Hallo Condemn,
so aufschlussreich, wie ich es von dir gewohnt bin. Genau das sind auch meine Erfahrungen, dass man über den Alk die Aufmerksamkeit ins Jetzt holen kann. Sich selbst näher kommen, sich selbst spüren, in die eigene Mitte gelangen macht glücklich ... und Rang & Name, Besitz, Reichtum, Sex, Alkohol etc. sind nur künstliche Hilfsmittel uns für einen Moment selbst zu spüren. Wie machst du das, um im Hier und Jetzt, in deiner Mitte zu bleiben?
lg
Topper
Hi Topper!
Ich glaube, dass man es nicht schaffen kann das zu erzwingen. Oft genug nahm ich mir vor einfach bewusst und im Jetzt und hier zu bleiben und stellte dann doch nach meistens recht kurzer Zeit fest, dass mich irgendein Gedanke doch wieder mitgezogen hatte. Und wenn man sich anschaut, wie dieser Prozess abläuft, also das mitgezogen werden von Gedanken, stellt man fest das es automatische Reaktionen sind, die immer auf die gleiche Art und Weise erfolgen, weil deren Basis der Glaube an eine absolute Wahrheit ist. Damit meine ich... Du nimmst etwas wahr, sagen wir das Dein Konto im Dispo ist. Diese Wahrnehmung ist für Dich mit sehr vielen vermeintlichen Wahrheiten verbunden. Du siehst es als absolut gerechtfertigt an, Dir deshalb Sorgen zu machen, Dich vielleicht selbst dafür zu verurteilen das Du über Deine Verhältnisse gelebt hast usw. Du hast dafür sehr nachvollziehbare Gründe die Du keinen Moment anzweifelst. Und doch solltest Du genau das tun. Denn wenn Du Dir mal anschaust, wie oft man gleichzeitig von Angst-Wahrheiten überzeugt ist, im Nachhinein aber sagen muss: "Okay... es hat mich irgendwie doch nicht umgebracht, nicht mal wirklich Probleme gebracht." stellt man irgendwann fest: Nicht das scheinbar objektiv existierende Problem (Konto überzogen) ist das Problem, sondern all die Gedanken die damit einhergehen. Die automatischen Reaktionen, die Du bisher als angemessen und gerechtfertigt angesehen hast. Nun stellst Du fest, dass Du Dir damit eigentlich unheimlich viel kaputt machst, den ganzen Tag mit Sorgen und Angst Gedanken und Verurteilungen zu verbringen. Das wird Dir umso klarer, wenn Du Gedanken nicht nur als parallel zur Realität laufend und sie beschreibend glaubst, sondern als darauf einflußnehmend ansiehst. Du kommst dann also zu dem Schluß, dass es wesentlich klüger und zweckmäßiger ist, selbst wenn Du etwas wahrnimmst das eigentlich eine negative Spirale auslösen würde, nicht auf diese gewohnte Weise zu reagieren. Du nimmst etwas wahr, was Du eigentlich negativ assoziierst, wo Du eigentlich der Meinung bist daraus könnte Leid erfolgen und es sei gerechtfertigt darüber nachzudenken, und jetzt erkennst Du dass es das Beste ist, wenn Du Dir eben keine Sorgen machst und diese automatische Reaktion nicht zuläßt. Das bedeutet nicht, dass man nicht vernünftig mit den Dingen umgehen kann. Aber man tut es eben dann wenn es dran ist, man zerfleddert gedanklich nicht mehr alles und martert sich damit selbst.
Im Grunde basiert das tatsächlich auf einer ganz neuen Logik, einer neuen Art zu denken, neuen Erkenntnissen. Normalerweise sieht man den Verstand als eine Art parallelen Simulator zur Realität an, der keinen direkten Einfluss nimmt. Du kannst damit die Realität beschreiben, kannst Dich zeitlich in Zukunft oder Vergangenheit versetzen, kannst verschiedene Möglichkeiten durchspielen, versuchen abzuschätzen wie etwas kommen wird usw. Das alles mit dem Wunsch ein Höchstmaß an Kontrolle zu haben. Diese Art zu denken macht genau dann Sinn, wenn die Realität objektiv und unabhängig von Deinem Bewusstsein existiert, Du mit etwas umgehen musst das nicht-Du bist.
Aber wenn alles was Du wahrnimmst vollkommen mit Deinem Bewusstsein verknüpft ist, sogar Dein Bewusstsein IST, die Realität bis in kleinste Details Dein Denken, Deine Überzeugungen darstellt (bei vielen natürlich eingeschlossen der Überzeugung dass das nicht so ist
....), dann führt diese Art zu denken wie ich sie oben beschrieb ins totale Chaos. Man macht Wirkungen zu vermeintlichen Ursachen. Man benutzt seine eigene Macht dazu um sich vorzumachen, man sei fremden Mächten unterworfen, wie auch immer diese aussehen mögen.... Andere Menschen, Schicksal, Zufall, Gott, Wetter, ... Und wenn man das erkennt, dann fängt man an anders zu denken.
Bei mir war das übrigens mal mit einem Satz verbunden den ich las. Ich glaube, es war in "Ein Kurs in Wundern"... Sinngemäß ging es darum sich mal für einen Moment die eigenen Gedanken anzuschauen und mal zu bemerken wie man sich die ganze Zeit selbst Angst einjagt. Bisher war man ja eigentlich der Meinung: Nicht der Gedanke ist das Problem, sondern das überzogene Konto... Der Gedanke ist Teil der Lösung, bzw. der Kampf darum. Das Konto ist ein objektives Problem, das besteht, egal wie ich darüber denke oder nicht denke. Und wenn man dann erkennt, dass das eben nicht so ist, dass genau das was man die ganze Zeit denkt prägend für alles ist was man erfährt, dann erkennt man wie widersinnig es ist, auf diese Art zu denken. Man hat dann auf einmal das Gefühl sich nicht nur selbst Angst einzujagen, sondern sich tatsächlich selbst zu schaden. Man empfindet es als verrückt. Und es ist ja tatsächlich auch nur dann nicht verrückt, wäre die Realität unabhängig und objektiv und ich ein getrennter und unabhängig denkender Teil davon. Da das nun mal nicht so ist, was man erkennen kann, was irgendwann sogar offensichtlich wird, verändert man sein Denken. Problemlösungs-Strategien sind dann schon ganz anders. Es macht ja dann absolut keinen Sinn sich ein Problem vorzustellen das auf einen zukommen könnte um sich schon mal zu überlegen wie man damit umgehen soll... Das würde ja eher dazu führen, dass man genau diese Erfahrung erzeugt. Gleichzeitig macht es doppelten Sinn mit dem umzugehen was genau jetzt vor einem liegt. Und dem was man genau jetzt wahrnimmt wiederum positive Aufmerksamkeit zu schenken, nicht Ablehnende. Nicht, weil man unbedingt alles schätzt, sondern weil dass das Einzige ist das zweckmäßig ist. Das Negative Denken, das Kämpfen, das Machtlos fühlen... All das nimmt ja direkten Einfluss. Das sind wie konkrete, kleine Befehle an die Realität wie sie Dir erscheinen soll. In jedem einzelnen Moment erteilt man diese kleinen Befehle durch das was man als wahr denkt.
Mach mal einen Versuch... Schau Dir für eine gewisse Zeitspanne an wie Du denkst, vielleicht auf ein bestimmtes Thema bezogen... Achte darauf, wie Du ständig Schlüsse ziehst die Du für wahr hältst. Und dann stell Dir vor, dass Du mit jedem dieser Gedanken ein "So sei es!" formulierst. Zum Beispiel wenn Du Gedanken hast die ich "Opfer-Gedanken" nenne, Gedanken der Machtlosigkeit... "Ich kann nicht." ...."Ich verstehe nicht." ...."Nie habe ich Glück"....."Ich werde es nie schaffen." ......."Es funktioniert sowieso nicht." .....usw. Man denkt diese Gedanken als Reaktion auf das was man wahrnimmt. Man schließt aus der Wahrnehmung, einer Erfahrung: Ich kann das nicht.... man sagt sich: Ich nehme es wahr, dann muss es wahr sein. Man setzt es fort. Der perfekte Weg um an dem kleben zu bleiben was man gerade nicht will, weil man etwas als Wahrheit denkt und damit in Wirklichkeit eine Art "Befehl" (So sei es!) gibt.
Wie auch immer... Bin etwas abgeschweift
Auf jeden Fall ist es deutlich leichter im Jetzt zu bleiben, wenn man davon überzeugt ist, dass die Realität eben tatsächlich geistigen Ursprungs ist, durch die eigene Wahrnehmung geschaffen wie ein Traum. Daraus ergeben sich dann einfach ganz andere Richtlinien was zweckmäßig ist und der Verstand richtet sich immer danach, was er als richtig und gut empfindet. Wenn er Fehler macht, dann deshalb weil er von falschen Wahrheiten ausgeht und das noch nicht durchschaut hat. Ich glaube, dass das überhaupt das Wichtigste ist: Zu erkennen was man für wahr hält. Dazu muss man wiederum möglichst bewusst sein. Beides geht Hand in Hand... denn je mehr man erkennt, desto leichter fällt es einem wiederum bewusst und im Jetzt zu sein.
VG,
C.