Der Kummerkasten

Ingrid schrieb:
vor lauter "Selbstmitleid" hab ich das glatt fast übersehen:

Wieso wirst Du gerade "durchgeschüttelt"?
Vielleicht kann Dir wer weiterhelfen? Vielleicht ich? Ich bin Frau Dr. Prügelpeitsch :weihna1 und hab`grad ne Krise, trotzdem fällt es mir leichter, anderen zu helfen, als mir selbst. Und außerdem mag ich heute absolut nicht mehr darüber nachdenken, warum, wieso, weshalb, ..... mein Ex das macht.


Viele liebe Grüsse
Ingrid

Liebe Ingrid!

Ich komme erst jetzt dazu, etwas zu Deiner Frage zu schreiben. Vorerst: Deine Sichtweise über Deinen Exmann lässt auf tiefes Mitgefühl für ihn schließen. Versuche, dieses Mitgefühl im Hinterkopf zu haben, OHNE Dich dabei schuldig zu fühlen. DAS baut nämlich auch Karma auf ;)

Zu meinen Andeutungen, dass das Leben mich im Moment auch ganz schön durchschüttelt:

Es wäre zu lang und zu kompliziert, das, was mir in den letzten Wochen passiert ist, zu beschreiben. Jedoch zieht sich ein "roter Faden" durch, denn bei allen diesen Situationen hatte ich das Gefühl, völlig "unschuldig" in Eskalationen verwickelt zu sein - Dinge, die mich eigentlich überhaupt nicht betreffen. Doch was Dich trifft, be-trifft Dich auch - und darüber zerbreche ich mir oft den Kopf.

Beispielsweise hat eine (meiner Meinung nach wahrscheinlich psychisch kranke) Frau mir plötzlich mit einer Anzeige gedroht, wegen einer vermeintlichen Ursache, die gar nicht vorhanden ist....ich war völlig ratlos, hab die involvierten Personen dazu befragt, raus kam dabei, dass diese Frau ganz offensichtlich Wahnvorstellungen hat. Doch ich musste mich dem "stellen", diskutieren, war völlig fertig, weil ich nicht verstanden habe, was da eigentlich gespielt wird. Der nächste Schritt war, mich dieser Frau gegenüber abzugrenzen, was ich massiv machen musste und ihr mit 100%iger Sicherheit einen Riesenkonflikt verursacht hat. Das wollte ich nicht und musste es trotzdem tun.

Kleinigkeiten zeigen mir tagtäglich dieses Thema: Ich komme in ein Cafe, in dem ich öfters bin, wollte mich mit einer Freundin treffen. Die Kellnerin stürmt auf mich zu, und behauptet in aggressivster Form, ich hätte das letzte Mal meinen Cafe nicht bezahlt.

Ich war völlig baff, musste erst mal überlegen, DAS wäre mir noch nie passiert. Meine Freundin, die das letzte Mal auch dabei war, kam und klärte die Situation auf. Wir hatten sehr wohl bezahlt, doch bei einer anderen Kellnerin.

Mir ging es nicht ums Geld, die 2 Euro hätt ich gerne nachgezahlt, wäre es wirklich passiert. Doch es erstaunte mich die Heftigkeit, mit der ich angegriffen wurde, und das zu "Unrecht".

Das ist das Hauptthema derzeit, ich komm ständig in mehr oder weniger dramatische Situationen, in denen ich mich einer Sache stellen muss, für die ich überhaupt keine Verantwortung trage, die NICHT EXISTENT ist.

Irgendwie werd ich aus diesem Thema nicht schlau :(, suche den Sinn und dreh mich im Kreis....

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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ich schätze Dich schon als Frau ein, die genau weiß, was sie will und ihre Pläne dann durchführt. Gut durchdacht, sorgfältig mit allen "Wenn und Abers" geplant, auf Gefühle anderer bedacht und dass alles harmonisch abläuft.
Ich habe festgestellt, dass alle diese Situationen, die Du beschrieben hast, mit Selbstwert zu tun haben. Du bist selbstbewußt und deshalb wirst Du noch einmal ausgiebigst "getestet", ob Du auch wirklich sattelfest in diesem Thema bist.:weihna1
Und die "Tester", die das Leben schickt, sind in Deinem Fall sehr auffällig.
Reinfriede, ich denke, Du hast Dir Deinen Selbstwert so gut aufgebaut und so verinnerlicht, dass nur solche "Härtefälle" zeigen können, ob Du auch sattelfest bleibst.
Diese "ausgeflippte" Frau und die Kellnerin, beide sind eine hervorragende Besetzung in Deinem Spiel des Lebens. Sie sind Dir vor die Nase gestellt worden, mit der Absicht "Wie wird sie reagieren?" Denkt sie nach, ob sie womöglich doch "mitschuldig" ist an der Misere, verteidigt sie sich, rechtfertigt sie sich, ..... stellt sie sich in Frage?
Ich denke, dass Du fast am Ende Deines Lernthemas "Selbstwert" bist, deshalb ist die Präsenz jetzt von solchen Ereignissen so heftig. Also, mit anderen Worten: Du hast es fast geschafft!

Viele liebe Grüße
Ingrid
 
Liebe Ingrid!

Danke für Deine aufbauenden Zeilen! Ich hab lange darüber nachgedacht, ich glaube zu ahnen, was dahinter steckt.

Es gibt noch einiges aus meiner Kindheit aufzuarbeiten, das genau dieses Thema betrifft. Ich bin in dieser Zeit sehr oft unter dem "Watschenbaum" gestanden für Dinge, die ich nicht getan hatte. Bei uns wurde nicht viel gefragt, wer denn eigentlich was getan hatte, der nächste, der sich in der Nähe befand, wurde verprügelt.

Und wenn Du solche Erlebnisse aufarbeitest, gibt es einen Unterschied zwischen den Ohrfeigen, die man "schuldig" kassiert hat und denen, die mich unvorbereitet und "unschuldig" getroffen haben.

Die einen kann man relativ gut aufarbeiten, denn man ist bei der ersten Situation ja bereits vorbereitet auf das, was nun kommt. Die andere Situation erwischte mich "am falschen Fuß". Wenn ein Kind z.B. gerade spielt und plötzlich reißt jemand die Türe auf und verprügelt es, baut sich eine Art Schiene auf. Eine Schiene der Angst vor der Unberechenbarkeit des Lebens. Man entwickelt das Gefühl, Menschen nicht trauen zu können, nicht durchzublicken, beginnt zu "lauern", ständig auf der Hut zu sein.

Ok, ich hab als Kind eine Art Gegenstrategie entwickelt - die Fähigkeit, sofort zu erkennen, was das Gegenüber denkt, um schnellstmöglich reagieren zu können. Das hilft mir heute sehr und ist für mich die positive Seite der Medaille.

Doch dieses Misstrauen begleitet mich hintergründig noch immer. Und da ich gerade dabei bin, es abzulegen ;), kommen diese Themen im Außen, um mir zu zeigen, wo die Ursachen liegen, zeigen Parallelen auf.

Es läuft schon richtig....wie immer :), danke für Deinen Denkanstoß!

Alles Liebe
Reinfriede
 
ich bewundere Dich für Deine Stärke und Du bist 10000%ig auf dem richtigen Weg. Ich bekomme immer eine "Dauergänsehaut" bei Deinen Beiträgen, weil sie mich so berühren. Wenn ich Deine Kindheit sehe und Dich jetzt, als erwachsene Frau, dann möchte ich Dir gerne sagen, dass Du eine wunderbare Meisterin in Deinem Leben bist und dass diese zwei Frauen gar nicht erahnen können, mit welch`starker Frau sie es zu tun haben.:zauberer1

Wenn Du Dich in den beschriebenen Situationen als Frau und nicht mehr als "Kind" siehst, dann kann Dir keiner mehr etwas anhaben.
Aber ich rede groß, in mir sitzt ein kleines Mädchen, das einen Schreikrampf nach dem anderen bekommt, wenn es auf "Autoritäten" trifft. Ich beruhige es jetzt immer und sage: "Du bist nicht allein, ich helfe Dir und ich sorge für bestmögliche Hilfe".


Viele liebe Grüße
Ingrid
 
hallo,

ich denke, dass einem auch insbesondere gegebenheiten ganz gewichtig vorkommen, die man selber niemals so handhaben würden. also, gerade aufgrund der erfahrungen von früher, recht und unrecht betreffend, ist etwas sensiblisiert, was anderen gar nicht so auffällt. d. h. man prüft handlungen vorweg und setzt das von anderen voraus.

bei dir, reinfriede, nehme ich an, dass du aufgrund deiner kindheitserfahrungen niemals jemanden ungeprüft zu unrecht für etwas beschuldigen würdest, und daher be-TRIFFT es dich umsomehr.
du, ingrid, würdest nicht so skrupellos einen anderen menschen in zugzwang bringen. daher ärgert dich solch verhalten umsomehr und du bist geradezu unter zwang, es dem anderen auch mitzutielen. das könnte ich mir unter den aspekten, die ihr aufgezeigt habt, auch noch vorstellen.

vielleicht sind wir dann eben gerade die notwendigen "lehrmeister" für die anderen menschen, die den mut haben, etwas aufzuzeigen, was so nicht recht ist... .
die meisten menschen, mit denen man konfrontiert ist, "schlucken" nur, haben nicht den mut zur aufrichtigkeit.... .


ich habe mich bei mir auch schon sooo oft gefragt, warum ich immer wieder geschichten anziehe, die gar nicht meinem wesen entsprechen. es kann hier nicht das spiegelgesetz sein: "weil jemand mit mir so und so verfährt, habe ich selber genau diese anteile in mir". es ist, denke ich, dieses aufzeigen für andere: SO NICHT! oder auch dieses aufzeigen für mich selber: "so möchte ich nicht sein".

gestern z.b. war ich wieder konfrontiert mit so einer situation.
meine tochter darf alle zwei wochen reiten gehen. kinderreiten, 2 pferde, 4 kinder, 2 stunden, 15 euro. für mich viel geld. ich bin normalerweise nicht dabei, weil mein junge zu der zeit schläft. ich hole die tochter ab, sobald es geht (sehe sie dann eigentlich nie reiten, was mir schon sonderbar vorkam). gestern kam ich - weil mein sohn schon früh wach war - bereits nach 30 minuten zum reitstall. mein kind spielte außerhalb der reithalle ("wir sollen raus" - ???), als sie wieder reinkam zu den pferden, stellte sich schon eine truppe für einen bezahlten kindergeburtstag zum reiten an. in UNSERER zeit. nach der reihe kamen diese kinder aufs pferd, das nahm die vollen eineinhalb reststunden in anspruch.
ich konnte es nicht fassen, würde so etwas nie tun.

natürlich sagte ich etwas, machte klar, dass es das nicht sein kann (die besitzerin meinte, sie müsse sich auch ihre termine einteilen :confused: ).
ich legte ihr dann im gespräch meine sichtweise dar, konnte auch die beweggründe von anderer seite z.T. anerkennen.

ich bin sicher, viele würden einfach abschottern, nicht mehr wiederkommen, und es würde alles hintenrum "abgehen".

.........
so trifft es vielleicht gerade deshalb uns, weil so etwas aufgezeigt gehört, und weil wir aufgrund unserer programmierung eben den mut - fast schon zwang - haben, etwas aufzuzeigen..........

bei mir ist es das kindheitsthema "nicht gesehen-sein", das mich so aufrüttelt in situationen, wo ich einfach schlichtweg "überfahren" bin.


leider kann ich noch nicht überall etwas sagen: z.b. hatte ich kürzlich irrtümlich die nummer der schwiegermutter gewählt, anstatt die nummer der freundin. ich sagte meinen namen und erwähnte meine vermeintliche gesprächspartnerin ebenfalls namentlich. schwiegermutter war still und leise, und ich fragte nochmal nach. wieder nur ein stilles hallo. dann kam ich drauf, wen ich an der strippe hatte. ich fragte: "warst du dir nicht sicher, wer in der leitung ist, und wolltest es aufgrund des sprechens herausfinden??". "nein, ich sah am display, dass du es bist, und ich wusste auch, dass du jemand anderen wolltest. aber ich dachte mir, ich hör mir mal an, was du interessantes zu erzählen hast".
leider war ich hier so verblüfft, dass mir die worte fehlten. ich selber würde niemals jemanden so anrennen lassen.
hier sagte ich nichts, aber ich empfand es auch nicht als notwendig.
für mich ist es, als würde ich mich stück für stück schon von meinem jetzigen leben verabschieden. dazu gehört auch "verabschieden" vom positiven gefühl zur schwiegermutter. solche gegebenheiten erleichtern mir gewisse, vielleicht zwangsläufig anstehende, abschiede ungemein.
lg chira
 
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ich betrachte manche meiner Situationen und würde ohne das "Karmawissen" denken: Wauw.... die Welt ist ungerecht.:nudelwalk
Nachdem ich aber weiß, dass ich ein paar Mal in meinen Vorleben Macht mißbraucht habe, und zwar ärgstens, habe ich deshalb wahrscheinlich daran zu "knabbern". Ausgestattet mit einem "unschuldigen":weihna1 :weihna1 :weihna1 Wesen, treffe ich jetzt also auf Situationen, in denen ich scheinbar "Autoriäten" ausgesetzt bin. Ehrlich gesagt: Ich fühle mich sehr unwohl dabei!!!!
Dieses Gefühl, das mich dabei immer überkommt ist auch sehr heftig - Schweißausbrüche, kalte Hände, Übelkeit, ..... einfach das Gefühl des Ausgeliefertseins. Es ist so, wie wenn sich ein Schalter umlegt und auf einmal bin ich nicht mehr die starke, ausgeglichene Ingrid, sondern ein ängstliches vierjähriges Mädchen.

Ich versuche mir selbst so gut zu helfen, wie es geht, aber ich stoße auf meine Grenzen - deswegen hole ich mir jetzt Hilfe. Außerdem ist das auch gleich eine Schulung für mich: Karmalösung. Die größte Rolle in meinem persönlichen Spielchen hat mein Ex übernommen. Und dann gibt es noch ein paar Besetzungen in Nebenrollen. Aber alle haben mit dem Thema "Autoritäten" zu tun.

Viele liebe Grüße
Ingrid
 
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