"Das gibt es in vielen Religionen, auch in der christlichen."

Und das spielt eine wesentliche Rolle für den Charakter einer solchen Religion.
Eine Religion hat keinen Charakter, kein Temperament und auch keine Mentalität. Das sind Ausdrücke für die Beschreibung von Menschen.

Und auch Menschen sind es die Religionen gründen, fördern und verbreiten. Über deren Motivationen sollte man sich unterhalten, dann kommt man zu des Pudels Kern.

LGInti
 
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Gilt das Alte Testament für Christen? Sie singen und beten die Psalmen des Alten Testaments, aber sie opfern keine Tiere. Sie feiern den Sonntag, obwohl in den Zehn Geboten steht, dass man den Sabbat begehen soll, also den Samstag.
Gut.
Schon vor zwei Jahren schrieb der Berliner evangelische Theologe Notger Slenczka in einem Aufsatz: "Die christliche Gemeinde ist in den Texten des Alten Testaments nicht angesprochen." Darin stimme die Bibelwissenschaft der letzten Jahrzehnte überein.
Der letzten Jahrzehnte?
Und setze sich damit von früheren Auffassungen ab.
Was für Auffassungen? Gut, "angesprochen sein" kann man so oder so verstehen. Daß das jüdische Gesetz auch für Christen gilt, dürfte wohl niemand gemeint haben? Und wenn doch wer mit welcher Argumentation?
Er stellte daher die Frage, ob die Kirche das Alte Testament als Heilige Schrift nicht ablehnen müsse.
Das sehe ich nicht so.
Oder im Rang herabstufen.
Das ist bereits der Fall, aber ich stimme darin zu, daß das viel zu wenig deutlich ist in der christlichen Veröffentlichungspraxis. Wie schon anderswo gefordert sollte man vielleicht das Alte Testament in einen Anhang setzen, wenn die Leute schon Bibelausgaben kaufen wollen, die auch das Alte Testament enthalten.
Etwa so wie jetzt schon die sogenannten Spätschriften des Alten Testaments.
Da sehe ich noch einen Unterschied, das sollte man meiner Meinung nach nicht tun.
Der Münchner Erzbischof Michael Kardinal Faulhaber hatte das Alte Testament, das er eigentlich schätzte, 1933 so charakterisiert: "Das Alte Testament war an sich gut, im Vergleich mit dem Evangelium aber Stückwerk, Halbheit, Unvollkommenheit. Das Neue Testament hat vollendet, hat die ganze Offenbarung Gottes gebracht. Kommt das Vollkommene, dann hört das Stückwerk auf."
Wobei er sich offenbar auf das Neue Testament bezog.
Oder, noch ein Jahrhundert früher, der Theologe Friedrich Schleiermacher. Der sagte: "Das lebendige Christentum bedarf in seinem Fortgange gar keines Stützpunktes aus dem Judentum."
Das kann man so sehen, als historischen Zusammenhang sollte man das Alte Testament aber durchaus anschauen können, wenn man manches tiefer verstehen wollte.
Schon am Anfang des Christentums, im zweiten Jahrhundert, hatte der später als Ketzer verurteilte Theologe Markion einen scharfen Gegensatz gesehen zwischen dem Gott des Gesetzes im Alten und dem Gott der Liebe im Neuen Testament.
Verschiedene Götter anzunehmen ist unbiblisch.
Jetzt sind die Kirchen der Ansicht, die Christenheit stehe an der Seite der Juden in einem zweiten Bund mit Gott, und der erste mit den Juden sei ungekündigt. Eine Reihe evangelischer Kirchen hat diese Überzeugung in ihre Verfassungen aufgenommen. Die katholische Kirche vollzog die Kehrtwende in der Erklärung "Nostra Aetate" des Zweiten Vatikanischen Konzils. Immer mehr Christen reden seither nicht mehr vom Alten, sondern vom Ersten Testament oder der Hebräischen Bibel.
Politik.
Klar, dass Slenczka damit die Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit reizen musste. Friedhelm Pieper, ihr evangelischer Präsident, schlug Alarm. Er nannte Slenczkas Aufsatz einen theologischen Skandal. Und beklagte, dass dessen Meinung zwei Jahre lang fast unbemerkt und ohne Widerspruch im Raum stand. Slenczka stelle sich in die "antijüdische Tradition des deutschen Protestantismus". Der jüdische Pädagoge Micha Brumlik sah bereits einen neuen Antijudaismus in der evangelischen Kirche heraufziehen. Kommt das Dritte Reich im Protestantismus wieder?

Das wirkte. Kein Vorwurf wiegt in der evangelischen Kirchen schwerer als dieser. Fünf von Slenczkas Professorenkollegen der Berliner Humboldt-Universität distanzierten sich öffentlich: Seine Meinung sei "historisch nicht zutreffend und theologisch inakzeptabel". Für die fünf ist klar, "dass das Alte Testament in gleicher Weise wie das Neue Testament Quelle und Norm der evangelischen Theologie ist und bleiben wird".
Und was soll das heißen "in gleicher Weise Quelle"?
Schon die frühe Kirche legte Wert darauf, dass die Verbindung mit dem Judentum nicht abriss. Sie erklärte genau die Bücher des Alten Testaments für verbindlich, die auch den Juden heilig waren.
Das sagt aber nichts über die theologische Einordnung der Inhalte aus und beantwortet auch nicht an sich die Frage, ob es Christen gibt, die das jüdische Gesetz als für Christen weitergeltend ansehen.
 
Ich verstehe nicht, wie man das einer Schriftreligion absprechen kann.
>Zitat Wikipedia:
>Unter Charakter versteht man traditionell – ausgehend von der aristotelischen Ethik – und erneut in der modernen Psychologie diejenigen persönlichen Kompetenzen, die die Voraussetzung für ein moralisches Verhalten bilden.

In einer zweiten, in der antiken Naturphilosophie wurzelnden Traditionslinie versteht man unter dem Charakter eines Menschen auch dessen Temperament bzw. dessen auffällige Verhaltensgewohnheiten.

ergo - da Religionen keine Personen sind können sie keinen Charakter haben - damit vermenschlichst du eine religiöse Organisationsform

LGInti
 
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Wenn jemand vom Charakter eines Romans sprechen würde, würde es vermutlich kaum jemanden stören. Und es gäbe in solchen Einschätzungen wohl auch immer wieder Parallelen. Ich frage mich, wieso das bei "Heiligen Schriften" zur Zeit so oft abgetan wird.
 
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