Lieber handwerker,
offenbar habe ich mich unpräzise ausgedrückt: mir ging es mit der anmerkung zu mikrosekunden um folgendes:
ich möchte gar nicht jede noch bewußt greifbare Zeiteinheit als solche wahrnehmen (was sich im übrigen sowieso eher im zehntelsekundenbereich bewegen würde) und ständig mit dem sekundenzeiger im kopf herunlaufen.
Dies bedeutet im weiteren sinne, daß ich nicht jede meiner vollzogenen und unterlassenen handlungen, gedanken und gefühle permanent philososphisch und/oder vorgeblich philosophisch vom Intellekt durchanalysieren und kategorisieren lasse.
Warum? Weil mir dann nähmlich das Leben als allumfassendes komplexes Ganzes entgeht.
"Dem Glücklichen schlägt keine Stunde", sagt der Volksmund dazu.
Ich hatte mir durchaus etwas dabei gedacht, das Faust-Zitat zur Verdeutlichung anzuführen, handwerker, aber es ist klar, daß du es rausgelassen hast aus deiner betrachtung.
Du scheinst aus meiner Sicht nämlich alles nur unter dem beschränkten und sich selbst beschränkenden Bllickwinkel des Intellekts zu betrachten bzw. du glaubst offenbar, dies tun zu können/zu müssen und mehr noch, es auch tatsächlich zu tun. Was, nebenbei bemerkt, eine Illusion wäre.
Ein dichterisches Bild läßt sich, wie jedes künstlerische Werk, freilich nicht mit dem Intellekt allein erfassen, geschweige denn rational "verstehen". Schon gar nicht das Leben.
Leid und Leben:
Du selbst hast es gesagt: Leben ist nicht, weil es sich ständig verändert. leid sei aber, "zweifellos". Huch?
Du versuchst, seelische und emotionale Vorgänge in ein Korsett des Intellekts zu pressen und da das natürlich nicht funktionieren kann, biegst du dir alles irgendwie zurecht, im Zweifelsfall ist halt alles Illusion, was dabei stören könnte.
Das von dir ohne jede beweisführung aufgestellte axiom: "was sich verändert, ist nicht" - ist aus meiner Sicht absurd, aber es ist unverzichtbarer bestandteil deines beschränkten, weil einseitig intellekt-bezogenen Weltbildes.
Ich weiß nicht, wie alt oder jung du bist, handwerker und auch nicht, wer oder was dich in den letzten 1-2 Jahren zu dieser ungemein verengten, eindimensionalen und zugleich überaus fatalistischen Sicht der Welt und des Lebens gebracht hat.
Ich weiß nur, ich möchte nicht mit dir tauschen.
So, wie du dich liest, bist du feste dabei, dich selbst lebendig zu begraben.
Liebe Grüße, Stephan
P.S. @Topper, was hatte ich dir geschrieben?