Da ziehst Du die falschen Schlüsse, ich zitiere dazu einmal aus einem meiner etwas ausführlicheren Beiträgen zu diesem Thema:
Lieber Eli,
war es nicht eher so, dass schon lange vor Nicäa ein tiefer Graben und Glaubensstreit innerhalb der Christenheit bestand? Im Prinzip entstanden diese Widrigkeiten schon vor dem Apostolischen Konzil. Hier fand das erste Schisma in der Christenheit statt, in dem es zur Aufspaltung zwischen Heiden- und Judenchristen kam. Mit den Heidenchristen floss dann auch hellenistisches und persisches Gedankengut mit in die Lehre ein. Ein Prozess, der schon mit dem Evangelium nach Johannes erkennbar wurde.
Unabhängig davon wurde die Aufteilung des Römischen Imperiums von Bedeutung. In diesem Zusammenhang wollte Constantin von Byzanz aus die Einheit dieses Imperiums wieder herstellen und ihm einen neuen Glanz verleihen. Um dieses Ziel zu erreichen, musste er zunächst seinen Anteil des Imperiums (Ostreich) als verlässliche Basis befrieden.
Nun war es so, dass gerade in dieser Region durch die uneinigen Christen ein ständiger Unruheherd entstanden war. Um dieses Problem zu lösen, hatte er dann alle Bischöfe und andere Kleriker aus dem gesamten Imperium nach Nicäa zu dem besagten Konzil eingeladen. Er hatte sogar die Kostenübernahme der Anreise zugesagt. Von den rund 2000 Eingeladenen, begaben sich aber nur ca. 300 auf den beschwerlichen Weg zum Konzil.
Constantin hatte schon vor Beginn festgelegt, dass auf diesem Konzil keine persönliche Befindlichkeiten vorgetragen werden durften. Die Teilnehmer hatten also ihre Vorstellungen zu den Streitpunkten vorgetragen. Leider konnten sich die beiden gegensätzlichen Lager nicht einigen, deshalb hatte Constantin über diese strittigen Fragen abstimmen lassen. Nach der Abstimmung hatte er dann nach den Mehrheiten verfügt. Diese Mehrheitsbeschlüsse wurden jedoch in der Folgezeit mehrfach wieder aufgebrochen und führten dann zu denn von Dir zitierten Maßnahmen.
Auch nach dem Tod von Constantin schwellte dieser Unruheherd weiter. Letztlich führt das dann auch mit dem Konzil von Chalcedon (451) zur Aufspaltung der Christenheit in die unterschiedlichen Kirchen (2. Schisma). Ein Ereignis also, aus dem die Institution der römisch-katholischen Kirche entstanden ist ...
Merlin