Route666 schrieb:
Danke Route666, der zweite Volltreffer. Und ich muss sagen, mir gefällt diese Entwicklung. Ich zitiere:
07.12.2005 - (stern.de): Der Vorsitzende der Energie-Kommission des Parlaments im Iran, Kamal Daneschjar, sagte am Freitag gegenüber der iranischen Nachrichtenagentur ISNA, dass man bereits vorbereitende Maßnahmen getroffen hätte, um Ölverkäufe in Zukunft über den Euro abzuwickeln.
Was hat das für Folgen?
Der Dollar ist faktisch die Welt-Reservewährung: Etwa zwei Drittel aller offiziellen Währungsreserven werden in Dollar gehalten. Mehr als vier Fünftel aller Außenwirtschaftstransaktionen und die Hälfte der Weltausfuhr werden in Dollar abgewickelt. Außerdem werden alle Kredite des Weltwährungsfonds in Dollar gewährt. Doch je mehr Dollar außerhalb der USA zirkulieren oder von außländischen Eignern in den USA angelegt werden, umso mehr auch muß der Rest der Welt die USA im Austausch für diese Dollar mit Gütern und Dienstleistungen beliefern. Die Herstellung von Dollar kostet die USA nahezu nichts. Die Tatsache, daß die Welt den Dollar auf diese Weise gebraucht, heißt also, daß die USA große Mengen an Gütern und Dienstleistungen praktisch umsonst importieren.
Die Position der USA scheint unangreifbar, aber bedenken wir: Je mehr einer hat, desto mehr hat er zu verlieren. Und kürzlich gab es Anzeichen dafür, wie zum ersten Mal seit langem die USA anfangen könnten zu verlieren.
Aber das eben wäre ein Desaster für die USA. *Nicht nur würden die USA einen Großteil ihrer jährlichen Subventionen, bestehend aus praktisch kostenlosen Gütern und Dienstleistungen, verlieren, sondern außerdem würden auch die Länder, die vom Dollar zum Euro als Reservewährung übergehen, den Wert der US-Währung beeinträchtigen. Einfuhren würden nach und nach die Amerikaner eine Menge mehr kosten, und da eine wachsende Zahl derer, die Dollar haben, sie nach und nach ausgeben, müßten die USA anfangen, ihre Schulden zurückzuzahlen, indem sie Güter und Dienstleistungen ins Ausland liefern. Damit aber würden sie den amerikanischen Lebensstandard senken.
Wenn Länder und Unternehmen ihre Dollar-Anlagen in Euro-Anlagen umwandeln, dann wird ohne Zweifel die US-Immobilien- und Wertpapier-Blase platzen. Die Federal Reserve Bank wäre nicht mehr im Stande, mehr Scheine zu drucken, um die Blase wieder aufzupusten, wie sie es zur Zeit offen erwägt. Denn ohne eine Menge Ausländer, die scharf darauf sind, die Dollarscheine weg zu putzen, käme es zu einer ersthaften Inflation, die ihrerseits die Ausländer noch stärker davor zurückschrecken lassen würde, die US-Währung zu behalten, und so würde sich die Krise weiter vertiefen.
Wenn andererseits die OPEC entscheiden würde, nur Euro für ihr Öl zu akzeptieren (unterstellt, ihr würde erlaubt, so zu entscheiden), dann wäre es vorbei mit der amerikanischen Wirtschaftsdominanz. Nicht nur würde Europa nicht mehr so viele Dollar benötigen, sondern auch Japan, das 80 Prozent seines Öls aus dem Nahen Osten bezieht, würde es für vernünftig ansehen, einen Großteil seiner Dollar-Guthaben in Euro-Guthaben umzuwandeln. (Japan subventioniert die USA am meisten, weil es so viele Dollar-Investitionen getätigt hat.) Die USA andererseits, als weltgrößte Ölimporteure, würden einen Außenhandelsüberschuß erzielen müssen, um Euros zu erlangen. Der Wechsel von einem Handelsbilanzdefizit zu einem Handelsbilanzüberschuß müßte in einem Augenblick vollzogen werden, in dem ihre Immobilien- und Börsenpreise zusammenbrechen und das inländische Angebot an Öl und Gas dahin schwindet. Es wäre eine sehr schmerzliche Umstellung.