Das schwarze Einhorn

Serenade

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18. März 2007
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Leben und Bewusstsein sind nicht nur Eigenschaften der Organismen, sondern eine Frage der Energie. Es gibt durchaus andere Existenzen als jene, die Wahrnehmung erfahren. Sich seiner selbst und seiner Umwelt bewusst zu sein, ist kein Meilenstein in diesem Universum. Es gibt Lebewesen, die sogar den Menschen ähnlich sind und doch zu mehr als zu bewusstem Wahrnehmen oder eben anderen uns Unbekanntem fähig sind. Natürlich, wenn man es nicht selbst erfährt, handelt es sich bloß um leeres Gerede. Nur wie? Mit mehr Energie, die wir uns aneignen können!



Was bedeutet nun Energie. Das gesamte Universum besteht aus Energie, wobei es sich nicht nur um jene der Menschen bekannte Energie handelt, sondern um reine Energie, um es ganz klar auszudrücken: um Emanationen einer schier unermesslichen Kraftquelle.



Naiv gesagt, ist es so, dass diese Kraftquelle – ich nenne sie Quelle der Kraft – ein Spiel mit sich selbst spielt und dabei durchaus vergessen kann, dass sie das tut.



Wie kann man sich mehr Energie aneignen? Sie rauben? In der Tat, so ist es, denn dies ist ein räuberisches Universum. Zumindest der Teil, in dem wir – die menschlichen oder auch humanioden Lebewesen genannt – existieren.



Gehen wir noch mal die Punkte, von deren es sieben an der Zahl gibt, die wir ( die menschlichen oder auch humanioden Lebewesen) gerade noch einigermaßen mit dem Verstand erfassen können, ohne Knöpfe in unsere Gehirnwindungen zu bekommen.



Erster Punkt wäre: Das Universum und alles, was in ihm lebt oder auch nicht lebt, besteht aus reiner Energie.

Zweitens: Diese reine Energie fließt ständig aus einer unversiegbaren Quelle, genannt: die Quelle der Kraft.

Drittens: Das bedeutet, dass das Universum und alles, was in ihm lebt oder auch nicht lebt, Emanationen der Quelle der Kraft sind.

Viertens: Jene Emanationen sind der Spielplatz der Quelle der Kraft, wobei sie ab und zu vergisst, dass sie ein Spiel spielt.



Zu Punkt vier möchte ich anfügen, dass das Vergessen fälschlicherweise von manchen menschlichen oder humanioden Rassen der freie Wille genannt wird. Wir, das was wir unsere Person, unser Ich nennen, haben keinen freien Willen. Aber wir hatten ihn einmal, vor langer, langer Zeit, was Punkt fünf erklärt.



Punkt fünf sagt aus, dass die Energie der Emanationen der Quelle der Kraft aus zwei unterschiedlichen und sich gleichzeitig bedingenden Energien besteht, welche „Energie dieser Seite“ und „Energie der Anderen Seite“ genannt werden.



Es begab sich, dass einst die Energie der Anderen Seite im Universum überwog, was sie womöglich noch immer tut, da die Energie Dieser Seite sich nur an den Energiefeldern der Humanioden festgesetzt hat. Die dominierende Wirkung der Energie Dieser Seite ist der Verstand und die Individualität. In diesem Bereich lebt jedes Wesen für sich selbst und getrennt von allem.

Einst gab es noch so etwas wie Zusammenhalt, ein Leben, das nichts ausschloss und dazu ein weites Feld der Wahrnehmung, das durch die Energie Dieser Seite, welche die Führung übernahm, ziemlich eingeschränkt wurde.



*



Lautlos glitt sie durch das Schilf im knietiefen, lauen Wasser. Es war warm, aber nicht zu warm. Die Sonne gab eine seltsame Aura um das Land. Es lag eine unbestimmte Farbe von rosa in der Luft, das sogar das Fell derer überzog, die mir aus dem Schilf einen scheuen Blick zuwarf. Ich erkannte, dass sie schwanger war und lächelte sie freundlich an, um sie zu beruhigen. Sie hatte aber nichts zu befürchten. Einhörner galten hier immer als heilig, wobei heilig nicht das benennt, was Menschen einst als heilig bezeichnen. Hier ist auch kein Menschenland. Hier ist eine andere Dimension, die sie zum Glück nicht erreichen können, auch wenn es eine der vielen Erddimensionen ist.



Einst nahm man an, dass es nur sechs Erddimensionen gibt – eigentlich sieben mit der so genannten zukünftigen Erde. Später erkannte man, dass es sehr viel mehr sind – bedingt durch mehr Energie, die man sich von bestimmten Lebewesen nehmen darf.

Wahrscheinlich würden Menschen diese Dimension hier eine längst vergangene Zeit nennen, was menschlichen Erklärungen nach auch stimmen würde.



Sie kam langsam näher und berührte mit ihrem silbernen Horn zur Begrüßung meine Stirn. Ich legte meine Handflächen vor der Brust zusammen und senkte meinen Kopf zur Begrüßung.

Einhörner können so ziemlich alles heilen. Aber nicht nur deshalb sind sie heilig. Sie sind ganz, was vor allem dann auffällt, wenn man Energie fließen sieht. Es ist ein anderes Sehen als das gewöhnliche Schauen. Wenn man Energie sieht, erkennt man das Universum, wie es wirklich ist. Alles andere ist Wahrnehmung oder wie immer man es nennt. Einhörner bestehen noch immer nur aus einer Energie, der Energie der Anderen Seite.



*



Punkt sechs wäre: Wenn man Energie 'sieht', erscheinen einem die Emanationen der Quelle der Kraft wie unendlich lange Fasern oder Energiefelder. 'Sieht' man sie in Fasern, so besteht jedes einzelne Lebewesen aus einer dieser winzigen Fasern, die wie unendlich viele Zöpfe aus der Quelle wachsen. 'Sieht' man sie in Energiefeldern, besteht jedes einzelne Lebewesen aus Punkten.



Schließlich Punkt sieben, wobei natürlich all diese Punkte auf eine sehr verfälschte Art und Weise wieder gegeben werden, obwohl man sich das Ganze aus humanoider Sicht gut so vorstellen kann: Jedes der winzigen Fasern oder Punkte kann sich ausdehnen, was (unter anderem) bedeuten würde, es erkennt die Ganzheit seines Selbst.



Es gibt noch weitere Punkte oder eher Zusatzpunkte, was, z.B., das Ausdehnen bewirkt oder genau bedeutet, denn es geht nicht immer nur um die Ganzheit des Selbst, die bei humanoiden Lebewesen meist aus beiden Energiearten besteht.



Ein Zusatzpunkt wäre, dass sich das gesamte energetische Universum eher danach sehnt, „nach Hause“ zurück zu kehren und nicht als Spielball der Quelle herhalten will, dass aber die meisten Humanoiden, die mehr aus der Energie Dieser Seite bestehen, dieses Spiel gerne unendlich lange weiterspielen wollen, auch wenn die meisten von ihnen nicht wissen, dass es sich um ein Spiel handelt, in dem nicht einmal sie die Hauptdarsteller sind, auch wenn sie das meinen.

Dieser Zusatzpunkt mag deshalb schwer zu verstehen sein, weil es zuerst heißt, dass die Quelle ein Spiel mit sich selbst spielt und doch gibt es in diesem Spiel Wesen, die glauben, einen freien Willen zu haben, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das stellt doch einen Widerspruch dar! Leider ist es so. Und es wird in dieser Aufzeichnung wohl noch mehr Widersprüche geben. Es ist wohl auch nicht leicht zu verstehen, dass es zwei Energiearten gibt, die so konträr sind und doch nicht ohne einander existieren können. Es ist also nicht ganz richtig, dass Einhörner immer nur aus einer Energie bestehen, da dies zu instabil wäre.

Es heißt ja, die Energie Dieser Seite sorgt für Veränderung und die Energie der Anderen Seite sorgt für Stabilität. Dies ist jedoch nur eine Eigenschaft der jeweiligen Energien, aber schon das zeigt auf, dass es die eine ohne die andere nicht geben kann. Was haben Veränderungen für einen Sinn, wenn man alles vergisst. Stabilität ist deshalb notwendig, um das Geschehen für immer zu archivieren. Es mag ein vielleicht nicht allzu glückliches Beispiel sein, aber im Moment fällt mir kein anderes ein.
 
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*



Die Kommunikation zwischen dem Einhorn und mir erfolgt, könnte man sagen, telepathisch. Vielleicht im weitesten Sinn. Es ist aber auch nicht das, was Leuchtende Wesen getan haben, die sich viel mehr auf einer Gefühlsbasis ausgetauscht haben. Mit Gefühlen hat das hier kaum mehr etwas zu tun, denn diese Dimension ist dazu da, Gefühle abzulegen, da sie ein großer Anteil der meisten Humanoiden sind, wozu auch Bewusstsein zählt, das sich seit Jahrmillionen im Gehirn der irdischen Lebewesen entwickelte. Man sagt, die Quelle der Kraft habe auch Bewusstsein. Doch ich würde das alles andere als Bewusstsein nennen, sondern vielmehr Geist. Sie hat Geist. Ja, da stimmt mir sogar das Einhorn zu, da es viel mehr als ich mit der Quelle verbunden ist. Es weiß, wie man das anfängliche Gefühl, eine Marionette der Quelle zu sein, überwinden kann, da es sich nie als Marionette gefühlt hat.



Die meisten Lebewesen, erzählt es mir gerade, welche aus mehr als 50% der Energie der Anderen Seite bestehen, fühlen sich nicht mehr wie Marionetten. Und jene Lebewesen, die aus mehr als 90 %, wie gewisse Humanoiden, wissen nicht mal, dass sie sich wie Marionetten fühlen. Sie fühlen sich zwar manchmal so und beklagen ihr Schicksal, aber sie wissen nicht, dass es wirklich so ist, solange sie nichts dagegen tun. Aber das wäre eine andere Geschichte, die ohnehin schon viel zu oft erzählt wurde.



Das Einhorn und ich waten durch den knietiefen See bis ans Ufer einer kleinen Wiese, die zu einer steileren Anhöhe führt und schließlich in einer steilen Gebirgslandschaft endet. Bevor wir uns in das poröse Gestein begeben, rasten wir im letzten Wiesengrün, wo sich das Einhorn noch ein paar saftige Gräser gönnt. Sein Bauch ist schon ziemlich rund. Die Geburt wird also bald sein. Und das wunderbare Einhorn, mit dem flauschigen, leuchtend weißen Fell und dem silbernen Horn, das manchmal Sterne aussendet, hat mich ausgewählt, Pate zu sein. Ich darf bei der Geburt dabei sein und mich um das Junge kümmern, bis es selbständig ist.



*



Als ich das erste Mal Energie 'sah', war es, als stünde ich vor einer weißen Leinwand, die sich plötzlich nach allen Seiten hin ausbreitete. Es war kein spezifisches Weiß, eher ein Gefühl des Nichts, das sich breit machte. Im Grunde genommen war es auch das Nichts, da es nichts zu sehen, zu hören oder zu fühlen gab. Es war die totale Leere in einem unbestimmbaren Weiß. Da waren keine Fasern oder so etwas wie Felder, auf denen Punkte zu sehen gewesen wären. Da waren keine Zöpfe, die aus so etwas wie einer Quelle wuchsen.



Energie 'sehen' hat nichts mit dem Sehen zu tun, was Augen und Gehirn tun. Das erkannte ich erst beim dritten oder vierten Mal, nachdem ich die vorhergehenden Male wie ein Ertrinkender Luft schöpfend aus dem Nichts auftauchte. Immerhin 'sah' ich, ohne beschreiben zu können, die unverfälschte Wirklichkeit, die nichts mit Wahrnehmung oder Bewusstsein zu tun hat, obwohl es Wahrnehmung und Bewusstsein verleiht, sonst würden wir die unterschiedlichen Energieschichten nicht als Welten und uns selbst nicht als Lebewesen wahrnehmen, obwohl alles immer nur reine, unveränderliche und (ach, wie tröstend!) unverwundbare Energie ist. Zeit- und raumlos scheint sie irgendwo zu schweben. Welch Widerspruch! Wenn es keinen Raum gibt, schwebt nichts darin. Außerdem braucht es Zeit, von einem zum anderen Ort zu schweben.



Es ist für ein vernunftgelenktes Lebewesen gar nicht so einfach, sich vorzustellen, dass alles in Wirklichkeit Energie ist und das Universum, wie ich es wahrnehme, genauso Wirklichkeit ist. Es ist ebenso Wirklichkeit, wie das Universum von anderen Lebewesen wahrgenommen wird, die in vollkommen anderen Welten zu existieren scheinen. Man kann sagen, es scheint so zu sein, als würden sich die Emanationen der Quelle der Kraft auf unendlich viele Arten verkleiden.



Auch wir, die beweglichen Lebewesen, gehören dazu. Wir nehmen uns genauso wahr, wie es uns jene Schicht der Energie, in der wir uns gerade befinden, vorschreibt. Das ist nun mal das Spiel der Quelle der Kraft. Sie schreibt uns allen vor, wie wir uns und die Umwelt wahrnehmen und wie wir uns darin verhalten. Manchmal möchten wir uns ändern, nicht mehr so kleinlich sein, nicht mehr so feindselig anderen gegenüber, aber wir schaffen es nicht und wenn, ist es, sehr frei ausgedrückt, die Entscheidung der Quelle der Kraft. Es ist vielleicht nicht der gesamte Charakter, den die Quelle für uns bestimmt, aber doch das Wie, wie man handelt. Unsere persönlichen Kleinigkeiten, ob wir mit dem Nachbarn Probleme haben oder nicht, zählen sicher nicht dazu. Das interessiert die Quelle der Kraft keineswegs und man könnte dies vielleicht das geheime Spiel der Marionetten nennen.Wie oft habe ich mir als Menschenkind vorgestellt, dass meine Puppen und Teddybären nachts lebendig werden und miteinander spielen! Auf sehr naive Art könnte ich es mir bei der Quelle der Kraft auch vorstellen, wenn es um jene Kleinigkeiten geht.



Schon immer wurde gerätselt oder gar gestritten, ob das Leben vorbestimmt ist, oder man doch so etwas wie eine freien Willen hat, oder sich wenigstens frei entscheiden kann. Man kann es drehen und wenden. Man kommt auf keinen grünen Zweig. Sage ich, das Leben ist vorbestimmt, denn wenn ich auch glaube, ich hätte frei entschieden, so war auch diese Entscheidung vorbestimmt. Es ist, im Grunde genommen, weder dies, noch das.



*



Der Weg durch das Gebirge ist steinig. Mein Körper ist nicht mehr so verwundbar wie in der letzten Welt, als ich mit einem schwarzen Drachen in diese Welt hierher geflogen bin. Es war tatsächlich ein Drache, auch wenn viele es als schwarzes Einhorn empfunden haben. Das mag die Voraussicht gewesen sein, da mir meine Begleitung, das schwangere Einhorn, eben mitteilt, sie wird ein schwarzes Einhorn gebären.

Ich spüre die spitzen Steine an den Fußsohlen. Aber so wenig wie es körperliche Verletzungen hier gibt, so gibt es auch keine Schmerzen mehr. Mein Körper scheint kaum mehr Nerven zu haben. Und wohl auch nichts mehr, was man mit einem Gehirn vergleichen könnte.

In mir lacht das Menschenkind, das noch immer ganz groß vorhanden ist, da seit ihm all meine Erinnerungen begonnen haben. Es lacht, weil ich eben denke, dass es wohl genug Menschen gab, die ohne Gehirn herum gelaufen sind. Dabei wollte ich nie so sarkastisch sein. Aber wie gesagt, es lag nie an mir, sondern daran, welche Rolle die Quelle der Kraft sich für mich ausgedacht hat. Man mag denken, dies sei eine billige Ausrede. Heute ist es mir gleich, was andere denken.

Nicht nur der Schmerz lässt nach, sondern jegliche Gefühle, die uns als Menschen ohnehin nur verwirrten. Das Einhorn gibt mir recht und klettert behände über Stock und Stein. Und ich erinnere mich an den Wunsch als Menschenkind, Gefühle hintenan zu stellen. Ich sah sie nicht als Mitgefühle für andere Lebewesen an, sondern hauptsächlich als Selbstmitleid und vor allem als Eigendünkel. Menschen haben keine Gefühle für andere Menschen, da sie alles immer auf sich selbst beziehen. Das wage ich rigoros zu behaupten, was vielleicht ein Fehler sein mag, da ich ja als Menschenkind auch immer nur von mir selbst ausgehen konnte und niemals von Seite eines anderen Menschen. Das Einhorn gibt mir eben zu verstehen, dass, wenn das wahr ist, was ich eben denke und es muss wahr sein, denn in diesen Ebenen kann es keine Schwindeleien mehr geben, dann war ich als Menschenkind ein ziemliches Arschloch.
 
Bin ich deswegen beleidigt? Keineswegs! Es liegt an meiner Energie, die es mir erlaubt, jene Schwelle zu überschreiten, alle Annahmen und Vorurteile über Realität und Wahrnehmung aufzugeben, was gleichzeitig bedeutet, dass Annahmen und Vorurteile anderer an mir abrinnen wie Wasser auf Lotosblätter. Außerdem weiß ich, dass man Menschenkinder, die so waren wie ich, Arschlöcher nennt. Es mag von ihrer Seite aus zutreffend sein, denn als Menschenkind begann ich als ganz gewöhnlicher Handwerker und arbeitete mich speichelleckend bis zur höchsten Chefetage empor. Natürlich flog einiges auf und man legte mir nahe, freiwillig eine Stufe runter zu rücken, was ich auch tat, aber nicht ohne das Arschloch zu bleiben, das ich nun mal war. Das alles ging so weit, bis ich wieder der gewöhnliche Handwerker wurde, der ich einst war. Aber noch immer gab ich nicht auf. Man könnte sagen, damals habe ich so viel an Energie dazu gewonnen, dass ich der menschlichen Evolution voraus war. Ich hatte noch immer ein Ziel und dieses Ziel war, wieder nach oben zu kommen. Nun ja, die Erinnerung an das Menschsein mögen nicht wirklich angenehm sein, aber so sind sie nun mal.



Es geht dabei darum, dass es nicht nur eine Entwicklungsrichtung zur Totale gibt. Einst waren wir vielleicht zu 99% Energie der Anderen Seite, aber die andere Richtung, zu 99% Energie Dieser Seite zu sein, ist ebenso wenig verkehrt. Die Menschenkinder hingen irgendwie fest und schwankten zwischen Vernunft (Verstand) und Gefühl (Intuition). Manche waren eiskalt und kümmerten sich nicht um andere und andere wieder zerflossen schier vor Mitleid und natürlich auch Selbstmitleid, wie bereits erwähnt. Man kann sagen, sie waren weder dies noch das. Es stand alles noch in einer Entwicklungsphase.

Einige, jene, die auf der Leuchtenden Welt ihr Paradies fanden, entwickelten sich zurück, sozusagen zur Energie der Anderen Seite und andere, über die noch viel zu wenig gesagt wurde, entwickelten sich zur Energie Dieser Seite, die man durchaus den „Platz ohne Erbarmen“ nennen kann. Ich hatte damals weder mit anderen noch mit mir Erbarmen. Es gab keine Tränen, keine Wut, weil ich aufgeflogen war. Ganz im Gegenteil, ich stand dazu. Ich gab zu, andere beschissen zu haben. Auch in dieser Phase zählt nur mehr Ehrlichkeit und genau das gibt Kraft, das gibt Energie.



*



Wir rasten auf einem weiten, glatten Plateau am Fuße eines weiteren Steilhangs, der diesmal bewaldet ist. Es sind hohe, schmale Nadelbäume mit riesigen Zapfen, an denen sich kleine Nagetiere laben. Ich kann die putzigen Tierchen von hier aus genau auf den dünnen Zweigen herum springen sehen, obwohl sie gute 300 Meter weit weg sind. Auch das Einhorn beobachtet sie und pflichtet mir so nebenbei bei, wie süß die kleinen Nager sind. So nebenbei, weil noch eine Nachricht mich erreicht, nämlich, dass das Kleine bald da sein wird.

Das Einhorn kniet nieder und senkt sein Horn wie zum Gebet auf den Boden. Ich streichle sanft seinen flauschigen, schneeweißen Rücken, als sich ganz langsam und glitzernd ein kleiner Körper neben ihm materialisiert.

Die Geburt eines Einhorns geht so vonstatten. Es wächst im Bauch der Mutter, bis es reif ist, dann materialisiert es sich aus dem Bauch heraus neben den Bauch, ohne der Mutter oder sich selbst Schmerz zuzufügen.

Es ist wunderschön, wie es da neben seiner Mutter kniet. Apropos Mutter, - Einhörner sind geschlechtslos, so wie alle Wesen hier in dieser Dimension. Wie es möglich ist, sich fortzupflanzen, darüber kann ich noch keine Auskunft geben. Ich glaube, man muss es selbst erleben, erst dann weiß man. So ist es doch immer und überall. Alles andere wäre Vermutung und kein Wissen.

Das Kleine hat tiefschwarzes Fell und bereits ein kleines Horn. das wie Obsidian glänzt. Zuerst kontaktiert es das Einhorn. Beide berühren sich schnuppernd an den Nasen, dann stoßen sie leicht an den Hörnern zusammen. Es klingt wie ganz leiser Glockenklang.

Schließlich wendet sich das Kleine mir zu und mir kommen fast die Tränen, als ich diesen Blick aus leuchtend türkisfarbenen Augen in mir aufnehme. Es geht weit über das hinaus, was man Gefühle nennt. Es ist mehr und es ist unbeschreiblich. Ich knie mich zu ihm und streichle zärtlich über das kleine Köpfchen. Das kleine Einhorn ist im Moment nicht viel größer als es auf der alten Erde gewöhnliche Hauskatzen waren. Aber es wird schnell wachsen. Das weiß ich bereits über Einhörner. Und trotz fehlender Gefühle wird es mir der Herz brechen, wenn es mich einst als erwachsenes, stolzes Einhorn verlassen wird.
 
Monolog? Warten auf Erwiderungen?
Ich gehe auf einen Punkt ein: Du behauptest, wir haben keinen freien Willen. Wenn dem so ist, kann ich Herz und Hirn wegwerfen, die brauch ich für meine Entscheidungen dann nicht mehr, weil ich keine Entscheidungserlaubnis, sprich freien Willen mehr habe.
 
Monolog? Warten auf Erwiderungen?

Weder noch. Es ist eine meiner Phantasiegeschichten (mit einigen persönlichen Nuancen, wie ich gerne zugebe ;-) ), wie ich sie nun mal gerne schreibe. Falls sie hier nicht erwünscht sind, bitte mir melden. Ich will euch auf keinen Fall damit belästigen.

Ich gehe auf einen Punkt ein: Du behauptest, wir haben keinen freien Willen. Wenn dem so ist, kann ich Herz und Hirn wegwerfen, die brauch ich für meine Entscheidungen dann nicht mehr, weil ich keine Entscheidungserlaubnis, sprich freien Willen mehr habe.

Na ja, hab doch erklärt, dass ich da auf keinen grünen Zweig komme, da es weder Bestimmung, noch freien Willen geben kann...

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Deine Ausführungen sind keineswegs eine Belästigung, sondern Regen zum Nachdenken an.
Nur sind so lange Texte für einige abschreckend. Man müsste sie Absatz für Absatz diskutieren. Ich habe mir einen Punkt herausgesucht , der mich interessiert. Weder Bestimmung noch freier Wille - da ist natürlich die Frage: Was sonst?
 
Das ist DIE Frage, welche sich Philosophen schon sehr lange stellen.
Man kann es drehen und wenden, wie man will. Sage ich, ich habe einen freien Willen und entscheide mich, so kann es durchaus ebenso, sein, dass meine Entscheidung Bestimmung ist. Schwierig, oder?
 
Deine Ausführungen sind keineswegs eine Belästigung, sondern Regen zum Nachdenken an.
Nur sind so lange Texte für einige abschreckend. Man müsste sie Absatz für Absatz diskutieren. Ich habe mir einen Punkt herausgesucht , der mich interessiert. Weder Bestimmung noch freier Wille - da ist natürlich die Frage: Was sonst?

Wenn mir auf einmal viel einfällt, wird es halt lang - da kann ich meine Phantasie nicht bremsen.
Dann sag ich mal "Danke", dass mein Geschreibe zum Nachdenken anregt, da ich selbst oft am Zweifeln bin, ob ich jetzt einen ganz tollen Gedanken hatte oder doch nur Schwachsinn schreibe...
Zum Diskutieren bin ich auch gerne bereit, - nur muss ich vorwarnen - ich weiß, dass ich meistens nichts weiß. ;-)
 
Das kleine schwarze Einhorn bittet mich, es auf meinen Arm zu heben. Als ich das tu, befinden wir uns urplötzlich an einem ganz anderen Ort. Es ist eine Großstadt. Zu allen Seiten bauen sich Hochhäuser bis in den wolkenverhangenen Himmel auf. In den Straßen herrscht reger Verkehr und selbst in der Luft schwirren Kleinflugzeuge oder so eine Art Helikopter herum. Es gibt auch Fußgänger, wie wir es sind – das kleine schwarze Einhorn auf meinem Arm und ich.

„Sehe ich auch so aus?“ frage ich das kleine schwarze Einhorn, dem ich spontan den Namen „Amar“ (Sanskrit: der Unsterbliche) gebe. Außerdem werde ich die Kommunikation auf diese Art weiterführen, da es sonst zu umständlich wird, wenn ich jedes mal mitteilen muss: überträgt mir dieses oder jenes, oder lässt mich innerlich dies oder jenes fühlen.

Amar blickt staunend zu mir hoch.

„An deiner Stelle würde ich reine Energie 'sehen'.“

„Soll das heißen, du siehst diese belebte Szene mit den seltsam herum huschenden, grauen Gestalten nicht?“

„Wozu, wenn ich doch Energie 'sehen' kann? Außerdem lassen sich die Springer auf diese Art viel schneller finden.“

Wir stehen an einer Kreuzung, wo ich eben die Straße zur linken überqueren wollte. Abrupt bleibe ich stehen und schleiche zur Mauer zurück, die eine kunstvolle Stuckatur aufweist, die ich bewundernd ansehen muss.

„Was?“ fragt Amar.

„Die Aussage hat mich etwas verwundert, weil es sich so anhört, als hätten wir hier so etwas wie einen Job“, gebe ich auf annähernd telepathische Art (ab und zu muss ich es erwähnen) zur Antwort.

„Das haben wir. Wir jagen Springer.“

„Was sind – Springer?“

„Das sind Wesenheiten, die entlang der Energie wandern und nicht, wie es normal der Fall ist, in die Energie hinein. Du musst es dir so vorstellen“, erklärt Amar weiter, als wäre er schon Millionen von Äonen auf der Welt und deshalb so weise, „egal, ob du die Energie als Bänder oder Felder 'siehst', dass sich die Ganzheit des Selbst immer in der Tiefe befindet.“

„Also nach unten in der Energie und nicht der Länge nach?“ hacke ich nach.

„Umständlich gesagt – ja. Umständlich ist es ja immer, da Energie nicht wirklich erklärt werden kann. Aber das weißt du ja selbst.“

„Ich dachte auch, dass es im lebendigen Zustand gar nicht möglich ist, sich energetisch der Länge nach zu bewegen.“

„Dachte ich auch, bis ich von den Springern hörte und mir vornahm, es zu meiner Aufgabe zu machen, sie zu jagen und von ihnen zu lernen.“
 
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Du schreibst sehr schön.
Die Frage, ob deine Entscheidung Bestimmung ist, regt mich sehr zum Nachdenken an. Vor allem, weil ich die Astrologie durchaus ernst nehme. Ein bisschen fatalistisch könnte ich da schon werden. Nach dem Motto, auch wenn ich falsch entschieden habe, ich kann gar nichts dafür, das war vorherbestimmt.
 
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