 15[2] Und Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er antwortete: Du sagst es.


Merlin
 
Liebes Siriuskind,

es ist sicherlich eine PR-Aktion des Anwaltes, um seinen Namen ins Gespräch zu bringen. Es bleibt ja auch die Frage, ob sich überhaupt ein Gericht auf eine solche Sisyphusarbeit einlässt. Anderseits veranlasst es eventuell manchen Christen, über den Tod Jesus einmal nachzudenken. Es ist doch so, dass bei den meisten Christen das Wissen um Jesus und seiner Lehre eher rudimentär zu sein scheint.

Merlin
 
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