Das Testament des Herrn Oderich

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Abraxas365Mithras

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Sein ganzes Leben lang, besonders deutlich
wurde es, während seiner Ehe hindurch,
nie hatte Herr Oderich das letzte Wort, erst war es
seine Mutter, dann seine Schwester und zum
Schluss seine Frau und sogar seine Tochter.
Er konnte sagen, was er wollte, immer mussten
sie eins draufsetzen......dann starb er endlich
gramgebeugt, jedoch für den Pastor mit einem
unerklärlichen Lächeln auf den Lippen.

Bei der Beerdigung kamen alle zusammen und
sagten wieder ihre letzten Worte zu und über ihn,
selbst der Pastor fand einige letzte Worte, die
er gottvermittelnd über ihn sprach.

Dann war es so weit, das Testament mit der
Verfügung wurde verlesen, die Freude war
riesig, denn er war sehr vermögend.

Doch das kalte Erwachen traf jene Hälfte wie
ein Irrlichtgewitter:

".... und hiermit bezeuge ich, im Vollbesitz meiner
geistigen Kräfte, dass sämtliche weiblichen
Mitglieder meiner Familie, aufgrund der
angeführten Aspekte nicht einen Cent bekommen,
solange sie unter ärztlicher Obhut nicht gelernt
haben, dass man nicht immer das letzte Wort
haben muss. Das ist mein letztes Wort....."

Geschockte ungläubige Gesichter mussten sich
zum ersten Mal mit der Tatsache auseinandersetzen,
nicht das letzte Wort haben zu können.
Was Herr Oderich im Leben nicht schaffte,
erreichte er im Tode.

Lange hatte er über seinem Testament gebrütet,
um wenigstens einmal das letzte Wort zu haben....
 
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