"Das muss uns die Gesundheit des Menschen wert sein" FAZ Gastbeitrag v. 22.10.14

Amant

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Die täglichen Berichte über das Leid der Ebola-Erkrankten und deren Angehöriger zeigen, wie hilflos Wissenschaft, Medizin und Politik dieser Epidemie gegenüberstehen. Impfstoffe werden geprüft, stehen aber bis jetzt nicht zur Verfügung, Ebola-spezifische Medikamente zur Behandlung von akut Erkrankten existieren nicht. Es gibt sie nicht, weil uns grundlegende Kenntnisse fehlen. Wir wissen nicht, wie diese Viren in Zellen eindringen, wie sie zerstören und dabei unsere körpereigene Abwehr überlisten und mit welcher Behandlung sie im Körper vernichtet werden könnten. Möglicherweise müssen ganz neue therapeutische Wege beschritten werden. Durch Behandlung mit Erbgutschnipseln (siRNA) gelang kürzlich die Heilung von Rhesus-Affen, die mit dem Ebola-ähnlichen Marburg-Virus infiziert worden waren. Es wird jedoch noch viele Studien mit Tieren und schließlich auch an Menschen erfordern, bis eine erfolgreiche Therapie zur Verfügung steht.

Bei der Hilfe für Parkinson-Patienten ist die Medizin schon weiter. Die Tiefenhirnstimulation ermöglicht bereits Tausenden von Patienten, die Bewegungsstörungen zu vermeiden, die für diese Krankheit charakteristisch sind. Bei dieser Therapie erhalten die Patienten eine Elektrode tief ins Gehirn eingepflanzt, mit der Regionen elektrisch stimuliert werden können, die bei der Parkinson-Erkrankung ihre normale Aktivität verloren haben. Diese Behandlung führt zu einer bis dahin unerreichten Lebensqualität für die Betroffenen. Auch hier war es die biomedizinische Grundlagenforschung, einschließlich von Studien und Testreihen an Affen, die die Voraussetzungen für diese Therapie geschaffen hat.
Diese zwei aktuellen medizinischen Herausforderungen zeigen, dass und warum tierexperimentelle Forschung notwendig ist. Immer dann, wenn Funktionen des intakten Organismus im Vordergrund einer Fragestellung stehen, sind Untersuchungen an Tieren notwendig, etwa in der Infektionsbiologie, der Kreislaufforschung, der Endokrinologie und in den Neurowissenschaften.

Zahlenmäßig nur eine Nebenrolle

Insgesamt spielen Tierversuche in den Biowissenschaften dabei rein zahlenmäßig nur eine Nebenrolle. Meistens werden Zell- oder Gewebekulturen verwendet, um die Details biochemischer Vorgänge, der Signalübertragung oder Genexpression zu entdecken. Aber Tierversuche haben eine Schlüsselfunktion, denn nur im Tierversuch kann die Bedeutung dieser Details für den gesamten Organismus aufgeklärt werden.
Tierversuche sind unvermeidlich, um die Grundlagen des Lebens zu verstehen und Fortschritte in der Medizin zu erreichen. Wir beeinträchtigen oder zerstören Leben, um mehr über das Leben zu erfahren. Ein klassisches ethisches Dilemma. Dieses Dilemma wird noch dadurch verschärft, dass die Forschung auch eine ethische Verpflichtung gegenüber den Menschen hat, um mit neuen Erkenntnissen die medizinische Versorgung zu verbessern. Dieses ethische Spannungsfeld ist eine hohe Hürde für alle, die mit Tieren wissenschaftlich arbeiten. Kein Mensch macht grundlos Tierversuche. Voraussetzung ist eine profunde wissenschaftliche Fragestellung, die einen bedeutenden Erkenntnisgewinn verspricht und die nur durch einen Tierversuch beantwortet werden kann. Natürlich muss auch eine entsprechende Ausbildung und Berufserfahrung gewährleisten, dass die Tiere dabei möglichst wenig belastet werden. Dies sind unerlässliche Voraussetzungen für den Erfolg eines Forschungsprojektes, und ihre Einhaltung liegt deshalb auch im Eigeninteresse der Forscher.

http://www.faz.net/aktuell/feuillet...tierversuche-unverzichtbar-sind-13220336.html

Was sagt Ihr dazu?
 
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Mal ein paar Kommentare von Menschen, die den Artikel gelesen haben.

T. Friedrichs schrieb:
Die entscheidende Frage scheint mir, ob die angestrebten und gewonnenen Erkenntnisse wirklich die einzige Möglichkeit sind, nachhaltig menschliches Leiden verringern. oder ob unsere Therapieerwartungen heutzutage oft aus Bequemlichkeit überzogen sind. Vor dem Hintergrund der heute weitverbreiteten Haltung vieler Patienten, die gerne für alles eine Piile hätten statt ihre Lebensführung hinterfragen oder, in der Schmerztherapie, kausal wirksame, aber regelmäßig mühsame bis schmerzhafte Übungen ausführen zu müssen, ist das in vielen Fällen zweifelhaft. Andererseits gibt es aber tatsächlich auch Menschen, deren Leid nur durch entsprechende Medikamente zu lindern ist. Die Tierschutzdebatte muss also die Debatte um Therapiemethoden und die Bereitschaft von Patienten zur Übernahme persönlicher Verantwortung für den eigenen Körper mit einschließen. Nur so ist die Vertretbarkeitsfrage beantwortbar.

Ärzte gegen Tierversuche schrieb:
92% der potentiellen Arzneimittel, die sich im Tierversuch als wirksam und sicher erwiesen haben, kommen nicht durch die klinische Prüfung, entweder wegen mangelnder Wirkung oder wegen unerwünschter Nebenwirkungen. Von den 8% der Wirkstoffe, die eine Zulassung erhalten, wird die Hälfte später wieder vom Markt genommen, weil sich beim Menschen weitere schwerwiegende, oft sogar tödliche Nebenwirkungen herausstellen." Quelle: Die Webseite der Organisation "Ärzte gegen Tierversuche". Die Organisation zeigt auch den Grund dafür auf, warum es diesen Missbrauch unserer Mitgeschöpfe immer noch gibt: "Tierversuche tragen nichts zur Entwicklung neuer Behandlungsmethoden bei. Die Pharmaindustrie führt sie durch, um sich abzusichern, falls etwas mit einem Produkt etwas schief geht."

A.Gonda schrieb:
"Kein Mensch macht grundlos Tierversuche." Gerade hat PETA wieder aufgedeckt, welche grausamen Versuche an Affenbabies durchgeführt werden, die ihren Müttern weg genommen werden. Was erfährt man da, was man nicht schon weiß? Robert M. Sapolsky beschreibt in seinem Buch, TV dennoch rechtfertigend, wie abgestumpft Forscher gegenüber dem Leiden ihrer Versuchstiere sind und dass sie den Tieren grausamste Qualen zufügen. Er sah sich in seinen Träumen auch schon mal als Dr. Mengele. Ich halte angeblichen menschlichen Fortschritt für keine ausreichende Begründung, völlig unbeteiligten und nicht profitierenden Tieren unvorstellbares Grauen anzutun. Ich halte es für eine ethische Pflicht seine Gier, auch seine NeuGIER zu beschränken. Vorsorge, ein gesundes Leben können das Entstehen vieler Krankheiten(übrigens auch durch Tierqualprodukte hervor gerufene Krankheiten), für die Tiere in unvorstellbarem Ausmaß geopfert werden, verhindern. Aber dann gäbe es nicht so schöne Profite, hier wie da!


Sind Tierversuche wirklich unverzichtbar?
 
Wo ist denn das anzunehmende Verbindungsglied zwischen Mensch und Tier?
Oder besser, was unterscheidet uns von den Tieren? Vielleicht sollte die Wissenschaft genau das erst einmal klären, bevor solche unsinnigen Versuche gemacht werden.

Ob Gott auch solche Versuche mit uns gemacht hat, bevor er den Menschen erschuf?
 
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Vorab: Der Gastbeitrag in der FAZ ist natürlich von vorne bis hinten einseitig ins rechte oder auch linke Licht geleiteter Dummfug. Aber ist doch interessant, wie das in Worte gekleidet wird. Man müsste nur noch wissen, für welchen Wirtschaftszweig der Artikelschreiber sonst tätig ist. ;-)

Wo ist denn das anzunehmende Verbindungsglied zwischen Mensch und Tier?
Oder besser, was unterscheidet uns von den Tieren? Vielleicht sollte die Wissenschaft genau das erst einmal klären, bevor solche unsinnigen Versuche gemacht werden.

Das entzieht sich in der Tat und mutet schleierhaft an, der Höherstellungsanspruch, mit dem Mensch sich selbst ausstattet, um in der Folge nachgewiesenermaßen weitestgehend sinnlose Greueltaten vornehmen zu können, woraus speist sich dieser? (Ich nehme jetzt mal nicht an, dass es einen religiösen Bezug hat, das wäre recht absurd.)

Ob Gott auch solche Versuche mit uns gemacht hat, bevor er den Menschen erschuf?

Vielleicht ist es eher so, dass wir der Versuch selbst sind. Auf die Forschungs-Ergebnisse und die Konsequenzen daraus darf man also gespannt sein. :unsure:
 
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