Ich lese ein wenig in Wikipedia, um zumindest die restliche Zeit meines Daseins ein wenig sinnvoll zu nutzen, denn mein ganzes Leben habe ich nur gesoffen, herumrandaliert und Unsinn getrieben, so bin ich verhältnismäßig alt geworden und habe es dabei versäumt, mich ausreichend zu bilden. Daher habe ich heute oft mit schweren Minderwertigkeitsgefühlen zu kämpfen. Diese muss ich - wie ich soeben bei Wikipedia gelernt habe - durch ein Gefühl der Überlegenheit ausgleichen. Doch ist mir nicht klar, worüber ich überlegen sein könnte. Das Objekt meines Überlegenheitsrausches fehlt mir oder ist mir abhanden gekommen.
Aber es ist mir leider nicht gegeben, mich tiefer mit dieser Materie zu befassen, denn bereits beim "Anlesen" der - vielleicht schon überholten - Neuroselehre tauchen neue Fragen in meinem Kopf auf und verhinder so ein weiteres Versenken in den Stoff. Fragen, deren Beantwortung ich in mir selber finden muss. Ja, ich bin wahrscheilich krank, denn es ist wie ein Zwang, selber Antworten auf diese Fragen zu finden. Aber ich schreib sie trotzdem hier her. Weil ich skrupellos bin.
Wiki: Die Neurose ist eine allgemeine psychische Verhaltensstörung von längerer Dauer. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass sie erst im Laufe der Entwicklung entstanden ist.
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Im Laufe welcher Entwicklung? Ihrer eigenen?
Ist es nicht so, dass alles auf der Erde, alles was der Zeit unterworfen ist erst im Laufe seiner Entwicklung entsteht?
Der Mensch selber, seine Krankheiten bis hin zu den technischen Inovationen?
Was gibt es auf dieser Welt, das nicht im Laufe seiner Entwicklung entsteht?
Adler 1913: Jede Neurose kann als ein Versuch verstanden werden, sich aus einem Gefühl der Minderwertigkeit zu befreien, um ein Gefühl der Überlegenheit zu gewinnen.
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Was ist das Gefühl der Minderwertigkeit?
Wo/wie entsteht es, wo kommt es her?
Oder wird es erst gemacht?
Ist es dem Neugeborenen als Keim eingelegt?
Oder wird es erst in der Interaktion (Vergleich und Wettbewerb) mit Anderen erschaffen?
Braucht es den Vergleich mit einem hochwertigen Gegenüber, einem Ideal, das es am Ende gar zu überflügeln gilt?
Oder ist auch der Keim der Hochwertigkeit (das von Gott selbst eingelegtes Menschenbild) im Neugeborenen bereits angelegt, um irgendwann aufzubrechen?
Überlegenheit - worüber?
Über das für hochwertig Erklärte im Außen oder ein minderwertiges Selbstgefühl?
Oder über den aufgebrochenen, natürlichen Keim der Minderwerigkeit im eigenen Inneren? (sofern es so einen gibt, ist ja wissenschaftlich nicht bewiesen)
Adler: Der Weg der Neurose führt nicht auf die Linie der sozialen Aktivität, zielt nicht auf die Lösung der gegebenen Lebensfragen, mündet vielmehr in den kleinen Kreis der Familie und erzielt die Isolation.
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Wodurch werden Lebensfragen definiert?
Durch den äußere Anspruch an Hochwertigkeit, entstanden aus dem Vergleich und Wettbewerb?
Oder durch den aufgebrochenen Keim der Hochwertigkeit? (Das von Gott eingelegte Menschenbild)?
Was ist krank daran, wenn der Mensch auf den kleinen Kreis der Familie konzentriert ist?
Ist sie nicht Zelle der sozialen Gemeinschaft und was passiert mitunter, wenn sie erkrankt?
Adler: Der Wirklichkeit zum großen Teile abgewandt, führt der Nervöse ein Leben in Einbildung und Fantasie
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Am Ende gar ahnend darum, dass Konditionierung und Determination durch die eigene Art ihn versklavt und ihn so antreibt, einen Weg in die Freiheit zu suchen?
Adler: und bedient sich einer Anzahl von Kunstgriffen, die es ihm ermöglichen, realen Forderungen auszuweichen und eine ideale Situation anzustreben, die ihn einer Leistung für die Gemeinschaft und der Verantwortlichkeit entzieht.
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Was ist die kleinste Zelle der Gemeinschaft?
Wer bildet ihn aus, in dieser Anwendung von Kunstgriffen?
Ist der Ruf des Himmels keine reale Forderung, wenn dieser laut vernommen wird?
Ist keine Leistung - Arbeit - zu erbringen, wenn der Gläubige diesem Ruf folgen will - mit seiner Familie, in einer Gemeinde oder oder allein?
Oder ist es sogar Schwerarbeit, die selbsterschaffenen Kerkermauern der Determination durch die eigene Art zu durchbrechen ohne dabei all zu asozial und kriminell zu werden?
Adler: Diese Enthebungen und die Privilegien der Erkrankung, des Leidens, bietet ihm den Ersatz für das ursprüngliche, riskante Ziel der realen Überlegenheit.
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Überlegenheit worüber wieder?
Über das von außen suggerierte Bild der Minderwertigkeit oder über den Keim ds Minderwertigkeitsgefühls in sich Selbst?
Was, wenn der sogenannte Kranke das persönliche Interesse an dem äußeren Wettbewerb verloren hat?
Macht dieser Umstand dieses Interessensverlustes allein ihn schon zum Kranken?
Hat er nun zwanghaft Interesse zu entwickeln oder ist er zum Tode verurteilt, um nicht mehr krank zu sein?
Adler: So stellt sich die Neurose und die Psyche als ein Versuch dar, sich jedem Zwang der Gemeinschaft durch einen Gegenzwang zu entziehen. Letzterer ist derart zugeschnitten, dass er der Eigenart der Umgebung und ihren Forderungen wirkungsvoll entgegentritt. Der Gegenzwang hat einen revoltierenden Charakter, holt sein Material aus geeigneten affektiven Erlebnissen oder aus Beobachtungen, präokkupiert die Gedanken- die Gefühlssphäre mit solcher Regung, aber auch mit Nichtigkeiten, wenn sie nur geeignet sind, den Blick und die Aufmerksamkeit des Patienten von den Lebensfragen abzulenken.
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Wer definiert diese Lebensfragen?
Und wer kennt die Evolution des Menschengeistes innerhalb der Erdgeschichte zum einen?
Und innerhalb eines einzelnen Menschenlebens (Individuum) zum anderen?
Adler: Auch die Logik gelangt unter die Diktatur des Gegenzwangs. Dieser Prozess kann bis zur Aufhebung der Logik, wie in der Psychose, gehen. Alles Wollen und alles Streben des Nervösen steht unter dem Diktat seiner Prestigepolitik, greift immer Vorwände auf, um Lebensfragen ungelöst zu lassen, und wendet sich automatisch gegen die Entfaltung des Gemeinschaftsgefühls.
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Wehrt er sich gegen das Gemeinschaftsgefühl oder wehr er sich dagegen, sich einem "rein" weltlichen Gesetzt zu unterwerfen, nach dem alles, was Wert und Geltung erlangt unter Ausschluss der göttlichen Dimension des Menschen festgelegt wird und passiert, sei es in der Wissenschaft, in der Politik oder im Handesltreiben?
Wehrt er sich dagegen, weil dieser Ausschluss der göttlichen Dimension aus dem Alltagsdenken die Menschenseele fest mit der Materie verbindet?
Ist es nicht vielleicht sogar so, das Religion kein Vorwand sondern Gott Ur-Grund des Seins ist und freier Geist dazu?
Ist aus dieser Freigeistigkeit Gottes nich auch der religiöse, auf Gott gerichtete Mensch bestimmt, frei zu werden?
Folgt er so nicht auch einem inneren Trieb, einer Verpflichtung - einem Bündnis mit gleich - jeden Zwang zu überwinden, der ihm durch die eigene Art auferlegt wird - oder den er sich auch selbst auferlegt hat - in falschem Glauben an die Welt?
Arbeitet er unbewusst oder bewusst vielleicht auch daran, Zwänge aufzulösen, die er bisher unbewusst anderen auferlegt hat?
Beginnt der Mensch mit der Suche nach diesem Weg in die Freiheit, wenn der inner Keim der Hochwertigkeit - für den es wahrscheinlich keinen wissenschaftlichen Beweis gibt - aufgebrochen ist?
Und ist das in Wirklichkeit vielleicht gar kein Zeichen von Krankheit sondern ein Zeichen von Genesung?
Kann vielleicht gar nicht von einem Wunsch nach Überlegenheit die Rede sein, weil der Freiheit suchende, gottgläubige Mensch sich auch von anderen Menschen nicht abwenden kann und will und nur einem natürlichen, göttlichen Trieb folgt, wenn er sich zu einem Schwächeren hinunterbeugt, um diesem hochzuhelfen, soweit es die eigene Kraft und Fähigkeit erlaubt?
Kann man wissenschaftliche und politische Arbeit derart gestalten, dass diese Erde auch für den religiösen Menschen bewohnbar wird, ohne in in innere Zwiespälte zu treiben oder ist dieser immer gezwungen, diese Erde zu verlassen und darf sie trotzdem nicht ablehnen, weil hier eben das Leben seinen Lauf nimmt, vergleichbar mit einem Fluss, der einer Quelle entspringt?
Ist es wie eine schmerzhafte Geburt?
Kann der Mensch, als nicht unwesentlicher Teil der Schöpfung etwas tun, diese Geburt schmerzfreier zu gestalten?
Indem er seine göttliche Dimension, seine eigentliche Abstammung wieder ins Alltagsleben einbringt?
Ist diese Geburt der Welt mitunter als Ringen zwischen diesem inneren und diesem äußeren Menschen auch für den Einzelnen erfahrbar?
Nein! Das war der falsche Lesestoff heut morgen. Jetzt hab ich noch mehr Fragen im Kopf als vorher. Ich brauch ein Kopfwehpulver.