Das Tolle am *Opfer-Sein*

ChrisTina schrieb:
Was, wenn dem Opfer weitere Möglichkeiten aufgezeigt werden

(ich schreibe jetzt "es" für "das Opfer", sorry, mir fällt nichts besseres ein, ich meine das nicht distanzierend)

Genau das meinte ich mit "kennen".
Es ihm einfach nur aufzuzeigen genügt eben nicht.
Oder daß es sich damit beschäftigt.
Es muß diese neuen Rollen oder Optionen lernen, vorgelebt bekommen, nachleben, ausprobieren.
So, wie es früher die Täter-Opfer-Unterscheidung gelernt hat.
Dummerweise lernt man mit zunehmendem Alter immer langsamer und einem Opfer, das immer wieder in die Opferrolle drängt, ein Leben ohne Opfer und Täter vorzuleben ist sehr schwer, weil man selbst immer wieder in eine der Rollen gedrängt wird und es genug dritte Personen gibt, die gerne bei dem Spielchen mitspielen.
Und es kann auch ein sehr langer, wenn nicht sogar zu langer Lern-Prozess sein (kann, nicht muß).

Und das kann auch ganz schön frustierend für den "Helfer" sein, wenn der ersehnte Erfolg so lange ausbleibt...

Und dann gibt's da natürlich noch den Gedanken, daß das Vorhaben, einem Opfer zu helfen bedeutet, daß man es entmündigt, die Führung übernimmt und ist es nicht genau das, was man eben bekämpfen wollte ?

Aber ich schweife ab, die ursprüngliche Frage war ja nicht, wie man einem Opfer da raus hilft, sondern nur, warum es Opfer gibt.

ChrisTina schrieb:
Wär das nicht schon eine bereichernde Zusatzerfahrung?

Daß ein Opfer auch einmal in die Täterrolle zu schlüpft ?
Ganz klares Nein.
Verkehrter geht's gar nicht.
Aber es passiert sehr oft. Gerne auch heimlich, im kleinen, im versteckten, im unsichtbaren.

Opfer und Täter sind zwei Seiten der gleichen Methode und die Methode an sich ist schlecht, nicht nur die Seite, auf der man dabei steht.

jm2c
 
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Tja, ich steh auch nicht auf die Affirmationen von Louise - sollt ich jetzt zum Opfer mutieren wollen müssen?
Dieser Umkehrschluß ist unzulässig. Aber manche von diesen "Zu-100-Prozent-Eigenverantwortung"-Leute würden sicher von ihrem hohen Roß heruntersteigen, wenn sie wüßten, wie man sich in einer ausweglosen Situation fühlt.
 
Elli schrieb:
Durch Übernehmen der Verantwortung für das eigene Leben. Die Schuld nicht mehr bei anderen suchen, auch wenn sie da vielleicht ursprünglich lag, wie zB im Fall eines sexuell missbrauchten Kindes.

Aber nur weil ein Opfer selbst-verantwortlich wird und niemandem die Schuld gibt, so ist das Opfer ja immer noch nicht frei von all den Dingen die das Opfer beeinflusst hat (also vom Täter her). Das Opfer muss dann wohl hart an sich selbst arbeiten, um aus der Rolle des Opfers herauszukommen ?
 
ElaMiNaTo schrieb:
Aber nur weil ein Opfer selbst-verantwortlich wird und niemandem die Schuld gibt, so ist das Opfer ja immer noch nicht frei von all den Dingen die das Opfer beeinflusst hat (also vom Täter her). Das Opfer muss dann wohl hart an sich selbst arbeiten, um aus der Rolle des Opfers herauszukommen ?
So ist es, ja.
 
Dazu fällt mir eines ein:

Fler:
Die Fortsetzung alter. Die Fortsetzung von der Abrechnung.
Ekrem, EKREM IST AUF DER FLUCHT! Fler

Fler:
Du sagst ich red nich wie'n Deutscher? Das ist Straßenslang! Du
Du hast keine Ahnung, weil du nicht die Straße kennst. Opfer
Du hättest keine Chance guck du bist ein halbes Hemd. feat
Das ist Berlin! EK Fang an zu wein' und renn.
Du Bonzen-Junge! Hast dich ins Game gekauft, Tight
du strange Sau, dachtest es fällt nicht auf. Du hast gesagt: "Bestell mir den Rapper Mammi" und es kam dein Idol zur Geburtstags Party! Songtexte
Er macht'n Disstrack. Ah du bist jetzt kurz ma krass Songtext
Machs wie damals und sag mir, wann du Geburtstag hast.
Ich komm Vorbei, komm heut nach Mönchengladbach, Lyrics
lynch dich Bastard, EK wie ich dich stündlich platt mach. Lyric
Du bist kein Original (Nein) Du bitest Freeway.
Hast kein Potenzial (Nein) du stinkst und miefst , ey. Liedertexte
Gib dein Song sozial Kein Cent bei eBay.
Ihr habt kein Deutsch gelernt und nennt euch German Dream! Heeeey Liedertext

Refrain: (2x)
Du bist ein Opfer, kein player, kein rapper, kein mann! Alle
Du bist ein opfer, kein könig, wir regiern das land! Fler
Du bist ein Opfer, wie oft hat mans dir gesagt
Du bist geopfert, du Opfer, Berlin bleibt hart!! Du

Fler:
Du warst einmal in Berlin, in dieser riesen Stadt.
Hast dir eingekackt und wurdest dann von hier verjagt. Opfer
Und seitdem sitzt du nur bei Star Bugs rum,
bei Viva TV. Ohh, du bist ein armer Schlumpf. feat
Du Charlie Chaplin, bist jetzt gerad nich happy,
denn ich charte und zeig dir, wie'n harter Rap geht. Tight
Du Blamage MC bist kein Businessmann. Du bist kein Mann!
Lauf mit deiner Bitch am Strand. Wer kann mir sagen: "Ist Valezka so'ne scharfe Braut?" Songtexte
Ich Frag Desue, denn er hat sie schon hart Missbraucht!
Oder J-Luv, Raptile, ich bald auch, Italo Reno, Songtext
jeder war mal auf ihr drauf! Ja ich weiß, das hatte kein Niveau. Lyrics
Ach Ivo! Ferris hatte kein Kondom! Oh! Haargenau das ist L.O.V.E.! Lyric
Ekrem und Sie HIV Positiv!

Refrain:

B-Tight:
Du warst mir egal, doch du musstest mich erwähnen. Liedertexte
Du musst irgendwie drauf stehn, wenn Neger dich quälen. (Ahhhh!) Liedertext
Du willst mich ficken, ich zerbrech dich du Gräte. Alle
Mach keine Faxen, hier sind die echten Proleten.
Denkst du wirklich, du könntest dir es leisten, Fler
mich anzuquatschen, ohne das ich dich zerreiße?
Jeder kennt den Türken in dir. Dein schwulen Freund. (Ey) Du
Ich hab den Schwanz, von dem dein Luder träumt. Opfer
Ich lass den Neger Charm spielen, bei meiner Schwester Valezka.
Tja Eko, heute ist dein Pech Tag. Sag kein Wort über mich, feat
du Stricher. Es ist mein Fame! Du kriegst sie nicht. WICHSER! Tight

Refrain:

Fler:
Die Neue Deutsche Welle! Fler! E-k-o Rest in peace alter! Songtexte
Aggro Berlin! Sido, B-Tight, Fler! Tony D!
Die Sekte! Was glaubst du wer du bist Mann? Songtext
Du hast dich mit den Falschen angelegt. Glaub mir.


Das ist nicht von mir!!:weihna1
 
Elli schrieb:
Stimme Ingrid und Olga zu, möchte aber noch als Antwort ergänzen: Gewohnheit.


Durch Übernehmen der Verantwortung für das eigene Leben. Die Schuld nicht mehr bei anderen suchen, auch wenn sie da vielleicht ursprünglich lag, wie zB im Fall eines sexuell missbrauchten Kindes.


hallo elli, und ihr anderen,

ja, stimme dir zu, dass opfer aber auch täter verantwortung für ihr eigenes leben übernehmen müssen, was meiner meinung nach allerdings die wenigsten tun.
es ist allerdings sehr einfach zu sagen, das opfer nur zu faul sein dies zu tun, und deshalb sitzten sie weiterhin in dieser opferrolle. viele erwachsene, die als kind missbraucht werden, haben so eine dicke schicht an selbstschutz über sich liegen, dass sie es vllt. gar nicht schafften, dort alleine zu graben, um sich die dinge anzuschauen, um durch das anschauen des problems selbstverantwortung zu übernehmen.....und viele missbrauchsopfer werden gar nicht so alt, um vllt. irgendwann mal die chance zu sehen, an sich zu arbeiten.
ich glaube nicht, dass zb. missbrauchsopfer (egal in welchem sinne) gerne in ihrer opferrolle stecken.
sonst gibt es sicherlich menschen, die dies rolle pflegen, um aufmerksamkeit zu bekommen.
lg
shanti
 
shanti schrieb:
es ist allerdings sehr einfach zu sagen, das opfer nur zu faul sein dies zu tun, und deshalb sitzten sie weiterhin in dieser opferrolle. i
Ich hab die Postings jetzt noch mal durchgeleen - hab aber nirgendwo gefunden, dass dies wer behauptet hätte. Kannst du mir die Postingnummer sagen, wo du das gelesen hast, vielleicht bin ich ja einfach noch nicht wach genug.

shanti schrieb:
ich glaube nicht, dass zb. missbrauchsopfer (egal in welchem sinne) gerne in ihrer opferrolle stecken.
Ich persönlich sprach auch nicht von gerne - aber meine Erfahrung zeigt, dass sich sehr viele Opfer massivst wehren, andere Gedanken und Ideen zu zu lassen. Und zB auch konkrete Vorschläge, was sie in alltäglichen Situationen tun könnten - einfach ignorieren - weil sie - aus welchen Gründen auch immer - nicht in der Lage sind, selbst was zu tun - und nur darauf warten, dass ein anderer für sie die Arbeit erledigt.

Und ich sprech da jetzt von echten und konkreten Tipps wie zB *ich steh da grad im Supermarkt und lese, dass die ne Kassierin suchen - und ich weiß, das Plakat war heut früh noch nicht da" und die Antwort des *Opfers* naja, weißt, ich bin grad so müde und trink nen Kaffee, meinst, ich sollt dort wirklich hinfahren und mich bewerben, hab doch sowieso keine Chance, dafür tippe ich viel zu langsam.

Dies, obwohl sie grad in einer anderen Filale dieser Supermarktkette eine geringfügige Beschäftigung als Kassierin hat und gerne mehr als 10 Stunden dort arbeiten würde, um endlich nicht mehr Arbeitslos sein zu müssen. Da beginn ich wieder nach zu denken darüber - wie kann Opfer so massiv verweigern, aus seiner Opferrolle raus zu kommen.

shanti schrieb:
ich glaube nicht, dass zb. missbrauchsopfer (egal in welchem sinne) gerne in ihrer opferrolle stecken.
Nächste Frage, warum wehren sie sich manchmal so massiv dagegen, dass sie da raus kommen. Das ist zB eine der Antworten, die mich hier interessieren würde - Erfahrungsberichte, was die Motivation von *therapieresistenten* Opfern sein könnte.
 
ElaMiNaTo schrieb:
Aber nur weil ein Opfer selbst-verantwortlich wird und niemandem die Schuld gibt, so ist das Opfer ja immer noch nicht frei von all den Dingen die das Opfer beeinflusst hat (also vom Täter her). Das Opfer muss dann wohl hart an sich selbst arbeiten, um aus der Rolle des Opfers herauszukommen ?
So hart dran arbeiten muss es gar nicht sein - aber danke für dieses Postings, möglichereweise ist das auch eine der Hauptmotivationen - obwohls eigentlich vollkommen wirr und wiedersprüchlich ist.

Viele lebende Beispiele von realen Opfern, mit denen ich Kontakt habe glauben, dass das Leben schwer und hart sein muss - und können es einfach nicht glauben, dass es viel einfacher sein dürfte, wenn sie sich nicht am Felsen festklammern - sondern einfach das Seil ergreifen, welches neben ihrer Nase runterhängt.

Eine typische Aussage der gestrigen Situation, welche auch der Anlass für meine Frage hier war - *naja, du hast ja leicht reden* - klar, ich bin die Trainerin in der AMS-Maßnahme in welcher mein Opfer Teilnehmer ist - aber gerade dieses Opfer kennt mich und meine Vergangenheit gut genug, um zu wissen, dass ich nachvollziehen kann, in welcher Situation sie steckt.

PS: ich würde es nicht *hart dran arbeiten* nennen sondern eher - *sich immer wieder bewusst machen, wenn man droht, in alte Muster zurück zu kippen* - und sich dann andere Alternativen überlegen, wie es noch funktionieren könnte.
 
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Astarte schrieb:
Dieser Umkehrschluß ist unzulässig. Aber manche von diesen "Zu-100-Prozent-Eigenverantwortung"-Leute würden sicher von ihrem hohen Roß heruntersteigen, wenn sie wüßten, wie man sich in einer ausweglosen Situation fühlt.
Umgekehrt wird auch ein Schuh draus - viele von den *zu-100-Prozent-Eigenverantwortung*-Leuten haben - möglicherweise mehrmals - erlebt, wie es ist, in einer scheinbar ausweglosen Situation zu sein - und genau in dieser Situation erkannt, dass sie sich nur mehr selbst aus dem Dreck ziehen können, indem sie sich *am Schopf packen und selbst aus dem Treibsand ziehen*.

Meine persönliche Überzeugung, solange ich nur über meine bescheidene Situation raunze - aber jeglichen Strohhalm ignoriere, der sich mir bietet - brauch ich gar nicht überlegen, ob es Sinn machen könnte zu überlegen, ausweglose Situationen bewältigen zu können.

Konkrete Frage an dich - gibt es einen Grund, warum du Menschen, die von der Eigenverantwortung überzeugt sind, als *auf-dem-hohen-Roß sitzend* bewertest?
 
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