Die neuesten Leiden des jungen W.
KÖLN - Die Zahl der Selbsttötungsversuche bei Kindern und Jugendlichen in Köln und dem Umland hat stark zugenommen. Jede Nacht werden in die beiden Kölner Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie bis zu drei junge Patienten gebracht, die sich das Leben nehmen wollten.Die Uniklinik und das Krankenhaus Holweide zählen derzeit im Monat zwischen 50 und 60 dieser Fälle. Das berichteten die Klinikleiter Prof. Gerd Lehmkuhl und Prof. Christoph Wewetzer auf einer kinder- und jugendpsychiatrischen Fachtagung in Köln. Die Dunkelziffer ist vermutlich viel höher, schätzt Dr. Peter Melchers, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Kreiskrankenhaus Gummersbach die Lage ein. Vor zwanzig Jahren hat es nach Angaben der Mediziner "nur" einen Suizidversuch pro Woche in dieser Altersgruppe gegeben. Meist sind die lebensmüden Jugendlichen zwischen zwölf und 18 Jahre alt.
Die Selbsttötungsmotive sind nach Erfahrung der Mediziner sehr komplex. Auffallend sei, dass bei den gefährdeten Kindern und Jugendlichen die wenigsten Familien vollständig seien. Den Kindern fehlen Ansprechpartner, mit denen sie reden könnten, sagt Lehmkuhl. Zunehmende Armut der Eltern, dadurch bedingte Erlebnisse von Ausgrenzung und Chancenlosigkeit, Traumatisierung durch Mobbing in der Schule belasten diese Kinder und Jugendlichen ebenfalls.[...]
Etwa fünf Prozent aller Schüler sind nach einer Studie sehr aggressiv
Je älter, desto schwieriger die Intervention. Gewalt unter Schülern: Die Prävention sollte möglichst schon im Kindergarten- und Grundschulalter ansetzen, sagen Experten.
Von Sabine Schiner -
Tritte, Schläge, Kopfnüsse, einmal hatten sie seinen Kopf in eine Kloschüssel gesteckt. Sie banden ihn an einem Baum fest, warfen Messer nach ihm. Monate später erzählte der Grundschüler seiner Mutter davon. Jetzt wird er in einer psychosomatischen Klinik in Darmstadt behandelt, die Mutter hat Strafanzeige erstattet...
[ Quelle: Ärzte-Zeitung, 17.02.2004 ]