Danny

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AphroditeTerra

Guest



das schrieb ich gerade:


Ich soll Danny beschreiben? Danny der Brasilianer, aus dem Dorf Carvoeiro, alle Einheimischen kennen ihn. Viele lieben ihn, andere nicht unbedingt.
Er zog vor über vierzig Jahren her und damals hatte er noch Rot gefärbte Haare. Danny ist schwul und kehrt dies auch gerne heraus. Seien es bestimmte Gesten seiner Körpersprache, oder freche Anmache des männlichen Geschlechts. Grenzen kennt er nicht, oder will sie nicht wahrhaben, denn er provoziert gerne und liebt es wenn die Atmosphäre um ihn herum skandalös wird.
Als ich ihm, vor vierundzwanzig Jahren, das erste Mal begegnete, betrachtete ich ihn sehr misstrauisch. Der Vetter meines Mannes war gerade aus Deutschland zu Besuch und meinte: „Dieser Mensch sieht schrecklich aus, verlebt und verdorben ist sein Gesicht.“ Nun könnte man sagen, es zählt immer, wer was über wen sagt. Und jener Vetter war eigentlich ein Erfolgsmensch, Verkaufsmanager und Mitinhaber der Modefirma Steilmann, mit Lebenserfahrung zur Genüge, oder doch nicht? Aber das ist wieder eine andere Geschichte…
Für mich wurde dadurch ein Urteil gefällt, und von mir erst einmal besiegelt.
Verlebt, was beinhaltet das? Nun, das weiβ eigentlich jeder. Es sind gewisse Züge um den Mund, eine Lüsternheit die auch die Augen bestätigen, die auβerdem noch frech, provokativ, herablassend, dich ansehen und fragen: „Na? Was willst du, du ärmlicher Spieβbürger.
Danny ist ein schlanker, hoch gewachsener Mann, der mit leicht wiegenden Hüften durch das Dorf schreitet. Ja, schreiten ist der richtige Ausdruck, denn er setzt sich permanent in Szene. Genieβt die Blicke der Menschen, macht seine Scherze. So stand er einmal vor dem Eingang der Bank, er hatte einen weiβen Schal um den Hals gelegt, wedelte elegant mit einem Ende und rief laut: „Die Zeiten sind nicht gut! Ich muss sehen, wie ich meine Kundschaft bekomme, sonst weiβ ich auch nicht, wie es weitergehen soll!“
Mit den Jahren erst lernte ich Danny mehr kennen. Inzwischen sind seine Haare nicht mehr gefärbt und ergraut. Ich erfuhr aus Gesprächen mit den Einheimischen, von seiner groβen Liebe zu den Kindern, die Geburtstage, die er mit ihnen feiert und die Akzeptanz der Dorfbewohner. Langsam begann ich ihn mit ganz anderen Augen zu sehen. Ich sah den hilfsbereiten Menschen, der eigentlich einsam ist, denn er lebt ohne Partner. Danny hat zwei Seiten, die sich manchmal auch vermischen wie Blau und Gelb und entsteht halt Grün und man weiβ das und lächelt…

Der kleine Ausflugsdampfer, fuhr in gemächlicher Fahrt den Rio Guadiana entlang. Danny war zusammen mit einer Gruppe Menschen aus Carvoeiro mit an Bord. Ein Ausflug mit Musik und Essen und Vino. Gerade dem Vino wurde besonders zugesprochen…
„Meine liebe Virginia.“ Danny tätschelte ihr Bein. „Du brauchst dringend Massagen, und ich bin genau der Richtige dafür.“
„Nimm deine Pfoten weg von meinem Bein!“, rief Virginia erbost und gab Danny einen Klaps auf die Finger.
„Virginia! Du weiβt nicht was dir entgeht.“ Danny stand auf und blickte um sich. „Wer von euch möchte gerne eine Massage?“
Die Portugiesen prosteten ihm lachend zu. Einige, Ältere aber sahen misstrauisch zu ihm. Es war Nachmittag, ein laues Lüftchen strich immer wieder mal angenehm erfrischend über die fröhliche Reisegruppe, während der Rio Guadiana, träge vor sich hin floss. Palmen, Schilfgras und Wiesen, wechselten sich ab und wirkten wie eine wunderbare Kulisse für Danny’s Theaterstück, welches er gerade inszenierte. Die Dorfbewohner waren Statisten und Zuschauer zugleich, während er die absolute Hauptrolle innehatte.
„Ich war auf der Insel Bali und habe mich zum Masseur ausbilden lassen. Meine Massage berücksichtigt auch das Spirituelle.“ Dannys Hand strich zielsicher über Virginias Rücken hinab und immer weiter hinab. „Du bist ja völlig verspannt, meine Liebe!“
„Hör sofort auf damit, cabrão“, kreischte ihn Virginia an, drohend zeigte sie dabei ihre Zahnlücke, worauf der Zuschauer durchaus geneigt ist, Virginia, als die zweitwichtigste Darstellerin in diesem Schauspiel, mitten auf dem Rio Guadiana, anzuerkennen.
„Ich verlange kein Geld von dir und meine es nur gut, du weiβt ja gar nicht, was dir entgeht. Dein Rücken ist ganz verhärtet.“ Danny und walkte unbeirrt ihren Rücken weiter durch. „Du bist den ganzen Tag am Straβen kehren, und brauchst unbedingt meine Massage mit dem spirituellen Licht welches dich auch verjüngen wird.“
Virginia sprang auf, setzte sich schnellstens weit weg von Danny und begann ihn mit allen ihr nur möglichen Namen zu beschimpfen. Worauf Danny aufstand und sich lachend Dona Susana zuwendete, die an der Reling stand und die Landarbeiter auf einer Melonenplantage beobachtete. „Oh! Welch eine wunderbare Aussicht und welch wundersamer Ausschnitt!“, näherte sich Danny galant. „Wäre ich ein Schmetterling, schwebte ich hier und hier hin“, rief er und legte seine Hand erst auf den rechten und dann auf den linken Busen von ihr. Und ehe Dona Susana, es sich versah, schnellte seine Hand auf ihr ausladendes Hinterteil. „Und hier findet der Schmetterling seinen Frieden, hier bleibt er.“ Alle lachten und klatschten in die Hände.
„Du nimmst sofort die Hände von meiner Frau“, kam es von Susanas Ehemann, der sich drohend näherte.
„Soll der Schmetterling dich auch besuchen, João?“ Danny tänzelte auf João zu und fasste ihn fast dort an, wo er ihn so gerne angefasst hätte. Aber João stieβ ihn wütend von sich. „Tira a mão de mim seu maricas!“ Danny grinste erst, dann aber lief sein Gesicht rot an. „Was soll das heiβen? Ich bin ein kultivierter Mensch der bestimmt mehr von der Welt kennt als du und lasse mich von dir nicht beleidigen. „Bin ich jemals einem von euch zu nahe getreten?“, rief Danny in die Runde. Er lachte bereits wieder und alle anderen lachten auch. Der Dampfer fuhr weiter auf dem Rio Guadiana, der dem Meer zufloss. Und der Vinho floss mehr und mehr und ermunterte zum Tanz. Danny tanzte seinen Samba, erntete begeisterten Applaus. Schnell war der Vorfall vergessen, der Vorfall war so leicht wie ein Hauch, wie ein bunter Schmetterling an einem sonnigen Tag.





Ali:banane:
 
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Vagabunden

Sehr zu ihrem Vorteil. Die neue Frisur. Ein neues Outfit.
Hat sie einen Rappel gekriegt?
Im Mondenlicht und bei Kerzenschein. Die Abendlesung.
Sommers wie Winters. Mit allem drum und dran.
Wie wir das wohl schaffen sollen. Keine Panik.
Der Weitwurfkandidat. Jeder macht das, was er am besten kann.
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