Das Tolle am *Opfer-Sein*

ChrisTina schrieb:
Sind für andere Mitschreiber auch
Opfer automatisch mit Vergewaltigten gleich zu setzen?
und Täter mit Vergewaltigern?

Hab ich mich auch gefragt.

Ich habe versucht meine Posts nie nur auf das Verbrechen der Vergewaltigung einzuschränken, aber auch nicht zu vergessen, daß es meistens darum geht.

Ich dachte, wenn es konkret nur um Vergewaltigung ginge, hätte das im Original-Posting gestanden.

Gruß.
 
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ChrisTina schrieb:
Interessante Re-Aktion in bezug auf die ltägliche Opfer und/oder Täter - Diskussion hier - und ich gestehe, ich finde Ninjas Frage recht interessant und nachdenkenswert.

Sind für andere Mitschreiber auch
Opfer automatisch mit Vergewaltigten gleich zu setzen?
und Täter mit Vergewaltigern?
Das sollte ein Beispiel sein, dass ich aus persönlicher Anschauung kenne. Und wenn ihr hier tatsächlich meint, dass ein zweijähriges Kind, das von einer Horde erwachsener Männer vergewaltigt wird, genauso Täter ist, wie diese, dann hab ich hier nichts mehr zu suchen.

Offenbar gehts hier um eine rein abstrakte Diskussion, persönliche Erfahrungen sind fehl am Platz. Zuviel Wirklichkeit passt nicht ins esoterische Gehabe.
Die Theoretiker wissen ja eh immer besser, was Sache ist, als diejenigen mit persönlichen Erfahrungen.

Ich möchte euch sehen, wenn ihr einem 14jährigen Mädchen, das 12 Jahre Vergewaltigung und Folter hinter sich hat, freundlich erklärt, dass es selbst schuld, weil selbst Täter ist. Ist ja genau das, was die Täter ihm auch schon immer gesagt haben. Sicher ist das sehr heilsam und hilfreich.

Ich weiss schon, warum ich von Therapeuten nichts halte. Die sind nur an ihren Theorien interessiert und nicht an der Wirklichkeit. Anstatt Opfern zu helfen, suchen sie Selbstbestätigung.
 
Joseph schrieb:
Ich dachte, wenn es konkret nur um Vergewaltigung ginge, hätte das im Original-Posting gestanden.
.

Um darauf einzugehen: wenn eine Vergewaltigung stattfindet, dann ist das Opfer ein Opfer im ureigensten Sinn.
Denn nichts, absolut gar nichts, rechtfertigt es, jemandem Gewalt anzutun.

Etwas anderes kann evtl. sein, wenn ein Partner den anderen schlägt. Hier könnte u. a. auch psychische Gewalt (Beleidigungen) durch den/die Geschlagene(n) im Spiel sein. Daß Schläge als Reaktion nicht richtig sind, wissen wir alle. Dennoch kann in so einem Fall das "Opfer" auf andere Weise auch ein Täter sein und die Tat auch mit provozieren.
 
Elli schrieb:
Das sollte ein Beispiel sein, dass ich aus persönlicher Anschauung kenne. Und wenn ihr hier tatsächlich meint, dass ein zweijähriges Kind, das von einer Horde erwachsener Männer vergewaltigt wird, genauso Täter ist, wie diese, dann hab ich hier nichts mehr zu suchen.

Offenbar gehts hier um eine rein abstrakte Diskussion, persönliche Erfahrungen sind fehl am Platz. Zuviel Wirklichkeit passt nicht ins esoterische Gehabe.
Die Theoretiker wissen ja eh immer besser, was Sache ist, als diejenigen mit persönlichen Erfahrungen.

Ich möchte euch sehen, wenn ihr einem 14jährigen Mädchen, das 12 Jahre Vergewaltigung und Folter hinter sich hat, freundlich erklärt, dass es selbst schuld, weil selbst Täter ist. Ist ja genau das, was die Täter ihm auch schon immer gesagt haben. Sicher ist das sehr heilsam und hilfreich.

Ich weiss schon, warum ich von Therapeuten nichts halte. Die sind nur an ihren Theorien interessiert und nicht an der Wirklichkeit. Anstatt Opfern zu helfen, suchen sie Selbstbestätigung.

ich denke, opfer und täter und retter...wenn man diese drei als "rollenpositionen" sieht, um aus sich ewig drehenden mustern aussteigen zu können...steckt da viel hilfreiches drin.

ganz klar...ein kleines kind, das missbraucht wird, ist in diesem moment für mich das opfer einer grausamen tat....
opfer bedeutet in der situation ja macht-los, hilf-los....
später, nach jahren....kann es sich entscheiden, ob es sich selbst immer wieder erneut zum opfer macht (und somit die kraft zum handeln nimmt...)...oder eben nicht...
und da gehts für mich nicht um gut und böse....
wenn das mädchen sich später mal mit dem hinweis auf dieses trauma aller eigenständigen entscheidungen beraubt....dann tut es sich durch diese einschränkung selbst erneut weh...und wird wahrscheinlich auch darunter leiden...
und dann sind obige modelle ...eben anschauliche modelle, um verstehen zu können, was genau jetzt (nicht damals) abläuft...und wo gute chancen sind, sich selbst zu helfen, zu befreien...


der preis der opferrolle (ich spreche jetzt von einem erwachsenen menschen und einer inneren rolle) ist nun mal immer wieder ohnmacht und eingeschränktes handlungsbewusstsein...in meinen augen eben ein hoher preis...

auch die rollen täter und helfer haben "unerwünschte, bzw. unangenehme nebenwirkungen"...
 
ChrisTina schrieb:
Nachdem ich zur Zeit mal wieder massivst mit Opfern konfrontiert bin, möchte ich mal fragen, ob mir wer Ansatzpunkte geben kann, was am *Opfer-Sein* so toll sein könnte, dass manche Menschen gar nicht genug davon bekommen können?

Hichen Christina,

man hat da immer den Vorteil nicht selbstständig entscheiden zu müssen - man wird immer getragen von der Gesellschat. Es gibt ja den bekannten Krankheitsvorteil!

Brrr, wäre nicht meins!!!!!!!!!
 
zu den opfern(von der derzeitigen inneren rolle her) z.b. in AMS kursen oder anderswo...

selbige schon mal erlebt, wenn sie verliebt sind ? es schneit und stürmt, der/die geliebte ist weiter weg und man hätte hausarrest...oder das auto ist hinüber, was auch immer...möchte sie/ihn aber gerne sehen...was da alles bewegt werden kann.... :)

ich denke, so lange der sinn von etwas nicht verinnerlicht!! ist....ist eben wenig motivation da, etwas bewegen zu wollen. so lange nur abstrakt gedanklich zusammenhänge begriffen wurden (und oft auch das nicht...) ist es m.e. eigentlich zu früh für umsetzungen...

lebensträume, sehnsüchte, wünsche, ängste...so vieles spielt da mit .....
eine vision, ein "hin zu wollen", neugierig machen.....was ist nachher besser als jetzt? z.b., wenn ich arbeit habe...
stellt sich das jemand unangenehmer vor, als die jetzt-situation...wieso dann dort hin wollen ? :stickout2

bei manchen sind "gegenmuster" eben dennoch stärker....scheinen besser funktioniert zu haben, als...eben..als was ?
denke, erst muss mal etwas gut funktionieren, damit es dann auch gerne in persönliche handlungsmuster übernommen wird....schritt für schritt....
 
Ich gehe mal davon aus, daß wir diese Diskussion von Helfer zu Helfer führen, nicht von Opfer zu Opfer.

Elli schrieb:
Ich möchte euch sehen, wenn ihr einem 14jährigen Mädchen, das *** hinter sich hat, freundlich erklärt, dass es selbst schuld, weil selbst Täter ist. Ist ja genau das, was die Täter ihm auch schon immer gesagt haben. Sicher ist das sehr heilsam und hilfreich.

Da verwechselst Du was.
Nicht der Helfer erklärt das dem Opfer.
Sondern das Opfer versucht, es dem Helfer zu erklären.

Ich weiß, das ist schwer zu glauben, geschweige denn zu verstehen und deckt sich auch nicht mit der Erfahrung, die man "im Freundeskreis" macht oder wenn man mal auf der Couch gelegen hat.

Aber das ist ein Erfahrung aus der täglichen Praxis im Umgang mit solchen Fällen und das wirst Du auch in jeder Fachliteratur zum Thema wiederfinden.

In der Psychologie nennt sich das "Identifikation mit dem Angreifer".
Auch den Begriff "Stockholm Syndrom" hat jeder schon mal gehört.

Dazu kommt, wie Du auch schon richtig bemerkt hast, daß die Täter diese Haltung natürlich auch noch unterstützen und fördern, im Extremfall sogar von langer Hand planen und es durch alle Lebensbereiche ziehen, so daß das Opfer einfach nichts anderes denken kann, als sich selbst die Schuld zu geben.

Und solange man das als Helfer nicht zu akzeptieren lernt, kann man nicht verstehen und nicht mitfühlen, und hier ging's ja drum, die Opfer besser verstehen zu lernen, nicht die Helfer.

Daß das in der therapeutischen Praxis auch immer wieder zum Abbruch einer Therapie führt ist ebenso bekannt, aber das gehört nunmal dazu.

Denn das ist auch der Knackpunkt bei dieser Art von Traumatisierung, daß man diesen himmelschreienden Widerspruch im Empfinden des Opfers korrigieren muß, von dem man sich gar nicht vorstellen kann, wie man als Opfer nur darauf kommen kann.

Genau das macht es Opfer und Helfer so schwer, aus dem Teufelskreis herauszukommen, weil die Schuldfrage im Seelenleben des Opfers so verkehrt ist und so fest verankert.
Und bitte, das ist kein Vorwurf an die Opfer, interpretiert keinen hinein. Wenn jemand krank ist, dann braucht er keine Vorwürfe sondern Hilfe. Und wenn jemand was falsches denkt, weil er es nicht richtig lernen durfte, sondern jahrelang falsch vorgelebt bekommen hat, dann genügt es nicht, ihn nur darauf hinzuweisen. (siehe früheres Posting)

Und da das ja - gerade in Österreich - seit 100 Jahren schon kontrovers und mit den immergleichen Argumenten und Vorwürfen diskutiert wird hier noch ein grundlegender Satz:
"Du wolltest es doch" ist keine Ausrede, weder moralisch, noch ethisch und schon gar nicht vor Gericht.
Das ist natürlich unumstößliche Grundlage für das ganze Posting hier.

Gruß.
 
Jovannah schrieb:
ich denke, opfer und täter und retter...wenn man diese drei als "rollenpositionen" sieht, um aus sich ewig drehenden mustern aussteigen zu können...steckt da viel hilfreiches drin.

ganz klar...ein kleines kind, das missbraucht wird, ist in diesem moment für mich das opfer einer grausamen tat....
opfer bedeutet in der situation ja macht-los, hilf-los....
später, nach jahren....kann es sich entscheiden, ob es sich selbst immer wieder erneut zum opfer macht (und somit die kraft zum handeln nimmt...)...oder eben nicht...
und da gehts für mich nicht um gut und böse....
wenn das mädchen sich später mal mit dem hinweis auf dieses trauma aller eigenständigen entscheidungen beraubt....dann tut es sich durch diese einschränkung selbst erneut weh...und wird wahrscheinlich auch darunter leiden...
und dann sind obige modelle ...eben anschauliche modelle, um verstehen zu können, was genau jetzt (nicht damals) abläuft...und wo gute chancen sind, sich selbst zu helfen, zu befreien...


der preis der opferrolle (ich spreche jetzt von einem erwachsenen menschen und einer inneren rolle) ist nun mal immer wieder ohnmacht und eingeschränktes handlungsbewusstsein...in meinen augen eben ein hoher preis...

auch die rollen täter und helfer haben "unerwünschte, bzw. unangenehme nebenwirkungen"...

So formuliert klingt das gleich ganz anders und ich kann es bestätigen. Meine Schwester und ich sind lebendes Anschauungsbeispiel. Ich bin aus der Opferrolle ausgebrochen, sie verweilt darin. Egal, was ich versucht habe, sie aus der Opferrolle zu holen... keine Chance. Inzwischen haben wir keinen Kontakt mehr.

Ich frage mich, wieviel davon an unfähigen Therapeuten liegt. Ich habe mich selbst durch Nachdenken, Gespräche mit Freunden und spirituellen Ansichten und Wegen kuriert.
Sie liess sich von Christen bekehren und besucht seit zwanzig Jahren denselben Therapeuten, den ich im übrigen für vollkommen unfähig halte.

Also möchte ich hier der Anfangsfrage der Threaderstellerin noch folgendes anfügen: Wie sieht es aus, wenn Opfer von ihrem Umfeld in der Opferrolle gehalten werden, weil sie so "brauchbarer" sind? Folgsamer für den Ehemann und fleissig zahlender Klient in der Therapie? etc. etc.

Wieviel nützt es, wenn man aus der Opferrolle raus will und doch nur von Menschen umgeben ist, die einen in der Opferrolle behalten wollen?

Ich für meinen Teil bin mit 16 daheim ausgezogen, hab einen Strich drunter gemacht und mich auf die aktive selbstbestimmende Seite des Lebens begeben.
Wieviel Chancen aber hat jemand dazu, der schon seit vier Jahrzehnten in der Opferrolle verharrt?
 
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ChrisTina schrieb:
Verstehe ich das richtig, dass du dich jetzt seit deiner Kindergartenzeit krampfhaft an Täter und Retter klammerst, um nie wieder in die Opferrolle zu rutschen ;-)

wie kann aus einem spiel ernst werden ? das meinst du doch oder ? meinst du für die opfer ist es ein spiel ?

cu
 
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