Ja, du hast recht, aber das stelle ich mir bei o.g. Beispielen halt nicht so leicht vor. Man ist halt eben einfach nur Mensch, der die Sachen emotional betrachtet und daraus gesehen nicht so handeln kann - auch wenn er es u.U.möchte.
Stimmt, es sieht oft nicht leicht aus, und wenn man es in Gedanken hin- und herdreht, bauen sich oft ganze Gebirge von Schwierigkeiten auf. Interessant, dass es sich in ganz konkreten Aufstellungen (in tatsächlichen und nicht in der Diskussion über Aufstellungen) viel leichter anfühlt. Wenn dann - z.B. danach - das wohlvertraute Misstrauen neuerlich zuschlägt, dass das alles doch nicht so leicht sein dürfe, wo man doch so lange drunter gelitten hat, dass das, was einem durch das Leiden so viel Gewicht gibt, doch nun nicht so einfach verschwinden könne... dann entscheidet sich - nein, dann entscheide ich (oder du), ob ich den alten Glaubenssätzen treu bleiben oder mich auf die neue Erfahrung der Lösung einlassen möchte. Hat uns niemand versprochen, dass das leicht sein würde. Steht aber auch nirgends, dass es schwer sein muss. Wenn es mir hilft, dass ich mehr Vertrauen in eine Lösung habe, wenn ich sie mir schwer erarbeite, dann muss ich mir das halt antun. Wenn ich es auch leicht nehmen kann ... why not?
Das mit dem "emotional betrachten" und "daraus nicht so handeln können" verstehe ich nicht. Auch nicht, warum es eines "nur" bedarf, wenn ich mich als Mensch sehe. Es ist wirklich eine dolle Erfahrung, wenn sich in einer Aufstellung auch die Emotionen wandeln und gerade dadurch neue Optionen auch für das Handeln erscheinen ... aber auch hier: Das ist die Erfahrung, die ich in einer Aufstellung machen kann - und die jeder nur für sich machen kann. Und selten verläuft eine Aufstellung so, wie sie sich jemand vorstellt ... es sind immer Überraschungen und neue Erkenntnisse drin. Wenn das nicht so wäre - welchen Sinn hätte dann das Stellen?
Ich denke, das hindert viele daran, das Potenzial zu nehmen, das eine Aufstellung bietet: die Angst, es könnte dabei nicht das rauskommen, was man/frau sich vorher vorgestellt hat. Oder die Angst, es könnte tatsächlich dazu kommen, dass man/frau seine Eltern nimmt und damit das gesamte Rechtfertigungsgebäude der bisherigen Eigendefinition ins Wanken gerät. Wer nichts ändern möchte, sollte vielleicht doch eher keine Aufstellung angehen...
Sheldon B. Kopp (ein Psychotherapeut, kein Aufsteller) beschreibt in "Triffst du Buddha unterwegs..." einen "unausgesprochenen Behandlungsvertrag", den viele Klienten mit ihren TherapeutInnen schließen: "Beschäftige mich, stell mir Aufgaben, lass es lange dauern und teuer werden, mach alles mit mir, was du für richtig hältst, nur verlange eines nicht: Mich zu ändern!"
Alles Liebe,
Jake