Demut

Demut? Was ist das eigentlich? Dieser Begriff hat es jedenfalls schwer, erinnert er doch an all die Unterwerfungen, die die Mächtigen einforderten.

Demut ist der Mut zum Dienen. Sagte mal irgendwer. Stimmt für mich auch nicht ganz. Oder gar nicht mehr.

Demut heißt für mich, dass ich es schaffe die eigene Größe und auch das eigene Kleinsein auszubalancieren. Ein Gleichgweicht zu finden, in dem es sich ankoppeln lässt. Und ja, die Vorgänge in der Natur, das Begreifen einer göttlichen Intelligenz, - das macht mich in gewisser Weise demütig. Großmütig. Ich würde gerne die Demut mit dem Großmut verbinden (nicht nur sprachlich). Und den Übermut könnte man auch noch dazu nehmen.

Sehr gut :) endlich mal jemand ( es gibt hier erfreulicherweise einige davon ), die sich bei der eigenen Positionierung an erster Stelle mal nicht vom Verhalten Anderer abhängig zeigen, sondern überlegen und ( in sich ) hineinspüren, was der eigenen Person / Seele entspricht und nicht in einer merkwürdigen Verzettelung mit dem Chaos der Welt verloren gehen. Danke :)
 
Werbung:
Sehr gut :) endlich mal jemand ( es gibt hier erfreulicherweise einige davon ), die sich bei der eigenen Positionierung an erster Stelle mal nicht vom Verhalten Anderer abhängig zeigen, sondern überlegen und ( in sich ) hineinspüren, was der eigenen Person / Seele entspricht und nicht in einer merkwürdigen Verzettelung mit dem Chaos der Welt verloren gehen. Danke :)

Danke!
 
Erstmal danke Euch allen für die zahlreichen Antworten und die lebhafte Diskussion. Ich habe alle Beiträge mit großem Interesse gelesen und werde diesen Thread auch weiter verfolgen.

@immano
kannst du die demut beschreiben?

mir geht grad so manches dazu durch den kopf, aber ich will mal lieber deine antwort abwarten.

Ich muss mich dem alten Mann unterwerfen. Allerdings nicht seinem Ego, das diesen Umstand dann schamlos ausnutzen würde, sondern seinem wahren, göttlichen Kern, der kein Interesse daran hat, mich zu unterwerfen oder zu dominieren, sondern mir helfen will.

Mir funkt dann immer wieder mein Verstand dazwischen, der mir sagt: "Wenn sich jemand Dir auf die gleiche Art unterwerfen würde, wie Du Dich gerade dem alten Mann unterwirfst, was könntest Du dann alles mit dieser Person tun, was könntest Du alles von ihr verlangen, wie köntest Du sie am besten ausnutzen?" Das macht mir dann Angst, dass der alte Mann das mit mir auch tun könnte.

Wenn ich es aber schaffe, die Angst loszulassen und mich wahrhaft der Demut hingebe, dann spüre ich wie gesagt inneren Frieden und dass sich etwas in mir öffnet, ein Teil meines eigenen göttlichen Kerns. Ich fühle mich freier in meinen Entscheidungen und offener für Neues. Es fühlt sich nicht demütigend an in dem Sinne, dass ich mich klein, minderwertig und ausgenutzt fühle. Ein Gedanke, der gut zu meinem Empfinden der Demut passt, ist: "Ich muss erstmal einsehen, dass ich eigentlich gar nichts weiß und vollkommen hilflos und ratlos bin." Und dann nickt der alte Mann zufrieden und gibt mir Rat.

Mein Kopf sagt: "Das ist doch grausam. Das ist ja wie bei der 'Cruel tutelage of Pai Mei' bei Kill Bill!" Aber es hat nichts Grausames, es hat eher etwas Stimmiges und vollkommen Logisches und Natürliches: Ich unterwerfe mich, dann kriege ich den Rat, den ich benötige. Ich unterwerfe mich nicht, sondern beharre wie ein stures Kind darauf, dass ich schon alles weiß, und ich werde in diesem Glauben gelassen.

Makes perfect sense!
 
Greenorange schrieb:
Natürlich. Demut schließt für mich Streben, zielorientiertes Handeln aus. Ich nehme alles an, ich verzichte - bewußt? - auf (Eigen)Meinung, -Initiative. Ich füge mich...

Das, was hier beschrieben wird, nennt sich bei mir Unterwürfigkeit. Das hat nichts mit Demut zu tun.

Für mich geht Demut einher mit Respekt, Dankbarkeit und auch Vertrauen (in mich selbst, in das Leben, in Gott - wen auch immer).

Immano schrieb:
Ich muss mich dem alten Mann unterwerfen. Allerdings nicht seinem Ego, das diesen Umstand dann schamlos ausnutzen würde, sondern seinem wahren, göttlichen Kern, der kein Interesse daran hat, mich zu unterwerfen oder zu dominieren, sondern mir helfen will.

Mir funkt dann immer wieder mein Verstand dazwischen, der mir sagt: "Wenn sich jemand Dir auf die gleiche Art unterwerfen würde, wie Du Dich gerade dem alten Mann unterwirfst, was könntest Du dann alles mit dieser Person tun, was könntest Du alles von ihr verlangen, wie köntest Du sie am besten ausnutzen?" Das macht mir dann Angst, dass der alte Mann das mit mir auch tun könnte.

Welchem alten Mann? Es gibt keinen alten Mann. Wenn du diese personifizierte Gottesvorstellung loslassen kannst, hast du schon viel gewonnen. Warum sollte das göttliche Prinzip dich ausnützen, dich unterwerfen (hat nichts mit Demut zu tun, sondern mit Unterdrückung)? Warum misst du Gott mit menschlichen, ego-gesteuerten Maßstäben? Unterwerfung zu fordern, damit du einen göttlichen Rat bekommst, wäre eher Erpressung.

LP
 
Zuletzt bearbeitet:
Das, was hier beschrieben wird, nennt sich bei mir Unterwürfigkeit. Das hat nichts mit Demut zu tun.

Für mich geht Demut einher mit Respekt, Dankbarkeit und auch Vertrauen (in mich selbst, in das Leben, in Gott - wen auch immer).

LP

Respekt, Vertrauen erlebe, lebe ohnehin, an sich, für sich.

Mit Dankbarkeit dagegen kann ich schon etwas anfangen, schrieb ich ohnehin.
 
Greenorange schrieb:
Mit Dankbarkeit dagegen kann ich schon etwas anfangen, schrieb ich ohnehin.

Dankbarkeit allein ist m.E. zu wenig, die kann auch in Unterwürfigkeit abdriften. "Vor lauter Dankbarkeit kriecht man auf allen Vieren vor ...... rum."
 
Dankbarkeit allein ist m.E. zu wenig, die kann auch in Unterwürfigkeit abdriften. "Vor lauter Dankbarkeit kriecht man auf allen Vieren vor ...... rum."

weißt Du, ich krieche nicht, bin nicht gekrochen, werde nicht kriechen und hoffe, nie kriechen zu müssen...

Dankbarkeit bedeutet für mich Bewußtwerden eines außerordentlichen, ungewöhnlichen, großzügigen, herzlichen Umstandes - wobei diese Umstände Kleinigkeiten sein können, für mich aber von großer Bedeutung.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Werbung:
Greenorange schrieb:
weißt Du, ich krieche nicht, bin nicht gekrochen, werde nicht kriechen und hoffe, nie kriechen zu müssen...

Dankbarkeit bedeutet für mich Bewußtwerden eines außerordentlichen, ungewöhnlichen, großzügigen, herzlichen Umstandes - wobei diese Umstände Kleinigkeiten sein können, für mich aber von großer Bedeutung.

Du, ich habe nirgendwo von dir geredet, sondern immer in der allgemeinen Form. Es KANN - nicht, dass du es TUST.

Tandava schrieb:
Hmm, keine Erfahrung mit archetypischen Bildern?

Natürlich, durch Erkenntnis hat sich dieses Bild jedoch grundlegend gewandelt.

Gerade durch die Personifizierung Gottes ist es in manchen (vielen?) Menschen eingebrannt, Gott z.B. für das Leid in der Welt, für die Kriege usw. usf. verantwortlich zu machen. Mit diesem Bild arbeiten die (zumindest christlichen) Kirchen schon seit Jahrhunderten. Und man sieht, was daraus geworden ist. Da wird Demut zur Unterwürfigkeit, da besteht plötzlich Abhängigkeit usw. usf.

Gott zu entpersonifizieren, heisst noch lange nicht, "ihn ins Abseits zu stellen, zu verleugnen", auch für mich ist er immer noch der liebende Vater und wird es auch immer bleiben. Trotzdem hat mein Glaube für mich nun eine andere Qualität. Aber das ist mein persönliches Empfinden, kann ja jeder tun, was und wie er möchte. :)

LP
 
Zurück
Oben