Neutrino
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Warum nimmst du Live of Pi als Film für den effizienten Menschen? Es gibt ihn nicht. Das ist doch der eigentliche Inhalt. Den Magier als perfekten Menschen. Die stete Anpassung an die neue Situation, oder der eigenen Gefahr Wasser geben.
Eigentlich geht der Film doch weit über das von mir formulierbare hinaus.
Der Protagonist wäre ohne Tiger einsam zugrunde gegangen. Aber er war kein perfekter Mensch. Das trifft es eher.
Ich hatte den Film nicht als Beispiel für den effizienten Menschen angebracht sondern als Beispiel für die Tragikomödie...
Zur optimalen Effizienz des Menschen hatte ich geschrieben, dass er als bewusstseinsfähiges System gerade durch seine Fehlbarkeit zur optimalen Effizienz beiträgt, sprich gerade durch seine Fähigkeit sich als weder opitmal noch effizient zu erkennen optimale Effizienz generiert. Kybernetiker zb. haben herausfiltern können, dass Systeme, die optimal effizient sind zu Grunde gehen, während die Systeme, die sich halten sich nur durch eingebaute Fehler bzw. eingebaute Fehlbarkeit (zB. die Illusion eine Wahl-Entscheidungsfreiheit-sowas wie einen freien Willen zu haben) halten (sehr vereinfacht und frei wiedergegeben) ... Das System repariert, optimiert sich auf diese Weise selbst.... vor allem aber erhält es sich auf diese Weise, erzeugt sich.
Im Film Matrix
Architekt: "Ich bin der Architekt. Ich habe die Matrix erschaffen. Ich habe auf dich gewartet. Du hast viele Fragen. Und obwohl die Ereignisse dein Bewusstsein verändert haben [ungenaue Übersetzung von: though the process has altered your consciousness], so bleibst du unwiderruflich menschlich.
Architekt: "Dein Leben ist das Resultat einer unausgeglichenen Gleichung, die bei der Programmierung der Matrix aufgetreten ist. Du bist die mögliche Auswirkung einer Anomalie, die ich trotz meiner Bemühungen nicht beseitigen konnte, aus dem was ansonsten eine Harmonie mathematischer Präzision ist.
Architekt: "Die erste Matrix, die ich kreiert habe, war natürlich perfekt. Ein absolutes Kunstwerk. Makellos, überragend. Ein Triumph dem nur sein monumentales Scheitern gleichkam. Die Unvermeidlichkeit ihres Untergangs leuchtet mir als Konsequenz der Unvollkommenheit ein, die jedem Menschen anhaftet. Folglich hab' ich sie neu konstruiert, basierend auf ihrer Vorgeschichte, um die grotesken Eigenarten der menschlichen Natur zu reflektieren. Wie auch immer, ich wurde erneut durch ein Scheitern enttäuscht.
In der Zwischenzeit wurde mir jedoch klar, dass sich die Antwort mir entzog, weil sie eine geringere Intelligenz erforderte oder vielleicht ein Wesen, dass weniger an die Parameter der Perfektion gebunden war.
usw.... usf....
Die Diskrepanz die ich sah lag darin, dass Abba in dem Magier nichts menschliches sieht. Wobei er hier Menschlichkeit mit sowas wie Säugetierischkeit, anhaftend, abhängig, beschränkt.... gleichsetzt... "der Magier" in meinem Kontext aber sich genau durch seine Menschlichkeit im Sinne einer Fehlbarkeit/Unvollkommenheit auszeichnet- kurz Liebe bzw. Liebes/Beziehungsfähigkeit /=Neo und ich das, wie Abba den Magier kontextualisiert als den Architekten bezeichne, empfinde.
Ist aber eh am Ende gehoppst wie gesprungen ob du nun als Architekt oder als Neo in der Matrix erwachst (geht eh kaum getrennt- davon handelt ja der Film).... am Ende stehst du wieder als Dreiheit.... Orakel(Intuition), Architekt (Verstand, Mind) und Sati (Ego, der unbewusste Neo) im Anfang einer neuen Matrix auf der suche nach Neo um die nächste völlig irre, ganz wunderbare, unglaublich banale, total verstörende, super-genial energetisierende, zu tiefst berührende und letztlich einzig befreiende Version von Liebe zu generieren. Und der Witz ist, dass das unfreieste Element der Geschichte, nämlich letztlich Tom Anderson der nutzniesser dieser Freiheit ist- in der Matrix. Und das tragische ist nur wiederrum, dass er gleichzeitig auch der einzige ist, der genau gar nichts *weltlich* relevantes davon hat.Einfach nur eine Erscheinung in sich, mit der er sich verwechselte. Immerhin Seelenfrieden... und Mitgefühl. Nur, was will man auch mehr? Jetzt gehts los...
Der Protagonist wäre ohne Tiger einsam zugrunde gegangen. Aber er war kein perfekter Mensch. Das trifft es eher
Der Protagonist hatte Gott herausgefordert, bevor es zum Schiffbruch kam. Er hätte sich ja auch für eine Version ohne Tiger entscheiden können, rein formal. (die den Film noch nicht kennen und mal sehen wollen/werden... bitte den folgenden weissen Teil nicht lesen):Der Tiger taucht auf, als der Koch dem Matrosen das Beinamputiert und dieses isst, woran der Matrose stirbt. Der Protagonist will auf den Koch los, die Mutter will ihn schützen und stellt sich dazwischen... der Koch tötet die Mutter... JETZT erst realisiert er den Tiger, der... wenn ich das richtig erinnere ... nun auch die anderen Toten oder Teile davon frisst. Nur das ging halt nicht. Wieso nicht? Denn der Tiger ist nicht Gott, sondern wir, wenn wir eigenständig überleben wollen.... genau dafür müssen wir ja den Tiger entwickeln. In der Aussöhnung und Bändigung des Tigers in uns steht aber am Ende der Reise nicht erhabene Göttlichkeit, sondern ganz einfach Menschlichkeit... und wir können jetzt erst verstehen, wieso Gott auch und gerade das perverseste in uns liebt, auch wie es geliebt wird, auf diese Weise Gott schauen. Und so haben wir die Wahl, ob wir in der Geschichte die Mystik erkennen wollen oder am/im materialistischen Weltbild zerbersten...