Mal ein anderer Blick auf "AMOK", wo in den Medien ja u.a. meist Egoshooter als Ursache herhalten dürfen - aus einer Rezension von Joke Frerichs zu einem Buch, das von einem Gefängnispsychologen geschrieben wurde:
Rezension zu: Götz Eisenberg damit mich kein Mensch mehr vergisst! Warum Amok und Gewalt kein Zufall sind.
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Eisenberg diagnostiziert einen gewaltsamen und menschenfeindlichen Charakter in der Gesellschaft, die sich als Ganzes der Markt- und Kapitallogik und ihrer alles durchdringenden Kälte unterworfen hat. Auf Seiten der Subjekte reproduziert diese Entwicklung eine psychische Frigidität und Indifferenz. Wenn die Täter krank sind und man hat Grund daran festzuhalten -, so sind sie nicht kränker als die Gesellschaft, in der sie (und wir) leben. (210)
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Rund 200 Jahre industrieller Kapitalismus und Raubbau an der Natur haben den Globus sturmreif geschossen. (249) Rohstoffe und natürliche Ressourcen würden weiterhin in ungebremstem Tempo verbraucht und verursachten eine irreversible Schädigung der Biosphäre.
Alle Bereiche der Gesellschaft würden der wertzynischen Motorik des Geldes unterworfen. Ein hemmungslos und wild gewordener Kapitalismus ist im Begriff, seine und unser aller Existenzvoraussetzungen zu zerstören. Wenn alles Hemmende beseitigt ist, wird es auch nichts mehr geben, das trägt und zusammenhält. Eine durch und durch kapitalistische Welt wird sich als nicht lebbar, ja nicht einmal funktionsfähig erweisen. Wenn es uns, den heute lebenden Menschen, nicht gelingt, das Steuer herumzureißen und den Wahnsinn des losgelassenen Marktes zu stoppen, drohen wir am Ende Zeugen eines marktwirtschaftlichen Amoklaufs zu werden, von dem wir alle betroffen sind, nämlich als Opfer. (249)
In diesem Zusammenhang weist er darauf hin, dass bestimmte Eigenschaften von Psychopaten dass sie z.B. unfähig sind, sich in andere einzufühlen; dass sie anpassungsfähig, zynisch-kalt, bindungs- und skrupellos und ausschließlich an privater Nutzenmaximierung interessiert sind durchaus auf die Hasardeure und Gurus der Finanzwelt zutreffen, die uns an den Rand des Abgrunds manövriert haben.
Ja mehr noch. Unter Hinweis auf eine Studie von Paul Babiak und Robert Hare mit dem Titel Menschenschinder oder Manager (München 2007), in der diese Autoren vor dem Vordringen von Psychopaten in Führungspositionen warnen, fragt Eisenberg, wie wohl Menschen beschaffen sein müssen, die sich kalt und indifferent gegenüber den Schicksalen anderer Menschen verhalten. Im Zeichen der neuen Management- und Unternehmensstrategien erhalten Leute eine Chance, die bereit sind, für ihre eigene Karriere über Leichen zu gehen, und im Namen kurzfristig erzielter Profite auch vor extrem riskanten und betrügerischen Projekten nicht zurückschrecken. (285)
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Quelle: nachdenkseiten.de/?p=5479
präzise
(ohne jetzt speziell auf Computerspiele(r)n oder Managern/Finanzwelt rumzuhacken. Es ist ein allgemeines Phänomen.
Der Mensch scheint ein bisschen ver-rückt zu sein.)