Die panische Angst vor dem Tod mag zwecklos sein, aber wann fragt Angst nach einem Zweck? Wenn sie da ist, dann ist sie da.
Mit meiner persönlichen Angst vor dem Tod und vor Schmerzen verhält es sich proportional zu meinem Gewissen. So wie ich im Leben stehe, ganz allgemein und im Umgang mit den Mitmenschen, dementsprechend habe ich Angst vor einem möglichen Ende oder auch nicht. Ich spüre also einen Zusammenhang zwischen dem Tod und dem "WIE" des Lebens. Der Tod ist für mich ein wichtiger Indikator, wenn ich wissen will, ob ich richtig oder falsch lebe. Habe ich Angst, dann weiß ich, dass ich irgend etwas falsch mache, habe ich keine Angst beim Gedanken an den Tod, dann weiß ich, dass ich einigermaßen gut auf dem Weg bin. Und so habe ich immer, bis zum letzten Atemzug, die Möglichkeit, korrigierende Schritte in die Wege zu leiten.
Ohne meinen seltsamen, aber auch ausgeprägten Glauben an Gott (das ewig Seiende in mir) hätte ich wohl eine schreckliche Angst vor dem Tod. Aber auch vor dem Leben. Ich erinnere mich an eine Zeit, das liegt Jahrzehnte zurück, wo ich diesen Glauben völlig verloren hatte und damals war ich ein Haufen Angst und Hass, sonst nichts.
Voraussetzung dafür ist natürlich, dass ich für den Tod immer einen Platz in meinem Bewusstsein reserviert habe. Da sitzt er nun und wartet. Verdränge ich ihn oder schau ich ihn mir nur durch eine rosarote Brille an, dann verliert er diese, für mich sehr wertvolle Funktion, denn ich verleihe mir dann selbst so etwas wie ein Gefühl der Erhabenheit über den Tod.
Aber ich habe den Tod, diese Illusion, die zeitgebundenes Leben und ewiges Sein trennt, nicht erfunden um erhaben darüber ihn zu sein, sondern um Demut dem Leben gegenüber zu lernen.
Was sag ich da, in meinem Größenwahn?
ICH?
Ich habe den Tod erfunden?
Ja, in den kurzen Momenten, wo ich mich mit Gott (dem ewig Seienden) EINS fühle, darf ich das sagen, sonst käme mir so ein Gedanke ja gar nicht in den Sinn.
Aber nur einmal pro Tag darf ich das sagen, in aller Stille meiner Einkehr und nur leise, zu mir selbst. Das ich es heute laut sage, ist die Ausnahme von dieser, meiner Regel.
Von bestimmten, farbenfrohen Vorstellungen astrale Welten betreffend, halte ich selbst mich eher frei, denn ich habe eine Erinnerung in mir an ein weißes, von hier aus, also von der Spaßgesellschaft aus betrachtet recht unattraktives, aber dafür unzerstörbares Licht, jenseits aller bunten Farben. Egal, ob diese Erinnerung nur ein Streich meines längst verrückt gewordenen Gehirns oder real ist, sie erfüllt mich mit Frieden und Liebe und sie hat die Reise durch viele dunkle Täler überlebt. Daher räume ich auch diesem Wahn von ewigem Sein einen festen Platz in meinem Leben ein.