bungswege - Warum und was hat es damit auf sich?

Kalihan schrieb:
Sind Erwachsene fertige Menschen? Genügt die alltägliche Lebensschule, um unsren Potentialen Wirkungskraft zu geben? Was tut Ihr, um euch auszubilden? Wie steht Ihr zur regelmäßigen Übung? Seid Ihr zufrieden, mit euren Fähigkeiten? Welche Wege führen Euch zur Verwirklichung der schlummernden Talente? Genügt Euch das Dilletantische, oder wo zieht es Euch, auf's Potential bezogen, hin?

lg Kalihan


Die schlummernden Talente, jaja. Es ist doch die Frage, ob das, wofür man sich so anstrengt das Richtige ist, die richtige Aufgabe. Wieviel von uns träumen, endlcih einmal solche Talente zu entdecken und verirren sich in wenns und vielleichts. Wenn da nur der rechte Wille wäre! Vielleicht könnte ich ja dies und das sein, wenn ich mich nur anstrengen wollen würde. Und verlieren dann den Mut, weil der Wille nicht reicht und das Können dann natürlcih erst recht nicht. Wenn kein echter innerer Wille, keine innere Notwendigkeit für etwas da ist, ist es Kraftvergeudung, dem nachzujagen! Manche wollen in etwas Meisterschaft erlangen, für das sie überhaupt keine Vorraussetzungen haben. Das passiert, wenn man den Kopf in Wolken aus Träumen stecken hat und nciht auf die Bodenhaftung achtet. Alle Anstrengung kommt, wenn die Notwendigkeit da ist und die Gewissheit, daß es das Richtige ist. Wenn das Leben es verlangt, wird man den Arsch schon hochkriegen, so oder so, früher oder später, vielleicht erst, wenn man richtig übel auf die Schnauze fällt oder ganz am Ende des Lebens oder danach. Niemand kriegt den Arsch hoch ohne Notwendigkeit und ohne Gewissheit darüber, was das Richtige ist. Wenn es das Richtige ist, eröffnen sich automatisch auch Möglichkeiten. Ich bin überzeugt, das ein jeder Mensch es in irgendetwas zur Meisterschaft bringen kann, wenn es das Richtige ist.

Ich selbst versuche wach zu sein, für das, wofür ich von innen heraus ein Wollen habe. Das ist bei mir nur noch die Verwirklichung der Liebe in mir. Diese Aufgabe zu finden, habe ich mein 3/4 Leben gebraucht! Früher hatte ich keine Ahnung, was das ist, wofür es sich lohnt, sich anzustrengen , da habe ich mich blindlinks für alles mögliche angestrengt, um "richtig gut" zu werden. Sport, Malerei, Musik. Aber eins nach dem anderen ist gescheitert, weil ich nie den richtigen Antrieb entwickeln konnte und es stellte sich heraus, daß ich nur Wunschträumen nachgejagt bin. So wie es viele tun, weil sie irgendwas Grossartiges sein wollen, Erfolg haben wollen, so wie die Superstars im Fernsehn sein wollen oder so. Aber im Nachhinein weiss ich , daß es genau so sein musste, damit ich nach und nach alles auf den Müll schmeisse, bis das Richtige übrig bleibt. Jetzt ist zumindest mal die Aufgabe klar und so langsam komme ich auch auf den Trichter, daß echter Wille nötig ist, aber allein nicht reicht. Aber für diese Aufgabe strenge ich mich gerne an, weil ich weiß, daß es genau meine Aufgabe ist.
 
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Blau schrieb:
Hallo Kalihan,

siehst Du Dich selbst oder siehst Du nur das von Dir, was Du gerne sehen willst, und denkst an das, was mal war und wie Du zukünftig sein willst? Kannst Du zur Gänze erfassen, wer Du bist und was Du alles bist?

liebe Grüße
Das hier greife ich mir mal raus und lese die anderen Posts später, weil ich hier in diesen drei Zeilen für mich das Wesentliche bei der Betrachtung des Übens zusammengefaßt sehe. Ich habe es Dir ja auch als Übetip als PN geschrieben, kalihan.
Üben ist ja ein Teilaspekt des Lernens, der sich auf das Wiederholen von Tätigkeiten bezieht. Wenn ich mein ganzes Leben kennen würde, dann könnte ich ständig für die Zukunft im Geiste üben und wäre nie überrascht. Es würde wahrscheinlich alles irgendwie glatt gehen, weil ich ja wüßte, was auf mich zukommt. Insofern ist das Wissen über das eigene Gesamtsein- auch über die zeitliche Ausdehnung des Lebens betrachtet- durchaus hilfreich, um Erfolgserlebnisse nach Übevorgängen zu visualisieren. Wenn ich mich innerlich schwierige Situation der zukunft materialisiere, dann kann ich erkennen, woran ich scheitern werde und kann "üben". Natürlich nur im Geiste, aber der wird ja wohl dann später in der Realität mit dabei sein und hat darüber hinaus den größten Einfluß auf unser Sein.

Was die persönlichen Erfahrungen angeht, hab ich ja cello und Klavier spielen gelernt und Volleyballspielen habe ich geübt und Schwimmen. Ich war bei allem ganz gut. Dann habe ich 10 Jahre nix geübt bis auf gelegentlich geistige Dinge, und habe einen Beruf erlernt und ausge-übt, der erst mal nix mit Üben am Hut hat. Und ich muß sagen: ich bin zum Üben zurück gekehrt, weil ich das einfach brauche. Ich mache heute vor allem Tai Chi und ich übe, meine Gedanken und Emotionen und meinen Körper und meine Umgebung wahrzunehmen. das beschäftigt mich unaufhörlich, ich bin heute zum ständigen Über geworden. Das ist mir auch im Wesen immanent- ich mache auch beruflich Dinge, bei denen ich davon ausgehe, daß es immer noch besser geht und daß das Üben von Vollkommenheit ein ewiger Prozeß ist. Ich hatte auch Zeiten, in denen ich mich echt von der Brücke gestürzt hätte, wenn ich nicht jeden Tag das Üben auf dem Meditationskissen oder beim Taichi gehabt hätte. Und vor allem den Erfolg, den diese einfachen Praktiken bescheren.

Imschallah, RegNiDoen
 
Haris schrieb:
Ich selbst versuche wach zu sein, für das, wofür ich von innen heraus ein Wollen habe. Das ist bei mir nur noch die Verwirklichung der Liebe in mir. Diese Aufgabe zu finden, habe ich mein 3/4 Leben gebraucht! Früher hatte ich keine Ahnung, was das ist, wofür es sich lohnt, sich anzustrengen , da habe ich mich blindlinks für alles mögliche angestrengt, um "richtig gut" zu werden. Sport, Malerei, Musik. Aber eins nach dem anderen ist gescheitert, weil ich nie den richtigen Antrieb entwickeln konnte und es stellte sich heraus, daß ich nur Wunschträumen nachgejagt bin. So wie es viele tun, weil sie irgendwas Grossartiges sein wollen, Erfolg haben wollen, so wie die Superstars im Fernsehn sein wollen oder so. Aber im Nachhinein weiss ich , daß es genau so sein musste, damit ich nach und nach alles auf den Müll schmeisse, bis das Richtige übrig bleibt. Jetzt ist zumindest mal die Aufgabe klar und so langsam komme ich auch auf den Trichter, daß echter Wille nötig ist, aber allein nicht reicht. Aber für diese Aufgabe strenge ich mich gerne an, weil ich weiß, daß es genau meine Aufgabe ist.
Wenn ich mich noch ein bißchen anstrenge, dann kann ich das genau so schreiben wie Du, aus mir heraus. Es ist vielleicht die Frage von ein oder zwei Tagen... Danke! Du bist sehr weise.

Liebe Grüße, RegNiDoen
 
Haris schrieb:
Ich selbst versuche wach zu sein, für das, wofür ich von innen heraus ein Wollen habe.
So habe ich es auch betrieben, spätestens, als meine "spirituelle Arbeit" richtig ins Rollen kam. Es führte zu ausgedehnten Spaziergängen und lesen, lesen, lesen... und erst nach so zwei drei Jahren kehrte ich ernsthaft zur Musik zurück und zwar über die freie Improvisation... Ich hörte innerlich und scheiterte an mangelhafter Technik, das innerlich Gehörte nach außen zu übertragen... Dann erwachte von Neuem (denn das Bedürfnis es zu "können" kenne ich von Kindheit an) die Sehnsucht, mein Instrument zu "beherrschen", es frei verwenden zu können. Da ich aber eine faule Hündin bin, also von Disziplin wenig verstehe, hab ich diese Sehnsucht noch etwas reifen lassen... und mir auf meine alten Tage noch mal einen (richtig guten) Lehrer gesucht, der mich zum Glück angenommen hat. Dann ging es zu Übezeiten prima voran- und dann gibt's auch wieder Flaute zwischendurch... Aber plötzlich bekam ich auch interessante Aufträge und so... Was aber für mich widersprüchlich bleibt ist das Missverhältnis zwischen der notwendigen Disziplin und der mangelnden Disziplin in mir... Arnold hat mir das astrologisch schon mal auseinandergelegt, dass dies einem Astrologen direkt ins Auge fällt bei mir, diese Diskrepanz...
So suche ich weiter... wie das für mich zu lösen ist...

Auch interessant finde ich, was das Leben an sich so zu üben aufgibt... Ich übe zum Beispiel seit Jahren Diplomatie... zwischen Ehemann und Tochter in erster Linie, oder ich übe das Formulieren, da ich Texte korrigiere, die mein Mann beruflich zu schreiben hat- aber aufgrund einer Resistenz gegen deutsche Grammatik nicht alleine auf die Reihe bekommt. Mir scheint, dass dies alles auch nicht umsonst ist und irgendwann von Bedeutung sein wird...

Was mir sehr leicht fällt, seit unsrer Super-Thread-Gruppe, das ist die tägliche Meditation. Die ist mir Bedürfnis und kostet keinerlei Überwindung. Naja, da muss man sich ja auch nicht anstrengen...:)

lg Kalihan
 
"Übung macht den Sklaven." (Kynokrates, Undergroundphilosoph)

Auf gewissen rein technischen Ebenen macht Übung sicherlich Sinn. Da muss man gewisse Dinge einstudieren, damit die sitzen.

Um aber das eigentliche Potential zu entfalten, also das, was ohnehin in einem steckt, braucht man nichts weiter als ein gesundes, homogenes Klangfeld. Am richtigen Ort, mit den richtigen Leuten, da klappen solche Sachen wie von selbst, da sie ja ohnehin in einem sind.

Also gehts eher darum, den richtigen Ort und die richtigen Leute zu finden, als sich durch statische Übung selbst unnötig fertig zu machen. Das ist wie beim Tanzen. Wenn man holistische Rhythmen hört, bewegt sich der Körper wie von allein. Sofern sich die Ratio da einschleicht, die einem sagt, dass man jetzt den oder den Tanzschritt machen muss, den man in der "Tanzschule" "gelernt" hat, fängt der Körper an, sich unnatürlich zu bewegen. Doch nur natürliche Bewegungen, aus dem Zentrum heraus, führen zur Gesundung. Die Ratio hat auf der Bewegungsebene nichts zu suchen, da ist sie einfach fehl am Platz.

Die Ratio sollte man auschließlich dafür einsetzen, den richtigen Ort und die richtigen Leute, also Dinge, die de facto zu einem passen, zu finden. Da ist sie genau richtig am Platz.

;)
 
Afrodelic schrieb:
"Übung macht den Sklaven." (Kynokrates, Undergroundphilosoph)
Der Spruch gefällt mir, lohnt sich, den mal wirken zu lassen

Afrodelic schrieb:
Auf gewissen rein technischen Ebenen macht Übung sicherlich Sinn.
Eben, um die Vorraussetzung für die freie Nutzung der Bewegung zu schaffen...

Aber ich frage mich auch, ob die Bereitschaft der Sinne zu reagieren, nicht doch zum großen Teil von einer "gesunden" , unblockierten Grundverfassung abhängt. Wie beim QiGong zu lernen ist: Nicht die körperliche Muskelkraft ist wesentlich für das Wirkern starker Kräfte, sondern der Umgang mit den geistig konzentriert erlebten Energien... Aber um dieses Erleben zu kultivieren, brauchts auch wieder Übung. Bei RegNiDoen funktionniert das Üben als Selbstläufer...
 
Afrodelic schrieb:
Auf gewissen rein technischen Ebenen macht Übung sicherlich Sinn. Da muss man gewisse Dinge einstudieren, damit die sitzen.

Um aber das eigentliche Potential zu entfalten, also das, was ohnehin in einem steckt, braucht man nichts weiter als ein gesundes, homogenes Klangfeld. Am richtigen Ort, mit den richtigen Leuten, da klappen solche Sachen wie von selbst, da sie ja ohnehin in einem sind.

Also gehts eher darum, den richtigen Ort und die richtigen Leute zu finden, als sich durch statische Übung selbst unnötig fertig zu machen. Das ist wie beim Tanzen. Wenn man holistische Rhythmen hört, bewegt sich der Körper wie von allein. Sofern sich die Ratio da einschleicht, die einem sagt, dass man jetzt den oder den Tanzschritt machen muss, den man in der "Tanzschule" "gelernt" hat, fängt der Körper an, sich unnatürlich zu bewegen. Doch nur natürliche Bewegungen, aus dem Zentrum heraus, führen zur Gesundung. Die Ratio hat auf der Bewegungsebene nichts zu suchen, da ist sie einfach fehl am Platz.

Die Ratio sollte man auschließlich dafür einsetzen, den richtigen Ort und die richtigen Leute, also Dinge, die de facto zu einem passen, zu finden. Da ist sie genau richtig am Platz.
Der Haken an der Sache ist, das du immer am richtigen Platz bist, da du selbst permanent mit deinem Umfeld in Resonanz stehst, also auch der *falsche* Ort und die *falschen* Leute immer gerade *richtig* sind.
Du selbst bist es, der für sich *in sich selbst* erstmal das *homogen-gesunde Klangfeld* schaffen muß, um mit den entsprechenden Leuten in Resonanz zu gelangen, umgekehrt wird das nicht funktionieren.
Den richtigen Ort und Leute wirst du auch mit der Ration nicht finden können - höchstens die Zielrichtung bestimmen.

Die Möwe Jonathan hat seine *Gleichgesinnten* auch erst dann getroffen, als er ihre *Flughöhe* erreicht hatte. Das war ja seine *Übung*
 
satnaam schrieb:
Der Haken an der Sache ist, das du immer am richtigen Platz bist, da du selbst permanent mit deinem Umfeld in Resonanz stehst, also auch der *falsche* Ort und die *falschen* Leute immer gerade *richtig* sind.
Du selbst bist es, der für sich *in sich selbst* erstmal das *homogen-gesunde Klangfeld* schaffen muß, um mit den entsprechenden Leuten in Resonanz zu gelangen, umgekehrt wird das nicht funktionieren.
Den richtigen Ort und Leute wirst du auch mit der Ration nicht finden können - höchstens die Zielrichtung bestimmen.
Die Möwe Jonathan hat seine *Gleichgesinnten* auch erst dann getroffen, als er ihre *Flughöhe* erreicht hatte. Das war ja seine *Übung*

Dem schließe ich mich gerne an, erst wenn man sich selbst "verändert" kann sich auch die Umgebung verändern. Ansonsten wandert sie mit Dir egal wohin du gehst. Wenn sich die Funkfrequenz verändert wird sie von anderen Menschen wahrgenommen als zuvor. So verändern sich z.B. Freundeskreise.
Die Übung bestand dann für mich darin mit der neuen Umgebung klar-zu-kommen.
 
Mit der Freiheit ist das so eine Sache.. ich für meinen Teil verstehe darunter, die Anzahl der von mir bewußt wahrgenommenen Optionen oder Handlungsmöglichkeiten.

Die Betonung liegt auf Möglichkeiten. Das Wahrnehmen einer dieser Möglichkeiten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, schließt (mal mehr und mal weniger) andere Möglichkeiten, die ebenso zum Ziel führen können, schlichtweg aus; jedenfalls so lange, wie dieser einen Möglichkeit nachgegangen wird. Daraus folgen dann weniger Handlungsmöglichkeiten und somit weniger Freiheit.

Ein einfaches Beispiel: Wer nichts tut besitzt mehr Entscheidungs- oder Handlungsmöglichkeiten als jemand, der etwas tut; jedenfalls mindestens so lang bis entweder der, der etwas tut, nichts mehr tut oder der, der nichts tut, anfängtetwas zu tun. Tut tut :party02: Tut :D
 
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Blau schrieb:
Mit der Freiheit ist das so eine Sache.. ich für meinen Teil verstehe darunter, die Anzahl der von mir bewußt wahrgenommenen Optionen oder Handlungsmöglichkeiten.

Die Betonung liegt auf Möglichkeiten. Das Wahrnehmen einer dieser Möglichkeiten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, schließt (mal mehr und mal weniger) andere Möglichkeiten, die ebenso zum Ziel führen können, schlichtweg aus; jedenfalls so lange, wie dieser einen Möglichkeit nachgegangen wird. Daraus folgen dann weniger Handlungsmöglichkeiten und somit weniger Freiheit.
Da kann man ja die innere Führung etwas mitreden lassen- reinhorchen, was dran ist.
Oder wie Goethe sagt: In der Beschränkung, zeigt sich erst der Meister...
Sich entscheiden und in der Lage sein, was andres dafür sausen zu lassen...
lg Kalihan
 
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