... Voraussetzung ist jedoch etwas anderes: Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst, tue Gutes, auch wenn sie dich hassen.
Wow, schlechte Post. Kann man jemanden lieben , der einen hasst?
Lieber Eli,
Du schreibst einerseits davon, dass die Nächstenliebe eine Voraussetzung für die Annahme des Lichtes sei und ein paar Worte weiter schreibst Du vom Guten. Heißt das nun nicht, dass im Prinzip das Gute im Mittelpunkt unseres Tuns stehen sollte und weniger die Nächstenliebe?
Wie ist das nun mit der Liebe, kann ich sie wirklich durch das Wollen bestimmen – wenn es doch eigentlich ein Gefühl ist? Wir können uns zwar vornehmen jemand lieben zu wollen, ob sich da aber in unserem Herzen ein solches Gefühl einstellt, ist eine andere Sache. Werde ich da nicht leicht zu einem Heuchler, wenn ich von der Nächsten- oder gar einer Feindesliebe rede?
Wäre es da nicht klüger und ehrlicher vom Guten zu reden, das ich auch willentlich bestimmen kann?Zarathustra hatte dazu einmal gesagt, dass jeder Mensch unabhängig von seiner Herkunft oder Standes die Gnade Gottes durch Gutes denken, Gutes reden und Gutes tun erreichen könne. Wenn man nun die Gnade Gottes mit dem Seelenheil eines Menschen verbindet, erscheint mir der Gedanke Zarathustras der bessere Weg zu mehr Menschlichkeit zu sein.
Was bei ihm ganz entscheidend ist, dass er nicht nur vom Wollen redet, sondern auch vom Tun. So muss ich auch nicht mehr zum Heuchler werden, wenn ein Feind zu meinem Nächsten wird und meiner Hilfe bedarf – denn um ihm Gutes zu tun, muss ich ihn nicht gleich lieben.
Nächstenliebe alleine reicht zudem nicht aus, um ein besserer Mensch zu werden, denn es gibt noch andere Dinge, die hierbei eine Rolle spielen und nichts mit dem Nächsten zu tun haben. Da wäre die Sorge um das eigene Seelenheil, denn es kann von mir nur das ausgehen, von dem ich auch erfüllt bin. Ja und da gäbe es auch noch die Achtsamkeit, des eigenen Tuns oder der Welt, in der unser Dasein eingebunden ist.
Ich bin nun kein Anhänger Zarathustras, aber zumindest sein Gedanke zum Guten erscheint mir aufrichtiger und klüger, als ein scheinheiliger Aufruf zur Nächstenliebe. Eventuell folgt ja mancher einem Logos, das er so weit in der Ferne gerückt hat, dass er es selbst nicht mehr erreichen kann?
Merlin