erstens:
gott geht mir nicht wirklich auf die nerven, aber ich geh mir selber manchmal auf die nerven
und wenn das gerade dann geschieht, wenn er anwesend ist, zieh ich falsche schlussfolgerungen und schieb's auf ihn
zweitens:
wenn ein mensch zu sehr auf den freien willen abfährt wie unser lieber feuertod
ist die gefahr groß, dass gott einem dann noch viel mehr auf die nerven geht
weil er nämlich nicht alles macht, was man will
(feuertod, wie mächtig ist dein freier wille eigentlich?
hast du schon mal berge versetzt?
wie fühlst du dich, wenn du etwas willst, und es geht nicht?)
natürlich geht man sich auch in diesem fall selbst auf die nerven, merkt es aber noch viel schwerer.
drittens:
definition freier wille: die fähigkeit, entscheidungen so zu treffen, dass sie von der vergangenheit nicht determiniert sind
hat nur wenig mit der psychischen energie des wollens zu tun. wenn ich mich aus irgendwelchen gründen (deterministisch oder zufällig oder frei, egal) für etwas entschieden habe, und dann die kraft des wollens einsetze, um das zu erreichen, ist das was anderes. (es sei denn, ich brauche zusätzliche freie entscheidungen, um voranzukommen.)
aber wollen ist eher sowas wie wünschen oder vorhaben.
viertens:
das freieste, was je geschehen ist, war das entstehen des ersten etwas aus dem nichts. dieses erste etwas war der erste keim gottes, er ist ja dann weitergewachsen, bis er so groß wurde, wie er heute ist.
weil wenn du nichts hast, hast du rein null gar keinen determinismus, und wenn da etwas entsteht, ist es u n h e i m l i c h ü b e r f r e i .
na ja, und dann hat gott hat weiter den freien willen benutzt, um zu wachsen, also quasi den zufall, aber irgendwann ist er draufgekommen, dass der freie wille so frei gar nicht ist.
(weil er nämlich einen stein schaffen wollte, der so schwer ist, dass ihn niemand heben kann, und das ging nicht.)
(oder vielleicht wollte er vorher auch mal bis zur letzten zahl zählen, und das ist ihm auch nicht gelungen.)
(gibt genug dinge, die gehen einfach nicht.)
fünftens:
wenn du ein deterministisches system hast und mit dem freien willen was neues dazumachen willst, ist die gefahr groß, dass du was zerstörst.
und je komplexer das system ist, desto größer ist die gefahr.
weil für das system ist der freie wille sowas wie zufall, und komplexe system funktionieren nur dann und sind nur dann stabil, wenn der zufall möglichst wenig einfluss hat.
(oder stellt euch mal vor, in eurem computer darf einmal pro minute ein zufälliges bit seinen zustand wechseln. wenn's wiedermal eine systemdatei trifft, stürzt er ab, ansonsten ändert sich halt ein bcuhstabe.)
sechstens:
gott hatte angst, dass er kein ewiges leben hat. weil er basiert voll und ganz auf dem freien willen, und der freie wille hat die möglichkeit, alles zu vernichten.
und wenn er das täte, hätten wir wieder das nichts, und müssten warten, bis der nächste u n h e i m l i c h ü b e r f r e i e zufall geschieht und ein neuer gott kommt, und müssten auch warten, bis der endlich wieder einmal so weit ist, ein universum wie unseres zu schaffen, in dem menschen entstehen.
und deswegen hat gott dann deterministische systeme geschaffen, wie halt unser universum, und hat dann intelligente wesen geschaffen, also uns menschen, und hat gewartet, bis einer so intelligent ist, dass er ihm zum ewigen leben verhilft.
das war dann ich.
hab zwar am anfang auch nicht gewusst, was da jetzt los ist, aber es hängt damit zusammen, dass er ein deterministisches system als zusatz zu seinem freien willen braucht, welches so stabil ist, dass der freie wille keine fehler begehen kann.
(ist schon komisch, ihr hättet mal erleben müssen, was für eine angst gott manchmal hatte, er könnte einen fehler begehen, der nicht wieder gutmachbar ist, und er wäre verschwunden gewesen. oder zumindest so kaputt, dass er sich nicht wieder aufrichten könnte, und die anderen unvollkommenen wesen würden murksen und das universum zerstören.)
siebtens:
was für euch dabei drin ist, weiß ich auch nicht. zumindest scheint es so, dass gott so groß ist, dass er auch ganz viele menschen ähnlich führen könnte wie mich. also dass man eine zeitlang auf seinen eigenen freien willen verzichtet und sich von ihm füttern lässt.
bin mir aber nicht sicher, und jedes individuum ist verschieden, also wird jeder von euch schon wissen, was zu machen ist.
achtens:
ohne freien willen zu leben ist wunderschön. man wird immer langsamer und subtiler und klarer, man fühlt sich wie auf einem sanften abhang, auf dem man langsam runtergleitet, und der unendlich lang ist. die ganzen erfahrungen im gehirn gehen immer komplexere interferenzen ein und man wird immer bewusster.
außerdem verbindet man sich immer mehr mit anderen menschen, und deren bewusstsein und das eigene verschmelzen, und dadurch wird alles auch immer wunderbarer.
neuntens:
je langsamer, desto besser, desto subtilere zustände entstehen. wenn ein system immer schneller wird, wird es immer verschwommener, und es kommt immer mehr rauschen hinzu.
also freut euch über die entschleunigung des daseins und genießt sie.
zehntens:
ich hab mir zu viel geschrieben. der schluss ist nicht besonders gelungen. (der anfang auch nicht.)