Das Ego-Dogma

intrabilis schrieb:
Hallo Equinox,

Dann fang' ich schon an.

Zur Illusion:

Verfolgt man diese Aussage Konsequent bis zum bitteren Ende bleibt nurmehr sie übrig.
Kurz. Ich sehe ein Bild meiner Umwelt. Meinetwegen ist Bild gleich Illusion.
Ich sehe mit dem Auge welches ich aber ebenfalls (im Spiegel) sehen kann. Also ist mein Auge ebenfalls eine Illusion. Eine Illusion sieht eine Illusion.
Wessen Illusion? Meine Illusion?
Bist Du eine Illusion von mir oder bin ich eine Illusion von Dir?
Es führt zu nichts das fortzusetzen, denn es bleibt nichts, das eine Illusion haben könnte.

Ich betrachte mich allerdings als existent, aber wie geht das dann.

Um die These der Illusion stützen zu wollen kann man dann sagen: Ich bin eigentlich Seele. Eine Annahme als Beweis einer Annahme?
Wohin führt das?

lg


Hallo Intrabilis


Der Geist ist es der der Illusion unterliegt nicht auf einem weg zu sein sondern sich schon am ende des Weges befindet, daraus ergibt sich das Materiell ausgerichtete Leben auf diesem Planeten aber es hat immer wieder Menschen gegeben die diese Illusion durchschaut haben z.b. hat sich daraus der Innere weg entwickelt also die Esoterik.


Grüße Equinox
 
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Hallo!

Da sprechen eben unsere Egos aus uns heraus oder? ;) Kann aus uns noch etwas Anderes sprechen? Wenn ja, wie heißt dieses Andere und wie unter-
scheidet es sich von dem Ego? Man (wer ist das eigentlich?) sollte immer vorher ankündigen: Vorsicht jetzt spricht mein Ego aus mir heraus und Vorsicht jetzt wieder das Andere (was?). :rolleyes:

Ich finde es lustig, wenn Ego sagt: Man sollte mich überwinden, nein, man sollte micht brechen, nein, man musste mich zähmen, nein, man musste mich integrieren oder doch nicht? :D

Lazpel, was verstehst unter Ego?

Alles Gute :)
P.
 
Hallo Intarbilis

Ich finde diese Geschichte sehr gut in Bezug auf Illusion. :move1:

Johann Peter Hebel

Kannitverstan

Der Mensch hat wohl täglich Gelegenheit, in Emmendingen und Gundelfingen so gut als in Amsterdam Betrachtungen über den Unbestand aller irdischen Dinge anzustellen, wenn er will, und zufrieden zu werden mit seinem Schicksal, wenn auch nicht viel gebratene Tauben für ihn in der Luft herumfliegen. Aber auf dem seltsamsten Umweg kam ein deutscher Handwerksbursche in Amsterdam durch den Irrtum zur Wahrheit und zu ihrer Erkenntnis. Denn als er in diese grosse und reiche Handelsstadt voll prächtiger Häuser, wogender Schiffe und geschäftiger Menschen gekommen war, fiel ihm sogleich ein grosses und schönes Haus in die Augen, wie er auf seiner ganzen Wanderschaft von Tuttlingen bis nach Amsterdam noch keines erlebt hatte. Lange betrachtete er mit Verwunderung dies kostbare Gebäude, die sechs Kamine auf dem Dach, die schönen Gesimse und die hohen Fenster, grösser als an des Vaters Haus daheim die Tür. Endlich konnte er sich nicht entbrechen, einen Vorübergehenden anzureden. "Guter Freund", redete er ihn an, "könnt Ihr mir nicht sagen, wie der Herr heisst, dem dieses wunderschöne Haus gehört mit den Fenstern voll Tulipanen, Sternenblumen und Levkojen?" - Der Mann aber, der vermutlich etwas Wichtigeres zu tun hatte und zum Unglück gerade so viel von der deutschen Sprache verstand als der Fragende von der holländischen, nämlich nichts, sagte kurz und schnauzig: "Kannitverstan", und schnurrte vorüber. Dies war nur ein holländisches Wort oder drei, wenn man's recht betrachtet, und heisst auf deutsch soviel als: Ich kann Euch nicht verstehn. Aber der gute Fremdling glaubte, es sei der Name des Mannes, nach dem er gefragt hatte. Das muss ein grundreicher Mann sein, der Herr Kannitverstan, dachte er und ging weiter. Gass aus Gass ein kam er endlich an den Meerbusen, der da heisst: Het Ei, oder auf deutsch: das Ypsilon. Da stand nun Schiff an Schiff und Mastbaum an Mastbaum, und er wusste anfänglich nicht, wie er es mit seinen zwei einzigen Augen durchfechten werde, alle diese Merkwürdigkeiten genug zu sehen und zu betrachten, bis endlich ein grosses Schiff seine Aufmerksamkeit an sich zog, das vor kurzem aus Ostindien angelangt war und jetzt eben ausgeladen wurde. Schon standen ganze Reihen von Kisten und Ballen auf- und nebeneinander am Lande. Noch immer wurden mehrere herausgewälzt und Fässer voll Zucker und Kaffee, voll Reis und Pfeffer und salveni Mausdreck darunter. Als er aber lange zugesehn hatte, fragte er endlich einen, der eben eine Kiste auf der Achsel heraustrug, wie der glückliche Mann heisse, dem das Meer all diese Waren an das Land bringe. "Kannitverstan", war die Antwort. Da dachte er: Haha, schaut's da heraus? Kein Wunder, wem das Meer solche Reichtümer an das Land schwemmt, der hat gut solche Häuser in die Welt stellen und solcherlei Tulipanen vor die Fenster in vergoldeten Scherben. Jetzt ging er wieder zurück und stellte eine recht traurige Betrachtung bei sich selbst an, was er für ein armer Teufel sei unter so viel reichen Leuten in der Welt. Aber als er eben dachte: Wenn ich's doch nur auch einmal so gut bekäme, wie dieser Herr Kannitverstan es hat, kam er um eine Ecke und erblickte einen grossen Leichenzug. Vier schwarz vermummte Pferde zogen einen ebenfalls schwarz überzogenen Leichenwagen langsam und traurig, als ob sie wüssten, dass sie einen Toten in seine Ruhe führten. Ein langer Zug von Freunden und Bekannten des Verstorbenen folgte nach, Paar und Paar, verhüllt in schwarze Mäntel und stumm. In der Ferne läutete ein einsames Glöcklein. Jetzt ergriff unsern Fremdling ein wehmütiges Gefühl, das an keinem guten Menschen vorübergeht, wenn er eine Leiche sieht, und er blieb mit dem Hut in den Händen andächtig stehen, bis alles vorüber war. Doch machte er sich an den letzten vom Zug, der eben in der Stille ausrechnete, was er an seiner Baumwolle gewinnen könnte, wenn der Zentner um zehn Gulden aufschlüge, ergriff ihn sachte am Mantel und bat ihn treuherzig um Exküse. "Das muss wohl auch ein guter Freund von Euch gewesen sein," sagte er, "dem das Glöcklein läutet, dass Ihr so betrübt und nachdenklich mitgeht." "Kannitverstan!" war die Antwort. Da fielen unserm guten Tuttlinger ein paar grosse Tränen aus den Augen, und es ward ihm auf einmal schwer und wieder leicht ums Herz. "Armer Kannitverstan," rief er aus, "was hast du nun von allem deinem Reichtum? Was ich einst von meiner Armut auch bekomme: ein Totenkleid und ein Leintuch, und von allen deinen schönen Blumen vielleicht einen Rosmarin auf die kalte Brust oder eine Raute." Mit diesem Gedanken begleitete er die Leiche, als wenn er dazu gehörte, bis ans Grab, sah den vermeinten Herrn Kannitverstan hinabsenken in seine Ruhestätte und ward von der holländischen Leichenpredigt, von der er kein Wort verstand, mehr gerührt als von mancher deutschen, auf die er nicht achtgab. Endlich ging er leichten Herzens mit den andern wieder fort, verzehrte in einer Herberge, wo man Deutsch verstand, mit gutem Appetit ein Stück Limburger Käse, und wenn es ihm wieder einmal schwer fallen wollte, dass so viele Leute in der Welt so reich seien und er so arm, so dachte er nur an den Herrn Kannitverstan in Amsterdam, an sein grosses Haus, an sein reiches Schiff und an sein enges Grab.

Grüße Equinox
 
Equinox schrieb:
Hallo Intrabilis

Der Geist ist es der der Illusion unterliegt nicht auf einem weg zu sein sondern sich schon am ende des Weges befindet, daraus ergibt sich das Materiell ausgerichtete Leben auf diesem Planeten aber es hat immer wieder Menschen gegeben die diese Illusion durchschaut haben z.b. hat sich daraus der Innere weg entwickelt also die Esoterik.

Grüße Equinox

Hallo Equinox,

Ich hatte eine Diskussion mit jemandem, der aus der gleichen Aussage schlussfolgerte, dass Mensch eigentlich reiner Geist wäre.
Es läuft aber auf das selbe hinaus.

Hier wird ebenfalls eine Annahme als Beleg einer Annahme zugezogen.
Meiner Ansicht nach ist die Theorie Materie gleich Illusion nicht richtig.
Wie will man diese Aussage auch belegen?
Also sind (für mich) auch sämtliche Theorien die darauf basieren nicht richtig.

Wie mans dreht und wendet.
Wie ein kleines Kind könnte ich nun so lange fragen bis wir wieder da sind, wo wir schon waren.
Statt was ist Seele, was ist Geist?
Je komplexer die Theorie, desto länger wird es dauern bis man zu dieser Frage kommt, aber man kommt dorthin.
Irgendwann kommt der Punkt sagen zu müssen: Das ist halt so. Und das ist das Dogma.

lg
 
intrabilis schrieb:
Hi Lazpel,

Enstanden im Orient, und von da aus über den Hinduismus nach Asien, über das Christentum nach Europa gelangt.

Wahrscheinlich entstammt die Idee der Aufgabe, dem Wunsch nach Glück.
Dem Versuch das zu beseitigen, was Unglück bringt.
Im Endeffeckt kann das alles sein, sogar das Glück selbst (siehe zb. Sex)

Für mich in keiner Weise nachvollziehbar, aber das Glück kann nur jeder für sich selbst definieren. Wenn man meint, dass kein Unglück bereits Glück bedeutet...

So auch eine Suche nach dem Glück in einer anderen Welt, Ebene, Zustand etc. aus dem Gedanken, dass es in dieser Welt nur Sünde/Unglück gibt.

lg

Hallo Intrabilis!

Es geht nicht um Glücksmomente (zb.Sex), sondern um dauerhaftes = nicht
durch Leid, Schmerz, Trauer, Wut, Langeweile usw. unterbrochenes Glück.
Das ist nicht möglich im "normalen" Leben zu erreichen, trotzdem der größte
Wunsch mancher Menschen. Diese Menschen glauben, wenn man etwas
Wesentliches (Ego?) auf sich ändert, dass dieser große Wunsch wahr wird.

Wenn jemandem die Glücksmomente reichen und wenn er sich mit dem ab
und zu kommenden Leid abfinden kann, warum sollte es etwas suchen, etwas
ändern wollen? :cool:

Und jemand ist eben bereit die Glücksmomente (zb.Sex) aufzugeben um
dauerhaftes Glück zu erreichen. ;)

Alles Gute :)
P.
 
Hi nochmal,

Die Geschichte von Kannitverstan kenne ich schon seit meiner Kindheit.
Sie ist wirklich köstlich.
Selbst sieht man sich nur zu gern auf der Seite des Verstehenden.
Zum genseitigen verstehen brauchts aber 2.

lg
 
Zauberin schrieb:
Hallo Intrabilis!

Es geht nicht um Glücksmomente (zb.Sex), sondern um dauerhaftes = nicht
durch Leid, Schmerz, Trauer, Wut, Langeweile usw. unterbrochenes Glück.
Das ist nicht möglich im "normalen" Leben zu erreichen, trotzdem der größte
Wunsch mancher Menschen. Diese Menschen glauben, wenn man etwas
Wesentliches (Ego?) auf sich ändert, dass dieser große Wunsch wahr wird.

Wenn jemandem die Glücksmomente reichen und wenn er sich mit dem ab
und zu kommenden Leid abfinden kann, warum sollte es etwas suchen, etwas
ändern wollen? :cool:

Und jemand ist eben bereit die Glücksmomente (zb.Sex) aufzugeben um
dauerhaftes Glück zu erreichen. ;)

Alles Gute :)
P.

Wie ich sehe, werde ich ab und zu doch verstanden.

alles liebe
 
intrabilis schrieb:
Hallo Equinox,

Ich hatte eine Diskussion mit jemandem, der aus der gleichen Aussage schlussfolgerte, dass Mensch eigentlich reiner Geist wäre.
Es läuft aber auf das selbe hinaus.

Hier wird ebenfalls eine Annahme als Beleg einer Annahme zugezogen.
Meiner Ansicht nach ist die Theorie Materie gleich Illusion nicht richtig.
Wie will man diese Aussage auch belegen?
Also sind (für mich) auch sämtliche Theorien die darauf basieren nicht richtig.

Wie mans dreht und wendet.
Wie ein kleines Kind könnte ich nun so lange fragen bis wir wieder da sind, wo wir schon waren.
Statt was ist Seele, was ist Geist?
Je komplexer die Theorie, desto länger wird es dauern bis man zu dieser Frage kommt, aber man kommt dorthin.
Irgendwann kommt der Punkt sagen zu müssen: Das ist halt so. Und das ist das Dogma.

lg


Hallo Intrabilis

Wenn du es so erkennen willst, ich sehe in deinem erkennen kein Problem.


Grüße Equinox
 
Hallo Equinox,

Ich glaube, wir haben ganz gut verdeutlicht, wohin solche Diskussionen führen können.
Es stehen sich (in diesem Fall) einfach zwei verschiedene Aussagen gegenüber.
Niemend kann jede Arumentation berücksichtigen und niemand verfügt über den gleichen Hintergrund/Wissen/Charakter wie das Gegenüber.
Andere Menschen schlagen sich aber deswegen die Köpfe ein.

Ganz herzliche Grüsse

PS.: Jetzt muss ich allerdings wirklich etwas loslassen, den Computer nämlich.
 
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Hugh lazpel

naja, wenn der "Ego-Hass" ein Esoterisches Dogma ist, dann bin ich halt kein Esoteriker... Denn ich finde das Ego (Ich) ist schon ziemlich wichtig für uns Menschen... es ist unser Tor zu Aussenwelt und auch unser bestes Überlebenswerkzeug... ich bin froh, das ich ein Ego habe und sagen kann ICH will (bzw ich WILL).....
Hätte der Mensch kein Ego, er würde nichts tun um sein Leben zu erhalten, hätte keine Meinung, keinen persönlichen Geschmack, keine Vorlieben und keine Abneigungen... kurz, er währe nicht wirklich Existent (in bezug auf seine Persönlichkeit, seine Individualität)...

Aber das ich ist nicht das einzige in mir und auch nicht das Wichtigste, aber es ist as Werkzeug, das mir ermöglich zu entscheiden, was für mich wichtig ist und was nihct... hätte ich es nicht, so währe mir alles gleichgültig und Sinnlos, nichts hätte für mich einen Wert, denn genau das Ego ist es, welches Dinge wiegt, misst und ihnen einen Wert beimisst...

Und da Mensch Der Wägende heisst, währe ich kein Mensch wenn ich kein Ego hätte...

Ich will aber Mensch sein (oder Mensch werden), das ist mir sehr, sehr Wichtig... darum liebe ich mein Ego

übrigens steht im Tibetanischen Totenbuch jenen Satz, der mich sehr beeindruckt hat
"Ein Erläuchteter Dehnt sein Ego so weit aus, dass es die ganze Welt umfasst"

in dem Sinne

ICH
 
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