Der 8fache Yogapfad (Asthanga) zieht sich zum 6fachen Pfad zurück.

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Lieber Sascha :)

Hab mir Deine Site mal angeschaut und ich muss sagen, Du wirkst sehr sympathisch, deswegen bin ich verwirrt, warum Du hier solche Spielchen nötig hast. Klare Aussagen und offene Begegnung ist immer möglich und dann haste solche Geheimnistuereien um Deine Person und Arbeit als Yogalehrer/-therapeut auch nicht nötig.

Ich bin offen für jeden Austausch, aber ist schade, wenn man meint, dass man eine Methode, die man lehrt durch Geheimsprache irgendwie schützen oder jemanden zu sich locken muss.

lieben gruß dir,

vielleicht konntest du die verwirrung um den ganz geheimen code (jetzt wirklich top secret, weil vom moderator gelöscht) und darüber dass ich nicht gleich meinen namen nenne (wie heißt du eigentlich ?) gut transformieren.

- viel verspieltheit euch allen,

"leela" [LILA]- in die schönen frühlingstage -
 
Yoga zu praktizieren ohne Yama und Niyama ist kein Yoga :)

Dieser Mann hat gar nichts verstanden...es geht doch nicht um alte bröckelnde System und Dogmen. Hat er sich eigentlich mal wirklich mit den Yamas und Niyamas beschäftigt? Sind denn die zehn Gebote genauso bröckelig und alt? Es geht doch um eine innere und äußere Disziplin im Umgang mit mir und mit meinen Mitmenschen. Wenn ich mich nicht innerlich reinige, also mich mit mir selbst beschäftige, wie soll ich mich dann mit den anderen verstehen und wie soll ich dann Yoga praktizieren. Yoga heißt Einheit, Harmonie, VerEINigung. Ich denke, er hat sich da selbst ein wenig zu ernst genommen und versucht jetzt die Zügel zu lockern und sich mit so einem Artikel zu befreien. Das ist auch ok, das ist sein Recht. Aber zu behaupten, dass Yoga ohne Disziplin auch geht. Ist einfach nicht wahr.

Du brauchst, wie für jede andere innere Arbeit auch eine bestimmte Disziplin. Und das Problem ist nicht die Disziplin, sondern die Definition von Disziplin. Wie in meiner Signatur. Wenn Du etwas aus Liebe tust, dann hast Du auch diese Disziplin. Natürlich musst Du immer am Anfang den inneren Schweinehund überlisten und der ist ganz schön laut. Aber kennen wir nicht alle das Gefühl, wenn wir ihn wirklich übergangen haben und uns 'danach' richtig gut fühlen? Dieses Gefühl ist eine Motivation weiter zu machen und es wird zur Disziplin. Ich brauche nicht so streng mit mir zu sein, weil mein Körper ganz von selbst sagt, was er jetzt praktizieren möchte. Es kommt immer darauf an, wie Du etwas für Dich definierst. Und je mehr Druck man sich selbst macht, bzw. machen lässt, desto weniger ist es (für mich) Yoga. Aber etwas weglassen ist genauso wenig Yoga.

Hallo Saradevi,

vielen Dank für Deine Einwände. Ich freue mich über solch direkte Worte und muss mich gleichzeitig entschuldigen, dass ich noch nicht früher wieder im Forum nach Folgeposts geschaut habe.

Yama und Niyama sind sehr allgemein gehalten, genauso wie die 10 Gebote. Wenn Sie einem klar erscheinen ist dies natürlich sehr schön. Doch in einer Welt von heute können sie keine Atworten auf die schwierigen, ethischen Fragen geben, es sei denn man verkrümelt sich in die Wälder und Hölen. Ich gebe mal ein paar Beispiele:
1) Ahimsa: Gewaltlosigkeit. Was macht man, wenn man attackiert wird und Gewalt anwenden muss um sich oder andere zu schützen?
3) Satya: Wahrhaftigkeit. Kennst Du die Wahrheit? Wie kann man die Wahrheit sagen, die man sich selbst nicht eingesteht?
3) Asteya: Nicht nehmen, was einem nicht gehört. Bei unseren Sozialsystemen z.B. soll man lieber verhungern?
4) Brahmacharya: Enthaltsamkeit. Soll er um jeden Preis perfekt enthaltsam leben und so zwanghaft die Gesundheit riskieren?
5) Shauca: Reinheit. Hast Du mal die Kriyas in der Hatha-yoga Pradipika gelesen? Ich verschlucke keine Mullbinden.
6) Samtosha. Genügsamkeit. Unser System zwingt uns in einen hohen Lebensstandard. Wer dies ablehnt, stürzt in soziale Abhängigkeit.

und so weiter und so weiter. Ich denke man sollte nicht vergessen, wann und für wen diese "Regeln" gemacht worden sind. Natürlich glaube ich, genauso wie Du, dass man ethisch und gesund leben soll so gut man es kann. Ich sehe Patanjali natürlich nicht als Dogmatiker, sondern als einen der größten Kenner des Yoga die je gelebt haben. Ich würde mich hüten, ihn als Dogmatiker zu beschimpfen. Was ich eher meine ist, dass seine Regeln nicht blind befolgt werden sollen. Doch wenn man darüber nachdenkt, was sie bedeuten sind diese Regeln nicht mehr so einfach zu beantworten. Offensichtlich ist es sicherlich nicht, zumindest nicht wo es wirklich drauf ankommt!

Die Zügel müssen in der Tat gelockert werden, nicht zu sehr und nicht zu viel, sonst machen die Pferde was sie wollen oder kippen hinten rüber :) Ich bin nicht der Meinung, dass Disziplin das alleinige Rezept für Erfolg ist - ist zu exklusiv Verstand-gesteuert. Wäre für mich zu erzwungen. Aber jedem das Seine! Whatever works for you.

Liebe Grüße,
Aikyarati
 
Hallo Saradevi,

vielen Dank für Deine Einwände. Ich freue mich über solch direkte Worte und muss mich gleichzeitig entschuldigen, dass ich noch nicht früher wieder im Forum nach Folgeposts geschaut habe.

Naja, man kann nicht überall sein ;):)

1) Ahimsa: Gewaltlosigkeit. Was macht man, wenn man attackiert wird und Gewalt anwenden muss um sich oder andere zu schützen?
Da ist schon das erste Mißverständnis...es geht doch nicht nur darum, andere nicht zu verletzen, sondern, vor allem auch sich selbst nicht zu verletzen. Ich sag mal ehrlich, wenn ich aggressiv und gewalttätig Menschen und Tieren gegenüber auftrete, werde ich auch die passende Antwort bekommen. Es geht darum, sich der Gewaltlosigkeit bewusst zu werden. Und wie Jesus sagte, wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein, muss ich mich fragen, was tut mir gut? Würde ich mich mit zuviel Disziplin nicht auch selbst verletzen? Dahin geht mein Beitrag. Die wirkliche Auseinandersetzung mit sich selbst und demnach auch mit meinen Mitlebewesen. Wie ich mich in so einer Extremsituation verhalten würde, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich würde nicht morden, damit ich weiterlebe. Ich habe keine Angst vor dem Tod, ich weiß, dass ich nicht nur dieser Körper bin und ein Mord, nur damit ich weiterlebe oder für andere möchte ich nicht. Es gibt soviele andere Möglichkeiten, die man erstmal ausschöpfen sollte, bevor man zu Gewalt als letztes Mittel greifen will. Ghandi ist dahingehend ein sehr gutes Beispiel an Gewaltlosigkeit und was man damit erreichen kann!

3) Satya: Wahrhaftigkeit. Kennst Du die Wahrheit? Wie kann man die Wahrheit sagen, die man sich selbst nicht eingesteht?
Es geht hier nicht um 'die Wahrheit'. Es geht hier um Wahrhaftigkeit. Das ist ein kleiner, feiner Unterschied. Es geht darum, das zu leben, was Du leben willst. Wenn ich sage, ich möchte versuchen gewaltfrei zu leben, dann ist der ehrliche Versuch, sich damit auseinanderzusetzen und es versuchen umzusetzen so gut es geht genauso wahrhaftig, als das sich ehrliche Eingeständnis, dass man es nicht schafft und es trotzdem versucht. Jesus ist für 'seine Wahrheit' am Kreuz gestorben. Er hat sich nicht verraten, nur, damit er sich 'retten' kann. Nur mal als Beispiel. Ghandi hat wahrhaftig vorgelebt, was er gepredigt hat. Teach what you preach ;-)

3) Asteya: Nicht nehmen, was einem nicht gehört. Bei unseren Sozialsystemen z.B. soll man lieber verhungern?
Sorry, aber Deine Beispiele sind ein wenig dünn gestrickt. Da geht es einfach darum, dass man nicht stehlen soll. Was soll daran 'überholt' sein. Von der Sozialhilfe zu leben ist kein 'Stehlen', sondern eine Hilfe, die, wenn ich sie mir verwehre, ja dann wieder in das Thema 'Ahimsa' fällt, weil ich mir damit selbst Gewalt antuen würde. :rolleyes::)

4) Brahmacharya: Enthaltsamkeit. Soll er um jeden Preis perfekt enthaltsam leben und so zwanghaft die Gesundheit riskieren?
Nein, nicht um jeden Preis, aber so gut es geht und wie er/sie es für sich und das Leben gewaltfrei, ehrlich und wahrhaftig annehmen kann. Man darf die Yamas und Niyamas nicht voneinander getrennt betrachten...zusammen ergeben sie ein Bild!

5) Shauca: Reinheit. Hast Du mal die Kriyas in der Hatha-yoga Pradipika gelesen? Ich verschlucke keine Mullbinden.
Ich hab das auch noch nicht versucht und muss man auch nicht...da fallen wir dann wieder in die anderen Yamas und Niyamas...

6) Samtosha. Genügsamkeit. Unser System zwingt uns in einen hohen Lebensstandard. Wer dies ablehnt, stürzt in soziale Abhängigkeit.
Das ist Quatsch. Wenn das 'Deine Wahrheit' ist, dann lebst Du zumindest wahrhaftig, aber glücklich bestimmt nicht...dann tust Du Dir selbst wieder Gewalt an, etc. Du machst Dein Leben und nicht der Staat. Ich brauche keine drei Fernseher, fünf Computer, drei Autos, ein Haus, etc. Das fällt übrigens auch in den Brahmacharya-Bereich...es geht darum, je älter Du wirst, dass Du immer weniger brauchst. Und Yoga hilft tatsächlich dabei, genügsamer zu werden. Ich kann da auch Erfahrung sprechen. Ich brauche soviele Dinge nicht mehr, die ich früher meinte unbedingt zu brauchent. Man wird auch wieder kreativer. Und darum geht es doch. Die Kreativität und Freude wieder im Leben zu finden und nicht in den Lebensluxusartikeln.


und so weiter und so weiter. Ich denke man sollte nicht vergessen, wann und für wen diese "Regeln" gemacht worden sind. Natürlich glaube ich, genauso wie Du, dass man ethisch und gesund leben soll so gut man es kann. Ich sehe Patanjali natürlich nicht als Dogmatiker, sondern als einen der größten Kenner des Yoga die je gelebt haben. Ich würde mich hüten, ihn als Dogmatiker zu beschimpfen. Was ich eher meine ist, dass seine Regeln nicht blind befolgt werden sollen. Doch wenn man darüber nachdenkt, was sie bedeuten sind diese Regeln nicht mehr so einfach zu beantworten. Offensichtlich ist es sicherlich nicht, zumindest nicht wo es wirklich drauf ankommt!
Eine Frage, hast Du Dich wirklich mal mit Patanjalis Yoga Sutras auseinandergesetzt? Mit allen vier Kapiteln? Sie wirklich auch mal ins Leben versucht zu integrieren? Ich schon und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es wirklich kein Aufzwingen irgendwelcher Regeln sind, sondern ein wirklich guter Weg, den Geist zu reinigen. Kriya Yoga im Raja Yoga ist auch Geistreinigung - nur mal so als kleiner Hinweis :)

Die Zügel müssen in der Tat gelockert werden, nicht zu sehr und nicht zu viel, sonst machen die Pferde was sie wollen oder kippen hinten rüber :) Ich bin nicht der Meinung, dass Disziplin das alleinige Rezept für Erfolg ist - ist zu exklusiv Verstand-gesteuert. Wäre für mich zu erzwungen. Aber jedem das Seine! Whatever works for you.

Liebe Grüße,
Aikyarati

Und das meine ich damit, wenn man sich mit den Yamas und Niyamas wirklich mal auseinandersetzt, dann kann man für sich unterscheiden, was wichtig ist und was nicht und es entwickelt sich von selbst eine Disziplin...diese Disziplin meine ich. Nicht die, die in jedem Menschen Widerstand per Knopfdruck auslöst...allerdings ist das Wort natürlich auch sehr negativ belegt. Jeder Mensch weiß doch selbst, wenn er/sie sich entwickeln will, ob im Alltag, Beruf oder Sport, Kunst, etc., geht es einfach nicht ohne Übung...und Disziplin ist Übung und das sich innerliche damit Auseinandersetzen...mehr ist es nicht...üben übt ;) Und die Yamas und Niyamas können dabei helfen. Sie komplett wegzulassen, wie es der Herr im Anfangsartikel empfiehlt halte ich für falsch und demnach kein Yoga mehr. Denn Du grenzt etwas in Deiner Komplettsicht von Dir selbst aus.

om namah sivaya
 
Ich möchte gern allgemein noch mal was klarstellen, auf was ich mich hier in diesem Thread beziehe - nämlich auf die Überschrift: Der 8fache Yogapfad (Asthanga) zieht sich zum 6fachen Pfad zurück. Und das wäre, meiner Meinung nach, überhaupt nicht möglich. Denn die Yamas und Niyamas sind nun auch sehr alte überlieferte Schriften. Wir wissen nicht, wie die Menschen dort wirklich gelebt, geredet und Yoga praktiziert haben. Die Yamas und Niyamas in das heutige Leben umzusetzen bedeutet, sich damit auch mal tiefgehend auseinanderzusetzen und sich zu fragen, was davon möchte ich leben, was lebe ich schon längst (denn auch jeden Tag duschen ohne Mullbinden zu schlucken ist ja schon eine Reinigungshandlung - Kriya bedeutet soviel wie Handlung, Tat - im Raja Yoga ist Kriya Yoga eher mit Geistesreinigung durch Konzentration, Kontemplation, Meditation und Zurückziehen der Sinne gemeint). Und ich finde es schade, dass journey/Sascha nicht zu seinem Artikel Stellung bezieht und das lässt mich eben ein wenig Zweifeln an der Überschrift und an seinen Absichten, hier etwas reinzustellen, was man miteinander im Austausch vergleichen kann. Wenn man schon so eine These in ein Forum wirft, dann sollte man auch als Yogi, den Mut haben, sich mit anderen Usern damit auseinanderzusetzen und es wäre ein schöner Thread geworden, da er sich ja mit der Thematik gut auskennt und insofern ja auch gutes Diskussions- und Austauschfeld dagewesen wäre. Schade, aber da kann man eben nichts machen ...
 
Im Yoga werden die Yamas und Niyamas nicht mit erhobenen Finger gelehrt, sondern als
einfache Ratschlaege. Yamas und Niyamas sind bei weitem die wichtigsten Teile des
Yogas, wer die wegleasst kommt nicht weit bzw. kommt auf den falschen Weg.

Namaste
 
Hallo liebe Saradevi,

Herzlichen Dank für Deine "kernigen" Argumente. Ich liebe es mit Dir zu diskutieren. Es freut mich sehr, dass hier mal „mit Biss“ in die Tiefe gegangen wird. Ich stimme auch mit Ayuryogi überein ein, dass man ohne die ersten Stufen gleich einpacken kann. Nicht umsonst wird Ashtanga auch "Stufenpfad" genannt. Es gibt Meinungen, dass alle 8 Elemente gleichzeitig stattfinden müssen. Das mag wahr sein, doch müssen die ersten auch zuerst stattfinden. Das eine schließt das andere nicht aus. Die Diskussion empfinde ich im Übrigen auch gar nicht so sehr als "erhobenen Zeigefinger", obwohl der eine oder andere dies leicht so sehen könnte. Ich finde es richtig gut, die Regeln mal anhand von Realsituationen zu verstehen. Denn so einfach ist es oft nicht. Natürlich reden wir hier nicht wirklich über Mullbinden-verschlucken! Ist ja klar, oder?

Das Problem was ich sehe ist, dass man meist zu schnell über die ersten Phasen - quasi per grobe Checkliste - hinweggeht. Und eines kann man wohl sagen: sie sind grundlegend, jedoch in keinem Fall trivial. Erschwerend kommt hinzu, dass es keine allgemeingültige Interpretation der 10 Regeln gibt. Wendet man sie in der realen Welt an, kann es schon mal schwierig werden. Doch sie sind kein Selbstzweck. Meiner Ansicht nach geht es darum, die Granthis zu lösen. In einem meiner Artikel auf meinem "optimisticyogi" Blog, habe ich das beschrieben (Titel: "Was hat es mit den drei Knoten im Yoga auf sich?") und andere. Aber ganz unabhängig davon, wie man die Notwendigkeit technisch erklärt weiss jeder schon aus Erfahrung, dass Yoga stark mit körperlicher, seelischer und geistiger Ausgeglichenheit zu tun hat.

Wie wäre es, wenn wir die 10 Regeln mal nacheinander etwas unter die Lupe nehmen? Man muss es ja nicht übertreiben, doch etwas Diskussion kann nicht schaden, meine ich. Ich würde mal Ahimsa - Gewaltlosigkeit - als erstes Thema nehmen, denn es ist ein sehr wichtiges Thema und bewirkt nicht selten einen inneren Konflikt, welcher den Erfolg im Yoga sehr stark beeinflusst. Er steht ja auch an erster Stelle!

Wenn das Ideal Gewaltlosigkeit ist, wie kann man es realistisch umsetzen? Es gibte eine Buddhistische Sekte deren Mönche sich nicht waschen, weil sie damit Bakterien töten würden. Das ist das eine Extrem auf das man wohl kaum ernst nehmen kann. In der Bhagavadgita erklärt Sri Krishna, dass Gewalt akzeptabel ist wenn man es aus reiner Pflichterfüllung tut. Offensichtlich geht es eher um die innere Einstellung zur Gewalt, den Wunsch oder Impuls oder wie man es ausdrücken will. Dies wäre von Innen nach Aussen gehend.

Wenn man sich nun jemanden in einer Situation vorstellt, wo jemand Gewalt angetan wird, vielleicht wiederholt, so ist die Frage ob man es sich gefallen lassen sollte. Wenn man jetzt "Gewaltlosigkeit" als Ideal annimmt, würde es bedeuten einfach der Situation zu entkommen, denn sonst würde man Gewalt mit Gewalt beantworten. Doch wenn man Gewalt nicht in seine Schranken verweist geschieht es nicht selten, dass sie sich verstärkt! Keine Gewalt - im Falle der Selbstverteidigung anzuwenden - bewirkt oft eine Vermehrung der Gewalt (Gewährenlassen). Das sind Tatsachen. Also um Gewalt zu minimieren, muss man eine gewisse Gewalt ausüben. Die Frage nun ist, wie dosiert man sie?

Dies ist eine recht theoretische Frage, denn oft läßt sich die "Angemessenheit" kaum abschätzen. Physiologische Mechanismen in der Notsituation bestimmen das Geschehen oft wesentlich mehr mit, als einem in der theoretischen Analyse im Nachhinein klar ist. Ich habe mich sehr eingehend damit beschäftigt und muss sagen, dass noch nicht einmal die Wissenschaft ein fundiertes Verständnis der physiologischen Vorgänge in Realsituationen hat. Diese lassen sich im Labor nicht nachempfinden oder simulieren! Also wenn selbst die Wissenschaftler keine Antwort haben, wie soll es der/die Betroffene?

Man mag nun einwenden, dass dies am Thema vorbeiführt, doch das glaube ich nicht. Hier geht es auch nicht um die juristische Situation sondern um den Einfluss auf den Yoga. Anderseits bin ich nicht der Meinung, dass man auf eine perfekte Stufe der Gewaltlosigkeit kommen muss um den ersten Knoten der Maya (Granthi) zu lösen. Wenn der Yoga von einem vorbildlichen Zustand abhängen würde, dann könnten wir nie höher steigen. Ich denke der spirituelle Aufstieg im Yoga ist toleranter gegenüber unseren Mangel an Perfektion als es unsere Gesellschaft ist. Ich denke zudem, dass unser eigener Maßstab eine viel größere Rolle spielt als ein universeller Maßstab. Der Aufstieg ist zu wichtig, als dass er von Perfektion abhinge. Und sobald man im Yoga große Fortschritte macht, findet man den Frieden in sich und strahlt ihn überall aus. Das bedeutet nicht, dass das Problem der Gewalt in der Welt überwunden wurde, es bedeutet einfach nur dass man sie den Yoga-Weg betreffend hinreichend gut gemeistert hat.

Doch was ist mit der praktischen Frage für den Alltag? Denn wir können im Yoga keinen inneren Konflikt gebrauchen. Die Angst vor der Gewaltspirale kann genauso als Hemmnis für den Yoga angesehen werden, als Gewalt selbst. Als vor hundert Jahren man sich beim Reisen stets vor gewalttätigen Strauchdieben verteidigen musste hat bestimmt auch niemand gesagt, dass Selbstverteidigung die eigene Spiritualität schaden würde. Im Gegenteil: ohne Selbstverteidigung könnten wir unsere Spiritualität aus der Schnabeltasse trinken. Es ist lächerlich zu sagen, dass man nur dann Gewalt abbekommt wenn man sie innerlich nicht gemeistert hat. Dies ist nur zu einem gewissen Grad so und beantwortet auch nicht die Frage was man tun muss, wenn man einschreiten muss.

Eines steht jedoch für mich fest: Gewalt kann das Problem der Gewalt nicht lösen! Das ist keine Frage und da lass ich mir auch nichts erzählen. Man darf hier die Grenzen der Sinnhaftigkeit von Gewalt nicht missverstehen. Man muss ganz genau wissen, was man tut, sonst gerät man in die Abwärtsspirale. Gewalt soll immer nur zur Verteidigung eingesetzt werden. Nie offensiv, aber sehr wohl defensiv. Dieser Grundsatz wird sich nie ändern. Wenn man sich daran hält, bin ich mir sicher, ist Gewalt kein Problem. Im Gegenteil, damit lassen sich die Symptome des Problems oft in Grenzen halten bis eine Dauerlösung gefunden wurde. Wenn man sich nicht an diesen Grundsatz hält, dann wird Gewalt zum Dauer-Problem, sowohl auf der ausführenden wie auch auf der empfangenden Seite. Überkompensation ist so eine Sache. Ist kein einfaches Thema und ich habe hier keine endgültige Antwort. Ich denke es ist Ermessenssache des Einzelnen in der Realsituation, nicht eine theoretische.

Aber letztlich werden wir bestimmt mit sehr wenig Gewalt auskommen, wenn wir es richtig anstellen. Wenn wir nur kuschen, dann wird sich die Gewalt nur vermehren. Und das kann auch nicht das Ziel sein. Man muss aufpassen, dass Gewalt nicht die Überhand nimmt, nur weil man keine Grenzen ziehen mag. Wenn Defensivgewalt ein Hindernis für den Yoga ist, dann haben wir ein echtes Problem. Ich glaube aber nicht, dass der Yoga-Weg so intolerant ist. Es ist ein Weg, kein Ideal. Das ist zumindest meine Meinung.

Om Shanti und herzliche Grüße,
Aikyarati
 
Hallo liebe Saradevi,

Herzlichen Dank für Deine "kernigen" Argumente. Ich liebe es mit Dir zu diskutieren. Es freut mich sehr, dass hier mal „mit Biss“ in die Tiefe gegangen wird. Ich stimme auch mit Ayuryogi überein ein, dass man ohne die ersten Stufen gleich einpacken kann. Nicht umsonst wird Ashtanga auch "Stufenpfad" genannt. Es gibt Meinungen, dass alle 8 Elemente gleichzeitig stattfinden müssen. Das mag wahr sein, doch müssen die ersten auch zuerst stattfinden. Das eine schließt das andere nicht aus. Die Diskussion empfinde ich im Übrigen auch gar nicht so sehr als "erhobenen Zeigefinger", obwohl der eine oder andere dies leicht so sehen könnte. Ich finde es richtig gut, die Regeln mal anhand von Realsituationen zu verstehen. Denn so einfach ist es oft nicht. Natürlich reden wir hier nicht wirklich über Mullbinden-verschlucken! Ist ja klar, oder?

Das Problem was ich sehe ist, dass man meist zu schnell über die ersten Phasen - quasi per grobe Checkliste - hinweggeht. Und eines kann man wohl sagen: sie sind grundlegend, jedoch in keinem Fall trivial. Erschwerend kommt hinzu, dass es keine allgemeingültige Interpretation der 10 Regeln gibt. Wendet man sie in der realen Welt an, kann es schon mal schwierig werden. Doch sie sind kein Selbstzweck. Meiner Ansicht nach geht es darum, die Granthis zu lösen. In einem meiner Artikel auf meinem "optimisticyogi" Blog, habe ich das beschrieben (Titel: "Was hat es mit den drei Knoten im Yoga auf sich?") und andere. Aber ganz unabhängig davon, wie man die Notwendigkeit technisch erklärt weiss jeder schon aus Erfahrung, dass Yoga stark mit körperlicher, seelischer und geistiger Ausgeglichenheit zu tun hat.

Wie wäre es, wenn wir die 10 Regeln mal nacheinander etwas unter die Lupe nehmen? Man muss es ja nicht übertreiben, doch etwas Diskussion kann nicht schaden, meine ich. Ich würde mal Ahimsa - Gewaltlosigkeit - als erstes Thema nehmen, denn es ist ein sehr wichtiges Thema und bewirkt nicht selten einen inneren Konflikt, welcher den Erfolg im Yoga sehr stark beeinflusst. Er steht ja auch an erster Stelle!

Wenn das Ideal Gewaltlosigkeit ist, wie kann man es realistisch umsetzen? Es gibte eine Buddhistische Sekte deren Mönche sich nicht waschen, weil sie damit Bakterien töten würden. Das ist das eine Extrem auf das man wohl kaum ernst nehmen kann. In der Bhagavadgita erklärt Sri Krishna, dass Gewalt akzeptabel ist wenn man es aus reiner Pflichterfüllung tut. Offensichtlich geht es eher um die innere Einstellung zur Gewalt, den Wunsch oder Impuls oder wie man es ausdrücken will. Dies wäre von Innen nach Aussen gehend.

Wenn man sich nun jemanden in einer Situation vorstellt, wo jemand Gewalt angetan wird, vielleicht wiederholt, so ist die Frage ob man es sich gefallen lassen sollte. Wenn man jetzt "Gewaltlosigkeit" als Ideal annimmt, würde es bedeuten einfach der Situation zu entkommen, denn sonst würde man Gewalt mit Gewalt beantworten. Doch wenn man Gewalt nicht in seine Schranken verweist geschieht es nicht selten, dass sie sich verstärkt! Keine Gewalt - im Falle der Selbstverteidigung anzuwenden - bewirkt oft eine Vermehrung der Gewalt (Gewährenlassen). Das sind Tatsachen. Also um Gewalt zu minimieren, muss man eine gewisse Gewalt ausüben. Die Frage nun ist, wie dosiert man sie?

Dies ist eine recht theoretische Frage, denn oft läßt sich die "Angemessenheit" kaum abschätzen. Physiologische Mechanismen in der Notsituation bestimmen das Geschehen oft wesentlich mehr mit, als einem in der theoretischen Analyse im Nachhinein klar ist. Ich habe mich sehr eingehend damit beschäftigt und muss sagen, dass noch nicht einmal die Wissenschaft ein fundiertes Verständnis der physiologischen Vorgänge in Realsituationen hat. Diese lassen sich im Labor nicht nachempfinden oder simulieren! Also wenn selbst die Wissenschaftler keine Antwort haben, wie soll es der/die Betroffene?

Man mag nun einwenden, dass dies am Thema vorbeiführt, doch das glaube ich nicht. Hier geht es auch nicht um die juristische Situation sondern um den Einfluss auf den Yoga. Anderseits bin ich nicht der Meinung, dass man auf eine perfekte Stufe der Gewaltlosigkeit kommen muss um den ersten Knoten der Maya (Granthi) zu lösen. Wenn der Yoga von einem vorbildlichen Zustand abhängen würde, dann könnten wir nie höher steigen. Ich denke der spirituelle Aufstieg im Yoga ist toleranter gegenüber unseren Mangel an Perfektion als es unsere Gesellschaft ist. Ich denke zudem, dass unser eigener Maßstab eine viel größere Rolle spielt als ein universeller Maßstab. Der Aufstieg ist zu wichtig, als dass er von Perfektion abhinge. Und sobald man im Yoga große Fortschritte macht, findet man den Frieden in sich und strahlt ihn überall aus. Das bedeutet nicht, dass das Problem der Gewalt in der Welt überwunden wurde, es bedeutet einfach nur dass man sie den Yoga-Weg betreffend hinreichend gut gemeistert hat.

Doch was ist mit der praktischen Frage für den Alltag? Denn wir können im Yoga keinen inneren Konflikt gebrauchen. Die Angst vor der Gewaltspirale kann genauso als Hemmnis für den Yoga angesehen werden, als Gewalt selbst. Als vor hundert Jahren man sich beim Reisen stets vor gewalttätigen Strauchdieben verteidigen musste hat bestimmt auch niemand gesagt, dass Selbstverteidigung die eigene Spiritualität schaden würde. Im Gegenteil: ohne Selbstverteidigung könnten wir unsere Spiritualität aus der Schnabeltasse trinken. Es ist lächerlich zu sagen, dass man nur dann Gewalt abbekommt wenn man sie innerlich nicht gemeistert hat. Dies ist nur zu einem gewissen Grad so und beantwortet auch nicht die Frage was man tun muss, wenn man einschreiten muss.

Eines steht jedoch für mich fest: Gewalt kann das Problem der Gewalt nicht lösen! Das ist keine Frage und da lass ich mir auch nichts erzählen. Man darf hier die Grenzen der Sinnhaftigkeit von Gewalt nicht missverstehen. Man muss ganz genau wissen, was man tut, sonst gerät man in die Abwärtsspirale. Gewalt soll immer nur zur Verteidigung eingesetzt werden. Nie offensiv, aber sehr wohl defensiv. Dieser Grundsatz wird sich nie ändern. Wenn man sich daran hält, bin ich mir sicher, ist Gewalt kein Problem. Im Gegenteil, damit lassen sich die Symptome des Problems oft in Grenzen halten bis eine Dauerlösung gefunden wurde. Wenn man sich nicht an diesen Grundsatz hält, dann wird Gewalt zum Dauer-Problem, sowohl auf der ausführenden wie auch auf der empfangenden Seite. Überkompensation ist so eine Sache. Ist kein einfaches Thema und ich habe hier keine endgültige Antwort. Ich denke es ist Ermessenssache des Einzelnen in der Realsituation, nicht eine theoretische.

Aber letztlich werden wir bestimmt mit sehr wenig Gewalt auskommen, wenn wir es richtig anstellen. Wenn wir nur kuschen, dann wird sich die Gewalt nur vermehren. Und das kann auch nicht das Ziel sein. Man muss aufpassen, dass Gewalt nicht die Überhand nimmt, nur weil man keine Grenzen ziehen mag. Wenn Defensivgewalt ein Hindernis für den Yoga ist, dann haben wir ein echtes Problem. Ich glaube aber nicht, dass der Yoga-Weg so intolerant ist. Es ist ein Weg, kein Ideal. Das ist zumindest meine Meinung.

Om Shanti und herzliche Grüße,
Aikyarati

hmmm - ich habe deinen beitrag mit höchstem interesse gelesen. :)

würdest du sagen, dass distanzierung eine gewaltfreie form ist der gewalt zu begegnen?

mein verstand sagt ja - mein empfinden sagt - du gibst dein recht für wiedergutmachung auf, wenn du ganz einfach flüchtest.

es muss einen mittelweg geben - gefunden habe ich ihn noch nicht wirklich.
 
hmmm - ich habe deinen beitrag mit höchstem interesse gelesen. :)

würdest du sagen, dass distanzierung eine gewaltfreie form ist der gewalt zu begegnen?

mein verstand sagt ja - mein empfinden sagt - du gibst dein recht für wiedergutmachung auf, wenn du ganz einfach flüchtest.

es muss einen mittelweg geben - gefunden habe ich ihn noch nicht wirklich.

Hallo Magdalena,

ich glaube, dass die Gewalt in vielen Fällen folgt wenn man ihr ausweicht. Es ist wie ein Fluch. Doch es ist kein Fluch, denn sie breitet sich einfach aus wo sie sein kann. Und die Welt ist in großen Teilen wie in einem Fluch gefangen, bis wir lernen bessere Lösungen finden und die Wege der Gewalt ganz einfach überflüssig werden. Don Beck hat sich in seinen "spiral Dynamics" damit beschäftigt und ist als Berater im mittleren Osten, Afrika und anderen Gewaltherden stark aktiv. Er weiss sehr, wovon er spricht. Dies ist jedoch weltweit noch ein langer Weg und man muss Geduld haben. Dies bedeutet jedoch nicht, tolerant gegenüber Intoleranz zu sein.

Wenn man Selbstverteidigung übt stellt man fest, dass man eine innere Sicherheit gewinnt und die Aggressoren einen nicht mehr als Opfer sehen. Insofern ist es natürlich richtig, was Saradevi gesagt hat, dass man die Gewalt in sich überwinden muss. Das ist manchmal paradox, doch eigentlich gar nicht so unlogisch. Macht zu demonstrieren ist ein wirksames Mittel, Gewalt in ihren Schranken zu halten. Doch offensiv einsetzten soll man sie nicht. Ein Problem ist, wenn man keine wirkliche Macht besitzt und sie nur vortäuscht. Finten gehen oft nach hinten los. Manchmal lehnt man die eigene Kraft auch ab oder hat Angst vor der eigenen Kraft. Wenn sich ein Mensch der eigenen Macht verweigert, dann verweigert sich solch eine Mensch in meinen Augen auch der Gewaltfreiheit. (Stein des Anstoßes im Yoga?!)

Andererseits weiss man aus Erfahrung, dass Gewaltkontrolle keine ideale Sache ist. Man teilt aus, man steckt ein. Es kann zum Kampf kommen. Wenn man den Kampf scheut, dann spürt dies der Aggressor und nutzt die Unsicherheit aus das Opfer dem Peiniger die Stiefel leckt. Verliert man jedoch jegliche Angst, ist der Agressor verunsichert und zieht sich meist zurück. Es ist jedoch keine perfekte Sache und immer ein Risiko.

Wenn man der Gewalt aus dem Wege gehen kann und sie nicht folgt, dann ist das meist der bessere Weg. Kampfsport und Waffen sind KEIN Schutz, entgegen der allgemeinen Wahrnehmung. Sie sind höchstens Mittel zur Abwehr. Schutz im Sinne der Definition bedeutet soviel wie "Barriere" zwischen Agressor und Ziel. Barrieren zu schaffen, mehrere Barrieren, ist normalerweise ein risikoärmeres Vorgehen. Wird die erste Barriere überschritten, wird unser "Alarmsystem" ausgelöst und man bereitet sich darauf vor, mit der Bedrohung klarzukommen. Meist bedeutet es Flucht, manchmal Kampf. Im besten Fall hat man sich strategisch so positioniert, dass man eine Übermacht mobilisiert, welche die Bedrohung in seine Grenzen versetzt.

Wenn man einer Gefahr eher unmittelbar ausgesetzt ist, z.B. wenn ein Agressor in den eigenen vier Wänden lebt, dann sind Barrieren kaum zu machen. Dann sind Fluchtwege umso wichtiger. Ultimativ muss man dann sich überlegen, ob man nicht lieber in den sauren Apfel beißt und sich aus dem Umfeld löst. Die Überlegenheit eines Agressors lässt sich manchmal nicht anders handhaben. Zaghafte Versuche sind kontraproduktiv und es heisst aufs Ganze zu gehen: zeigen dass man keine Angst hat, sich nicht einschüchtern lässt, oder die Flucht. Die Natur favorisiert Flucht in fast allen Fällen.

Als Ghandi die Konflikte zwischen Moslems und Hindus handhaben musste, hat er schießlich eine räumliche Trennung umgesetzt: Pakistan für die Moslems, Indien für Hindus. Das Problem besteht noch immer, aber war für lange Zeit abgemildert. Es war die beste Möglichkeit, die in seiner Möglichkeit lag - zu seiner Zeit. Doch eine richtige Lösung würde nicht angegangen. Idealisierter Gandhi. Doch für mich ist er immer noch ein ganz großes Vorbild, was den passiven Widerstand angeht, wo es hilft. Doch die Gewalt in der Welt wird nicht so schnell verschwinden. Wir müssen einfach lernen, besser damit umzugehen. Wir müssen uns zusammenschließen, um in jeder Situation eine Übermacht zu bilden und Gewalt in ihre Schranken weisen.

Dies ist auch ein gesellschaftliches Problem, nicht nur ein politisches. Wir verlassen uns immer auf unsere "Systeme", doch sie bieten oft keinen ausreichenden Schutz. Darüber redet man natürlich nicht in der Politik. Ich bin jedoch nicht jemand, der die Politik beschuldigt, sondern jemand der fordert, dass wir Menschen uns einfach besser aufstellen müssen. Es ist eine gesellschaftliche Herausforderung, einen Kodex zu finden, gegenüber Intoleranz nicht länger tolerant zu sein. Es geht nicht um Heldentum. Es geht darum, zivile Übermächte spontan aus dem Selbstverständnis der Bürger zu bilden. Der Blickkontakt zwischen den Menschen in der Nähe muss ausreichen, um sich zusammenzuschließen. Selbstjustiz ist dies nicht, sondern fällt unter Hilfeleistung (welches sogar gesetzlich gefordert ist). Leider sind wir auch hier noch nicht. Die Leute schauen weg. Wir müssen unser Wohl in die eigenen Hände nehmen - individuell und auch kollektiv als Gesellschaft. Ich würde mir wünschen, dass Yoga hier eine Vorbildfunktion erfüllen würde.

Doch Yoga hat andere Ziele, ist nicht für die Sicherheit entwickelt worden. Das bedeutet natürlich nicht, dass kollektiver Frieden und Sicherheit nicht langfristig als Nebenprodukt abfällt. Dies ist jedoch ein langer Weg. In der Zwischenzeit müssen wir improvisieren, auf nicht-perfekte, konventionelle Weise uns die Agressoren vom Leib halten.

Keine Toleranz gegenüber Toleranz.

Gewalt durch temporäre Übermachtbildung in ihre Grenzen weisen.

Kraft ausbilden, angstfrei sein, und die eigene Überlegenheit zur Not demonstrieren (~5% aller Fälle).

Oder geschmeidig ausweichen, wenn es das Problem löst (~95% aller Fälle).

Wie gesagt, es ist keine perfekte Angelegenheit und immer risikobehaftet. Aber das Leben ist risikobehaftet. Doch wir müssen an den Punkt kommen und die Angst zum Teufel jagen. Egal wie, wir müssen die Angst überwinden. Yoga ist sicherlich ein Weg, doch es ist schwierig Yoga zu üben, während eine Bedrohung lauert. Dann heißt es auch mal auf sein Bauchgefühl zu hören und sich zu befreien.

In einem Artikel ("Konflikte zwischen Herz, Kopf und Bauch im Yoga" vom 3. April in meinem optimisticyogi Blog) bin ich in einem Kommentar auf unser Bauchgefühl eingegangen. Denn der Bauch kann oft in schwierigen Situationen die eleganteste Lösung finden, ganz spontan. Es ist jedoch eine sehr kurzweilige Angelegenheit. Langfristig muss man eine Stragegie haben. Ich glaube, dass Bauch, Herz und Kopf verbunden werden müssen um die beste Lösung zu finden. Wir laufen zumeist mit Konflikten zwischen diesen drei umher, trotz Yama und Niyama.

Und diese Verbindung (das Anschirren von Bauch, Herz, Kopf) sehe ich ebenfalls als Yoga an. Dann haben wir die Bauchebene welche die Situation momentan kontrolliert, das Herz welches uns hilft unsere emotionalen Limitationen zu überwinden und den Kopf wecher über langfristige, strukturierte Schritte eine endgültige Lösung herbeiführt.

Alles Liebe,
Aikyarati
 
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“Aikyarati“ schrieb:
Keine Gewalt - im Falle der Selbstverteidigung anzuwenden - bewirkt oft eine Vermehrung der Gewalt (Gewährenlassen). Das sind Tatsachen. Also um Gewalt zu minimieren, muss man eine gewisse Gewalt ausüben. Die Frage nun ist, wie dosiert man sie?

Ich versuche es mit Meditation, bzw. Ausdünnung des Geistes. Sw. Vishnu-Devananda hat immer gesagt, das wir den Geist für Frieden auslegen sollen und nicht gegen Gewalt. Und er müsste es wissen, wurde er doch der 'fliegende Swami' genannt, der Friedensflüge in die Krisengebiete getätigt hat. Damit fängt es an. Ich bin bis jetzt noch nicht in eine Situation gekommen, wo man mir Gewalt antun wollte. Vielleicht gehe ich davon aus, dass ich selbst auch keine Gewalt antun möchte und mich demnach auch in einem Umfeld bewege, wo Gewalt nicht stattfindet. Ich bin tatsächlich der Meinung, dass, wenn jemand Gewalt ‚erwartet’, sei es nun durch eigene Aktivität oder durch Angst davor, dann zieht man sie an – der Geist zieht sie an. Wir bewegen uns hier Raja Yoga und es geht darum, den Geist zu reinigen und zu schärfen und genau da setzt Ahimsa an. Klar, wenn ich morgen umgehauen werde, dann ist das passiert, aber ehrlich gesagt, erwarte ich es nicht und demnach ist die Chance sehr gering. Ich gehe lieber auf Friedenszüge als auf Anti-Kriegs-Demos. Ich fange einfach bei mir an. Und Gewalt an mir zu vermeiden ist schon eine große Aufgabe …

“Aikyarati“ schrieb:
Hier geht es auch nicht um die juristische Situation sondern um den Einfluss auf den Yoga. Anderseits bin ich nicht der Meinung, dass man auf eine perfekte Stufe der Gewaltlosigkeit kommen muss um den ersten Knoten der Maya (Granthi) zu lösen.

Was haben die Granthis in Deiner Meinung mit den ersten beiden Stufen zu tun? Kannst Du mir das genauer erklären, denn Granthis lösen sich durch Prana, ist ein rein feinstofflicher Vorgang im Zusammenhang mit Kundalini.
 
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