Der alte Märchenbrunnen

K

Kinnaree

Guest
...Da ist ein Wollen in mir. Ich will. Tief in mir will ich etwas und ich weiß noch nicht was. Ich schaue auf die Hand, die das schreibt und ich horche in mich hinein. Wohin. Worauf. Warum.
...
Worte. Aus der Tiefe. Aber wo? Woher?
...
Auf einmal ist es still, und in der Stille höre ich eine Stimme klingen. Eine Stimme. Welche Stimme – eine Stimme aus meinem Innersten, im Inneren des Innersten... ist es die Stimme, die so klingt wie alle Stimmen, die je durch mich geklungen haben – und wie lang und was haben sie schon alles gesagt?
...
...Stille...
...
Du. Du. Ich. Immer ich.
...
...Stille ...Rauschen...
...
Und immer wieder fängt es an, wie das tiefe Raunen eines Brunnens. Was raunt – der Brunnen – oder ich - ...
...Ich bin doch einmal an einem Märchenbrunnen gesessen und hab einfach erzählt, was ich gehört hab aus dem Brunnen. Es waren bunte Geschichten, ich mußte gar nicht nachdenken, ich mußte nur nacherzählen. Ich habe einfach in die Tiefe des Brunnens gehorcht.
...
Sonne scheint auf dem Grund des Brunnens. Sonne im Brunnen. Ist es dieselbe Sonne wie am Himmelund ist es derselbe Himmel oder gibt es im Brunnen eine neue Sonne und einen neuen Himmel.
Es raunt es raunt im Brunnen, er ist so tief und so voller Bilder.
...
...Stille...
...
...Märchenbrunnen. Der Märchenbrunnen. So hat er geheißen, er ist so alt, und es gibt eine Geschichte von diesem alten Brunnen, aber sie ist verklungen vor so langer Zeit – in diesem schrillen Klirren all dieser fremden lauten Stimmen... aber im Brunnen, in meinem Märchenbrunnen, da ist sie, da ist sie noch, die Geschichte.
...
...Stille...
...
Wie war das, wie hat das einst begonnen mit diesem Brunnen. – Ich – ich bin es doch selbst gewesen, ich bin an diesem Brunnen gesessen und habe Geschichten erzählt und die Leute aus dem Dorf sind zu mir gekommen – aah, jetzt weiß ich es wieder, mir ist ja ein Goldstück in den Brunnen gefallen, mein letztes Goldstück auf meiner Wanderschaft, und ich habe mich still neben den Brunnen gesetzt, weil ich nachdenken mußte, was ich nun tun soll...
...
Da. Da bin ich, ich sitze neben dem alten Brunnen und denke nach und mache mir Sorgen, es war doch mein letztes Goldstück, und mit diesem Goldstück wollte ich im Dorf Handwerkszeug kaufen, um eine Arbeit beginnen zu können. Und jetzt? Ich wollte Arbeit finden, aber was soll ich jetzt tun? Wovon werde ich leben? ...Ich sitze da und denke und bin ratlos und meine ratlosen Gedanken können mir auch nicht helfen und... da höre ich etwas, neben mir, unter mir ganz leise, ganz tief. Ein leises Raunen. Ich erstarre. Ich horche. Da – da ist es wieder, das Raunen. Es klingt so freundlich, so tröstlich. Wenn ich es nur verstehen könnte... aber ich horche auf die Melodie, es ist eine schöne leise ruhevolle Melodie, ich höre ihr zu, wie sie vor sich hinraunt... ja und so höre ich zu und zu und ab und zu kann ich ein Wort erkennen und es werden immer mehr Worte in diesem tiefen freundlichen Singsang des Brunnens... und mir ist es wie im Traum, und als ich daraus auftauche, habe ich ein Märchen in mir. Es ist ein so schönes, so wunderschönes Märchen, und es hat mich so froh gemacht, daß ich ins Dorf gehe und mich auf dem Dorfplatz hinsetze und zu erzählen beginne. Ich achte nicht darauf, ob mir jemand zuhört, ich weiß nicht, obe es jemand hören will... ich erzähle und erzähle das ganze Märchen... und mir ist es wie im Traum und als ich daraus auftauche, da sehe ich die Kinder des Dorfes um mich sitzen und wohl einige Mütter auch, ja und einige Alte sind nähergekommen und haben mein Märchen gehört...

...und da sagt doch eine von den Müttern, das war eine schöne Geschichte, und eines von den Kindern ruft, erzähl uns noch ein Märchen. Jaaa, noch ein Märchen, rufen alle. Das kann ich nicht, sage ich, ich weiß nur das eine, der alte Brunnen draußen vor dem Dorf hat es mir zugeraunt.
Der alte Brunnen raunt wieder, ruft da ein Alter, der alte Brunnen. Seit so vielen Jahren hat er das nicht mehr getan, mein Großvater hat einmal sein Raunen gehört als junger Mann... und danach hat ihn nie wieder einer gehört. Ja , sagt eine Alte, das sit so, weil es gar nicht einfach ist, ihn zu hören. Man muß etwas hergeben, glaub ich, für den Brunnen, das was grad am wichtigsten für einen ist von all den Sachen, die man besitzt – dann raunt der Brunnen.
Oh, sage ich, dann verstehe ich, und ich erzähle, was geschehen ist mit meinem Goldstück. Handwerkszeug wolltest du kaufen und eine Arbeit suchst du – was für ein Handwerk kannst du, fragt der Alte. Ein Schuster bin ich, sage ich, weit komm ich her. Da mach dir aber keine Sorgen mehr, sagt der Alte, mein Sohn ist der Schuster im Dorf, komm mit mir, du sollst zu essen bekommen und ein Bett für die Nacht, und wenn du nun ja auch ein Schuster bist, so sollst du auch Arbeit haben... wenn du nur das Märchen aus dem Brunnen noch einmal erzählst...
...und uns neue Märchen bringst, ruft das kind. Ich schaue das Kind an, ein lockiges kleines Dirndel mit dunklen Augen. Ich lache, das will ich, sage ich.
...
Ich gehe mit zum Dorfschuster, ein guter Mann mit ruhigen Augen. Als er von dem Brunnen hört und das Märchen, staunt er wie ein Kind. Mein Urgroßvater hat es mir gesagt, wie das ist mit den Märchen aus dem Brunnen, sagt er langsam. Es hat wohl in der alten Zeit immer wieder einen Märchenerzähler gegeben. Der Brunnen hat geraunt, und der Märchenerzähler hat erzählt, und das waren immer gute Zeiten im Dorf... und so ging das lange Zeit. Es ist aber ein Geheimnis dabei, das ist wohl in Vergessenheit geraten mit der Zeit, aber mein Urgroßvater hat es doch noch gewußt. Der Märchenerzähler darf nichts von dem, was ihm die Leute für die Märchen geben, für sich behalten, außer das, was er zum Leben grad so braucht. Er muß alles dem Brunnen wiedergeben. Wenn er nur ein einziges Mal etwas für sich behält, wird er zwar ein reicher Mann sein mit all den schönen Märchen – aber er wird kein neues mehr hören, denn er wird das Raunen nicht mehr verstehen und nach einer Zeit meinen, es sei ganz verstummt.
...
Ich höre aufmerksam zu und sage zu dem Schuster, dann bin ich jetzt euer Märchenerzähler und es wird eine gute Zeit sein im Dorf, denn mein letztes Goldstück ist in diesen Brunnen gefallen und dafür habe ich dieses schöne Märchen bekommen, das mich froh gemacht hat.
...
So bin ich der Märchenerzähler geworden, damals vor Zeiten. Und so werde ich heute wieder die Märchenerzählerin, wie vor Zeiten. Weil ich ja nun doch wieder an dem Brunnen sitze, an dem alten Märchenbrunnen.

 
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Liebe Kinnaree,

da freu ich mich auf mehr!

Weißt du, daß man durch einen Brunnen in die Anderswelt (die Welt der Feen und Elfen) gelangen kann?

liebe Grüsse

Morgenwind
 
morgenwind schrieb:
Liebe Kinnaree,

da freu ich mich auf mehr!

Weißt du, daß man durch einen Brunnen in die Anderswelt (die Welt der Feen und Elfen) gelangen kann?

liebe Grüsse

Morgenwind
Ja, meine liebe Morgenwindfee, das hab ich einst bei Frau Holle gelernt...
 
Aiiiiiiiiiiiiii - wer schreibt denn da? Der ewige Brunnen? ist da auch ein Froschkönig für mich drin, könntest Du mal nachschauen bitte?:liebe1: Mehr bitte :)

Da haben sich ja schon wieder die richtigen gefunden hier, die Märchenerzählerin und die Märchenmalerin...
 
Windfee und Feuerblume

Die Geschichte beginnt traurig.

Windfee war ein Mädchen von 15 Jahren. Sie lebte auf einer Burg, ganz zufrieden eigentlich, sie hing an ihren Geschwistern und an der Mutter. Der Vater war ja oft nicht da, da waren ständig Geschäfte und Gemetzel, denen er nachging. Vielleicht waren es Raubritter, ich weiß es nicht.

Nennen wir das Mädchen Anna. Anna war alsó gerade 15 jahre alt geworden, sie hatte sich in einen Jungen verguckt, der die Pferde und das Vieh versorgte. Sie mochte ihn wegen seiner freundlichen Art. Sie unterhielten sich manchmal miteinander, auf so einer Burg ist das Leben ja sehr eng.

Der Vater kam zurück und brachte jemanden mit. Einen Mann, alt kam er Anna vor , streng und sie mochte ihn nicht. Der Vater also sagte, er habe entschieden, daß Anna diesen Mann heiraten solle, weil es von großem Vorteil für ihn , die Burg und damit für alle wäre.

Anna war entsetzt. Sie weinte. Sie bat die Mutter unter Tränen, den Vater umzustimmen. Nein, es half nichts. Ihr Vater war nicht zu erweichen.

Der Tag kam, daß geheiratet werden sollte. Anna steckte in einem steifen Kleid, ihr Haar war unter einer ebenso steifen Haube verborgen. Sie dachte, wie sie flüchten könnte, was sie tun könnte, um diesem Schicksal zu entgehen. Um keinen Preis würde sie diesen Menschen heiraten, umkeinen Preis der Welt.

Auf einmal wußte sie, was sie tun würde. Sie stieg die Stufen zum Turm empor. Im Hinaufsteigen löste sie die Haube von ihrem Haar und flocht die Zöpfe auf. Sie rannte schon, und bald war sie oben. Der Wind umwehte sie, ganz sacht, ganz liebevoll. Schluchzend, ohne zu überlegen, stürzte sie sich von dem Turm. Sie fiel. Sie schrie nicht. Sie fiel --- und ehe ihr Körper auf dem Boden aufschlug --- war sie der Wind. Sie lachte laut auf. Sie sah ihren zerschmetterten Körper da liegen. Sie war frei. Sie lebte. Sie reiste von nun an lange Zeit mit dem Wind. Manchmal wehte sie um die Burg, manchmal in fernen Welten, manchmal war sie der Sturm und manchmal ein leiser Hauch nur.

Da waren Stimmen, die sie riefen durch den Wind. Komm , riefen sie, komm, es ist genug. Du solltest weitergehen, komm zurück. Lange Zeit hörte sie nicht auf diese Stimmen, aber irgendwann, nach langer Zeit, wußte sie, daß die Stimmen recht hatten. Sie folgte der Richtung der Stimmen.

Und wurde geboren, als Mensch.



Fortsetzung folgt
 
Er raunt wieder, der alte Brunnen... hört ihr? Ja? Dann schreibt es schnell hier auf... so wie Morgenwind...fee...
Manchmal wehte sie um die Burg, manchmal in fernen Welten, manchmal war sie der Sturm und manchmal ein leiser Hauch nur.
...was für ein schöner Satz...aus dem Brunnen...
 
Es war einmal ein Forschkönig. Er hatte ziemliches Pech gehabt, denn er war von einer Hexe ja überhaupt erst in diese Situation gebracht worden, ein Forschkönig zu sein. Wie das alles gekommen war, darüber hatte der Froschkönig sich bereits unendlich viele Gedanken machen können, denn es bestand noch dazu das Unglück, daß er in einem Brunnen saß, dessen Rand er nicht erreichen konnte. Er quakte und quakte, sobald sich ein Gesicht über den Rand des Brunnens beugte und hinunter schaute, aber keiner schien zu begreifen, daß er hinaus wollte. Also quakte und quakte er immer wieder, quaak, quaak, quaak... und schaute ziemlich sehnsüchtig nach oben, als eines Tages, Miramil am Rande des Brunnens erschien.

Miramil war ein kleiner Junge, er trug ein cooles Lederarmband und hatte blitzende blaue Augen- soweit der Froschkönig- geben wir ihm den Namen Quak, denn er hätte ja nicht anderes sagen können, wenn man ihn nach seinem Namen fragte- soweit also der Froschkönig das von unten herauf sehen konnte. "Quaak", "Quaak", "Quaak" schrie er natürlich, was sonst. Quak überlegte kurz ob es sich lohnen würde ein wenig zu hüpfen, weil es ja etwas lauter oben aus dem Brunnen herausquaken müßte, wenn er das täte- aber er ließ es.

Hätte er nur! Wäre er nur seinem Impuls gefolgt und wäre etwas umhergehüpft! Denn vor lauter blauen Augen und coolem Lederarmband hatte Quak leider übersehen, daß Miramil einen Haufen Kiesel in beiden Händen hielt- Quak kannte und hasste diese Situation! Da sitzt man unten, quakt und wird von diesen Kindern dafür mit Kieseln beworfen- "das darf doch wohl nicht wahr sein, schon wieder", dachte Quak und fragte sich, ob die Kinder eigentlich die Kiesel in den Brunnen warfen, um eben jenes zu tun, oder um ihn zu treffen. Sie trafen ihn nämlich immer, das ließ sich dar nicht vermeiden, denn der Brunnen war nicht sehr groß und die Kiesel hüpften und waren viele. Und Quak war eigentlich recht groß- man muß sehen, daß ein König hineinpassen mußte in einen Frosch, da ist schon etwas Froschmasse nötig. War er nur Froschmasse, sahen ihn so die Kinder? Oder war er gar nur sein Wort, nur sein Quaken? "Natürlich", dachte Quak, "endlich verstehe ich das mal. Die Kinder hören nur mein Quaken."

Und er erinnerte sich- ganz kurz nur, weil er davon traurig wurde- an früher. An den Papakönig und die Mamakönig und den Papst und die Mamst, die oft zum Essen kamen. Als er noch klein war, da war all das, was war, Bild, ohne Hintergrund und ohne Vordergrund, ohne Abstand und Luft zwischen den Farben, die wir erst durch unsere Bewegung erlernen. Da war nur Farbe, Berührung und Laut und die Laute, die brachten seinen Körper in Schwingung. Nun gut- der Froschkönig hatte schon eine ganze Weile in seinem Brunnen sitzen müssen, um sich daran zu erinnern, daß es keine Luft gibt, daß man erlernen muß, was Luft ist. Die modrige Luft im Brunnen schmeckte ihm beim Atmen sowieso nicht und so hatte er sich mit der Zeit angewöhnt, die Luft in seinen Backen einfach immer nur aus- und einströmen zu lassen, ohne sie auszutauschen. Er hatte entdeckt, daß diese Bewegung vollkommen ausreichend war, er nannte es für sich immer "diffundieren" und er schaffte es so sich vorzustellen, daß seine grüne Glibberhaut eine wirkungsvolle Barriere sei, innerhalb derer er auch laaaange in diesem Brunnen bleiben konnte, wenn es sein mußte.

Miramil indessen hörte gespannt, ob das Quaken wiederkam, oder ob er den Frosch getroffen hatte. "Hätte ich nur meine Taschenlampe", dachte er. Aber dann fiel ihm ein, daß er nun auch eigentlich keine Lust hatte, den toten Frosch zu sehen und also horchte er weiter. "Quak" kam es schließlich und Miramil nahm sich einen weiteren haufen Kiesel und schmiß sie mit aller Wucht in den Brunnen, die er kannte.

Derart in Gedanken versunken hatte Quak inzwischen Unterschlupt unter einem Ziegel gesucht, der sich aus der Brunnenwand gelöst hatte und ihn etwas vor den tollen Sachen von oben schützte. "Besser als wenn er hineinpinkelt, das fehlte jetzt noch", dachte sich Quak gerade als...

Daß er das aber auch nicht unbefangen konnte! Das ärgerte ihn immer wieder. Alle Jungs stellten sich einfach so mitten in der Pampa in die Gegend und strullerten los- Miramil mußte immer erst seine Gedanken zuende denken, bis er überhaupt spüren konnte, wo die Pipi im Körper war und wo sie hinaus wollte. Und im Moment dachte er über den Frosch da unten nach. Es war ja beinahe unmöglich ihn zu treffen, wenn man nicht sah, wo er saß. Wahrscheinlich saß er irgendwo am Rand des Brunnens unter einem losen Ziegel und dann war eh nichts zu machen. Man müßte schon tagelang Pipi in Flaschen sammeln, um dann die ganzen Wände des Brunnens mit Pipi zu begießen, um einen Frosch am Rand des Brunnens zuverlässig zu treffen. Am einfachsten wäre es natürlich, wenn man viele Pinkler hätte und den Frosch sozusagen ertränken würde. Obwohl das Ertrinken Miramil ein unangenehmer Tod war und er nahm gleich wieder Abstand von dem Gedanken.

"Gott sei Dank steht da oben immer nur Einer", dachte Quak, als sich das, was er bereits geahnt hatte, vor ihm auf dem Boden zeigte und ihn lustig naßmachte. "Toll, wäre jetzt hier unten Licht, dann könnte ich einen Regenbogen sehen. So ein Scheiß", dachte er, mittlerweile war er sehr zynisch und ironisch gelaunt. Er war mittlerweile eigentlich sogar wütend. Er brüllte "Quaaak" und meinte damit "Sag mal hast du eigentlich nichts besseres zu tun?" "Quaaak", quakte er immer weiter, weil ihm das langsam wirklich zu bunt wurde mit diesem Kind. Jetzt warf es wieder Kiesel hinab! Eine Flasche, lebensgeährlich! "Quaaak!" brüllte er und meinte: "ich bringe Dich um, wenn ich Dich krieg!."
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Je mehr Miramil jetzt hinunterwarf, umso lauter schien der Frosch zu quaken und das fand Miramil sehr erfolgreich. Er suchte also alles Mögliche zusammen, was er so finden konnte und schmiß alles hinunter. Zwischendrin sammelte er immer mit der Zunge und den Backen seine Spucke, damit er jedesmal, wenn er an den Brunnen kam, hinunterspucken konnte. Vielleicht ergab sich ja auf diese Weise doch noch ein kleiner See. Naja und was soll man sagen, der Frosch schrie wirklich mittlerweile- Miramil hatte wirklich einen Heidenspaß, daß man mit einer Kröte so einen Lärm machen kann, das hatte was.

"Du *********!" "Dämliches Put!" Wo nahm dieser Junge nur diese -"AUA, SAG MAL HAST DU SIE NOCH ALLE?"- Ausdauer her? Gab es denn heute keine Eltern mehr? "Quaaaak" hörte Miramil, aber Quak selber war jetzt mittlerweile schon sowas von egal, daß er ein Frosch war, daß er sich selber gar nicht mehr hörte. Er hatte ganz vergessen, daß er nicht mehr atmen wollte und daß die Luft schlecht war im Brunnen und sog mit aller Macht Luft ein und brüllte sein gesamtes "Quaaaaaaak" heraus, was er hatte, weil- ach, er hätte wirklich in die Luft gehen können! Miramil wunderte sich etwas, weil der Frosch doch bald platzen müßte vor lauter Gebrülle- ob es am Ende ein Ochsenfrosch war, der da unten im Brunnen saß? Ob das gefährlich war, was er da tat? Aber dann erinnerte er sich, daß er den Frosch schon öfter zur Weißglut gebracht hatte und daß bisher noch nie ein Ochse aus dem Brunnen gesprungen war und er beschloß, dem ganzen jetzt so zum Abschluß- Mama würde gleich das Mittagessen fertig haben- einmal die Krone aufzusetzen. Er ging und holte das alte Wagenrad aus Holz, das nicht weit entfernt seit Urzeiten an einem Pferdetrog stand. Ihm war diese geniale Möglichkeit gestern eingefallen, mal gucken was der Frosch dem entgegen zu setzen hatte. Es war schwer, er konnte es kaum tragen und rollte es deshalb bis zum Rand des Brunnens.

"Hehe, jetzt kannst Du mal gleich sehen, was ich hier hab, Du blöder alter Ochse", beugte sich Miramil über den Brunnenrand. "Quaak", sagte Quak und fragte sich, was der Teufel jetzt wieder für ihn bereit hielt. Und dann sah er es auch schon: es war das Wagenrad, daß dem Papst und der Mamst von der Achse gebrochen war, als sie einmal zum Essen gekommen waren. Er erkannte es wieder, es war das gleiche. Und da wußte er: "hier ende ich". Und als dann Miramils Rad fiel, da gab er sich dem Ende hin. Er hatte keine Chance, dem Rad zu entkommen, die Speichen waren sehr dicht gewesen und das Rad war beinahe so groß wie der Brunnen und er war viel zu groß für einen, der Quak heißt. Es war einfach kein Platz, kein Entrinnen. "Herr, sei meiner Seele gnädig"- das hatte er mal irgendwo gehört und er hätte nicht sagen können, woher seine letzten Worte gekommen waren.

"Das war ein Spaß", prahlte Miramil am nächsten Tag in der Schule vor seinem Freund Niels. "Aber jetzt quakt der Frosch nicht mehr", sagte Niels. "Na und", sagte Miramil. "Das hat Paaam gemacht, als das Rad da runtergerauscht ist. War doch eh nur Schrott. Das war vielleicht goojjaaall". "Aber der Frosch wird jetzt nicht mehr quaken", wiederholte Niels, der ziemlich verdattert war, das Miramil von ihm zu verlangen schien, daß er den Tod des Forsches gutheißen solle. Miramil schien tatsächlich bewundert werden zu wollen.

"Stell Dir einmal vor", sagte Niels zu Miramil, "stell Dir vor, der Frosch wäre ein König gewesen. Er hätte vor langer Zeit hier im Schloß Walchenschön gewohnt und wäre vielleicht von einer bösen Hexe verhext worden. Und jetzt saß er seit Urzeiten vielleicht in dem Brunnen, mit seiner Krone auf dem Kopf und wird von uns allen seit unzähligen Jahren mit Kieseln beworfen, damit er weiterquakt. Und nun kommst Du und schmeißt ein Wagenrad hinab. Damit ist jetzt das Quaken wohl vorbei. Und der Frosch ist tot und der König ist damit gestorben." "Ach hör doch auf mit den Geschichten", sagte Miramil genervt. "Das ist doch Schmarrn. Ein Frosch mehr oder weniger, wen kümmert's?"

Naja, was soll man sagen, die Geschichte endet hier, weil Miramil und der Niels von da an getrennte Wege gegangen sind, sie waren nicht mehr Freund. Erst viel später sind sie sich wieder begegnet, das war eigentlich auch ganz lustig, ist aber eine andere Geschichte. Die Geschichte hat auch eigentlich keine Moral, nehme ich an- bis vielleicht auf: Der Frosch ist tot, der König ist tot, es lebe der Froschkönig!

An den Froschkönig gibt es eben nichts "dranzuhängen" ;-) Und mit Jungs scheint das Märchen auch irgendwie nicht zu klappen :clown:

Liebe Grüße, Christian
 
Die Geschichte hat auch eigentlich keine Moral, nehme ich an
...:) sie kommt ja auch aus der Tiefe des Brunnens, Christian. Also hat sie ja keine Moral, sie ist. Und mir gefällt die Idee, daß das große Rad dem Frosch die Krone aufsetzt, die ihn erschlägt, immens gut. Ist dir aufgefallen, welche Worte dir der Brunnen da zugeraunt hat?? Es lebe der Froschkönig - mitsamt der Krone, die ihm un-er-träglich ward...denn jetzt ist er frei von seinem Frosch-König-Sein. Befreit von eben der Krone, die ihn erschlagen hat.
 
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Kinnaree schrieb:
...:) sie kommt ja auch aus der Tiefe des Brunnens, Christian. Also hat sie ja keine Moral, sie ist. Und mir gefällt die Idee, daß das große Rad dem Frosch die Krone aufsetzt, die ihn erschlägt, immens gut. Ist dir aufgefallen, welche Worte dir der Brunnen da zugeraunt hat?? Es lebe der Froschkönig - mitsamt der Krone, die ihm un-er-träglich ward...denn jetzt ist er frei von seinem Frosch-König-Sein. Befreit von eben der Krone, die ihn erschlagen hat.
Ich hab das Märchen jetzt nochmal gelesen und ich krieg die energetische Bedeutung da noch nicht ganz hin um ehrlich zu sein.:confused: Aber schön ist es, gefällt mir mal wieder. hihi, das war der Ausgleich zum opti-Sein, vielleicht hat es damit etwas zu tun? Hm, die beiden Jungs sind z.B. die "Rangel-Energie" im 2. Chakra des Mannes nehme ich an. Und der Frosch ist das Innere Kind? Und der Brunnen die Luftröhre? Und was ist das Rad?
 
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