Liebe YinundYang,
mich beschäftigt, wie sich Christus und der schamanische Weg zueinander verhalten.
Vorweg, dieses Thema hätte wohl auch in den Bereichen Religion und Spiritualität sowie Schamanismus erscheinen können. Ich habe mich für den Bereich Meditation entschieden, weil hier der innere Weg, der Weg zum Christus in uns, Ausgangspunkt der Betrachtung sein soll. Wie nun aber, verhalten sich hierzu schamanische Techniken und Erfahrungen?
Der Christusweg/Königsweg der von Liebe und Hingabe. Wenn der Mensch soweit ist, offenbart sich Christus in ihm. Sein Wille geschehe. Meditation und rechtes Leben/Denken/Tun können aktiv und bewusst getan werden, im Sinne einer Vorbereitung und Tempelreinigung. Geistesgaben, Sehen, Erinnerungen an frühere Leben o.ä. sind Geschenke, die gegeben werden, wenn der Mensch bereit dafür ist.
Im Schamanentum nun, wird soweit mir bekannt, gezielt willentlich versucht, Kontakt mit der Anderswelt aufzunehmen, meist auch mit Hilfsmitteln wie Ayawaska oder San Pedro. Neben dem Reisen soll durch die Substanzen alter Schmerz durchlebt/Blockaden sichtbar und geheilt werden. Evtl. kann dies als eine Art Tempelreinigung verstanden werden. Nun frage ich mich, ob dieses willentliche Tun, einschließlich der Pflanzen, Gefahren birgt und ob es sich überhaupt mit dem Christusweg "verträgt".
für mich besteht da kein Widerspruch.
Wenn man so ein Thema anschneidet wie den Gebrauch von Pflanzen, darf es nicht ausbleiben, auf die Gefahren hinzuweisen, die das für den "Hobbyschamanisierenden" hat. Also nur weil man mal Ayahuaska probiert hat befindet man sich nicht auf dem schamanischen Pfad. Das sind Dinge, die gehören in eine bestimmte Kultur und unter die weise Aufsicht eines in dieser Kultur stehenden. Nicht, daß das nicht auch ein kulturfremder erlernen könnte, aber das geht nicht in irgendwelchen Schamanenweekends.
Schamanismus als solcher besteht durch den Kontakt zur Geisterwelt. Das Wort "Schamane" kommt vom hebräischen "schämän", Öl, das die Salbung mit heiligem Geist anzeigt.
Christentum als solches besteht durch das "Chrisma", die Salbung mit dem heiligen Geist.
Insofern gibt es da also keinen Unterschied.
Man könnte Jesus, wie der Geist ihn in die Wüste treibt und er sich dort anderen Geistern konfrontiert, durchaus als Schamanen sehen.
Was nun den "willentlichen Kontakt zur Anderswelt" angeht: Was ist genau der Unterschied zum Christentum, in dem man auch bewußt, "willentllich", um den heiligen Geist bittet, daß er einen erfüllt?
Es ist beides eine Invokation, egal ob mit oder ohne pflanzlichen Mitteln (Wobei der Weihrauch der katholischen Kirche ja auch Hanf enthält...).
Sicher sind die zunächst ins Auge stechenden äußeren Formen scheinbar unterschiedlich, doch das Innere ist dasselbe. Es wird dasselbe mit anderen Worten und anderen Bildern beschrieben.
Im Schamanismus erhält derjenige, der Schamane werden wird, den Ruf aus der Geisterwelt. Sie sucht Kontakt. Nicht der Mensch, der einen romantischen Faible fürs schamanisieren entwickelt hat und irgendeiner "Indianermode" hinterherläuft...
Im Christentum erhält derjenige, der den Weg des inneren Christus geht, ebenfalls einen Ruf, den Ruf des Herzens. Man ist "berufen". Doch nur wenige sind "auserwählt", verwirklichen diesen Ruf des Herzens.
In jeder wahrhaft spirituellen Tradition ist es so, daß die geistige Welt "auserwählt", sie nimmt jemanden als Schüler, egal ob durch einen sichtbaren Meister oder durch Geister.
Und wer wirklich begreift, was die Geistige Welt da mit einem vorhat, der wird - wenn er halbwegs bei gesundem Menschenverstand ist - einfach Reißaus nehmen.
Da könnte man in der Bibel zahlreiche Berufungsgeschichten nachlesen, wo Gott einen Propheten auserwählt. Die sind meistens erstmal nicht sehr glücklich mit dieser Auserwählung. Ebensowenig sind es meistens die werdenden Schamanen...
Warum nicht? Weil es ein knochenharter Weg ist. Gefahren für Leib und Leben lauern auf diesem Weg. Nicht auf dem breiten Weg des Kirchenchristen, und nicht auf dem breiten Weg des Hobbyschamanen und nicht auf dem breiten Weg des Mahayana-Buddhismus. Aber auf dem schmalen Pfad wirklicher Erwählung. Oder wer freut sich darüber, daß er ein paar Mal in Situationen kommen wird, in denen er Gefahr läuft zu sterben oder schlimmeres...? Niemand, der recht bei Trost ist. Das einzige, was einen bei der Stange hält, ist eben dieser Ruf und seine Resonanz im Innern.
Auch Jesus predigt keinen süßen LuL-Pfad. Er konfrontiert die Jünger mit dem, was von ihnen verlangt werden wird. Man lese z.b. Johannes 6, 60-66:
Viele nun von seinen Jüngern, die es gehört hatten, sprachen: "Diese Rede ist hart; wer kann sie hören?" Da aber Jesus bei sich selbst wußte, daß seine Jünger hierüber murrten, sprach er zu ihnen: "Ärgert euch dieses?
Wenn ihr nun den Sohn des Menschen dahin auffahren sehet, wo er zuvor war?
Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, welche ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben; aber es sind etliche unter euch, die nicht glauben.
Denn Jesus wußte von Anfang, welche es seien, die nicht glaubten, und wer es sei, der ihn überliefern würde.
Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt, daß niemand zu mir kommen kann, es sei ihm denn von dem Vater gegeben."
Von da an gingen viele seiner Jünger zurück und wandelten nicht mehr mit ihm.
Doch wer wirklich diesen Herzensruf spürt, der geht nicht weg, um nichts in der Welt. So geht die Erzählung auch weiter:
Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr etwa auch weggehen?
und Petrus antwortet:
"Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, daß du der Heilige Gottes bist."
Da ist nicht die Frage, ob man alles verlassen muß und Jesus nachfolgt. Petrus hat alles verlassen und kann nicht zurück. "Zu wem sollen wir gehen?" Er findet in der äußeren Welt kein Ziel mehr. Er spürt das Heilige und es läßt ihn nicht los. Selbst dann, als er es dreimal verleugnet, als er bei der Kreuzigung doch die Hosen gestrichen voll hat. Er kehrt zurück. Wen der Ruf einmal ereilt hat, der kann noch so sehr fliehen, nichts auf dieser Welt wird ihn letztlich mehr zufriedenstellen können und er wird diesem Ruf wieder und wieder folgen, ob in dieser Inkarnation oder in einer anderen...