"Monsanto hat Afrika im Griff"
Werden Konzerne zum Partner der Entwicklungspolitik, hilft das den Armen oft wenig, sagt Ernährungsexperte Bernhard Walter. Im Mittelpunkt stehen dann die Aktionäre. VON ALEXANDRA ENDRES
(...)
Walter: Je wichtiger das Geld der Firmen wird, desto eher stehen ihre Interessen und die ihrer Aktionäre im Mittelpunkt. Und eben nicht die Interessen der betroffenen Menschen. Investitionen mögen die Landwirtschaft produktiver machen. Die Frage ist nur: Wem kommt das zugute? Oft sind es große Betriebe, die Lebensmittel für den Export erzeugen. Die ansässigen Bauern aber werden verdrängt. Oder es profitieren Agrarchemie- und Saatgutkonzerne, während die Kleinbauern sich tief verschulden, um Saatgut und Dünger kaufen zu können.
(...)
Walter: Auch in südamerikanischen Ländern, wie Paraguay oder Argentinien, ist die Lage teilweise desolat. In Paraguay haben die Agrarkonzerne am meisten von der Amtsenthebung des frei gewählten Präsidenten Fernando Lugo profitiert. Um dort großflächig Soja anbauen zu können, werden die ansässigen Indianer von ihrem Land vertrieben. Sie können nicht mehr fischen und jagen oder Früchte sammeln, um sich davon zu ernähren. Ihre Lebensweise wird zerstört. Diese Leute verlieren ihren Lebenssinn, viele werden zu Alkoholikern und leben elend am Rand der Städte. Oder sie sehen keinen anderen Ausweg, als sich umzubringen. Das ist nicht nur eine Frage von Armut und Hunger. Den Menschen wird ihr Lebensinhalt genommen.
(...)
Walter: Monsanto ist das bekannteste Beispiel. Das Unternehmen versucht sehr gezielt, auch über philantropische Stiftungen wie die Gates-Stiftung Einfluss auf Entwicklungsprogramme zu nehmen. Monsanto hat Afrika im Griff. Nicht zuletzt deshalb werden die Möglichkeiten der Gentechnik dort so propagiert. Im Süden werden die Gesetze sehr oft so konzipiert, dass sie den Konzernen helfen, ihre Produkte abzusetzen.
(...)
http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-10/menschenrecht-auf-nahrung-interview