MichaelaEngel schrieb:
Hallo Gabi,
Hört sich prima an, habe ich auch mal gedacht und dementsprechend danach gelebt.
Nur eines will mir dabei nicht in den Kopf:
wie erklärt man diese Einstellung einem todkranken Kind das definitiv bald sterben wird?
Einem Erwachsenen kann man dies ja noch halbwegs erklären, wobei ich behaupte, dass viele , gerade Todkranke, einem den Hakls umdrehen kommt man mit sowas.
Aber einem Kind das zu vermitteln - ne, sorry, es gibt Krankheiten die nichts mit Leiden zu tun haben, sondern die von jeh her Kacke sind und einen definitiv umbringen.
Micha
Es gibt wohl Kinder, die ihre schwere Krankheit einfach annehmen können, die sich in das Unvermeidliche ergeben. Hab ich jetzt schön gesagt, gell?
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Nein, sowas ist nicht witzig und ich sage ganz offen, ich hätte auch große Probleme, so etwas meinen Kindern zu erklären. Gott sei Dank sind sie alle soweit gesund, von den normalen Erkältungen und anderen Kleinigkeiten abgesehen. Aber diesen Winter ging das Schlag auf Schlag und eine Erkältung jagte die andere und bei fünf Kindern ist das schon heftig, wenn man beinahe monatelang ohne Unterbrechnung Krankendienst tun muß. Da war ich schon am meckern und hadern und ich hoffe inständigst, daß wir von gröberem verschont bleiben.
Wenn man von etwas nicht betroffen ist, ist es immer leicht, klug zu reden. Doch wenn man sich in der Lage befindet, sieht oft alles ganz anders aus. Ich kannte eine Familie mit vier Kindern. Eins davon war spastisch gelähmt. Der Junge konnte nur entweder im speziellen Rollstuhl sitzen oder im Bett liegen. Er schlief auch bei den Eltern, damit ihnen nicht entging, wenn er Hilfe brauchte. Die Eltern haben diese Situation angenommen und nicht dagegen angekämpft, weil es einfach nicht zu ändern ist. Doch irgendwann hatten sie keine Kraft mehr und den Jungen zumindest tagsüber in ein Pflegeheim mit spezieller Schule getan. Da bleibt aber dann noch die Frage, was wird mit dem Jungen, wenn mit den Eltern mal was ist? Ich bin froh und dankbar, daß ich mit solchen Herausforderungen nicht konfrontiert bin.
MichaelaEngel hat ihren Sohn durch Suizid verloren. So viel weiß ich darüber nicht, aber mitbekommen habe ich, daß wohl meist eine tiefe Depression vorausgeht. Eltern, denen das passiert werden sich immer fragen, was sie übersehen haben, was sie möglicherweise falsch gemacht haben. Depression ist auch eine sehr ernst zu nehmende Krankheit und oft erkennen sie nicht mal die Betroffenen selbst, geschweige denn die Angehörigen.
Heutzutage ist die Medizin sehr fortgeschritten, doch auch Ärzte müssen immer wieder die Erfahrung machen, daß sie nicht alles im Griff haben und daß ihnen Menschen unter dem Skalpell oder unter den Händen weg sterben.
Noch vor einigen Jahrzehnten war vieles eben noch nicht zu heilen und in vielen Bereichen der Erde ist es heute noch so. Hinnehmen ist nicht aufgeben, sondern sich in eine Situation fügen. Denn man hat nicht alles im Griff. Man kann nicht alles kontrollieren und nicht alle Mängel beheben. Der Mensch sollte erkennen, daß das so ist. Aber jeder Mensch wird selbst (irgendwann) verstehen, ob es für ihn wichtig ist, anzunehmen oder zu kämpfen. Louise Haye hatte ihren Weg, der wohl darin bestand, eine Krankheit selbst zu heilen. Das ist aber nicht der Weg eines jeden Kranken.
Wenn wir auf die Welt kommen, ist der physische Tod bereits sozusagen vorprogrammiert. Jeder Mensch wird erfahren, daß ein Leben endgültig sein kann (bis auf ein paar geringe Ausnahmen vielleicht, aber wer weiß das schon wirklich).
Hoffnung ist etwas Gutes, denn sie hilft einem weiter zu kommen. Doch die Erfahrungen sind sehr unterschiedlich. Es mag zum einen Menschen geben, die sehr lange mit einem HIV-Virus leben und andere, die daran sterben. Es mag Menschen geben, die den Krebs auf die eine oder andere Art besiegen, und andere, bei denen das eben nicht so ist.
Ich hatte eine Freundin, die damals über 70 war. Es war eine sehr gläubige Frau, die früher als Ärztin praktiziert hat. Irgendwann wurde festgestellt, daß sie Krebs hat. Sie entschied aber dann, daß sie sich nicht OP's unterziehen wollte, sondern sie hat ihren Frieden mit allem gemacht und ist dann gegangen.
Niemand kann die Situation eines anderen wirklich beurteilen, weil er nicht drin steckt. Manche können vielleicht teilweise erfühlen, was Sache ist, aber jeder Mensch muß trotzdem seinen eigenen Weg gehen, der mehr oder minder nicht einfach ist. Und niemand kann den Weg für einen anderen gehen. Das muß schon jeder selbst tun. Man kann nur die Hand reichen und begleiten.
Mag sein, daß manche Krankheit zu heilen ist, aber sicher nicht jede. Ich glaube an viele scheinbar unmögliche Dinge und ich weiß, daß es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als wir uns vorstellen können. Doch ich finde es anmaßend, wenn man denkt, "Herr über alles" sein zu können. Wenn das so wäre, wäre wir keine Menschen geworden, sondern gleich himmlische Wesen ohne uns verkörpern zu "müssen".
Es muß auch nicht gleich immer Karma sein. Wie ich schon sagte, denke ich schon, daß in Krankheiten auch Lernaufgaben stecken. Doch es geht nicht immer um Heilung im herkömmlichen Sinn. Manchmal besteht die Heilung auch darin, etwas einfach anzunehmen.
Immer wieder finde ich die Esoterik erschreckend und mir kommt es so vor, als ob sie für alles und jedes eine Lösung hätte. Das ist aber eine Illusion und ein bischen mehr Boden unter den Füßen könnte nicht schlecht sein. Guckt doch mal die Bäume an. Auch die werden krank. Aber sie haben ihre Zweige so weit im Himmel, wie die Wurzeln in der Erde sind. Mancher Sturm kann trotzdem einen Baum aus der Erde reißen, der stark zu sein schien. Das Leben ist wie die Natur - ein Auf und Ab, eine Achterbahn. Wir würden vielleicht gerne alles im Griff haben, aber es ist bestimmt besser, wenn man einsieht, daß das nicht möglich ist. Eins ist sicher: Daß nichts sicher ist.
Alles Liebe
Moonrivercat