Ich würde diese Welt nicht zwingend mit einer Schule vergleichen. Auch glaube ich nicht, dass man unbedingt etwas lernen müsste, außer das, was man ohnehin schon kann. Das, was in einem steckt, sollte man in der gesündesten Weise zu entfalten lernen.
Daher geht es eher um Selbsterkenntnis mit anschließender Selbstentfaltung. Denn nur, wer sich selbst kennt, kennt das All und wird das All.
Das Problem der jetztigen Welt sehe ich darin, dass das Bildungssystem zu generalisierend strukturiert ist und demnach der individuellen Selbstentfaltung entgegenwirkt.
In der Schule hat beispielsweise das Fach Mathematik einen viel zu hohen Stellenwert. Die "höhere Mathematik", wie sie in der gymnasialen Oberstufe gelehrt wird, ist neutral betrachtet, allenfalls für Spezialisten geeignet. Dennoch wird sie gewissermaßen jedem aufgebürdet, der das Abitur machen möchte. Das führt dann dazu, dass diejenigen, die keine innere Affinität dazu besitzen (welche wohl in der Überzahl sind), Kopfschmerzen bekommen und zwangsläufig Unmut äußern müssen, was das Gesamtklangfeld an den Schulen nicht gerade in konstruktiver Weise beeinflusst.
Alles wird quasi in eine Schublade geworfen, so auch auf dem Arbeitsmarkt. Im Zuge der sich ständig verschlechternden Bedingungen (steigende Arbeitslosenzahl, Kürzungen an allen Ecken und Enden, etc), wird mit der Brechstange versucht, das ganze ins Lot zu bringen. Hartz IV und der ganze Krempel. Der Slogan lautet "jeder Job ist zumutbar". Ein Slogan, der letztlich dahin führt, dass immer mehr Menschen Arbeiten verrichten, für die sie gar nicht geeignet sind. Das immense Chaos, welches sich daraus zwangsläufig ergeben wird, scheinen sogenannte Politikwissenschaftler nicht im geringsten zu erahnen. Dasselbe im Schulsystem mit dieser ridikülen Pisa-Studie, wodurch der ohnehin schon destruktive Druck noch weiter verschärft wird.
Was ich dazu sagen wollte, solange sich ein Mensch sich einem solch unpassenden Druck unterwirft, wird er sich niemals so entfalten können, wie er seelisch strukturiert ist. Doch leider unterwerfen sich die meisten diesem Druck.
Ein Ausweg aus diesem Dilemma wäre die Ablösung des "Studium Generale", das eine merkwürdige Auffassung von "Allgemeinbildung" hat (siehe "Wer wird Millionär?" als absolute Karikatur dessen), durch das "Studium Fundamentale", ein Bildungssystem, dass sich um die Förderung der Entfaltung des Einzelnen bemüht (was im antroposophischen System zumindest an der Oberfläche angekratzt wird, wenngleich die Sprachform der Vermittlung dort genauso "überadult" und unkindlich vonstattengeht wie beim Studium Generale, wodurch sich leider der an sich gute Ansatz von vorherein selbst im Keime erstickt).
Denn was nutzt es einem, wenn man die Formel der Relativitätstheorie verstanden hat, sich aber nicht im geringsten selbst kennt?
Nyx!
Um das ganze zum Thema des Threads zu bringen, würde ich daher sagen, dass Selbsterkenntnis der Schlüssel schlechtin dafür ist, das Rad der Wiedergeburten zu verlassen, sofern es dieses gibt und sofern dies überhaupt möglich ist. Und Selbsterkenntnis ist vor allem die Entdeckung des inneren Kindes, des eigenen Ursprungs. Wenn man das Kindliche in sich an erste Stelle setzt, wird man irgendwann ein erwachsenes Kind sein.
Doch das Studium Generale hat bewirkt, dass der heutige sog. Erwachsene ab einer gewissen Alterstufe angefangen hat, das Kindliche in ihm zu unterdrücken, wohl auch ein Resultat der groovelosen überadulten Sprachform dieses Systems, "denn mann muss ja". Ein Erwachsener, der das Kindliche unterdrückt hat, ist jedoch nur körperlich erwachsen und nicht seelisch, denn das Seelische ist das Kindliche in einem. Hier liegt dann auch die Wurzel der uns bekannten Form des Alterns.
"Ich werde nicht älter, sondern besser!", las ich vor Jahren auf einem T-Shirt eines Grauhaarigen, der mir im Supermarkt begegnete. Dieser Slogan saß dann wirklich. "Warum eigentlich auf die übliche kranke Weise altern?"; fragte ich mich direkt. Wenn das Kind in einem hundertprozentig der Ruler ist, dürfte es gar nicht dazu kommen.
Und mein leiblicher Vater sagte einmal zu mir, dass er absolut davon überzeugt ist, mindestens 90 Jahre alt zu werden. Das wäre er der Schöpfung schuldig, meinte er.
Er sagte dies mit einer Vehemenz, die mich wirklich überzeugt hat. Nur, dass ich mir dann dachte, 90 Jahre, ist ja eigentlich eine viel zu kurze Zeitspanne, sich selbst und damit die Schöpfung in Gänze zu begreifen, woraufhin ich ihm dann sagte, da häng ich noch eine Null dran. Ich werde mindestens 900, das bin ich mir schuldig.
Klar, derjenige, der vom Studium Generale memetisch intensiver infiziert wurde, wird diesen Gedankenansatz natürlich als völlig absurd abtun ("ab inne Mühle mit dem!"), aber derjenige, der in sich eine Affinität zum Studium Fundamentale entdeckt hat, kann dem schon eine gewisse Eventualität abgewinnen.