Christus und der schamanische Weg

Liebe Maria,

Danke für Deine Antwort.

Du schreibst:
So etwas sollte man nicht ohne die Hilfe eines Lehrers tun, also eines wirklichen Schamanen, der genau diese Fallstricke mithelfen kann zu umgehen.

Das sehe ich genauso.

Sollte der Eindruck entstanden sein, ich wolle im Alleingang herumexperimentieren, das ist nicht der Fall.

Deshalb würde ich anders unterscheiden:
a) Der Zugang ohne Pflanzen ist ein sicherer, langsamer Zugang.
b) Der Zugang mit Pflanzen ist in Anwesenheit eines Meister ein sicherer, schneller Zugang
c) ohne Anwesenheit desselben ein sicherer, schneller Untergang.

Ich habe mich für a) entschieden, dann bin ich "zufällig" b) einem Schamanen begegnet. Daher auch meine Fragen ;)

Nun habe ich mir natürlich auch folgende Frage gestellt, die du vorausschauend schon beantwortet hast:

Wer ist ein solcher Meister, wie kann man einen solchen erkennen?

a) jedenfalls nicht daran, daß er jahrelange Drogenerfahrung hat. Das macht keine Meisterschaft aus.
b) wirkliche Meister lehren nicht gegen Geld. Ganz einfach. Sie nehmen einen eher als eine Art spirituelles Kind in ihre Gemeinschaft auf. Die nötige Beziehung ist nicht durch Wochenendseminare erreichbar, sondern im täglichen, eventuell jahrelangen Zusammenleben.
Auch Jesus und seine Jünger leben mehrere Jahre miteinander, also auch ohne Pflanzen gelten dieselben Regeln.

Auch dem stimme ich zu. Allerdings kann ich das „Angebot“ nicht eindeutig zuordnen. Konkreter möchte ich hier im Forum nicht werden. Wenn du einverstanden bist, würde ich dich gern noch etwas per PN fragen.

Liebe Grüße,

yinundyang
 
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Hallo Lucia,



Bücher zu diesem Thema hatte ich noch nicht gefunden.

Viele Grüße,

yinundyang

nunja, da ist auch nur nachzulesen, wie maria sabinas weg war.
wenn du ernsthaft schamanisierst, werden dir eh deine verbündeten die möglichkeiten aufzeigen, sollte es tatsächlich für dich das richtige sein, dies zu verbinden.
dazu sind verbündete nämlich da.

grützli
lucia
 
Liebe YinundYang,

für mich besteht da kein Widerspruch.
Wenn man so ein Thema anschneidet wie den Gebrauch von Pflanzen, darf es nicht ausbleiben, auf die Gefahren hinzuweisen, die das für den "Hobbyschamanisierenden" hat. Also nur weil man mal Ayahuaska probiert hat befindet man sich nicht auf dem schamanischen Pfad. Das sind Dinge, die gehören in eine bestimmte Kultur und unter die weise Aufsicht eines in dieser Kultur stehenden. Nicht, daß das nicht auch ein kulturfremder erlernen könnte, aber das geht nicht in irgendwelchen Schamanenweekends.

Schamanismus als solcher besteht durch den Kontakt zur Geisterwelt. Das Wort "Schamane" kommt vom hebräischen "schämän", Öl, das die Salbung mit heiligem Geist anzeigt.
Christentum als solches besteht durch das "Chrisma", die Salbung mit dem heiligen Geist.
Insofern gibt es da also keinen Unterschied.

Man könnte Jesus, wie der Geist ihn in die Wüste treibt und er sich dort anderen Geistern konfrontiert, durchaus als Schamanen sehen.
Was nun den "willentlichen Kontakt zur Anderswelt" angeht: Was ist genau der Unterschied zum Christentum, in dem man auch bewußt, "willentllich", um den heiligen Geist bittet, daß er einen erfüllt?

Es ist beides eine Invokation, egal ob mit oder ohne pflanzlichen Mitteln (Wobei der Weihrauch der katholischen Kirche ja auch Hanf enthält...).
Sicher sind die zunächst ins Auge stechenden äußeren Formen scheinbar unterschiedlich, doch das Innere ist dasselbe. Es wird dasselbe mit anderen Worten und anderen Bildern beschrieben.

Im Schamanismus erhält derjenige, der Schamane werden wird, den Ruf aus der Geisterwelt. Sie sucht Kontakt. Nicht der Mensch, der einen romantischen Faible fürs schamanisieren entwickelt hat und irgendeiner "Indianermode" hinterherläuft...

Im Christentum erhält derjenige, der den Weg des inneren Christus geht, ebenfalls einen Ruf, den Ruf des Herzens. Man ist "berufen". Doch nur wenige sind "auserwählt", verwirklichen diesen Ruf des Herzens.

In jeder wahrhaft spirituellen Tradition ist es so, daß die geistige Welt "auserwählt", sie nimmt jemanden als Schüler, egal ob durch einen sichtbaren Meister oder durch Geister.
Und wer wirklich begreift, was die Geistige Welt da mit einem vorhat, der wird - wenn er halbwegs bei gesundem Menschenverstand ist - einfach Reißaus nehmen.
Da könnte man in der Bibel zahlreiche Berufungsgeschichten nachlesen, wo Gott einen Propheten auserwählt. Die sind meistens erstmal nicht sehr glücklich mit dieser Auserwählung. Ebensowenig sind es meistens die werdenden Schamanen...

Warum nicht? Weil es ein knochenharter Weg ist. Gefahren für Leib und Leben lauern auf diesem Weg. Nicht auf dem breiten Weg des Kirchenchristen, und nicht auf dem breiten Weg des Hobbyschamanen und nicht auf dem breiten Weg des Mahayana-Buddhismus. Aber auf dem schmalen Pfad wirklicher Erwählung. Oder wer freut sich darüber, daß er ein paar Mal in Situationen kommen wird, in denen er Gefahr läuft zu sterben oder schlimmeres...? Niemand, der recht bei Trost ist. Das einzige, was einen bei der Stange hält, ist eben dieser Ruf und seine Resonanz im Innern.

Auch Jesus predigt keinen süßen LuL-Pfad. Er konfrontiert die Jünger mit dem, was von ihnen verlangt werden wird. Man lese z.b. Johannes 6, 60-66:



Doch wer wirklich diesen Herzensruf spürt, der geht nicht weg, um nichts in der Welt. So geht die Erzählung auch weiter:



und Petrus antwortet:

Da ist nicht die Frage, ob man alles verlassen muß und Jesus nachfolgt. Petrus hat alles verlassen und kann nicht zurück. "Zu wem sollen wir gehen?" Er findet in der äußeren Welt kein Ziel mehr. Er spürt das Heilige und es läßt ihn nicht los. Selbst dann, als er es dreimal verleugnet, als er bei der Kreuzigung doch die Hosen gestrichen voll hat. Er kehrt zurück. Wen der Ruf einmal ereilt hat, der kann noch so sehr fliehen, nichts auf dieser Welt wird ihn letztlich mehr zufriedenstellen können und er wird diesem Ruf wieder und wieder folgen, ob in dieser Inkarnation oder in einer anderen...

Hallo Maria,
Du sagtest, im Weihrauch der katholischen Kirche sei Hanf enthalten. Woher hast du diese Information?
liebe Grüsse - chollo
 
Hallo....

mich beschäftigt, wie sich Christus und der schamanische Weg zueinander verhalten.

Vorweg, dieses Thema hätte wohl auch in den Bereichen Religion und Spiritualität sowie Schamanismus erscheinen können. Ich habe mich für den Bereich Meditation entschieden, weil hier der innere Weg, der Weg zum Christus in uns, Ausgangspunkt der Betrachtung sein soll. Wie nun aber, verhalten sich hierzu schamanische Techniken und Erfahrungen?

Einige Überlegungen, die ich hierzu habe:

Der Christusweg/Königsweg der von Liebe und Hingabe. Wenn der Mensch „soweit“ ist, offenbart sich Christus in ihm. Sein Wille geschehe. Meditation und rechtes Leben/Denken/Tun können aktiv und bewusst getan werden, im Sinne einer Vorbereitung und Tempelreinigung. Geistesgaben, Sehen, Erinnerungen an frühere Leben o.ä. sind Geschenke, die gegeben werden, wenn der Mensch bereit dafür ist.

Im Schamanentum nun, wird soweit mir bekannt, gezielt willentlich versucht, Kontakt mit der Anderswelt aufzunehmen, meist auch mit Hilfsmitteln wie Ayawaska oder San Pedro. Neben dem „Reisen“ soll durch die Substanzen alter Schmerz durchlebt/Blockaden sichtbar und geheilt werden. Evtl. kann dies als eine Art Tempelreinigung verstanden werden. Nun frage ich mich, ob dieses willentliche Tun, einschließlich der Pflanzen, Gefahren birgt und ob es sich überhaupt mit dem Christusweg "verträgt".

Wie seht ihr das?

Liebe Grüße,

yinundyang

Hallo yinundyang,
zu deinem Thema, welches mich auch sehr interessiert, folgendes:
Christus und der schamanische Weg geht sogar zurück bis zur Genesis des alten Testaments. Genaugenommen bis zur Erbsünde. Eva aß vom Baum der Erkenntnis, das war Tatsache. Zumindest für all jene Christen, die als Grundlage ihres Glaubens die hl. Bibel anerkennen. Aber ich bezweifle stark, dass "Gott" ihr verboten hatte von einem Baum der Erkenntnis zu essen. Denn Erkenntnis ist eigentlich das wertvollste, welches einem Menschen "widerfahren" kann. Wenn ein Mensch Fehler macht, rein menschliche wie Neid, Missgunst, Habgier usw.... aber irgendwann die Erkenntnis macht, dass das alles nicht richtig war, so denke ich, hat "Gott" in diesem Fall einen Blödsinn verzapft. Nun um welchen Apfel es sich hierbei gehandelt hat, sei dahingestellt. Vielleicht ein Stechapfel oder ein Granatapfel oder vielleicht auch nur Hanfblüten? Waren es vielleicht irgendwelche Bibelübersetzer oder Bibelveränderer (Konzil von Konstantinopel) die eine "Erb-Sünde" begannen hatten, indem sie schrieben: " Gott hatte Eva verboten von der Frucht der Erkenntnis zu nehmen" anstatt zu schreiben :"Gott bat Adam und Eva von der Frucht der Erkenntnis zu essen, damit sich ihre Augen auftaten und den Unterschied von Gut und Böse zu erkennen? Und um ein gutes Miteinander zu gestalten, wenn anstatt Adam und Eva ganz 6 Milliarden Menschen auf diesen Planeten leben? Mir scheint das zweite eher logischer. Wie dem auch sei, es war ja nur eine Geschichte!!!!
lg chollo
 
Liebe Chollo,

das ist ein Gegenstand von Diskussion. Also so direkt wie ich es verkürzt sagte, daß Hanf im Weihrauch ist, stimmt es nicht. Was ich meinte, ist, daß Weihrauch ebenfalls psychoaktive Substanzen enthält, die meiner Vermutung nach auch cannabinomimetische Aktivität entfalten.

Die einfache Hypothese, daß THC im Weihrauchabbrennen entsteht, wurde meines Wissens widerlegt:
Martinetz und andere im Buch "Weihrauch und Myrrhe"
Martinetz, D., Lohs, K., Janzen, J., Weihrauch und Myrrhe, WVG, Stuttgart 1988, 136-139.
vermuteten, daß Tetrahydrocannabinol in der Umsetzung von Oliventol (5-Pentylresorcin) mit Verbenol während des Verbrennungsprozesses entstehen könnte. Aber Kessler konnte 1991 in dieser Arbeit
Kessler, M., Zur Frage nach psychotropen Stoffen im Rauch von brennendem Gummiharz der Boswellia sacra. Inaugural-Dissertation, Basel 1991.
in acht verschiedenen Weihraucharten und 12 verschiedenen Weihrauchmischungen allerdings keinerlei Cannabinole im Weihrauchrauch nachweisen.

Ebenfalls negativ Schlüsse auf direkte Cannabinole im Weihrauchrauch enthält diese ältere Arbeit:
Pailer, M., et al., Über die Zusammensetzung des Pyrolysates von Weihrauch (1. bis 3. Mitt), Monatshefte für Chemie 112 (1981) 341-358, 595-603 und 987-1006.

Auf der anderen Seite muß man sagen, daß in neueren Arbeiten im Weihrauch psychoaktive Substanzen nachgewiesen wurden. Im Tiermodell konnten Moussaieff et al.
Moussaieff A, Rimmerman N, Bregman T, Straiker A, Felder CC, Shoham S, Kashman Y, Huang SM, Lee H, Shohami E, Mackie K, Caterina MJ, Walker JM, Fride E, Mechoulam R: Incensole acetate, an incense component, elicits psychoactivity by activating TRPV3 channels in the brain. FASEB J. 20. Mai 2008
zeigen, daß Incensol, einer der Bestandteile des Weihrauchs, angstlösende und antidepressive Wirkung hat. Das Problem bei der Untersuchung der Wirkungen des Incensols ist, daß es TRPV3-Rezeptoren im Gehirn anspricht, und keiner weiß wofür die eigentlich da sind. Jedenfalls ist die Wirkung deutlich psychoaktiv. Das andere Problem ist, daß natürlich außer dem Incensol noch eine Vielzahl weitere Substanzen beim Abbrennen des Harzes entstehen, die nicht auf psychoaktive Wirkungen getestet wurden.

Iijima et al. kommen in einer Arbeit am Menschen, die EEG und ERPs als Meßmethode nutzt, zu dem Schluß, daß vermehrte schnelle Alphaaktivität in in den posterioren Regionen auftritt.
Iijima M, Osawa M, Nishitani N, Iwata M. - Neuropsychobiology. 2009;59(2):80-6. Epub 2009 Mar 27. Effects of incense on brain function: evaluation using electroencephalograms and event-related potentials.

Besonders spannend fand ich einen Artikel, bei dem auch das BKA mitgearbeitet hat. Auwärter et al.
Auwärter V, Dresen S, Weinmann W, Müller M, Pütz M, Ferreiros N. ‘Spice’ and other herbal blends: harmless incense or cannabinoid
designer drugs? JMS 02/2009
gingen der Frage nach, ob frei in Europa übers Internet verkäufliche Weihrauchmischungen harmlos sind oder als Möglichkeit benutzt werden könnten, um unterschwellig Designerdrogen unters Volk zu bringen. Sie fanden mit der Methode der Massenspektrometrie sehr viel Interessantes. In manchen dieser Weihrauchmischungen gibt es Substanzen, die Cannabinomimetika enthalten, die bis zu 28 mal so stark wie THC am CB1 und CB2-Rezeptor arbeiten.
Dabei stellen sich natürlich Fragen wie die, ob diese Stoffe bereits genuin im Weihrauch enthalten sind oder beigemischt. Weiter könnte man natürlich schauen, ob mit dieser sehr genauen Methodologie auch im kirchlich verwendeten Weihrauch cannabinomimetische Substanzen enthalten sind. Verschwörungstheoretiker werden daraufhin natürlich sagen, daß die Untersuchungen so oder so gefälscht sind. :D

Naja, wie dem auch sei, soweit ich informiert bin und die Literatur kenne, gibt es eben psychoaktive Wirkungen auch durch den normalen kirchlichen Weihrauch. Wie genau und wie intensiv und ob auch da cannabinomimetische Effekte ausgelöst werden, wird sich ja eventuell noch zeigen.
 
Liebe Chollo,

das ist ein Gegenstand von Diskussion. Also so direkt wie ich es verkürzt sagte, daß Hanf im Weihrauch ist, stimmt es nicht. Was ich meinte, ist, daß Weihrauch ebenfalls psychoaktive Substanzen enthält, die meiner Vermutung nach auch cannabinomimetische Aktivität entfalten.

Die einfache Hypothese, daß THC im Weihrauchabbrennen entsteht, wurde meines Wissens widerlegt:
Martinetz und andere im Buch "Weihrauch und Myrrhe" vermuteten, daß Tetrahydrocannabinol in der Umsetzung von Oliventol (5-Pentylresorcin) mit Verbenol während des Verbrennungsprozesses entstehen könnte. Aber Kessler konnte 1991 in dieser Arbeit

in acht verschiedenen Weihraucharten und 12 verschiedenen Weihrauchmischungen allerdings keinerlei Cannabinole im Weihrauchrauch nachweisen.

Ebenfalls negativ Schlüsse auf direkte Cannabinole im Weihrauchrauch enthält diese ältere Arbeit:


Auf der anderen Seite muß man sagen, daß in neueren Arbeiten im Weihrauch psychoaktive Substanzen nachgewiesen wurden. Im Tiermodell konnten Moussaieff et al.

zeigen, daß Incensol, einer der Bestandteile des Weihrauchs, angstlösende und antidepressive Wirkung hat. Das Problem bei der Untersuchung der Wirkungen des Incensols ist, daß es TRPV3-Rezeptoren im Gehirn anspricht, und keiner weiß wofür die eigentlich da sind. Jedenfalls ist die Wirkung deutlich psychoaktiv. Das andere Problem ist, daß natürlich außer dem Incensol noch eine Vielzahl weitere Substanzen beim Abbrennen des Harzes entstehen, die nicht auf psychoaktive Wirkungen getestet wurden.

Iijima et al. kommen in einer Arbeit am Menschen, die EEG und ERPs als Meßmethode nutzt, zu dem Schluß, daß vermehrte schnelle Alphaaktivität in in den posterioren Regionen auftritt.


Besonders spannend fand ich einen Artikel, bei dem auch das BKA mitgearbeitet hat. Auwärter et al.

gingen der Frage nach, ob frei in Europa übers Internet verkäufliche Weihrauchmischungen harmlos sind oder als Möglichkeit benutzt werden könnten, um unterschwellig Designerdrogen unters Volk zu bringen. Sie fanden mit der Methode der Massenspektrometrie sehr viel Interessantes. In manchen dieser Weihrauchmischungen gibt es Substanzen, die Cannabinomimetika enthalten, die bis zu 28 mal so stark wie THC am CB1 und CB2-Rezeptor arbeiten.
Dabei stellen sich natürlich Fragen wie die, ob diese Stoffe bereits genuin im Weihrauch enthalten sind oder beigemischt. Weiter könnte man natürlich schauen, ob mit dieser sehr genauen Methodologie auch im kirchlich verwendeten Weihrauch cannabinomimetische Substanzen enthalten sind. Verschwörungstheoretiker werden daraufhin natürlich sagen, daß die Untersuchungen so oder so gefälscht sind. :D

Naja, wie dem auch sei, soweit ich informiert bin und die Literatur kenne, gibt es eben psychoaktive Wirkungen auch durch den normalen kirchlichen Weihrauch. Wie genau und wie intensiv und ob auch da cannabinomimetische Effekte ausgelöst werden, wird sich ja eventuell noch zeigen.

Hallo Maria,
danke für deine ausführliche Recherche, liebe grüsse chollo!
 
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Hi Lucia,
da diese bezeichnung aus dem ostsibirischen raum kommt, wirds wohl weniger hebräisch sein. nur weil was gleich oder ähnlich klingt, hat es nicht unbedingt dieselbe sprachwurzel.
das stimmt natürlich. Auf der anderen Seite gibt es bestimmte Bezeichnungen, die sich in vielen Sprachen ähnlich erhalten haben, obwohl sie nicht direkt miteinander verwandt sind.

Das Tungusische gehört zur Sprachbund der altaischen Sprachen. Die gemeinsame Sprachwurzel für Schamane ist *sám. Allerdings ist gar nicht sicher, ob es sich dabei nicht um ein Fremdwort handelt. Die Herkunft ist umstritten. Es gibt im tungusischen saman oder shaman, im amurtungusischen und mandschurischen sama. Auch bei Nachbarvölkern nichtaltaischer Sprachfamilie (mongolisch samadi, uigurisch samaty) gab es ähnliche Bezeichnungen. Wenn es ein einheimischer Begriff ist, leitet er sich am ehesten von "sa" - denken, wissen, begreifen her, der Schamane ist dann also ein Wissender.

In ähnliche Richtung zeigt z.b. die Bezeichnung Druid aus dem indogermanischen, die das Wissen betont. Der Stamm ist dabei das *vid, das dem sanskrit vida entspricht, also ein Wissender oder Sehender. Und was weiß er? "*d-r" - das ist in der gemeinsamen semitischen und indogermanischen Wurzel die Geschichte, die Überlieferungen, die Generationen, woraus sich z.b. das deutsche "dauer", oder englisch "tree" (Baum) oder hebräisch "der-k" (Weg, man könnte aber auch "dein där" übersetzen) und "mi-drasch" (Erklärung), assyrisch "daraggu" (Weg) oder sanskrit "dharma" (die Ordnung der Dinge) ableiteten...

Das von dir auch zitierte "sha-men" im Chinesischen ist auch ein Fremdwort aus dem Sanskrit shramana bzw. Pali samana, das Mönch oder Bettelmönch bezeichnet. Seit dem dritten Jahrhundert vor Christus betrieb der Buddhismus ausgeprägte missionarische Bemühungen, die sich über Nordindien nach Kaschmir, Gandhara, Baktrien und Zentralasien ausbreiteten, und im zweiten Jahrhundert dann auch über die Seidenstraße nach China und Innerasien, zuletzt in Tibet und die Mongolei gelangten. Aus dieser Quelle kommen jedenfalls die Übernahme des Pali-Begriffs samana ins Soghdische (shmn), Tocharische (samane) und Chinesische (sha-men).

Weiteres erspare ich mir an dieser Stelle, wer nachlesen möchte, weitere Infos bietet das Buch von Klaus E. Müller, "Schamanismus - Heiler, Geister, Rituale".

In der Familie der indogermanischen Sprachen gibt es die Sprachwurzel für das "Zeichen", *sem. Aus dem griechischen kommt da das Fremdwort "Semantik", die Lehre der Bedeutung und "Semiologie", die noch weiter verallgemeinerte Lehre der Zeichen.

In der semitischen Sprachfamilie gibt es "shem", das bedeutet "Name". Der Name ist das, womit etwas bezeichnet wird.
In Genesis 9:27 bezeichnet Noah Gott als den "Gott Shems". In der Entwicklung der "Auserwählung", der "von Gott mit einem Zeichen bzw. Namen (sem) versehenen" ist dies der erste Schritt.
Spannend in dieser Hinsicht ist das Verb "schama", das "hören" bedeutet.

In der Tat sind etliche Rituale, die in der Bibel beschrieben werden, eigentlich schamanischer Natur. Die Gruppe der Schamanisierenden wurde als "Propheten" bezeichnet. Ihr Kennzeichen war Verzückung, Ekstase. In ähnlicher Weise wird im Neuen Testament das Wirken des Heiligen Geistes zu Pfingsten beschrieben. Die Umstehenden fragten sich, ob die vom Heiligen Geist in Besitz genommenen nicht etwa zuviel getrunken hätten. Die gleiche Frage erhob sich bei alttestamentarischen Prophezeihungsberichten.
Auch die von dir von Panoff zitierte Übersetzungsversion von "saman" als "jemand der verzückt ist" zeigt in die gleiche Richtung.

Die Übersetzung von Lörler als "sich anheizen, verbrennen, mit Hitze oder Feuer arbeiten" beruht wohl auf der Ähnlichkeit von *sám und der altaischen Wurzel *sằmù, die Teer, Ruß, Rauch bedeutet.

"kam", "cham" und "gam" sind Varianten der Bezeichnung für Schamanen, die vor allem bei den Turkvölkern, teils auch den mongolischen Völkern gebräuchlich waren und sind, und der sich über die türkische Expansion bis nach Europa ausbreitete, von wo das Ungarische "Kám" - "Wahrsager, Seher" übernahm.
Spannend ist da allerdings wieder die Verbindung zum Japanischen "kami", der ursprünglichen Bezeichnung für Geister oder Naturkräfte, bevor sie im Shintoglauben zu Gottheiten personifiziert wurden. Das Japanische wird teils als eigenständige Sprache, teils als in der altaischen Sprachfamilie angesiedelt gesehen, neuere Forschungen zeigen eher in die Richtung einer gemeinsamen altaischen Sprachfamilie, die auch das Japanische umfaßt.

Russische Philologen sehen auch eine Beziehung zwischen türkisch (auch altaische Sprachfamilie) "kam" und tungusisch "sama", was bedeuten könnte, daß es in sehr viel früherer Zeit bei den Steppenvölkern Sibiriens eine gemeinsame Bezeichnung für Schamane gegeben haben kann.

Naja, und wer will schon so genau behaupten zu wissen, wo die beiden Söhne von Noah, "Shem" und "Cham"wirklich gelebt haben... :rolleyes:
...ist ja letztlich nicht so wichtig, oder? Nur für Schamanen und die es werden "wollen"...

In meiner Rezeption dieser Dinge sind die Schamanen die um die Berührung/Kontakt durch den Geist wissenden, die die Zeichen der Natur lesen können und die die Überlieferung aufrechterhalten können.
 
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