Das Buch Enoch & andere apokryphe Schriften

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Hallo zusammen,

das letzte halbe Jahr habe ich u.a damit zugebracht, etliche frühchristliche/gnostische aber auch alttestamentliche Apokryphen zu lesen. Besonders interessant fand ich das Buch Enoch, oder auch die Schrift ohne Namen, die Thomasbücher und das Thomas-Evangelium. Aktuell lese ich u.a. den Codex Brucianus mit den dort enthaltenen Bücher Je(s)û (mit über 1.000 Seiten z.T. schwer verständlichen Text und Zeichnungen ist das übrigens für mich eine echte und teilweise enttäuschende Herausforderung).

Warum dieser Beitrag?
Ich würde mich sehr gerne mal mit jemanden austauschen, der diese Schriften ebenfalls gelesen hat (also die Apokryhen insgesamt oder zumindest weitestgehend) und sie in Bezug stellen kann zu Urtexten/Lehren anderer Mythologien.
Aktuell interessiert mich dabei inbesondere die Überlieferungen zur Entstehung der "Welt" und der Menschheit, die Entstehung und das Wesen der sog. Archonten und das was wir aus der in dort deutlich detaillierteren Beschreibungen dessen nachlesen und ableiten können, was sich im "Garten Eden" abgespielt haben soll (auch wenn ich glaube, dass das fast alles, wie auch vieles aus der Bibel, rein metaphorisch zu deuten ist).
Die vor- und früh-christliche Beschreibung des Jenseits im Vergleich zu Erkenntnissen aus Astralreisen finde ich übrigens auch sehr spannend.


Um der Frage vorzugreifen,warum ich diese Schriften überhaupt lese:
Als Kind wuchs ich in einer christlich orientierten Familie auf, kehrte der Kirche im Jugendalter den Rücken, zumal keiner der "Kirchenväter" mir auch nur annähernd die Fragen bentworten konnte, die damals wirklich in meiner Seele gelodert haben.
Seit einigen Monaten habe ich aber den inneren Drang, mich wieder etwas intensiver mit dem Christentum auseinander zu setzen. Ich erhoffe mir dadurch mystische Einsichten und habe den Anspruch, mich in Hinblick auf das Christentum irgendwann als gebildet bezeichnen zu können. Dazu möchte ich neben der Bibel natürlich auch, sofern möglich, die gesamten apokr. Urtexte gelesen und verstanden haben, so gut ich eben kann.

Gesprächsversuche mit etlichen Christen führten erwartungsgemäß bisher zu keinem für mich befriedigenden Austausch, da gerade die Apokryphen, von allen Christen mit denen ich sprach, ignoriert, verpöhnt oder gar verteufelt werden - teilweise aus diesen typischen, für mich schleierhaften "Gründen" wie "Der Herr hat uns durch die Bibel alles gegeben, das wir wissen müssen". :)

Ich muss zugeben, dass ich mich beim Lesen der Apokryphen aber auch oft innerlich ärgere, weil vieles einfach so unheimlich kompliziert beschrieben wird und es da nur so von Fachbegriffen wimmelt, von denen jedes einzelne quasi ein eingehendes Studium erfordert.

Daher auch, wie schon erwähnt, dieser Beitrag. Ich würde mich gerne mal mit jemanden austauschen, der das alles gelesen hat und einordnen kann und durch diesen Austausch, mir vielleicht auch ein bisschen auf die Sprünge geholfen wird, was das Verständnis angeht.

Liebe Grüße
Eric
 
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Hallo,

ich habe vor Jahren einige gelesen. Kann ganz interessant sein - aber meine Frage wäre: Wo siehst du den Bezug zur magischen Praxis? Ist schließlich das Magie-UF.
 
Hallo,

ich habe vor Jahren einige gelesen. Kann ganz interessant sein - aber meine Frage wäre: Wo siehst du den Bezug zur magischen Praxis? Ist schließlich das Magie-UF.

Gute Frage :)
Einen ganz unmittelbaren Bezug sehe ich nicht, aber ich glaube, dass in diesem UF am ehesten welche zu finden sind, die diese Schriften gelesen haben.
 
Habe die Texte tatsächlich mal gelesen, ist aber schon Jahre her. Diese stammen ja zeitlich aus den Anfängen des Christentums, daher sind auch die Einflüsse und Bezüge mit dem heutigen Christentum fast gar nicht zu vergleichen. Sie sind jedenfalls sehr gnostisch oder hermetisch angehaucht, aber auch sehr variierend und unterschiedlich, ein Sammelsurium verschiedenster Einflüsse. Am beeindruckendsten fand ich den Text Bronte/Donner- Vollkommener Verstand. Das ist sogar einer der besten Texte, die ich jemals gelesen habe. Dieser Text hat mit dem Christentum keinerlei Bezüge und stammt aus Ägypten. Die Kopten sind soviel ich weiß die Nachfahren der alten Ägypter und haben iwann das Christentum angenommen. In diesem Text ist das alte Erbe noch besonders ersichtlich.Großartig *schwärm*
 
Habe die Texte tatsächlich mal gelesen, ist aber schon Jahre her. Diese stammen ja zeitlich aus den Anfängen des Christentums, daher sind auch die Einflüsse und Bezüge mit dem heutigen Christentum fast gar nicht zu vergleichen. Sie sind jedenfalls sehr gnostisch oder hermetisch angehaucht, aber auch sehr variierend und unterschiedlich, ein Sammelsurium verschiedenster Einflüsse. Am beeindruckendsten fand ich den Text Bronte/Donner- Vollkommener Verstand. Das ist sogar einer der besten Texte, die ich jemals gelesen habe. Dieser Text hat mit dem Christentum keinerlei Bezüge und stammt aus Ägypten. Die Kopten sind soviel ich weiß die Nachfahren der alten Ägypter und haben iwann das Christentum angenommen. In diesem Text ist das alte Erbe noch besonders ersichtlich.Großartig *schwärm*

Hi,

ist das hier der vollständige Text, den Du meinst?
http://www.freimaurer-hermetica.at/Homepage_css/wasser4.html

Ich werde mir das gleich durchlesen. Kannte ich bisher noch nicht.

Bin gespannt und bedanke mich für den Tip!!!

Eric
 
Habe die Texte tatsächlich mal gelesen, ist aber schon Jahre her. Diese stammen ja zeitlich aus den Anfängen des Christentums, daher sind auch die Einflüsse und Bezüge mit dem heutigen Christentum fast gar nicht zu vergleichen. Sie sind jedenfalls sehr gnostisch oder hermetisch angehaucht, aber auch sehr variierend und unterschiedlich, ein Sammelsurium verschiedenster Einflüsse. Am beeindruckendsten fand ich den Text Bronte/Donner- Vollkommener Verstand. Das ist sogar einer der besten Texte, die ich jemals gelesen habe. Dieser Text hat mit dem Christentum keinerlei Bezüge und stammt aus Ägypten. Die Kopten sind soviel ich weiß die Nachfahren der alten Ägypter und haben iwann das Christentum angenommen. In diesem Text ist das alte Erbe noch besonders ersichtlich.Großartig *schwärm*

Hallo nochmal!

nachdem ich das jetzt gelesen habe, komme ich zu der Vermutung, dass das Wesen, das sich hier beschreibt niemand anderes ist als die "Sophia", die in zahlreichen der anderen Nag Hammadi Schriften beschrieben wird.

Diese Sophia wird als einer der ersten Emmanationen des ewig existierenden unsichtbaren Gottes beschrieben und mit der "Weisheit" gleichgesetzt.
Laut den Überlieferungen wollte Sophia ohne die Zustimmungen Gottes eine Wesen aus sich selbst heraus schaffen, was ihr auch gelang in Form einer unvollkommenen Schöpfung namens Jaldabaoth, welcher jetzten Endes unsere Welt erschaffen haben soll und der "erste Archont ist", der sich schließlich über Gott erhoben haben soll. Viele Gnostiker vertreten die Ansicht, dass Jaldabaoth (an anderen Stellen auch Samael [Gott der Blinden] genannt), mit dem Gott aus dem alten Testament gleichzusetzen ist. Sehe ich übrigens ähnlich.
Für diese "Sünde" wurde Sophia aus den Himmeln verbannt und schließlich, nach langem Bittklagen und großer Trauer und Reuhe wieder erhoben, um durch ihr Mitwirken bei der Erschaffung der Menschen diesen Fehler wieder gut zu machen.
Dieser Werdegang (von oben nach unten und wieder zurück) würde auch diesen starken dualistischen Charakter dieses Textes erklären.

By the way: Dieser ihr unvollkommene Sohn Jaldabaoth soll laut diesen Überlieferungen diverse Kräfte/Emmanationen/Söhne geschaffen haben. Einer davon trug den Namen Sabaoth (Zebaoth). Der wiederum erkannte, dass sein Vater NICHT der "einzig wahre Gott ist", sondern es noch jemand über ihn gibt. (Ich meine meine mich zu erinnern, dass es ebendiese Sophia war, die ihm das verklicktert hat -> Stimme der Weisheit) Daraufhin ächtete er seinen Vater, rühmte den wahren Gott, wurde in den 7. Himmel erhoben und (jetzt kommts) aus ihm sollen dort dann zwei Wesen hervorgegangen sein - eines davon Israel (der, der Gott erblickt hat) und der andere Jesus Christus (was allerdings in anderen Apokryphen wieder etwas anders dargestellt wird; da soll Christus von Gott in Sabaoth "eingefahren" sein und anschließend zur Erde als Jesus gekommen sein).

Es könnte auch sein, dass dieser Text (Bronté) auch die babylonische Wesenheit Ishtar beschreibt oder die ägyptische Isis. Vielleicht ist das aber auch alles das Gleiche. Da kenne ich mich zu wenig aus im Moment, da ich die Urtexte dazu erst vollständig lesen werde, wenn ich mit den gnostischen Texten durch bin.

Ist auf jeden Fall ein interessanter Text, den ich sicher noch häufiger lesen werde um ihn in mir abzuspeichern :)

LG, Eric
 
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Hallo nochmal!

nachdem ich das jetzt gelesen habe, komme ich zu der Vermutung, dass das Wesen, das sich hier beschreibt niemand anderes ist als die "Sophia", die in zahlreichen der anderen Nag Hammadi Schriften beschrieben wird.

Diese Sophia wird als einer der ersten Emmanationen des ewig existierenden unsichtbaren Gottes beschrieben und mit der "Weisheit" gleichgesetzt.
Laut den Überlieferungen wollte Sophia ohne die Zustimmungen Gottes eine Wesen aus sich selbst heraus schaffen, was ihr auch gelang in Form einer unvollkommenen Schöpfung namens Jaldabaoth, welcher jetzten Endes unsere Welt erschaffen haben soll und der "erste Archont ist", der sich schließlich über Gott erhoben haben soll. Viele Gnostiker vertreten die Ansicht, dass Jaldabaoth (an anderen Stellen auch Samael [Gott der Blinden] genannt), mit dem Gott aus dem alten Testament gleichzusetzen ist. Sehe ich übrigens ähnlich.
Für diese "Sünde" wurde Sophia aus den Himmeln verbannt und schließlich, nach langem Bittklagen und großer Trauer und Reuhe wieder erhoben, um durch ihr Mitwirken bei der Erschaffung der Menschen diesen Fehler wieder gut zu machen.
Dieser Werdegang (von oben nach unten und wieder zurück) würde auch diesen starken dualistischen Charakter dieses Textes erklären.

By the way: Dieser ihr unvollkommene Sohn Jaldabaoth soll laut diesen Überlieferungen diverse Kräfte/Emmanationen/Söhne geschaffen haben. Einer davon trug den Namen Sabaoth (Zebaoth). Der wiederum erkannte, dass sein Vater NICHT der "einzig wahre Gott ist", sondern es noch jemand über ihn gibt. (Ich meine meine mich zu erinnern, dass es ebendiese Sophia war, die ihm das verklicktert hat -> Stimme der Weisheit) Daraufhin ächtete er seinen Vater, rühmte den wahren Gott, wurde in den 7. Himmel erhoben und (jetzt kommts) aus ihm sollen dort dann zwei Wesen hervorgegangen sein - eines davon Israel (der, der Gott erblickt hat) und der andere Jesus Christus (was allerdings in anderen Apokryphen wieder etwas anders dargestellt wird; da soll Christus von Gott in Sabaoth "eingefahren" sein und anschließend zur Erde als Jesus gekommen sein).

Es könnte auch sein, dass dieser Text (Bronté) auch die babylonische Wesenheit Ishtar beschreibt oder die ägyptische Isis. Vielleicht ist das aber auch alles das Gleiche. Da kenne ich mich zu wenig aus im Moment, da ich die Urtexte dazu erst vollständig lesen werde, wenn ich mit den gnostischen Texten durch bin.

Ist auf jeden Fall ein interessanter Text, den ich sicher noch häufiger lesen werde um ihn in mir abzuspeichern :)

LG, Eric

Die gnostische Sichtweise teile ich persönlich nicht. Finde dieser Text fällt so ein bischen aus dem Rahmen im Vergleich zum gnostischen Gedankengut.Finde diese alten Texte sehr spannend und hätte schon Lust mich wieder damit zu beschäftigen. Gibt es einen oder mehrere Texte die du besonders ansprechen fandest?
 
Ja, also besonders interessant fand ich "die Schrift ohne Titel". Dazu kann ich Dir einen Scan der koptischen Originaltexte mit deutscher Übersetzung aus dem Codex Brucianus geben (übersetzt von Carl Schmidt, 1892), oder der Einfachheit halber das hier: http://www.gerd-albrecht.de/Die Gnostischen Schriften/Die Schrift ohne Titel.htm

Die darin enthaltenden Links funktionieren aber nicht. Muss man sich durchscrollen.

Äußerst inspirierend fand ich auch das Thomas Evangelium - eine Art Sammlung von angeblichen Jesus-Zitaten. Möge jeder selbst herausfinden, ob er darin Weisheit erkennt:
http://www.meyerbuch.com/pdf/Thomas-Evangelium.pdf

Und das Kindheitsevangelium nach Thomas finde ich insofern interessant, da es die Kindheit von Jesu beschreibt und eine ganz andere Darstellung offenbart, als man sie von einem "verkörperten Gott" erwarten würde.

Hier ein Auszug:

Ein Zusammenstoß und seine Folgen



1 Danach ging er Jesus wieder einmal durch das Dorf, und ein Kind, das vorbei lief, stieß ihn an die Schulter. Und Jesus wurde erbittert und sagte zu ihm: > Du sollst deinen Weg nicht weitergehen!< Und alsbald fiel es hin und verstarb. Einige aber, die sahen, was da geschah, sagten: > Woher stammt nur dieser Knabe? Jedes Wort, das er spricht, ist ja fertige Tat.< 2 Und die Eltern des Gestorbenen suchten Joseph auf und beklagten sich mit den Worten: > Mit einem solchen Knaben kannst du nicht mit uns zusammen im Dorfe wohnen. Oder bring ihm bei, daß er segnen soll und nicht fluchen! Er läßt unsere Kinder ja sterben!< 5,1 Und Joseph rief den Knaben heran auf die Seite und wies ihn zurecht und sagte: > Warum tust du eigentlich derartige Dinge? Die Leute hier haben darunter zu leiden und bekommen einen Haß auf uns und jagen uns noch davon.< Jesus aber sagte: > Ich weiß zwar genau, daß diese deine Worte nicht deine sondern dir nur eingeflüstert sind.


Trotzdem will ich dazu schweigen mit Rücksicht auf dich. Jene aber werden ihre Strafe davontragen.< Und sogleich wurden die, die Anschuldigungen gegen ihn vorgebracht hatten, blind. Und die, dies sahen, erschraken gewaltig und waren ratlos und sagten von ihm: »Jedes Wort, das er gesprochen hat, ob gut oder böse, war sogleich Tat und war zum Staunen. « Und als er sah, daß Jesus das getan hatte, erhob sich Joseph und nahm ihn beim Ohr und zog ihn ordentlich daran. 3 Der Knabe aber wurde unwillig und sagte zu ihm: »Es muß für dich genug sein, es ist dein Los, das nicht zu ändern ist, zu suchen und trotzdem nicht zu finden, ohne Verständnis zu bleiben. Ganz besonders unklug hast du da gehandelt! Weißt du nicht, daß ich dein bin und zu dir gehöre? So mach mir keinen Kummer!«


Bedauerlicherweise habe ich hier keine Quelle der Originaltexte, sondern nur Wiedergebungen von Fragmenten, von denen ich natürlich nicht weiß wer sie übersetzt hat: http://sadlove.de/2011/04/21/das-kindheitsevangelium-jesu-nach-thomas/

Es gibt noch andere interessante Apokryphen wie das Evangelium nach Maria Magdala oder der Dialig des Erlösers.
Was ich auch spannend fand war die sogenannte Jovian Offenbarung. Ich habe aber keine Ahnung woher die eigentlich stammt. Gefunden habe ich sie hier: http://thuletempel.org/wb/index.php?title=Jovian-Offenbarung

LG, Eric
 
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