Das wiedergefundene Licht - Jacques Lusseyran

LangerYogi

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Berlin
Auf dieses Meisterwerk der Literatur und der Gefühle bin ich vor kurzem durch meinen Deutschlehrer gestoßen. Bis jetzt habe ich ungefähr die Hälfte gelesen (ich genieße es ganz langsam :) ), aber ich kann schon sagen, dass dies einer der schönsten Romane ist, die ich bis jetzt in meinem Leben gelesen habe. Einfach unbeschreiblich.

Jacques Lusserayn wird zwischen den erstem und zweiten Weltkrieg in Paris geboren und erblindet durch einen unglücklichen Zufall während seines achten Lebensjahres. In seiner Autobiographie schildert er wie er das weitere Leben wahrnimmt. Man könnte nun glauben, dass es sich um ein trauriges Buch handelt, aber das ist es ganz und gar nicht. Jacques hat eine unglaubliche Lebensfreude und macht das beste aus seinem Schicksal. Er ist extrem ehrlich mit sich selbst und lässt den Leser an seiner liebenswerten Gedanken und Gefühlswelt teilhaben. Jaques ist trotz seines Schicksals und wahrscheinlich vor allem deswegen eine sehr lebensfrohe und tolerante Person. Er nimmt die Welt mit seinen anderen Sinnen und mit seinem, wenn man so will, "dritten Auge war", wobei er selbst sehr wenig theoretisches Wissen von Spiritualität hat. Alles beruht bei ihm auf Erfahrungen. Er schildert sehr anschaulich, welchen Einfluss, das Licht des Lebens auf ihn hat, wie er es wahrnimmt. Er beschriebt sehr oft, das er fast alles als Manifestationen des Lichts wahrnimmt und die ganze Schöpfung aus einem unglaublichen Farbenmeer besteht. Seine Sinneswahrnehmungen werden augenblichklich in Farben und Licht transformiert, wobei er wenig Einfluss auf die Natur der Farben hat. Er beschreibt sich selbst als "visuellen Blinden" :)
Es wäre noch zu sagen, dass er ein aktives Mitglied in der französischen Resistance war und auch eine Zeit lang im KZ war, so weit bin ich aber noch nicht.

Alles in allem kann ich sagen, dass ich das Buch jedem empfehlen kann, der daran interessiert ist auf welch verschiedenartige Weise man die Welt warnehmen. Das buch hat mir gezeigt, dass uns leider sehr viel entgeht, da wir so sehr auf das Sehen und die materielle Existenz fixiert sind. In letzter Zeit schließe ich tagsüber sehr oft meine Augen und "sehe" so mich selbst und meine Umgebung in einem anderen Licht.

Alles Liebe
Simon
 
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Hallo Langer Yogi,

schön, dass du auf dieses Buch hinweist. Ich habe es vor ca. 10 Jahren auch gelesen und ich meine, es gibt noch ein anderes Buch von Jacques Lusseyran.

Da ich viel mit Blinden/Sehbehinderten zu tun habe, möchte ich bei aller Begeisterung für das Buch dennoch darauf hinweisen, dass solche Lebensgeschichten die Gefahr birgen, anderen mit einer solchen Behinderung eine solche Sichtweise oder Einstellung empfehlen zu wollen.

Es gibt viele Sinnesbehinderte (man denke nur an Helen Keller), die durch ihren starken Willen und ihren Optimismus und sicher auch durch Spiritualität eine neue Sichtweise des Lebens bekommen haben. Wobei es auch immer davon abhängig ist, ob man von Geburt an die Behinderung hat oder sie sich erworben hat durch Krankheit, Unfall etc.

Problematisch wird es, wenn Eltern, Lehrer oder andere Menschen diese Ausnahmeerscheinungen wie Lusseyran oder auch Sabriye Tenberken zum erstrebenswerten Ideal emporheben. Bei aller Resilienz: Eine Behinderung kann immer wieder Tage hervorrufen, wo man sie verflucht und alles dafür geben würde, diese nicht mehr zu haben. Der Alltag kann hart sein und vor allem der Umgang der so genannten Nichtbehinderten mit der Behinderung oder sogar mit dem ganzen Menschen mit Behinderung ist manchmal menschenverachtend.

Wer keine Behinderung hat, hat niemals ermessen, was es heißt, eingeschränkt zu sein und vor allem: oft fühlen sich Behinderte gar nicht behindert, sie werden dazu gemacht! Ich kann dir Romane erzählen!

Dennoch danke für deinen Hinweis. Mögen die User hier ein schönes Lesevergnügen haben.

Liebe Grüße, Solida
 
Hallo Solida,
ja,da stimme ich dir voll und ganz zu. Es wäre gewiss falsch für jeden Blinden Jacques Lusseyran als erstrebenswertes Idealbild darzustellen.
Aber so ist es doch nicht nur mit Blinden, sondern mit Menschen allgemein.
Ich denke jeder sollte seine eigenen Fähigkeiten und Potentiale entwickeln und ausleben und sich dabei so wenig wie möglich von anderen beeinflussen lassen. Wenn man nur darauf schaut, was andere haben und können und diese, von Neid beeinflusst, anstrebt bleiben die eigenen Fähigkeiten auf der Strecke.

Ich denke Jacwues hatte mit seinem Buch auch nicht die Absicht zu beeinflussen, sondern er wollte aufzeigen, dass auch Blinde vollständige Menschen sind und sich wunderbar entwickeln können, sofern sie nicht von der Gesellschaft negativ beeinflusst werden.

Jacques erzählt auch oft, dass er sehr gerne sehen könnte und, dass ihn seine Behinderung einschränkt, z.B. als sich sein bester Freund in ein Mädchen verliebt und ihm von ihrer wunderbaren Erscheinung berichtet.

Jacques hat ziehmlich am Anfang des Buches etwas ähnliches wie du gesagt. Als er eingeschult werden sollte hatte er die Wahl zwischen einer speziellen Blindenschule und einer normalen Schule. Er wählte bewusst die normale Schule, da die Blinden Schulen, wie er sagt, zwar sehr kompetentes Personal hatten, die sich ausgezeichnet mit Blinden zu artbeiten wussten, jedoch hatte er den Eindruch, dass er sich, alleine durch die Wahl der Blindenschule, an den Rand der Gesellschaft manövrieren würde und als Aussenseiter dastehen würde. Da er sich jedoch nicht behindert fühlte hielt er es nicht für angebracht eine solche Schule zu besuchen. Einmal traf er auch einen anderen Blinden jungen in seinem Alter, von dem er sagte, dass er so zurückgezogen und von seinem Eltern bevormundet lebte, so dass er garnicht merkte was für Fähigkeiten in ihm ruhten.

Ich denke auch, dass die Gesellschaft einen großen Teil dazu beiträgt, dass sich Blinde/Behinderte häufig als Randgruppen und Aussenseiter fühlen, was wirklich sehr schade ist.

Ich selber hatte leider noch keinen Konatkt zu Blinden. Das Buch hat mir aber wirklich sehr zu denken gegeben und ich hoffe, dass sich für mich mal die Möglichkeit ergibt einen Blinden zu treffen.

Alles Liebe
Simon
 
Du hast Recht. Jacques Lusseyran hat noch andere Bücher gelesen. Als nächstes möchte ich mir "Bekenntnis eines Liebenden" vornehmen. Hast du das auch schon gelesen? wie fandest du es?
 
Also ich hab mich ca. n dreiviertel jahr damit befast da ich in der schule n 1 stündiges reverat gehalten hab :) aber es ist schon erstaunlich was er da schildert sogar mir der eigentlich nur harry potter liest *g* hat das buch gefallen
 
Hallo LangerYogi,

genau, das Buch "Bekenntnis eines Liebenden" meinte ich. Lautet der Titel genau so? Ich weiß es nicht mehr, es ist mindestens 10 Jahre her, ich habe es damals gelesen und weiß nur noch, dass es mich berührt hat. Aber heute kann ich mich an Einzelheiten nicht mehr erinnern.

Liebe Grüße, Solida
 
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Das buch heißt "Bekenntnis einer Liebe". Habs noch nicht gelesen.
Ich bin jetzt mit "Das wiedergefundene Licht" fertig und hab mit " Das Leben beginnt heute" angefangen. Das Buch ist auch sehr schön und hat nicht so viel mit dem 2. Weltkrieg zu tun wie "Das wiedergefundene Licht". Dieser Mensch spricht mir echt aus der Seele. Brührt mich auch alles sehr.
Alles Liebe
Simon
 
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