Flugzeug schrieb:
Die Theorien von Marx und Engels mögen seinerzeit ihre Berechtigung gehabt haben, nur hat sich die heutige Weltproblematik seitdem verändert.
Die Weltproblematik ändert sich jeden Tag. Sie hat sich auch innerhalb der Lebensspanne von Marx verändert. Das ändert aber nichts daran, dass die marxistische und auch leninistische Theorie richtig und auch heute noch gültig ist. Du kennst die Theorien doch gar nicht, wie aber kommst du dann zu dieser Einschätzung?
Flugzeug schrieb:
Du möchtest also den Sozialismus zurück
Nein, du hast den Kern meiner These noch nicht begriffen. Der Sozialismus ist die nächst höhere Gesellschaftsformation nach dem Kapitalismus, die sich entwickeln muss, weil der Kapitalismus die Entwicklung der Produktivkräfte nicht mehr gewährleisten kann. Der Sozialismus ist - wie der Kapitalismus nach dem Feudalismus - eine notwendige Etappe in der Menschheitsgeschichte. Ich will also weder etwas zurück, noch will ich etwas utopisch einfordern: Ich versuche bloß zu verstehen, wie sich unsere Gesellschaft entwickelt und welche Rolle ich/wir dabei spielen.
Deswegen ist der Sozialismus auch kein Experiment (das ist übrigens - und nicht ohne Grund - Sprachjargon der Herrschenden, Adenauer, CDU), sondern notwendiges Entwicklungsprodukt. Die Sowjetunion war kein Versuch, keine Utopie, sondern das Ergebnis realer Entwicklungen, die kommen mussten, weil das zaristische Russland sozusagen reif war für die Revolution. Die Pariser Kommune oder auch die national-demokratische Revolution (deren Politik im Nachhinein Wirklichkeit wurde) waren ebenso wenig Utopie oder Experimente, bloß weil sie vorübergehend von ihrem Feind zerschlagen wurden. So wie der Kapitalismus mit all seinen Niederlagen und Siegen (Restauration, Bürgerkriege, franz. Revolution usw.) in die Geschichte trat, so wird auch der Sozialismus mit all seinen Niederlagen und Siegen in die Geschichte treten.
Für Esoteriker ist vielleicht auch noch ganz spannend, dass die kommunistische Gesellschaft eine Art kollektives Bewusstsein schaffen wird. Da es keine Klassengegensätze mehr geben wird, wird die Menschheit zum ersten Mal in ihrer Geschichte wie eine organisierte Zelle bewusst zusammenwirken (Marx sagte einmal, dass die Geschichte der Menschheit erst mit dem Kommunismus beginnt, davor ist der Mensch sozusagen noch "Affe"):
F. Engels schrieb:
Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die Warenproduktion beseitigt und damit die Herrschaft des Produkts über die Produzenten. Die Anarchie innerhalb der gesellschaftlichen Produktion wird ersetzt durch die planmäßige bewusste Organisation. Der Kampf ums Einzeldasein hört auf. Damit erst scheidet der Mensch, in gewissem Sinn, endgültig aus dem Tierreich, tritt aus tierischen Daseinsbedingungen in wirklich menschliche. ... Erst von da an werden die Menschen ihre Geschichte mit vollem Bewusstsein selbst machen, erst von da an werden die von ihnen in Bewegung gesetzten gesell-schaftlichen Ursachen vorwiegend und in stets steigendem Maße auch die von ihnen gewollten Wirkungen haben. Es ist der Sprung der Menschheit aus dem Reiche der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit.
Flugzeug schrieb:
Sozialistische/kommunistische Länder hatten totalitäre Regime,was dazu beigetragen hat Produktivität/Kreativität und Individualität zu unterdrücken.
Was ist ein totalitäres Regime? Die Sowjetunion hat die Bauern und das Proletariat von der schrecklichen Zarenherrschaft befreit, das Sowjetvolk hat die Industrie schneller aufgebaut als es der Kapitalismus in 200 Jahren vermochte, sie haben dem deutschen Faschismus das Rückgrat gebrochen, haben viele soziale Errungenschaften hervorgebracht und vieles mehr. Die 5-Jahr-Pläne wurden zum Teil übererfüllt, vom Agrarstaat zum Industriestaat in 10 Jahren, Atommacht usw. - das war höchst produktiv. In der Sowjetunion hat das Volk die Politik gemacht, hat das Volk die zentrale Rolle gespielt, weil das werktätige Volk de facto Eigentümer der Produktion war und daher die materielle Macht in den Händen hielt. Was aber ist am Kapitalismus produktiv und kreativ? Was demokratisch? Wem gehört der von uns geschaffene Reichtum? Wir arbeiten, aber gleichzeitig sind wir arm! Wer spielt in der BRD die zentrale Rolle - das arbeitende Volk oder die Kapitalisten und ihr parasitäres Gefolge?
Was du da alles aufzählst, Beschränkungen, totalitäres Regime, Experiment, fehlende Individualität, starre Strukturen, keine Produktivität, keine Motivation des Einzelnen und so weiter - das sind alles Propagandabegriffe der Herrschenden, hohle Phrasen, die nur dazu dienen dich davon abzuhalten den Kapitalismus in Frage zu stellen. Die Ausbeuter fürchten nämlich nichts mehr als den Sozialismus, als die Herrschaft der Arbeiter. Aber wie die Sklavenhalter und Feudalherren werden auch sie untergehen müssen. Ihre Stunde schlägt und dass wir darüber diskutieren ist der Beweis.
Rosa Luxemburg schrieb:
Eure »Ordnung« ist auf Sand gebaut. Die Revolution wird sich morgen schon »rasselnd wieder in die Höh' richten« und zu eurem Schrecken mit Posaunenklang verkünden: »Ich war, ich bin, ich werde sein!«