den Eltern *die Ehre geben*

Was nützt es mir zu erklären, wie die Ehre der Eltern auszusehen hat oder sich anfühlt,
Auch das hat niemand verlangt - zumindest nicht hier.

Ganz im Gegenteil - es steht mir- oder irgend einen Klienten, welcher sich mit diesem Thema beschäftigt - nicht zu, sich an zu maßen, wie die Ehre ihrer/seiner Eltern aus zu sehen hätte.

Aber wenn ich es schaffe, an zu erkennen, dass meine Eltern - trotz allem, was mir durch sie widerfahren sein könnte - trotzdem meine Eltern sind - und auch sie ihr eigenes Schicksal selbst tragen dürfen - dann kann ich freier über mein Da-Sein entscheiden - und muss nicht länger die Schuld an meinem ev. Versagen bei ihnen suchen.
 
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Guten Morgen,

klüger bin ich trotz euer ganzen Beiträge noch immer nicht.
Kann mir bitte jemand den Satz "Den Eltern die Ehre geben" in anderen Worten, sprich ohne die bereits verwendeten Worte widergeben?
Vielleicht hilft das.:nudelwalk
 
Hi Lilaengel und...

"den Eltern die Ehre geben" ist in meinen Augen ja wirklich eine eher unglücklich gewählte Formulierung, ich weiß auch gar nicht, aus welcher Ecke der Aufstellerei das wirklich kommen sollte. Gut möglich, dass das mal irgendwo als Wort gefallen ist, als Reizwort in irgendeine Kerbe geschlagen hat und seither seine Eigendynamik entfaltet hat.

Das verstehe ich, weil es eine sehr oft in Aufstellungen zu sehende Hürde in zugespitzter Form markiert: Die Schwierigkeit, die eigenen Eltern zu nehmen. Zu nehmen. Das heißt nicht: akzeptieren (quasi von oben herab zu entscheiden: nehm ich an oder nicht), sondern in aller Demut einfach als Kind zu sehen, dass das meine Eltern sind, dass der Strom des Lebens über sie auf mich gekommen ist. Mich einzugliedern in diesen Strom des Lebens, der auch als "Ordnung der Liebe" bezeichnet wurde. Mehr nicht.

Und wo diese Faktenfeststellung gelingt, wird es leichter, innerhalb des Familiensystems in der Aufstellung ausgleichende Rituale zu erleben, die einen in neuer Weise ins System integrieren und die im günstigen Fall destruktive Bindungen zu fließenden Kraftquellen wandeln. Da kann (!) es auch dazu kommen, dass ein schweres Schicksal von Eltern oder Früheren gewürdigt wird, das ihnen/uns im Wege gestanden ist, liebevoller miteinander umzugehen. Da kann (!) es sein, dass Kinder, die sich als Akt des Selbstschutzes selbst übergroß gemacht und über ihre Eltern gestellt haben, sich in der Aufstellung (in der Aufstellung, im Ritual!) klein machen, um sich neu in den Strom des Wirkenden zu integrieren und sich aus Eigenem und nicht aus dem Widerstand zu anderem zu finden. Da kann (!) es dazu kommen, dass rituell etwas, das einer übernommen hat von Früheren, es diesen wieder zurückgibt und sie auch dadurch würdigt, dass er ihnen die Kraft zu-mutet, es selbst zu tragen. Und so weiter. Was es im Einzelfall dann ist, kann nur die individuelle Aufstellung zeigen. Wenn die Rituale ohne Verankerung in einer wirk-samen Realität abgefeiert werden, quasi aus Regelgehorsam heraus oder um brave Schülerschaft im Gefolge eines Gurus zu praktizieren, dann wird daraus eine tote Angelegenheit. Eine Liturgie.

Alles Liebe,
Jake
 
Hi ChrisTina
ChrisTina schrieb:
Ich muss auch meine Eltern nicht lieben, um ihnen die Ehre zu geben - nichts desto trotz sind sie die einzigen beiden Menschen die an meiner Zeugung beteiligt waren.
Das stelle ich mir schwierig vor - ohne Liebe.
ChrisTina schrieb:
Und für mich bedeutet *die Ehre geben* einfach, dass ich anerkenne, dass sie so sind wie sie sind - andererseits aber auch anerkenne und dankbar dafür bin, weil ich aber ohne ihnen nicht als Mensch existent wäre.
ChrisTina schrieb:
Für mich bedeutet es - sie an zu erkennen als diejenigen, welche mir mein Leben geschenkt haben - unabhängig davon, wie sie sich danach als Elternteil mir gegenüber verhalten haben könnten - und unabhängig davon, wie mein aktuelles Verhältnis zu ihnen sein könnte..
...weil ich aber ohne sie nicht so wäre, wie ich heute bin. Und das stelle ich mir wiederum schwierig vor. Nicht, dass ich anerkenne, dass sie mir das Leben geschenkt haben...
...aber das aktuelle Verhältnis oder die Folgen der Erziehung spielen doch eine große Rolle in dem Verhalten der Eltern gegenüber. Somit ist es nicht leicht einfach so Ehrerbietung zu zeigen.
Eberesche
 
...aber das aktuelle Verhältnis oder die Folgen der Erziehung spielen doch eine große Rolle in dem Verhalten der Eltern gegenüber. Somit ist es nicht leicht einfach so Ehrerbietung zu zeigen.
...und dann bist du irgendwann mal ein Passt-auf-sich-selber-auf-Erwachsener, der es nicht mehr nötig hat, andere dafür verantwortlich zu machen, dass er so ist, wie er ist...

Alles Liebe,
Jake
 
...und dann bist du irgendwann mal ein Passt-auf-sich-selber-auf-Erwachsener, der es nicht mehr nötig hat, andere dafür verantwortlich zu machen, dass er so ist, wie er ist...

Alles Liebe,
Jake
...das wäre zu wünschen...

Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll: was ist, wenn die Eltern die Verantwortung nicht freiwillig aus den Händen geben? Wenn es da Kind nicht schafft sich komplett zu lösen? Wie kann das Kind den Eltern da die Ehre geben?
Ich stelle mir das nicht einfach vor.

ChrisTina schrieb:
Und für mich bedeutet *die Ehre geben* einfach, dass ich anerkenne, dass sie so sind wie sie sind - andererseits aber auch anerkenne und dankbar dafür bin, weil ich aber ohne ihnen nicht als Mensch existent wäre.
Oder wenn das Kind (mal rein hypothetisch) gar nicht gerne auf der Welt ist? Sich wünschte es wäre nicht geboren? Wie soll dieser Mensch den Eltern die Ehre geben?
Ich war mal bei einer Familienaufstellung in der Rolle einer Mutter, die nur Kälte und null Interesse für ihre Tochter hatte. In so einem Fall ist es doch auch schwierig für die Tochter.
ChrisTina schrieb:
Aber wenn ich es schaffe, an zu erkennen, dass meine Eltern - trotz allem, was mir durch sie widerfahren sein könnte - trotzdem meine Eltern sind - und auch sie ihr eigenes Schicksal selbst tragen dürfen - dann kann ich freier über mein Da-Sein entscheiden - und muss nicht länger die Schuld an meinem ev. Versagen bei ihnen suchen.
Ja, du hast recht, aber das stelle ich mir bei o.g. Beispielen halt nicht so leicht vor. Man ist halt eben einfach nur Mensch, der die Sachen emotional betrachtet und daraus gesehen nicht so handeln kann - auch wenn er es u.U.möchte.

Eberesche
 
klüger bin ich trotz euer ganzen Beiträge noch immer nicht.
Kann mir bitte jemand den Satz "Den Eltern die Ehre geben" in anderen Worten, sprich ohne die bereits verwendeten Worte widergeben?
Vielleicht hilft das.
*inzwischenverzweifeltbin*
 
Indigomädchen;1015116 schrieb:
*inzwischenverzweifeltbin*
na geh... :)

Versucht hab ich ein Stück weiter oben eine Übersetzung. Was war daran unverständlich oder für Dich nicht akzeptabel?

Alles Liebe,
Jake
 
Ja, du hast recht, aber das stelle ich mir bei o.g. Beispielen halt nicht so leicht vor. Man ist halt eben einfach nur Mensch, der die Sachen emotional betrachtet und daraus gesehen nicht so handeln kann - auch wenn er es u.U.möchte.
Stimmt, es sieht oft nicht leicht aus, und wenn man es in Gedanken hin- und herdreht, bauen sich oft ganze Gebirge von Schwierigkeiten auf. Interessant, dass es sich in ganz konkreten Aufstellungen (in tatsächlichen und nicht in der Diskussion über Aufstellungen) viel leichter anfühlt. Wenn dann - z.B. danach - das wohlvertraute Misstrauen neuerlich zuschlägt, dass das alles doch nicht so leicht sein dürfe, wo man doch so lange drunter gelitten hat, dass das, was einem durch das Leiden so viel Gewicht gibt, doch nun nicht so einfach verschwinden könne... dann entscheidet sich - nein, dann entscheide ich (oder du), ob ich den alten Glaubenssätzen treu bleiben oder mich auf die neue Erfahrung der Lösung einlassen möchte. Hat uns niemand versprochen, dass das leicht sein würde. Steht aber auch nirgends, dass es schwer sein muss. Wenn es mir hilft, dass ich mehr Vertrauen in eine Lösung habe, wenn ich sie mir schwer erarbeite, dann muss ich mir das halt antun. Wenn ich es auch leicht nehmen kann ... why not?

Das mit dem "emotional betrachten" und "daraus nicht so handeln können" verstehe ich nicht. Auch nicht, warum es eines "nur" bedarf, wenn ich mich als Mensch sehe. Es ist wirklich eine dolle Erfahrung, wenn sich in einer Aufstellung auch die Emotionen wandeln und gerade dadurch neue Optionen auch für das Handeln erscheinen ... aber auch hier: Das ist die Erfahrung, die ich in einer Aufstellung machen kann - und die jeder nur für sich machen kann. Und selten verläuft eine Aufstellung so, wie sie sich jemand vorstellt ... es sind immer Überraschungen und neue Erkenntnisse drin. Wenn das nicht so wäre - welchen Sinn hätte dann das Stellen?

Ich denke, das hindert viele daran, das Potenzial zu nehmen, das eine Aufstellung bietet: die Angst, es könnte dabei nicht das rauskommen, was man/frau sich vorher vorgestellt hat. Oder die Angst, es könnte tatsächlich dazu kommen, dass man/frau seine Eltern nimmt und damit das gesamte Rechtfertigungsgebäude der bisherigen Eigendefinition ins Wanken gerät. Wer nichts ändern möchte, sollte vielleicht doch eher keine Aufstellung angehen...

Sheldon B. Kopp (ein Psychotherapeut, kein Aufsteller) beschreibt in "Triffst du Buddha unterwegs..." einen "unausgesprochenen Behandlungsvertrag", den viele Klienten mit ihren TherapeutInnen schließen: "Beschäftige mich, stell mir Aufgaben, lass es lange dauern und teuer werden, mach alles mit mir, was du für richtig hältst, nur verlange eines nicht: Mich zu ändern!"

Alles Liebe,
Jake
 
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na geh... :)

Versucht hab ich ein Stück weiter oben eine Übersetzung. Was war daran unverständlich oder für Dich nicht akzeptabel?

Alles Liebe,
Jake

Ich verstehe es einfach nicht. Ich hätte diesen Satz gerne in anderen Worten. Einfach griffiger, nicht so schwammig.
Ich erweise einem Toten die Ehre, wenn ich auf sein Begräbnis gehe und ihm Erde nachwerfe. Das verstehe ich.
Bei lebenden Eltern -??!!-
 
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