Hallo aristainc,
eine interessante Frage
Zieht man bei dieser Frage die Bibel heran, so ist Lukas 1, 15ff sehr aufschlussreich. Es geht an dieser Stelle um den Propheten Elija, der sich durch eine besondere Nähe zu Gott ausgezeichnet hat. Hier steht nun:
Lukas 1 schrieb:
Denn er wird groß sein vor dem HERRN; Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken und wird noch im Mutterleibe erfüllt werden mit dem heiligen Geist.
Ich meine, dass der Autor dieser Passage sich dessen völlig bewusst war, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Gottesbewusstsein und Abstinenz. Ich würde meinen, dass Johannes diese Nähe zu Gott sehr wertvoll war und der Konsum von Alkohol dieses Verhältnis beeinträchtigt hätte.
Ich selber habe auch meine Erfahrungen mit Alkohol gemacht, wie das halt so in unserer Kultur üblich ist. Teilweise waren das sehr interessante Erfahrungen, mich selbst zu erleben ... und ich hab damals sogar zu einer Freundin gesagt, die dem Ganzen sehr sehr kritisch gegenüberstand (weil sie einen Alkoholiker in der Verwandtschaft hatte): "Alkohol ist Meditation!"
Ich glaube, er hat seine Berechtigung ... und sofern ich Rudolf Steiner verstehe liefert(e) Alkohol einen wichtigen Beitrag zur Ausprägung der Individualisierung. Alkohol stumpft die Sinne und Wahrnehmung ab. Er macht uns vergessen und wir nehmen die höhere geistige Welt nicht mehr wahr. Die Sensibilität & Verbundenheit allen Lebens wird überdeckt von Trennung und Individualität. Und aus dieser Individualität heraus ergeben sich für die Menschheit völlig neue Qualitäten. Vielleicht ist es so, dass durch dieses "Vergessen" der verstärkte Wunsch aufkommt sich wieder "zu erinnern".
Ja, jetzt hab ich meine Erfahrungen ein bißchen vermischt mit dem was Steiner sagt. Für ihn war also Alkohol eine evolutionäre und notwendige Erscheinung, ein Hilfsmittel. Zugleich wies er aber auch darauf hin, dass Alkohol u.a. auf den feinstofflichen Ätherkörper des Menschen einwirkt und dadurch das Erinnerungsvermögen (z.B. an frühere Leben) beeinträchtigt ... indem man sich eben überhaupt nicht mehr daran erinnern kann. Er wird also zu einem Hilfsmittel der Realitätsverleugnung.
Meine Erfahrungen mit Alkohol waren vor allem jene, dass dadurch Teile meiner Persönlichkeit (Ego) unterdrückt wurden. Das Faszinierendste war für mich, dass dabei Ängste abgelegt werden und ich mich so in einer größeren Freiheit erfahren konnte. Mein Wesen, dass ansonsten eher nach innen gekehrt ist, wendete sich mit überraschender Selbstsicherheit und Stärke nach außen ... ich war um nichts verlegen und war von einem Ideenreichtum und einer Inspiration umgeben, die mich selbst überraschte ... ja hier scheinen unsere Erfahrungen ähnlich zu sein. Ich glaube, dass Alkohol es ermöglicht die vielen vielen Umweltreize, die auf uns einwirken ... und die uns oft beeinflussen auszuschalten ... die eigene Sensibilität wird abgestumpft ... Ängste beeinträchtigen uns nicht so stärk und deswegen können Persönlichkeitsanteile, die ansonsten weniger Beachtung finden stärker zum Ausdruck kommen. So habe ich mich oft von einer Seite erlebt, die ich sehr geschätzt habe. Ja und deswegen meine ich auch, dass du dich genauso von einer Seite erleben kannst, die ansonsten nicht so stark zum Ausdruck kommt.
Letztlich wäre es aber das Ziel einen gewünschten Zustand OHNE Alkohol zu erreichen. Alkohol ist nur ein künstliches Hilfsmittel und wenn er einem etwas gezeigt hat, dann kann es immer nur darum gehen dieses Ziel aus eigener Anstrengung zu erreichen. Und ich meine, dass das möglich ist. Die Lernmöglichkeiten aus Alkohol sind sehr begrenzt und irgendwann kommt die Stufe, wo man einfach weitergehen möchte ... und das Alte zurücklässt. Es hat seine Funktion erfüllt und man bedarf dessen nicht mehr.
Bei mir hat sich dann ein neuer Weg ergeben ... das Leben schickt mich laufend in Situationen und Jobs, wo ich nach außen gehen muss, wo ich im Lichte anderer Menschen auftreten muss usw. und ich denke, dass das ein stabiles Wachsen ist ... ein Wachsen aus Erfahrung ... aus Selbsterfahrung. Da bedarf es keines Alkohols mehr. Wenn dir etwas an der Nähe zu Gott liegt, wirst du auch Erfahrungen sammeln, wo du dir dieser Nähe bewusster werden wirst.
Das ist halt das was ich dazu sagen kann. Aufgehört Alkohol zu trinken habe ich dann zu einer Zeit, wo ich so manches Chakra gespürt habe ... wo die Energien so wohltuend geflossen sind ... und wo ich gemerkt habe, dass schon ein einziges Bierchen zu einer völligen Abstumpfung geführt hat. Ich konnte mich selber nicht mehr spüren und das hat sich extrem grausam angefühlt. Da war eine Gewalt die gegen mich gearbeitet hat und seitdem verspüre ich nicht das geringste Verlangen nach dem Zeugs. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass das so einfach geht.
lg
Topper