Hallo Route666,
okay, ich habe mir das mal durchgelesen.
Vorab will ich bemerken, dass die "Junge Welt" - als ehemaliges DDR-Propaganda-Blättchen - ja sowieso ein Verhältnis der ganz besonderen Art zu Israel pflegt...
In Ordnung: Israels Position ist zu kritisieren (vorausgesetzt, die "Junge Welt" hat seit 1989 an Ehrlichkeit gewonnen). Trotzdem würde ich gern noch ein, zwei Worte dazu verlieren.
Selbstverständlich wäre - zumindest aus europäischer Sicht - ein vollständig kernwaffenfreier Orient wünschenswert. Insbesondere seit der Annäherung Israel-Ägypten erscheint die Notwendigkeit der atomaren Bewaffnung zunehmend fraglich. Ungeachtet dessen darf man aber nicht die historischen Zusammenhänge bis zur Unkenntlichkeit karikieren. Es steht ja klipp und klar in dem von Dir verlinkten Artikel: das israelische Atomwaffenprogramm geht auf die fünfziger Jahre zurück, also eine Zeit akuter Bedrohung. Im Lichte dieser Tatsache erscheint es durchaus gerechtfertigt, dass Israel zu diesem ultimativen - und letztlich defensiven - Mittel griff. Die jüngsten Entgleisungen eines offenbar wirren Ahmadineschad zeigen nur zu deutlich, in welcher Gefahr Israel noch immer schwebt.
Der wesentliche Punkt dabei: Israel zog sich die Feindschaft der islamischen Welt nicht etwa durch seine Politik zu, sondern einzig durch seine Existenz. Schließlich besteht das Ziel der Feinde Israels darin, "die Juden ins Meer" zu treiben. Man muss also befürchten, dass einige islamische Länder - so sie denn die Macht dazu hätten - einem Vernichtungskrieg durchaus aufgeschlossen gegenüber stünden. Alternativ gäbe es noch die Möglichkeit, israelfeindliche Terroristen mit Atombomben auszustatten. Darin sehe ich einen ganz fundamentalen, ja geradezu zivilisatorischen Unterschied zwischen "uns" und den islamistischen Fundamentalisten. Mag sein, dass schon die nächsten Angriffe von westlicher Seite vorbereitet werden, und das wäre auch schärfstens zu kritisieren. Jedoch plant niemand im Westen, ein ganzes Volk zu vernichten!
Dieser Unterschied ist es, der den Westen veranlassen muss, die Macht fundamentalistischer Spinner so klein wie möglich zu halten!
Im Gegensatz zur israelischen hätte z.B. eine iranische Bombe deutlich offensiven Charakter, weshalb eine Gleichsetzung beider Fälle mir doch ein wenig an den Haaren herbei gezogen erscheint. Und diese Gleichsetzung wird in dem Artikel zumindest angedeutet.
LG