K
Kinnaree
Guest
...Da ist ein Wollen in mir. Ich will. Tief in mir will ich etwas und ich weiß noch nicht was. Ich schaue auf die Hand, die das schreibt und ich horche in mich hinein. Wohin. Worauf. Warum.
...
Worte. Aus der Tiefe. Aber wo? Woher?
...
Auf einmal ist es still, und in der Stille höre ich eine Stimme klingen. Eine Stimme. Welche Stimme eine Stimme aus meinem Innersten, im Inneren des Innersten... ist es die Stimme, die so klingt wie alle Stimmen, die je durch mich geklungen haben und wie lang und was haben sie schon alles gesagt?
...
...Stille...
...
Du. Du. Ich. Immer ich.
...
...Stille ...Rauschen...
...
Und immer wieder fängt es an, wie das tiefe Raunen eines Brunnens. Was raunt der Brunnen oder ich - ...
...Ich bin doch einmal an einem Märchenbrunnen gesessen und hab einfach erzählt, was ich gehört hab aus dem Brunnen. Es waren bunte Geschichten, ich mußte gar nicht nachdenken, ich mußte nur nacherzählen. Ich habe einfach in die Tiefe des Brunnens gehorcht.
...
Sonne scheint auf dem Grund des Brunnens. Sonne im Brunnen. Ist es dieselbe Sonne wie am Himmelund ist es derselbe Himmel oder gibt es im Brunnen eine neue Sonne und einen neuen Himmel.
Es raunt es raunt im Brunnen, er ist so tief und so voller Bilder.
...
...Stille...
...
...Märchenbrunnen. Der Märchenbrunnen. So hat er geheißen, er ist so alt, und es gibt eine Geschichte von diesem alten Brunnen, aber sie ist verklungen vor so langer Zeit in diesem schrillen Klirren all dieser fremden lauten Stimmen... aber im Brunnen, in meinem Märchenbrunnen, da ist sie, da ist sie noch, die Geschichte.
...
...Stille...
...
Wie war das, wie hat das einst begonnen mit diesem Brunnen. Ich ich bin es doch selbst gewesen, ich bin an diesem Brunnen gesessen und habe Geschichten erzählt und die Leute aus dem Dorf sind zu mir gekommen aah, jetzt weiß ich es wieder, mir ist ja ein Goldstück in den Brunnen gefallen, mein letztes Goldstück auf meiner Wanderschaft, und ich habe mich still neben den Brunnen gesetzt, weil ich nachdenken mußte, was ich nun tun soll...
...
Da. Da bin ich, ich sitze neben dem alten Brunnen und denke nach und mache mir Sorgen, es war doch mein letztes Goldstück, und mit diesem Goldstück wollte ich im Dorf Handwerkszeug kaufen, um eine Arbeit beginnen zu können. Und jetzt? Ich wollte Arbeit finden, aber was soll ich jetzt tun? Wovon werde ich leben? ...Ich sitze da und denke und bin ratlos und meine ratlosen Gedanken können mir auch nicht helfen und... da höre ich etwas, neben mir, unter mir ganz leise, ganz tief. Ein leises Raunen. Ich erstarre. Ich horche. Da da ist es wieder, das Raunen. Es klingt so freundlich, so tröstlich. Wenn ich es nur verstehen könnte... aber ich horche auf die Melodie, es ist eine schöne leise ruhevolle Melodie, ich höre ihr zu, wie sie vor sich hinraunt... ja und so höre ich zu und zu und ab und zu kann ich ein Wort erkennen und es werden immer mehr Worte in diesem tiefen freundlichen Singsang des Brunnens... und mir ist es wie im Traum, und als ich daraus auftauche, habe ich ein Märchen in mir. Es ist ein so schönes, so wunderschönes Märchen, und es hat mich so froh gemacht, daß ich ins Dorf gehe und mich auf dem Dorfplatz hinsetze und zu erzählen beginne. Ich achte nicht darauf, ob mir jemand zuhört, ich weiß nicht, obe es jemand hören will... ich erzähle und erzähle das ganze Märchen... und mir ist es wie im Traum und als ich daraus auftauche, da sehe ich die Kinder des Dorfes um mich sitzen und wohl einige Mütter auch, ja und einige Alte sind nähergekommen und haben mein Märchen gehört...
...und da sagt doch eine von den Müttern, das war eine schöne Geschichte, und eines von den Kindern ruft, erzähl uns noch ein Märchen. Jaaa, noch ein Märchen, rufen alle. Das kann ich nicht, sage ich, ich weiß nur das eine, der alte Brunnen draußen vor dem Dorf hat es mir zugeraunt.
Der alte Brunnen raunt wieder, ruft da ein Alter, der alte Brunnen. Seit so vielen Jahren hat er das nicht mehr getan, mein Großvater hat einmal sein Raunen gehört als junger Mann... und danach hat ihn nie wieder einer gehört. Ja , sagt eine Alte, das sit so, weil es gar nicht einfach ist, ihn zu hören. Man muß etwas hergeben, glaub ich, für den Brunnen, das was grad am wichtigsten für einen ist von all den Sachen, die man besitzt dann raunt der Brunnen.
Oh, sage ich, dann verstehe ich, und ich erzähle, was geschehen ist mit meinem Goldstück. Handwerkszeug wolltest du kaufen und eine Arbeit suchst du was für ein Handwerk kannst du, fragt der Alte. Ein Schuster bin ich, sage ich, weit komm ich her. Da mach dir aber keine Sorgen mehr, sagt der Alte, mein Sohn ist der Schuster im Dorf, komm mit mir, du sollst zu essen bekommen und ein Bett für die Nacht, und wenn du nun ja auch ein Schuster bist, so sollst du auch Arbeit haben... wenn du nur das Märchen aus dem Brunnen noch einmal erzählst...
...und uns neue Märchen bringst, ruft das kind. Ich schaue das Kind an, ein lockiges kleines Dirndel mit dunklen Augen. Ich lache, das will ich, sage ich.
...
Ich gehe mit zum Dorfschuster, ein guter Mann mit ruhigen Augen. Als er von dem Brunnen hört und das Märchen, staunt er wie ein Kind. Mein Urgroßvater hat es mir gesagt, wie das ist mit den Märchen aus dem Brunnen, sagt er langsam. Es hat wohl in der alten Zeit immer wieder einen Märchenerzähler gegeben. Der Brunnen hat geraunt, und der Märchenerzähler hat erzählt, und das waren immer gute Zeiten im Dorf... und so ging das lange Zeit. Es ist aber ein Geheimnis dabei, das ist wohl in Vergessenheit geraten mit der Zeit, aber mein Urgroßvater hat es doch noch gewußt. Der Märchenerzähler darf nichts von dem, was ihm die Leute für die Märchen geben, für sich behalten, außer das, was er zum Leben grad so braucht. Er muß alles dem Brunnen wiedergeben. Wenn er nur ein einziges Mal etwas für sich behält, wird er zwar ein reicher Mann sein mit all den schönen Märchen aber er wird kein neues mehr hören, denn er wird das Raunen nicht mehr verstehen und nach einer Zeit meinen, es sei ganz verstummt.
...
Ich höre aufmerksam zu und sage zu dem Schuster, dann bin ich jetzt euer Märchenerzähler und es wird eine gute Zeit sein im Dorf, denn mein letztes Goldstück ist in diesen Brunnen gefallen und dafür habe ich dieses schöne Märchen bekommen, das mich froh gemacht hat.
...
So bin ich der Märchenerzähler geworden, damals vor Zeiten. Und so werde ich heute wieder die Märchenerzählerin, wie vor Zeiten. Weil ich ja nun doch wieder an dem Brunnen sitze, an dem alten Märchenbrunnen.
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Worte. Aus der Tiefe. Aber wo? Woher?
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Auf einmal ist es still, und in der Stille höre ich eine Stimme klingen. Eine Stimme. Welche Stimme eine Stimme aus meinem Innersten, im Inneren des Innersten... ist es die Stimme, die so klingt wie alle Stimmen, die je durch mich geklungen haben und wie lang und was haben sie schon alles gesagt?
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...Stille...
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Du. Du. Ich. Immer ich.
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...Stille ...Rauschen...
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Und immer wieder fängt es an, wie das tiefe Raunen eines Brunnens. Was raunt der Brunnen oder ich - ...
...Ich bin doch einmal an einem Märchenbrunnen gesessen und hab einfach erzählt, was ich gehört hab aus dem Brunnen. Es waren bunte Geschichten, ich mußte gar nicht nachdenken, ich mußte nur nacherzählen. Ich habe einfach in die Tiefe des Brunnens gehorcht.
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Sonne scheint auf dem Grund des Brunnens. Sonne im Brunnen. Ist es dieselbe Sonne wie am Himmelund ist es derselbe Himmel oder gibt es im Brunnen eine neue Sonne und einen neuen Himmel.
Es raunt es raunt im Brunnen, er ist so tief und so voller Bilder.
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...Stille...
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...Märchenbrunnen. Der Märchenbrunnen. So hat er geheißen, er ist so alt, und es gibt eine Geschichte von diesem alten Brunnen, aber sie ist verklungen vor so langer Zeit in diesem schrillen Klirren all dieser fremden lauten Stimmen... aber im Brunnen, in meinem Märchenbrunnen, da ist sie, da ist sie noch, die Geschichte.
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...Stille...
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Wie war das, wie hat das einst begonnen mit diesem Brunnen. Ich ich bin es doch selbst gewesen, ich bin an diesem Brunnen gesessen und habe Geschichten erzählt und die Leute aus dem Dorf sind zu mir gekommen aah, jetzt weiß ich es wieder, mir ist ja ein Goldstück in den Brunnen gefallen, mein letztes Goldstück auf meiner Wanderschaft, und ich habe mich still neben den Brunnen gesetzt, weil ich nachdenken mußte, was ich nun tun soll...
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Da. Da bin ich, ich sitze neben dem alten Brunnen und denke nach und mache mir Sorgen, es war doch mein letztes Goldstück, und mit diesem Goldstück wollte ich im Dorf Handwerkszeug kaufen, um eine Arbeit beginnen zu können. Und jetzt? Ich wollte Arbeit finden, aber was soll ich jetzt tun? Wovon werde ich leben? ...Ich sitze da und denke und bin ratlos und meine ratlosen Gedanken können mir auch nicht helfen und... da höre ich etwas, neben mir, unter mir ganz leise, ganz tief. Ein leises Raunen. Ich erstarre. Ich horche. Da da ist es wieder, das Raunen. Es klingt so freundlich, so tröstlich. Wenn ich es nur verstehen könnte... aber ich horche auf die Melodie, es ist eine schöne leise ruhevolle Melodie, ich höre ihr zu, wie sie vor sich hinraunt... ja und so höre ich zu und zu und ab und zu kann ich ein Wort erkennen und es werden immer mehr Worte in diesem tiefen freundlichen Singsang des Brunnens... und mir ist es wie im Traum, und als ich daraus auftauche, habe ich ein Märchen in mir. Es ist ein so schönes, so wunderschönes Märchen, und es hat mich so froh gemacht, daß ich ins Dorf gehe und mich auf dem Dorfplatz hinsetze und zu erzählen beginne. Ich achte nicht darauf, ob mir jemand zuhört, ich weiß nicht, obe es jemand hören will... ich erzähle und erzähle das ganze Märchen... und mir ist es wie im Traum und als ich daraus auftauche, da sehe ich die Kinder des Dorfes um mich sitzen und wohl einige Mütter auch, ja und einige Alte sind nähergekommen und haben mein Märchen gehört...
...und da sagt doch eine von den Müttern, das war eine schöne Geschichte, und eines von den Kindern ruft, erzähl uns noch ein Märchen. Jaaa, noch ein Märchen, rufen alle. Das kann ich nicht, sage ich, ich weiß nur das eine, der alte Brunnen draußen vor dem Dorf hat es mir zugeraunt.
Der alte Brunnen raunt wieder, ruft da ein Alter, der alte Brunnen. Seit so vielen Jahren hat er das nicht mehr getan, mein Großvater hat einmal sein Raunen gehört als junger Mann... und danach hat ihn nie wieder einer gehört. Ja , sagt eine Alte, das sit so, weil es gar nicht einfach ist, ihn zu hören. Man muß etwas hergeben, glaub ich, für den Brunnen, das was grad am wichtigsten für einen ist von all den Sachen, die man besitzt dann raunt der Brunnen.
Oh, sage ich, dann verstehe ich, und ich erzähle, was geschehen ist mit meinem Goldstück. Handwerkszeug wolltest du kaufen und eine Arbeit suchst du was für ein Handwerk kannst du, fragt der Alte. Ein Schuster bin ich, sage ich, weit komm ich her. Da mach dir aber keine Sorgen mehr, sagt der Alte, mein Sohn ist der Schuster im Dorf, komm mit mir, du sollst zu essen bekommen und ein Bett für die Nacht, und wenn du nun ja auch ein Schuster bist, so sollst du auch Arbeit haben... wenn du nur das Märchen aus dem Brunnen noch einmal erzählst...
...und uns neue Märchen bringst, ruft das kind. Ich schaue das Kind an, ein lockiges kleines Dirndel mit dunklen Augen. Ich lache, das will ich, sage ich.
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Ich gehe mit zum Dorfschuster, ein guter Mann mit ruhigen Augen. Als er von dem Brunnen hört und das Märchen, staunt er wie ein Kind. Mein Urgroßvater hat es mir gesagt, wie das ist mit den Märchen aus dem Brunnen, sagt er langsam. Es hat wohl in der alten Zeit immer wieder einen Märchenerzähler gegeben. Der Brunnen hat geraunt, und der Märchenerzähler hat erzählt, und das waren immer gute Zeiten im Dorf... und so ging das lange Zeit. Es ist aber ein Geheimnis dabei, das ist wohl in Vergessenheit geraten mit der Zeit, aber mein Urgroßvater hat es doch noch gewußt. Der Märchenerzähler darf nichts von dem, was ihm die Leute für die Märchen geben, für sich behalten, außer das, was er zum Leben grad so braucht. Er muß alles dem Brunnen wiedergeben. Wenn er nur ein einziges Mal etwas für sich behält, wird er zwar ein reicher Mann sein mit all den schönen Märchen aber er wird kein neues mehr hören, denn er wird das Raunen nicht mehr verstehen und nach einer Zeit meinen, es sei ganz verstummt.
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Ich höre aufmerksam zu und sage zu dem Schuster, dann bin ich jetzt euer Märchenerzähler und es wird eine gute Zeit sein im Dorf, denn mein letztes Goldstück ist in diesen Brunnen gefallen und dafür habe ich dieses schöne Märchen bekommen, das mich froh gemacht hat.
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So bin ich der Märchenerzähler geworden, damals vor Zeiten. Und so werde ich heute wieder die Märchenerzählerin, wie vor Zeiten. Weil ich ja nun doch wieder an dem Brunnen sitze, an dem alten Märchenbrunnen.