Christentum

Lieber Martin,

martinpi: Das Wort Theologie ist ein Widerspruch in sich. Wenn man etwas über Gott wissen könnte, wäre die Kirche keine Glaubensgemeinschaft sondern eine Wissensgemeinschaft.

das ist eine schöne Anregung, danke.
Theos ist Gott, und Logos ist auch Gott. So wird es in Johannes 1,1 gesagt.
Also könnte man auch sagen es ist eine Tautologie...

logos ist eigentlich "Wort, Idee", wird dann erst später erweitert auf "Lehre".
Das Wort von Gott ist selbst Gott.
Auf der einen Seite also tautologisch, auf der anderen Seite wirklich ein innerer Widerspruch.
Wie kann das Wort selbst Gott sein?
Ich nähere mich dem nun vorsichtig an mit einem Zen-Ansatz, betrachte also Gott und das Wort, den Logos, als zwei Seiten, die logisch (von logos) zusammenhängen, aber nicht ineinander auflösbar sind.
Ein unlösbarer Widerspruch also.
Nur durch das Erleben wird es erfahrbar, weshalb Gott und Logos identisch sind, seien können.

Nunja, vielleicht ist das Wort, also der Logos, sogar vor Gott da?
die Idee ist da, und daraus entsteht Gott.
Johannes schreibt schließlich: "Im Anfang war das Wort, ..."
Also nicht Gott, sondern das Wort stand am Anfang.
Besonders mutig finde ich das "war".
Beinhaltet es doch eine Art Zeitlichkeit.
Andererseits auch wieder keine definierte "Punkt A"-Start-Zeit.
Der Ur-Anfang verbirgt sich in diesem Wort "im".
Irgendwo IM Anfang drinne, da ist das Wort.
Wie so ein Zellkern, in dem irgendwo drinne die Ideen sind, die Gene, aus denen abgelesen wird.
Wenn Gott wie so ein Zellkern ist, dann ist er in jeder Zelle.
Und in diesem Zellkern sind die Informationen, die Gene, die Ideen, die Worte Gottes.
Johannes beginnt so: "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alles ist durch dasselbe geschaffen, und ohne dasselbe ist nichts geschaffen, was geschaffen ist."

Übersetzt auf dieses kleine Beispiel ist es dann:

Im Anfang waren die Gene, und die Gene waren im Zellkern, und der Zellkern besteht aus Genen. Diese Gene bilden im Anfang bei dem Zellkern. Das ganze Lebewesen ist durch diese Gene erzeugt, und ohne diese Gene entsteht nichts, was entsteht.

Ja, wie unten, so oben.
Im Kleinsten und im Größten.

Lebendige Zellen fangen ja auch nicht irgendwo bei Punkt X an.
Sie entstehen aus anderen Zellen, Eizelle und Samenzelle. Das ist der Anfang, wenn die Gene sich vereinen und den Zellkern bilden.
Dann sind die wirklich vor dem eigentlichen Zellkern da.
Ja, das ist interessant.

Danke für diese kleine Anregung zum Meditieren. :kuesse:
 
Werbung:
Oh, danke für die gar nicht so kleine Anregung zum nachdenken (meditieren tu ich auch aber das ist etwas anderes). :danke:

Bei Genen und Zelle haben wir ein klassisches Henne-Ei-Problem, denn ohne Gene keine Zelle, ohne Zelle keine Gene. Wissenschaftler bemühen sich derzeit, ein Szenario für die Entstehung des Lebens zu finden. Demnach wäre am Anfang nicht DNA sondern RNA gestanden die selbst Information speichern kann, aber später nur mehr den "Kopierdienst" übernommen habe.

Die kürzere Antwort wäre dass ich einfach den Wort-Teil "-logie" falsch verstanden habe.
Trotzdem: Theologen tun so als ob sie etwas von Gott wissen würden. Das können sie nicht. Ich habe von einem Theologen sogar eine Aussage gehört die implizit bedeutet dass er alles über Gott wisse. Das ist mehr als kühn. Einige gescheite Menschen haben versucht Gott zu beweisen. Das ist keinem gelungen.
 
Zurück
Oben