Und auf die Gefahr hin, dass Du Dich ernsthaft über mich ärgerst, magdalena,
hier mal noch eine selbsterlebte Geschichte zum Thema:
Die größte Busstation in Barcelona, die Estació del Nord. Dort kommen täglich jede Menge Busse aus aller Herren Länder an, vor allem auch aus den Maghreb-Staaten, speziell Marokko. Als ich zum ersten Mal nach Barcelona kam und der Zubringer mich auf der Estació del Nord ablud, war gerade ein solcher Bus angekommen. Um zur Straße (Taxis, Stadtbusse u.ä.) zu kommen, musste eine Treppe benutzt werden, einen Aufzug gab es nicht oder er ging nicht (ich weiß nicht mehr).
Vor mir an dieser Treppe ein Mann aus Marokko mit seiner Frau und zwei Kindern. Die Frau zog einen Koffer hinter sich her, der so groß war wie ein kleiner VW (hatte aber zwei Rädchen am Ende). Der Mann trug nichts. Die Kinder (vielleicht ungefähr drei und fünf Jahre alt) hingen an der einzigen freien Hand der Frau. Sie mühte sich unter den anfeuernden Kommandos ihres Mannes, den Koffer um eine oder zwei Stufen die Treppe hinauf zu bugsieren, allein. Ich war versucht, zuzugreifen, doch mir kam ein anderer zuvor, ein Spanier offenbar. Kaum fasste der Mann den Koffer an, brüllte ihn der Ehemann der Frau an, aber auf Arabisch, zumindest ich konnte nicht verstehen, was er sagte. Der Spanier lief rot an und ließ den Koffer wieder los. Die Frau mühte sich weiter, allein. Ich traute mich nun nicht mehr, zuzugreifen und ging die Treppe hoch. Irgendwann hatte sie es geschafft mit Koffer und den Kindern. Geduckte Körperhaltung unter dem Kopftuch, schweigendes Ertragen...
Meine Tochter, die schon lange in Barcelona wohnte und unzählige ähnlicher Szenen erlebt hatte, klärte mich auf: Wenn ein anderer Mann zugreift, um einer Ehefrau zu helfen, ist das so, als wolle er sie anmachen. Deshalb fühlt sich der Ehemann dadurch bedroht und weist den "Nebenbuhler" heftig zurück...
Eine Bereicherung unserer Kultur, findet Ihr nicht?
Herzliche Grüße,
nanabosho